Montag, 30. Oktober 2023

Lorne, Mac P.: Das Herz des Löwen

Hätte Richard Sizilien damals eingenommen und dem Kaiser Heinrich geschenkt, welcher Anspruch darauf erhob, dann wäre ihm viel Leid und jahrelanger Kerker erspart geblieben. Meinte vor kurzem der Autor des zweiten Bandes der Robin Hood - Reihe.

Hinzufügen würde ich, dass dann vielleicht die Legenden um den König Löwenherz nicht so umfangreich entstanden wären.

In diesem Band begleiten wir Robert von Loxley mit Richard Löwenherz auf den Kreuzzug und die Gefährten aus dem Sherwood Forrest gehen als Bogenschützen mit ins Heilige Land. Lernten wir in Band 1, Die Pranken des Löwen Robins Großvater als Beschützer von Kaiserin Matilde kennen, setzt sich die Geschichte nun fort. Kenner und Liebhaber von Geschichten über die Kreuzzüge werden vieles wieder erkennen. Die Episode, in der Richard Löwenherz den Tankred von Lecce auf Sizilien bezwingt, erscheint eher nebensächlich, allerdings hat Mac P. Lorne hier einen schönen Trick angewendet, der den oft jähzornigen und ungestümen Sohn der Eleonore von Aquitanien sympathisch macht. Den der sitzt abends mit den einfachen Soldaten und Bogenschützen am Feuer und erzählt diesen anschaulich die Geschichte der bisherigen Kreuzzüge.

Sonntag, 29. Oktober 2023

WINTERHERZ - Angelesen von Ralf Günther

Gestern Abend in Pirna. Der Wahlpirnaer Ralf Günther liest seinen neuen Roman an könnte man sagen, erst vor kurzem kam WINTERHERZ in den Buchhandel. In der Stadtbibliothek Pirna fanden sich eine ganze Menge von interessierten Leserinnen und Lesern ein. 

Schon die Einleitung führte über die historischen Bücher des aus dem Rheinland zugezogenen Wahlsachsen folgerichtig zu WINTERHERZ, erwähnt wurden Goethe (Goethe in Karslbad), eine vielreisende Gräfin Ida von Hahn-Hahn, Carl Gustav Carus (Der Leibarzt), Robert Koch (Arzt der Hoffnung) und einige mehr. WINTERHERZ steht, finde ich, durchaus auch in der „Tradition“ der Weihnachtsbücher, also dem Weihnachtsmarktwunder und den Dresdner Pappen. Moderiert wurde das Gespräch mit dem Autor gekonnt durch Karin Großmann, sie war einst Chefreporterin bei der Sächsischen Zeitung.

Dienstag, 24. Oktober 2023

Vinogradova, Laura: Wie ich lernte, den Fluss zu lieben

Es sind nicht viele Menschen, die wir in diesem Buch kennenlernen. Da ist Rute. Sie hat ihre Schwester vor zehn Jahren verloren. Keiner weiss, wo sie abgeblieben ist. Der Leser erfährt es, Rute erfährt es nicht. Dinas und Rutes Mutter sitzt im Gefängnis. Und ihr Mann Stefans stammt aus reichem Elternhaus. Im Gegensatz zu Rute und Dina.

Rute kennt ihren Vater nicht. Als dieser stirbt, fährt sie an diesen Fluss, da, wo das Haus steht. Einfach. Das Wasser holt sie vom Fluss. Nicht weit entfernt lebt Matilde mit Lūkaas. Matilde ist schwanger, bevor Niklāvs auf die Welt kommt, drückt sie Rute den kleinen Lūkaas in die Hand. Die beiden Jungs haben keinen Vater, dafür aber den bärenstarken Kristofs, den Bruder von Matilde. Der aber fährt zur See. Jetzt muss Rute lernen, wie man einem Knirps den Popo abwischt. Rute ist sechunddreißig und hat keine Kinder.

So ist Rute nicht so allein. Kristofs kannte den alten Jūle. Der hatte dem kleine Kristofs einst viel beigebracht. Im Haus gibt es Bücher...

Montag, 23. Oktober 2023

Heinisch, Andrea: Henriette lächelt

Mit ihren 190 Kilo bleibt Henriette am liebsten zu Hause, während das Leben vor ihrem Fenster stattfindet. Ihre Mutter, die in der Wohnung über ihr lebt, möchte das Leben ihrer fünfzigjährigen Tochter kontrollieren, sie lässt sie nicht in Ruhe, kommentiert jede Essensbestellung, jede Kleiderwahl, die Henriette trifft. Aber zum Glück ist da Martin: Ihr Arbeitskollege, den sie nur vom Zoom-Bildschirm kennt und der so schöne Augen hat. Sie verliebt sich in ihn, auch wenn sie sich das selbst nicht zugesteht. Als sie eines Tages ihre junge Nachbarin kennenlernt, beginnt Henriette sich und ihre Welt zu öffnen. Gelingt es ihr, sich von ihrer Mutter zu lösen und einen Schritt in die Zukunft zu wagen? (Verlagsbeschreibung)


DNB / Picus Verlag/ 2023 / ISBN 978-3-7117-2142-6 / 208 Seiten







Dieser Roman sprang mich mit seinem freundlichen Cover bei NetGalley geradezu an. Der Klapptentext klang dann auch interessant, und schon griff ich zu. Herzlichen Dank für die Möglichkeit, dieses Buch lesen zu dürfen! Meine Kurzfassung zum Titel lautete schließlich: Henriettes stream of consciousness - Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, und über all dem ihr enormes Gewicht. Aber es bewegt sich was... Wie mir der Roman letztlich gefiel, könnt Ihr hier nachlesen:


Sonntag, 22. Oktober 2023

Merkentrup, Inge: Eines Tages werde ich berühmt sein

Emma Ritter hat ein stattliches Lebensalter erreicht. Geboren wurde sie 1878 in Vechta im Großherzogtum Oldenburg und sie wurde 95 Jahre alt. Aber gehört hatte ich von ihr nie. Allerdings las ich von einer Gruppe Künstler, die die beteiligten Maler DIE BRÜCKE nannten. Schon einmal erzählte ich hier von einer jungen Frau, die einst in Moritzburg auf eine Gruppe von Malern und Modellen traf, die Novelle DIE BADENDE VON MORITZBURG schrieb Ralf Günther im Jahr 2017.

Diese Emma Ritter traf in ihrer jungen Schaffensphase mit den Brücke-Künstlern zusammen. Doch wie traf ich auf Emma? Am 06. Oktober 2023 fand in Ingolstadt eine 7er-Lesung statt. Anlass war die Verleihung der HOMER – Literaturpreise 2023. Im Stadtmuseum Ingolstadt las Inge Merkentrup aus dem biografischen Kunstroman EINES TAGES WERDE ICH BERÜHMT SEIN. Ihr Thema: Emma Ritter expressionistische Malerin.

Samstag, 21. Oktober 2023

Brotz, Philipp: Die Ungleichzeitigen

Hagen, Anfang dreißig und ewiger Student, ist in Berlin gescheitert und mit den Eltern verkracht. Als diese tödlich verunglücken, kehrt er in sein Schwarzwälder Heimatdorf zurück, um an sein früheres Leben anzuknüpfen. Doch bestürzt stellt er fest, dass nichts beim Alten ist: Im Dorf hat man ihn vergessen, der Wald seiner Kindheit soll Flüchtlingsunterkünften weichen. Hagen beginnt einen aussichtslosen Kampf um das Verlorene und gegen das Fremde, bis er in der Jesidin Adana auf eine Frau trifft, die genau wie er entwurzelt zu sein scheint. (Verlagsbeschreibung)
 

DNB / 8 grad verlag/ 2023 / ISBN 978-3-910228-12-2 / 320 Seiten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Diesen Roman habe ich im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen - mit Autorenbeteiligung. Das kann prima sein, manchmal aber auch schwierig, gerade wenn man einige kritische Anmerkungen hat. Hier hielt sich der Autor aber angenehm zurück, auch wenn deutlich wurde, dass ich mit dem Roman so meine Schwierigkeiten hatte. Das finde ich selbst immer schade, aber ich kann ja eben nur von meinem individuellen Leseerlebnis berichten. Was für mich dabei problematisch war, könnt Ihr gerne hier nachlesen:
  

Freitag, 20. Oktober 2023

Schubert, Helga: Der heutige Tag

Über fünfzig Jahre lang teilen sie ihr Leben. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon palliativ umsorgt, wird sein Radius immer eingeschränkter, der Besuch weniger, die Abhängigkeiten größer. Entlang der Stunden eines Tages erzählt Helga Schubert davon, wie man in solchen Umständen selbst den Verstand und der andere die Würde behält, wie es ist, mit einem todkranken Menschen durch dessen Zwischenwelten zu wandeln. Und davon, wie Liebe zu Erbarmen wird. Die Texte mäandern in der gemeinsamen und der eigenen Vergangenheit, sind von zartem Humor und frei von Pathos. Eine rührende Liebeserklärung an den Mann an ihrer Seite und all die Dinge, die das Leben inmitten der Widrigkeiten des Alters lebenswert machen. (Verlagsbeschreibung)
 
 
DNB / dtv/ 2023 / ISBN 978-3423283199 / 272 Seiten
 
 
 
 
 
 
Eine Leserunde bei Whatchareadin bescherte mir diesen neuen Roman von Helga Schubert, deren Titel "Vom Aufstehen" auch hier im Blog zu finden ist. Diesmal möchte ich Helga Schubert selbst zu Wort kommen lassen - als Zitat: "Liebe Leserinnen, liebe Leser, so viele von Ihnen haben mein Buch ›Vom Aufstehen‹ gekauft, es gelesen und weiterempfohlen. Das habe ich nicht zu hoffen gewagt. Nun lege ich Ihnen hier mein neues Buch ans Herz, ›Der heutige Tag‹. Es erzählt eine lebenslange Liebesgeschichte bis ins hohe Alter und berührt auch die letzten Dinge. Keine Angst: Es geht zwar um Pflege und nahen Abschied, aber meine Hoffnung ist, dass Ihnen, wenn Sie sich auf das Buch einlassen, leicht ums Herz wird, so wie mir beim Schreiben. Vielleicht sehen Sie nach der Lektüre sogar etwas zärtlicher, liebevoller und zuversichtlicher auf Ihr Leben und womöglich auch auf dessen Hürden und Einschränkungen." Bessere Worte zum Roman hätte ich kaum finden können. Wie er mir letztlich gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen:
 
 

Mittwoch, 18. Oktober 2023

Schenk, Sylvie: Maman

Eine Annäherung an die eigene Mutter und eine schmerzhafte Abrechnung: 1916 wird Sylvie Schenks Mutter geboren, die Großmutter stirbt bei der Geburt. Angeblich war diese eine Seidenarbeiterin, wie schon die Urgroßmutter. Aber stimmt das? Und welche Geschichte wird den Nachkommenden mit auf den Weg gegeben? Als Kind leidet Sylvie Schenk unter dieser Unklarheit, als Schriftstellerin ist sie deshalb noch immer von großer Unruhe geprägt. Mit poetischer Präzision spürt sie den Fragen nach, die die eigene Familiengeschichte offenlässt. „Maman“ ist waghalsiges Unterfangen und explosive Literatur zugleich. (Verlagsbeschreibung)
 
 
DNB / Hanser Literaturverlage/ 2023 / ISBN 978-3446276239 / 176 Seiten
 
 
 
 
 
 
 
 
Einer der Vorteile bei NetGalley ist es, dass dort die Möglichkeit besteht, sämtliche Titel des Deutschen Buchpreises sowie des Österreichischen Buchpreises von der Longlist an anzufragen. Man muss es dann nur noch schaffen, die gewährten Titel auch zu lesen. "Maman" ist solch ein Roman. Die Autorin webt hier ein schemenhaftes Bild einer zu Lebzeiten oft unzugänglichen Frau - ihrer eigenen Mutter... Der Roman hat den Deutschen Buchpreis nicht gewonnen - dafür hat er mir aber gefallen. Weshalb? Lest selbst:
 

Montag, 16. Oktober 2023

Yuzuki, Asako: Butter (Hörbuch)

Rika, eine junge Journalistin in Tokio, recherchiert über die Serienmörderin Manako Kajii, die Männer mit ihren Kochkünsten verführt und anschließend umgebracht haben soll. Manako behauptet, sie verabscheut nichts mehr als "Margarine und Feministinnen" und hat eine ausgeprägte Leidenschaft für hemmungslosen Genuss und insbesondere Butter. Jetzt, wo sie im Gefängnis sitzt, empfängt sie Rika, unter der Bedingung, nur über ihre Kochkünste zu reden. Für Rika werden die Begegnungen mit Manako zu einer Meisterklasse der Lebenskunst. Ein Roman, der Genuss, Essen und Trinken feiert, vor allem aber die unmöglichen Erwartungen thematisiert, die an Frauen in patriarchalen Gesellschaften heute gestellt werden. (Verlagsbeschreibung)

DNB / aufbau audio / 2022 / ISBN: 978-3-96105-681-1 / 815 Minuten




Dieses Hörbuch bekam ich als Rezensionsexemplar über NetGalley, wofür ich mich herzlich bedanken möchte. Ich habe meine Zeit gebraucht, um diese Erzählung zu hören - nicht weil es langweilig war, sondern weil das Erzähltempo ein langsames ist und das Hören für mich dadurch auch langsam geriet. Immer wieder musste ich Pausen einlegen, stieg dann aber gerne wieder ein. Und nun ist es beendet, und ich lasse die Figuren nur ungern ziehen, irgendwie. In jedem Fall ein besonderer, außergewöhnlicher Roman. Mehr dazu könnt Ihr hier lesen:

Sonntag, 15. Oktober 2023

Goldammer, Frank: In Zeiten des Verbrechens

Schon mit dem Lesen des ersten Bandes der Geschichte um den Dresdner Kriminalkommissar Max Heller stellte sich immer wieder die Frage, wie der Mann denn durch die 12 Jahre des nationalsozialistischen sogenannten Dritten Reiches gekommen war. Mit der Zeit und mit den Einblicken in die Geschichte des Geron Rath, Hauptfigur von Volker Kutscher in bisher neun Bänden (Babylon Berlin) verstärkte sich diese Frage noch mehr:

Konnte man als Polizist, dessen Behörde der Kriminalpolizei immer mehr an den Sicherheitsdienst (SD) und die Geheime Staatspolizei (Gestapo) gekoppelt wurde oder gar darin einging, weitestgehend unschuldig ermitteln? Nun ist der Max Heller ein ganz anderer Charakter als dieser ungefähr gleichaltrige Gereon Rath.

In ZEIT DES VERBRECHENS werden wir die Antwort immer noch nicht finden, aber nun erfahren wir, wie der junge Max Heller überhaupt zur Polizei kommt. 

Samstag, 14. Oktober 2023

Crönert, Claudius: Spieler - Gegenspieler


Letztes Wochenende lernte ich in Ingolstadt im Rahmen der Verleihung der HOMER - Literaturpreise Claudius Crönert kennen, der mit seinem Roman DAS EWIGE LICHT VON NOTRE DAME nominiert war. Die Webseite des Buchautoren und Journalisten, weist zwölf Bücher und einige Publikationen auf. Im Laufe unseres mittäglichen Gesprächs erwähnte der 1961 in Hamburg geborene Schriftsteller ein Hörbuch mit dem Titel SPIELER - GEGENSPIELER, ein Hörbuch zur deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte aus dem Jahre 2019.

Dieses Hörbuch läuft nun schon einige Tage und ich muss sagen, so habe ich deutsche Geschichte noch nicht gehört. Das Konzept besteht in 24 Porträts von jeweils 30 Minuten als "Staatspanorama". 

Freitag, 13. Oktober 2023

Tennant, Emma: Die Autobiografie der Queen

Auch Königinnen brauchen mal eine Auszeit, und so packt die Queen eines Tages einfach ihren Koffer und fliegt heimlich auf eine tropische Insel. Dort prallen auf amüsante Weise die harsche Realität des Ferienparadieses und die königlichen Gewohnheiten aufeinander. Doch die Monarchin entpuppt sich als sehr vernünftige, praktische Frau, die mit dem Leben auch unter widrigen Umständen bestens zurechtkommt. (Verlagsbeschreibung)
 
 
DNB / dtv (Antiquariat) / 2010 / ISBN 978-3423253062 / 240 Seiten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

In diesem Jahr komme ich aufgrund einer Challenge buchmäßig viel in der Welt herum. Es ist schon schwierig, für manche Länder ein passendes Buch zu finden. St. Lucia z.B., die Insel in der Karibik, bietet da nicht so viel Auswahl. Dieser Roman jedoch spielt dort, und ich habe mich gefreut, als ich darauf stieß. Vom Klappentext her erinnerte mich die Geschichte ein wenig an "Die souveräne Leserin" von Alan Bennett, und dementspechend gespannt war ich auf die Lektüre. Leider erfüllten sich meine Hoffnungen nicht. Es liegt nicht am Alter des Buches, dass es mir nicht sonderlich gefiel - unspektakulär trifft es vielmehr, dazu phasenweise langatmig. Mehr dazu könnt Ihr hier lesen:


Dienstag, 10. Oktober 2023

HomerBlogPost Nr. 7 - WER erhält den GOLDENEN HOMER?

Die Blogtour geht ihrem Ende entgegen. Zwei schöne Tage in Ingolstadt mit interessanten, auch lustigen Gesprächen mit vielen neuen Info`s, zwei neuen Büchern im Gepäck sind nun vergangen. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind gekürt, dazu später etwas mehr.

Rückblick: Während der Buchmesse in Leipzig wurde die Shortlist des HOMER - Literaturpreis für historische Romane bekanntgegeben. Neun Romane waren von einer Jury aus 65 Romanen ausgewählt wurden. Einige Wochen später wurde eine Gruppe von Bloggerinnen und mir aktiv und stellte diese neun Romane selbst und deren Autoren und Autorinnen in einem Interview vor. Im September folgte dann noch eine Ulf-Schiewe-Gedenkwoche.

Erst am 7. Oktober wurde es ernst, denn der Verein kürte die Preisträger. Nur der Vorstand kannte alle Preisträger und vier aus der Blogger-Gruppe ihren jeweiligen Preisträger, den sie zu ehren gebeten worden waren. Dazu versammelten wir uns in Ingolstadt.

Montag, 9. Oktober 2023

Öziri, Necati: Vatermal (Hörbuch)

Arda weiß nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Er liegt mit Organversagen im Krankenhaus seiner Heimatstadt im Ruhrgebiet;  an seinem Bett sitzen abwechselnd seine Mutter Ümran und seine Schwester Aylin. Seit zehn Jahren haben die beiden kein Wort miteinander gesprochen. Zum Abschied wendet er sich an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Arda erzählt dem Unbekannten von Geburtstagen im Ausländeramt und vom letzten Sommer auf dem Bahnhofsplatz, bevor alle seine Freunde verschwinden: Bojan wird abgeschoben. Danny wird zu früh Vater. Savaș geht zurück in die Türkei, nachdem er seine Mutter verliert. Aber Arda erzählt auch von Schwester und Mutter: von Aylin, die von zuhause wegrennt. Und von Ümran, die sich ihr Leben ganz sicher anders vorgestellt hat. Necati Öziri schreibt eine Familiengeschichte über einen Sohn, eine Mutter und eine Schwester, deren Leben und Körper gezeichnet sind von sozialen und politischen Umständen. Ein Roman von radikaler Wahrheit, Wut, Kraft, Liebe und Sehnsucht – und das dringlichste Debüt des Jahres. (Verlagsbeschreibung)


DNB / Hörbuch Hamburg / 2023 / ISBN: 978-3-8449-3623-0 / 384 Minuten

 

 

 

Erst nach einigem Zögern habe ich zu diesem Hörbuch gegriffen. Von den Titeln auf der diesjährigen Longlist des Deutschen Buchpreises sprach mich "Vatermal" nicht wirklich an. Ich wollte eigentlich keine weitere Geschichte lesen oder hören, in der sich ein Sohn oder eine Tochter mit einem seiner Elternteile auseinandersetzt. Nun ist "Vatermal" auf der Shortlist gelandet, befindet sich also unter den sechs Titeln, die noch die Chance haben, den diesjährigen Buchpreis zu gewinnen (Preisverleihung: 16.10.). Daher habe ich mich für die Hörbuchvariante entschieden, weil mein Lesestapel für diesen Monat bereits so hoch ist, dass ich das Buch wohl nicht mehr hätte dazwischen schieben können. Ob sich das Hörbuch jetzt gelohnt hat? Lest selbst:


Sonntag, 8. Oktober 2023

Gudarzi, Amir: Das Ende ist nah

Während der Proteste im Iran 2009 ist der ehemalige Student A. gezwungen, sein Land zu verlassen. Die Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend voller Gewalt nimmt er mit. Aus einem Künstler wird ein Flüchtling in Österreich, der offen und heimlich verachtet wird und in Lagern und Heimen nicht nur Einsamkeit und Verzweiflung, sondern auch Hunger und Demütigung ertragen muss. In Wien trifft er auf Sarah, die sich Hals über Kopf in ihn verliebt. A., der sich nicht öffnen kann, ist für sie Studienobjekt und Halt zugleich, obwohl er selber Halt sucht. 

Eindringlich und mit großer literarischer Kraft erzählt Amir Gudarzi vom Durchhaltewillen eines Menschen auf der Flucht. (Verlagsbeschreibung)

 

DNB / dtv / 2023 / ISBN 978-3-423-29034-0 / 416 Seiten




Noch ein Roman, den ich im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin gelesen habe - und auch diesmal bedanke ich mich beim Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars! Mich reizt es immer wieder, den Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen, und auch wenn ich schon einige Romane gelesen habe, die sich mit der Flüchtlingsproblematik befassen, ist doch jedes der Schicksale ein anderes, jeder Fluchtgrund ein besonderer, auch wenn sich Themen wie Krieg, Verfolgung, Hunger wiederholen mögen. Hinter jedem Flüchtling steckt ein menschliches Schicksal, was wir nie vergessen sollten... Wie mir der Roman als solcher gefallen hat, könnt Ihr gerne hier nachlesen:


Samstag, 7. Oktober 2023

Everett, Percival: Die Bäume

USA, Anfang des 21. Jahrhunderts: Im Städtchen Money in den Südstaaten werden mehrere Männer ermordet: meist dick, doof und weiß. Neben jeder Leiche taucht ein Körper auf, der die Züge von Emmett Till trägt, eines 1955 gelynchten schwarzen Jungen. Zwei afroamerikanische Detektive ermitteln, doch der Sheriff sowie eine Gruppe hartnäckiger Rednecks setzen ihnen erbitterten Widerstand entgegen. Als sich die Morde auf ganz Amerika ausweiten, suchen die Detektive des Rätsels Lösung in den Archiven von Mama Z, die seit Jahrzehnten Buch führt über die Opfer der Lynchjustiz in Money. Eine atemberaubende Mischung aus Parodie und Hardboiled-Thriller, wie es sie bislang in der amerikanischen Literatur nicht gegeben hat. (Verlagsbeschreibung)
 
 
DNB / Hanser Literaturverlage / 2023 / ISBN 978-3446276253 / 368 Seiten
 
 
 
 
 
 
 
 
Auch diesen Roman las ich im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin. Dem Verlag danke ich daher ganz herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Ohne hier schon zu viel verraten zu wollen: dieser Roman hat mich verblüfft. Bekommen habe ich einen interessanten und unterhaltsamen Genremix rund um das Thema Rassenhass in den USA - mit aktuellen Bezügen. Nur das Ende empfand ich als etwas schwächelnd. Was ich damit meine? Lest selbst:

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Knöppler, Florian: Südfall

Auf dem Weg zurück nach England fliegen die Bomberverbände über das Wattenmeer. Ihre Bombenlast haben sie über Hamburg oder anderen Städten abgeworfen. Gefährlich ist auch der Rückweg. Irgendwo , vielleicht zwischen Pellworm und Nordstrand liegt die Hallig Südfall. Vielleicht ist Dave dort abgestürzt. In welche Richtung soll er sich bewegen? Die Flut steigt, doch er trifft auf Anna, die ihm hilft.

Es ist Krieg, aber dort im Wattenmeer ist es ruhig. Aber es ist nicht ungefährlich, auch dort droht, vielleicht Verrat. Es sollen schon Piloten aus Rache umgebracht worden sein.

Dave ist im Zivilberuf Tierarzt. Er kann sich revanchieren. Der Weg über das Wattenmeer an der Küste entlang, ungefähr von Husum bis ins dänische Hoyer ist lang. Dort, im Fluss Vidå, liegt ein Boot und Simon, der Fischer kann Dave vielleicht über die Nordsee nach Hause zurückbringen. 

Mittwoch, 4. Oktober 2023

Flašar, Milena Michiko: Oben Erde, unten Himmel

Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. »Fräulein Suzu«, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion. Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein. Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein großes Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹. (Verlagsbeschreibung)
 
DNB / Verlag Klaus Wagenbach / 2023 / ISBN 978-3-8031-3353-3 / 304 Seiten
 




Gelesen habe ich diesen Roman im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin, und ich möchte mich auf diesem Wege ganz herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanken! Schon lange war ich neugierig auf die Romane dieser Autorin - "Ich nannte ihn Krawatte" steht bereits in meinem Bücherregal, "Herr Katō spielt Familie" befindet sich auf meinem eReader. Beide bisher ungelesen. Aber nach diesem aktuellen Roman, der es im übrigen auf die Longlist des Österreichischen Buchpreises geschafft hat, nehme ich mir fest vor, dass auch die anderen Titel baldmöglichst gelesen werden. Für mich eine tolle Entdeckung, und "Oben Erde, unten Himmel" gehört für mich nun definitiv zu den Jahreshighlights! Genaueres erfahrt Ihr hier:


Dienstag, 3. Oktober 2023

Lorne, Mac P.: Die Pranken des Löwen

Ein Robin-Hood-Roman steht unter dem Titel und eigentlich hatte ich gar nicht vor, diese Reihe des von mir sehr geschätzten Mac P. Lorne zu lesen. Robin Hood ist unendlich oft Erzähl und Filmstoff gewesen und wer erinnert sich nicht an Kevin Costner oder Russel Crowe

Aber vor wenigen Wochen schrieb ich hier über den Herrn der Bogenschützen, auch ein Roman von Mac P. Lorne, der mich begeisterte. Und in einer (schwachen) Minute des Nachdenkens, was ich denn als nächstes an Lit(t)erarischem in Angriff nehmen sollte, griff ich nun doch zu den Pranken des Löwen, ein Roman, welcher über weite Teile der spannenden Handlung noch nichts von Robin (Hood) von Loxley verlauten lies.

"Wie alles begann!" So beginnt Droemer Knaur die Kurzbeschreibung des Romans, dessen Held ein junger Gardist namens Robert Fitzooth, den keine Geringere als Prinzessin Matilda vor dem Verlust der Schwerthand bewahren wird, hatte er er doch seinem Vorgesetzten angegriffen. Wir schreiben das Jahr 1110 und wieder einmal muss das 12. Jahrhundert für einen historischen Roman herhalten.

Montag, 2. Oktober 2023

Präauer, Teresa: Kochen im falschen Jahrhundert

Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den ›Foodporn‹-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer – dabei werden einzelne ›heutige‹ Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Wallstein Verlag / 2023 / ISBN:978-3-8353-5429-6 / 198 Seiten

 

 

 

 

 

Nachdem Uwe vor Kurzem mit "Gittersee" von Charlotte Gneuß hier im Blog den ersten Roman von der Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises vorgestellt hat, lege ich nun nach mit diesem Roman, der nicht nur auf selbiger Longlist zu finden ist, sondern gleich auch auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises. Bei letzterer besteht noch die Möglichkeit, dass das "Kochen im falschen Jahrhundert" es auch auf die Shortlist schafft (Bekanntgabe: 10.10.). Man darf gespannt sein. Hier reizten mich sowohl der schräge Titel des Buches als auch der Klappentext, und freundlicherweise stellte mir der Verlag über NetGalley ein Leseexemplar zur Verfügung. Dafür meinen herzlichen Dank! Wie mir der Roman nun gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen: