Es geht nun doch allmählich auf den Frühling zu - die Tage werden merklich länger, die Sonne hat mehr Kraft, die Natur bricht sich Bahn. Ein schönes Gefühl. Ob die Auswahl der Bücher und der Beiträge hier davon beeinflusst werden? Seht selbst!
Wie gewohnt gab es zu Beginn des Monats wieder zwei BlogPosts - Nr.114 zeigte die Zusammenfassung unserer Beiträge im Vormonat, Nr. 115 präsentierte unsere Neuerwerbungen im Januar.
Uwe präsentierte dann einen ersten Hinweis auf das anstehende Großereignis im März - er jedenfalls ist wieder dabei: die Leipziger Buchmesse...
Anne begann den Monat mit einem sehr melancholischen Hörbuch. SCHWARZ UND SILBER ist das neueste Werk von Paolo Girodano ('Die Einsamkeit der Primzahlen') und erzählt davon, was passiert, wenn plötzlich jemand fehlt, der immer da war. Der Autor hat hier eine leise Novelle geschrieben, die eindeutig autobiografisch geprägt ist, wie man eingangs erfährt: 'Dies ist das Fragment einer wahren und leidvollen Geschichte in literarischer Verarbeitung.' Geschickt arrangiert der Autor in diesem wie ein Kammerspiel anmutenden Roman die Handlungsstränge, arbeitet mit Rückblenden und verwebt kunstvoll die Einblicke in die verschiedenen Leben. Einfache, klare Sätze prägen diese Novelle. Kein Wort erscheint hier zu viel, vieles schwebt zwischen den Zeilen mit, die Szenen erscheinen in einer unaufdringlichen Präsenz vor den Augen des Lesers / Hörers. Der Ich-Erzähler beschreibt das Geschehen und die inneren Prozesse beinahe nüchtern und distanziert, und doch ist die Melancholie mit jeder einzelnen Zeile der Erzählung verwoben. Eine unspektakuläre Geschichte, die wohl komponiert dennoch in den Bann zu ziehen vermag. Wenn man sich auf so viel Melancholie einlassen mag, ist dieses Hörbuch eine literarische Empfehlung!
Danach stellte Anne ein ungewöhnliches Sachbuch vor: ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN von Judith Schalansky. Die Autorin hat sich den Exoten gewidmet, unzugänglichen Fleckchen Erde, weitab in den Ozeanen der Welt, oft so weit entfernt von ihrem Mutterland, dass sie nicht mehr auf die nationalen Karten passen: "Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde." Eben. Dieser außergewöhnliche Atlas fasziniert neben dem ungewöhnlichen Schwerpunkt auch durch seine aufwändige und liebevolle Gestaltung. Nicht zufällig also erhielt das Buch den 1. Preis der Stiftung Buchkunst 2009 und wurde damit zum „schönsten deutschen Buch des Jahres“ gekürt. Fünfzig entlegene Inseln, die garantiert in keinem Reisekatalog auftauchen, die aber, sorgfältig recherchiert wie hier, in jedem Fall gut sind für eine interessante und lehrreiche Lektüre. Nicht nur das Durchblättern lohnt sich hier, der Atlas will tatsächlich gelesen werden. Und das hat Anne gerne und mit wachsendem Vergnügen getan.
Vielleicht werden in EINE LEICHE FÜR PERROT ein paar Ermittlungsschleifen zu viel gedreht, im Sinne der Verwirrung ein wenig zu viel Schlamm aufgewirbelt, ein paar Handlungsstränge zu viel gewebt, die teilweise am Schluss als lose Enden hinterherflattern, aber für Fans der Poirot-Krimis ist dieser Cosy-Krimi fast schon ein Muss! Unbedingt attestieren muss man der Autorin C'rysta Winter neben der offensichtlichen Liebe für den berühmten Detektiv auch die Freude am Fabulieren, den Spaß an ihren liebevoll ausgestalteten Figuren, den untergründigen Humor und das Vergnügen an den tausenderlei Anspielungen auf andere lebende und erfundene bekannte Personen. Alles in allem entpuppte sich dieser Krimi jedenfalls als ein augenzwinkernder und durchaus spannender Lesespaß, nicht nur für Fans von Agatha Christie!
Der zweite MessePost. Plötzlich "freier Journalist"?
Aber da ist noch eine, eine wichtige Rezension. Denn, etwas erstaunlich, der erste Coelho. Paulo Coelho kam in diesem Blog tatsächlich noch nicht vor. Nun aber findet die geneigte Leserin, der geneigte Leser im Blog die Buchbesprechung zu DER WEG DES BOGENS. Ein in der Schweiz lebender Brasilianer schreibt eine japanische Geschichte. Ein Kyudo-Meister lehrt einen Jungen die Kunst des Bogens. Und Coelho nutzt diese und jene Weisheit uns seine Sicht auf den Weg des Lebens zu zeigen.
Nach ihrem Urlaub stellte Anne dieses Buch vor, das für ein eindringliches Leseerlebnis gesorgt hat: EIN SCHÖNES PAAR. Gerade einmal 240 Seiten umfasst der neue Roman von Gert Loschütz. Und doch ist diese auf der Geschichte der Eltern des Autors basierende Erzählung keine Lektüre, die sich einfach so herunterlesen lässt. Trotz der vermeintlichen Emotionslosigkeit und Distanziertheit des Schreibstils entfaltet der Text phasenweise eine ungeheure Wucht. Für Anne eines der bisherigen Highlights in diesem Jahr!