Mittwoch, 28. Februar 2018

BlogPost Nr. 116: Zusammenfassung der Beiträge im Februar 2018



Es geht nun doch allmählich auf den Frühling zu - die Tage werden merklich länger, die Sonne hat mehr Kraft, die Natur bricht sich Bahn. Ein schönes Gefühl. Ob die Auswahl der Bücher und der Beiträge hier davon beeinflusst werden? Seht selbst!




Wie gewohnt gab es zu Beginn des Monats wieder zwei BlogPosts - Nr.114 zeigte die Zusammenfassung unserer Beiträge im Vormonat, Nr. 115 präsentierte unsere Neuerwerbungen im Januar.



Uwe präsentierte dann einen ersten Hinweis auf das anstehende Großereignis im März - er jedenfalls ist wieder dabei: die Leipziger Buchmesse...



Anne begann den Monat mit einem sehr melancholischen Hörbuch. SCHWARZ UND SILBER ist das neueste Werk von Paolo Girodano ('Die Einsamkeit der Primzahlen') und erzählt davon, was passiert, wenn plötzlich jemand fehlt, der immer da war. Der Autor hat hier eine leise Novelle geschrieben, die eindeutig autobiografisch geprägt ist, wie man eingangs erfährt: 'Dies ist das Fragment einer wahren und leidvollen Geschichte in literarischer Verarbeitung.' Geschickt arrangiert der Autor in diesem wie ein Kammerspiel anmutenden Roman die Handlungsstränge, arbeitet mit Rückblenden und verwebt kunstvoll die Einblicke in die verschiedenen Leben. Einfache, klare Sätze prägen diese Novelle. Kein Wort erscheint hier zu viel, vieles schwebt zwischen den Zeilen mit, die Szenen erscheinen in einer unaufdringlichen Präsenz vor den Augen des Lesers / Hörers. Der Ich-Erzähler beschreibt das Geschehen und die inneren Prozesse beinahe nüchtern und distanziert, und doch ist die Melancholie mit jeder einzelnen Zeile der Erzählung verwoben. Eine unspektakuläre Geschichte, die wohl komponiert dennoch in den Bann zu ziehen vermag. Wenn man sich auf so viel Melancholie einlassen mag, ist dieses Hörbuch eine literarische Empfehlung!


Danach stellte Anne ein ungewöhnliches Sachbuch vor: ATLAS DER ABGELEGENEN INSELN von Judith Schalansky. Die Autorin hat sich den Exoten gewidmet, unzugänglichen Fleckchen Erde, weitab in den Ozeanen der Welt, oft so weit entfernt von ihrem Mutterland, dass sie nicht mehr auf die nationalen Karten passen: "Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde." Eben. Dieser außergewöhnliche Atlas fasziniert neben dem ungewöhnlichen Schwerpunkt auch durch seine aufwändige und liebevolle Gestaltung. Nicht zufällig also erhielt das Buch den 1. Preis der Stiftung Buchkunst 2009 und wurde damit zum „schönsten deutschen Buch des Jahres“ gekürt. Fünfzig entlegene Inseln, die garantiert in keinem Reisekatalog auftauchen, die aber, sorgfältig recherchiert wie hier, in jedem Fall gut sind für eine interessante und lehrreiche Lektüre. Nicht nur das Durchblättern lohnt sich hier, der Atlas will tatsächlich gelesen werden. Und das hat Anne gerne und mit wachsendem Vergnügen getan.


Vielleicht werden in EINE LEICHE FÜR PERROT ein paar Ermittlungsschleifen zu viel gedreht, im Sinne der Verwirrung ein wenig zu viel Schlamm aufgewirbelt, ein paar Handlungsstränge zu viel gewebt, die teilweise am Schluss als lose Enden hinterherflattern, aber für Fans der Poirot-Krimis ist dieser Cosy-Krimi fast schon ein Muss! Unbedingt attestieren muss man der Autorin C'rysta Winter neben der offensichtlichen Liebe für den berühmten Detektiv auch die Freude am Fabulieren, den Spaß an ihren liebevoll ausgestalteten Figuren, den untergründigen Humor und das Vergnügen an den tausenderlei Anspielungen auf andere lebende und erfundene bekannte Personen. Alles in allem entpuppte sich dieser Krimi jedenfalls als ein augenzwinkernder und durchaus spannender Lesespaß, nicht nur für Fans von Agatha Christie!



Der zweite MessePost. Plötzlich "freier Journalist"?


Aber da ist noch eine, eine wichtige Rezension. Denn, etwas erstaunlich, der erste Coelho. Paulo Coelho kam in diesem Blog tatsächlich noch nicht vor. Nun aber findet die geneigte Leserin, der geneigte Leser im Blog die Buchbesprechung zu DER WEG DES BOGENS. Ein in der Schweiz lebender Brasilianer schreibt eine japanische Geschichte. Ein Kyudo-Meister lehrt einen Jungen die Kunst des Bogens. Und Coelho nutzt diese und jene Weisheit uns seine Sicht auf den Weg des Lebens zu zeigen.



Nach ihrem Urlaub stellte Anne dieses Buch vor, das für ein eindringliches Leseerlebnis gesorgt hat: EIN SCHÖNES PAAR. Gerade einmal 240 Seiten umfasst der neue Roman von Gert Loschütz. Und doch ist diese auf der Geschichte der Eltern des Autors basierende Erzählung keine Lektüre, die sich einfach so herunterlesen lässt. Trotz der vermeintlichen Emotionslosigkeit und Distanziertheit des Schreibstils entfaltet der Text phasenweise eine ungeheure Wucht. Für Anne eines der bisherigen Highlights in diesem Jahr!

Dienstag, 20. Februar 2018

Loschütz, Gert: Ein schönes Paar


Beim Ausräumen seines Elternhauses stößt der Fotograf Philipp auf einen Gegenstand, der in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die beiden, Herta und Georg, waren ein schönes Paar. Philipp erinnert sich an ihr junges Liebesglück, ihre Hoffnungen und Gefährdungen, an die überstürzte Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen. Das hätte, da ihm die Mutter und der Junge ein paar Tage später folgten, der Beginn eines erfüllten Lebens sein können, tatsächlich aber trug die Flucht den Keim des Unglücks in sich. Nach und nach geht Philipp das Paradoxe der elterlichen Beziehung auf: Dass es die Liebe war, die ihre Liebe zerstörte. Damit aber ist die Geschichte, die auch sein Leben überschattet hat, nicht vorbei. Am Ende stellt er fest, dass Herta und Georg all die Jahre über miteinander verbunden waren, auf eine Weise, die sie niemandem, nicht einmal sich selbst, eingestehen konnten. 

Ein ergreifender Roman über Liebe und Vergänglichkeit vor dem Hintergrund der deutschen Teilung.


(Klappentext Schöffling & Co.)


  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Schöffling; Auflage: 1 (6. Februar 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3895611565
  • ISBN-13: 978-3895611568












EIN EINDRINGLICHES LESEERLEBNIS...



Erzählt wird dieser Roman aus der Sicht des Fotografen Philipp Karst, dessen Kindheit und Jugend von der Trennung seiner Eltern überschattet wurde. Nach deren Ankunft im Westen geriet alles aus dem Takt, ohne dass der Junge fassen konnte, was zwischen seinen Eltern geschehen war. Auch wenn Philipp lange nicht mehr an seine schwere weil einsame Jugend gedacht hat, ändert sich dies nach dem Tod seiner Eltern. Er findet einen Gegenstand wieder, der für den Zusammenhalt und die Hoffnung seiner Eltern ebenso steht wie für ihr tragisches Zerwürfnis. In seinen Erinnerungen setzt er die Bilder der Vergangenheit zusammen, spürt dem Lebensweg seiner Eltern nach und entdeckt letztendlich, dass diese sich womöglich bis an ihr Ende nah geblieben sind.


"Nicht dass Georg geschimpft hätte, aber sobald er etwas herumliegen sah, etwas, das dort nicht hingehörte, räumte er es weg (...) Er sagte nichts, aber auf seinem Gesicht zeichnete sich der Schrecken ab, die Angst, dass wir in der Unordnung, im Chaos versinken könnten. So kurz nach der Trennung von Herta, denke ich, war dies seine größte Sorge." (S. 131)


Gerade einmal 240 Seiten umfasst der neue Roman von Gert Loschütz (sein Roman 'Dunkle Gesellschaft' stand 2005 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises), und doch ist diese auf der Geschichte der Eltern des Autors basierende Erzählung keine Lektüre, die sich einfach so herunterlesen lässt. Derart eindringlich ist das Leseerlebnis, dass zumindest ich hier immer nur einige Seiten am Stück lesen konnte und das Buch dann wieder weglegen musste, um den Worten und dem Ungesagten zwischen den Zeilen den notwendigen Raum des Nachhalls geben zu können.


"Es war damals, als sei die Stadt in zwei Hälften aufgeteilt, in die eine, die zu ihrem und in die andere, die zu seinem Terrain gehörte, und als sei das Flüsschen (...) die Grenze, die nicht überschritten werden durfte." (S. 134)


Vermeintlich nüchtern und fast schon übertrieben distanziert schildert Gert Loschütz in szenisch herausgearbeiteten Bildern die Geschichte seiner Eltern und letztlich auch von sich selbst - er, das Kind, das zwischen seinem schüchternen und stillen Vater und seiner Mutter mit ihren Träumen vom Leben steht und an der Wortlosigkeit seiner Eltern fast erstickt. Der Eindruck drängt sich unweigerlich immer wieder auf, obschon der Autor Emotionen fast komplett außen vorlässt und sich meist auf die reine Schilderung beschränkt. Trotz dieser vermeintlichen Emotionslosigkeit entfaltet der Text phasenweise eine ungeheure Wucht, so dass mir manchmal fast die Luft wegblieb oder aber ein gewaltiger Kloß im Hals entstand.


"Sie hat sich den Knöchel verstaucht, sagte ich beispielsweise. Oder, wenn ich dann zu ihr fuhr: Er trägt sich mit dem Gedanken, die Markise zu erneuern. Kleinigkeiten, Alltagsdinge, aber gerade deshalb, wie ich meinte, besser geeignet, die Wortlosigkeit, die wie eine Wand zwischen ihnen stand, zu überwinden, als es Appelle an die Vernunft gewesen wären. Es war, als suchte ich die ungeschützte Stelle, in die meine Worte eindringen konnten, aber sie zeigten sich so gepanzert, dass sie an ihnen abglitten." (S. 218 f.)


Die Leserunde zeigte, dass vielen Lesern das Verständnis für das Handeln von Philipps Eltern fehlte - und ich nehme mich da nicht aus. Es erwies sich darüber hinaus, dass auch in anderen beim Lesen oftmals die Emotionen entstanden, die der Autor hier bewusst meist nicht formuliert hat. Aber die Situationen sind derart eindringlich geschildert, dass sie nahezu erlebbar sind - und das war teilweise schwer erträglich. Sprachlosigkeit, Unsichtbarkeit, Einsamkeit - das Kind wurde nicht gesehen, ihm wurde nichts erklärt, es war niemand da, der es trösten konnte. Stellvertretend für das Kind entstanden so bei den Lesern vielfach Unverständnis, Wut und Traurigkeit, was für sich gesehen schon zeigt, dass Gert Loschütz zurecht als einer der großen deutschsprachigen Autoren der Gegenwart gilt.


"...wusste er nicht weiter, und ich ebenfalls nicht, sodass sich noch vorm Ende des Essens die alte Verlegenheit zwischen uns breitmachte, die nur zu beheben war, indem wir rasch aufstanden und uns Neuem zuwandten, praktischen Dingen, sichtbaren, weg von denen, die nur in Worten aufgehoben waren (...) War dieses Schweigen oder nicht Redenkönnen etwas, das schon vor seiner Trennung von Herta zu ihm gehört hatte und - durch ihn - zu mir? Sodass vielleicht gar nicht das Schweigen das Problem war, sondern die Erwartung, es durchbrechen zu müssen?"  (S. 222 ff.)


Zu meiner Überraschung entwickelte sich der Roman nicht zu einer Abrechnung mit Philpps Eltern, sondern eher zu einer Annäherung. Am Ende das Gefühl, dass Philpp nach der Auseinandersetzung mit seiner Geschichte und der seiner Eltern in der Lage ist, die Vergangenheit ruhen zu lassen, das Kapitel zu schließen - und letztlich sogar versöhnlich zurückzuschauen. Für ihn zumindest - und so wohl auch für den Autor - sind seine Mutter und sein Vater schlussendlich doch immer das eine gewesen: ein schönes Paar.


© Parden









Schöffling & Co. schreibt über den Autor:

Gert Loschütz, 1946 in Genthin (Sachsen-Anhalt) geboren, arbeitet seit 1970 als Schriftsteller (auch für das Theater und den Hörfunk). Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, unter anderem den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (1986) und den Rheingau Literaturpreis (2005). Es erschienen zuletzt die Erzählungen DAS ERLEUCHTETE FENSTER (2007). Gert Loschütz lebt mit seiner Familie in Berlin.

übernommen von Schöffling & Co


Sonntag, 18. Februar 2018

Coelho, Paulo: Der Weg des Bogens

Ein Buch im Design des Diogenes-Verlages. Ein kleines Buch. Darauf ein sparsames, skizzenhaftes Bild. Kyudo – Die Kunst des Bogens. So heißt dann das Büchlein: Der Weg des Bogens. Von Paulo Coelho. Ein Brasilianer schreibt „japanisch“. Ein Meister des Bogens lehrt einen Jungen. Und doch: „Ein Meister ist nicht derjenige, der etwas lehrt, sondern jemand, der seinen Schüler dazu anregt, sein Bestes zu geben, um ein Wissen zu entdecken, das er bereits in seiner Seele trägt.“ (S.25) Im Prolog begegnet der Junge dem Tischler Tsetsuya, den ein Fremder aufsucht um sich durch einen Wettkampf im Kyudo selbst zu beweisen.


Coelho hat den „japanischen“ Weg gewählt, um die Leserinnen und Leser mit seinen Gedanken vorwärts zu bringen.


Sonntag, 11. Februar 2018

BUCHMessePOST 02-2018



Nein, ich habe den Job nicht gewechselt. Vertreten werde ich unseren Blog. "Freier Journalist" erscheint übertrieben. Auf jeden Fall aber ist der Besuch nun gesichert. Momentan in Leipzig arbeitend, sind es bis zur Messe nur wenige Kilometer und ich könnte ja mit dem Rad hinfahren, wenn da nicht das notwendige Equipment wäre, welches da mitgeschleppt werden muss. Von Büchern und anderen "Mitbringseln" auf dem Rückweg ganz zu schweigen.

Nun folgt die Beschäftigung mit dem Programm. Natürlich bleibt auch Zeit für einen Besuch bei alten Bekannten. Da gibt es sicher auch ein paar Bücher, die ich bereits im Fokus habe.  Doch dazu später sicher mehr.

Diverse Blogger-Kollegen treffen ist ganz sicher auch ein Punkt, der wichtig ist. Oder Buchgesichter? Vielleicht meldet sich ja schon diese oder jener auf diesen Post?


(c) Buchmesse Leipzig

© KaratekaDD





Freitag, 9. Februar 2018

Winter, C'rysta: Eine Leiche für Perrot


Achille Perrot, der Enkel des großen Hercule Perrot weilt in Deutschland. Pour les vacances. Eine gute Gelegenheit, seinem Freund Inspektor Jeff einen Besuch in Lower Saxony abzustatten. Doch schon am zweiten Tag seines Aufenthaltes ist es vorbei mit der Soltinger Heidekraut- und Heidschnucken Idylle. Die hinreißend schöne Braut Lady Lucy Atterberry liegt tot am Ufer des Weidenhofsees. Keiner der noblen britischen Hochzeitsgäste will den Mord bemerkt haben. Achille Perrot und Inspektor Jeff fischen buchstäblich im Trüben. Zu allem Überfluss taucht während der Ermittlungen eine Spielkarte auf. Die Karte des Todes. Bald danach verschwinden drei ältere Damen. Wie überaus trefflich, dass Achille Perrot nicht nur das Faible für einen Schnurrbart, sondern auch das exzellente Schnüffelgen seines Vorfahren geerbt hat.

(Klappentext Books on Demand)


  • Taschenbuch: 308 Seiten
  • Verlag: Books on Demand; Auflage: 2 (28. September 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3744871304
  • ISBN-13: 978-3744871303













ÄHNLICHKEITEN MIT BERÜHMTEN FIGUREN SIND ALLES ANDERE ALS 'REIN ZUFÄLLIG'...



Wer jetzt beim Lesen des Klappentextes schon mehrfach gestutzt hat, ja, der hat recht. Achillle hieß nicht nur der Bruder des berühmten Hercule Poirot, nein, der belgische Detektiv arbeitete seinerzeit auch mit dem britischen Chefinspektor James Japp vom Scotland-Yard zusammen. Die Namensähnlichkeiten drängen sich hier also förmlich auf, und nein, zufällig sind sie ganz sicher nicht... In der Leserunde zu diesem Buch verriet die Autorin, weshalb nur ähnliche Namen gewählt wurden:


"Das Copyright Problem Hercule Poirot vor dem Hintergrund der gewaltigen Agatha Christie Ltd., ihres Zeichens ein feuerspeiender Drache mit riesigen Zähnen, der alles niedermäht was auch nur den Hauch einer Rechteverletzung in sich birgt..."


Ah, ja, alles klar! Aber Ähnlichkeiten hin, Unterschiede her, aus jeder einzelnen Zeile des Buches trieft die Liebe der Autorin zu dieser berühmten Figur aus der Feder von Agatha Christie. Dabei zeigt der Enkel des berühmten Hercule Perrot durchaus Parallelen zu seinem großartigen Vorfahren - er ist stark von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt, nutzt zur Lösung eines Falles vor allem seine grauen Zellen, naturellement, ist stolz auf seinen Schnurrbart und kleidet sich stets makellos. Und wie sein Großvater verrät auch Achille erst ganz am Schluss im Kreise aller Verdächtigen, welche Schlussfolgerungen er aus all den Befragungen und Beobachtungen gezogen und welche Schwindeleien er durchschaut hat. Denn sonst würde ihm ja sein großer Auftritt fehlen, n'est-ce pas?

Aber bis zur Auflösung gibt es für Achille Perrot und Inspektor Jeff viel zu tun, denn bei über 100 geladenen Hochzeitsgästen gibt es eine unüberschaubare Menge an Verdächtigen. War es der Ehemann? Die Mutter der Braut? Die Freundin? Oder aber die kleine Gruppe reizender alter Damen, die - ebenfalls nicht zufällig - an 'Arsen und Spitzenhäubchen' erinnern? Und wie überhaupt ist Lady Atterberry ums Leben gekommen? Dumm nur, dass immer wieder Zeugen verschwinden und alles in einem Sumpf aus Lügen und Halbwahrheiten versinkt, was die Sicht auf den Fall einfach nicht klarer werden lässt.

Peter Ustinov als H. Poirot
Vielleicht werden hier ein paar Ermittlungsschleifen zu viel gedreht, im Sinne der Verwirrung ein wenig zu viel Schlamm aufgewirbelt, ein paar Handlungsstränge zu viel gewebt, die teilweise am Schluss als lose Enden hinterherflattern, aber für Fans der Poirot-Krimis ist dieser Cosy-Krimi fast schon ein Muss! Unbedingt attestieren muss man der Autorin C'rysta Winter neben der offensichtlichen Liebe für den berühmten Detektiv auch die Freude am Fabulieren, den Spaß an ihren liebevoll ausgestalteten Figuren, den untergründigen Humor und das Vergnügen an den tausenderlei Anspielungen auf andere lebende und erfundene bekannte Personen. Hier gibt es viel zu entdecken, und ich gestehe, dass ich ohne die Leserunde und die hilfreichen Hinweise der Autorin manches überlesen oder nicht erkannt hätte.

Alles in allem entpuppte sich dieser Krimi jedenfalls als ein augenzwinkernder und durchaus spannender Lesespaß, nicht nur für Fans von Agatha Christie!


© Parden










Bei Lovelybooks erfährt man über die Autorin:

C’rysta Winter ist: … geboren unter einem eisblauen Hamburger Himmel im Januar 1952 … Niedersachsen-Landei … Hercule Poirot Komplizin … Erfinderin des Poirot Enkels, Achille Perrot … C’rysta Winter liebt: … Islandpferde … Die Abgründe der menschlichen Seele … Rätselhafte literarische Morde … Scharfsinnige Ermittler

übernommen von Lovelybooks

Sonntag, 4. Februar 2018

Schalansky, Judith: Atlas der abgelegenen Inseln


Dass es immer noch Orte gibt, die schwer zu erreichen sind, erscheint uns heute nicht mehr vorstellbar. Judith Schalansky aber hat sie gesammelt: fünfzig entlegene Inseln, die in jeder Hinsicht weit entfernt sind, entfernt vom Festland, von Menschen, von Flughäfen und Reisekatalogen. Aus historischen Begebenheiten und naturwissenschaftlichen Berichten spinnt die Autorin zu jeder Insel eine Prosaminiatur, absurd-abgründige Geschichten, wie sie nur die Wirklichkeit sich auszudenken vermag, wenn sie mit wenigen Quadratkilometern im Nirgendwo auskommen muss. Sie handeln von seltenen Tieren und seltsamen Menschen – von gestrandeten Sklaven und einsamen Naturforschern, verirrten Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwärtern, meuternden Matrosen und vergessenen Schiffbrüchigen, braven Sträflingen und strafversetzten Beamten, kurzum: von freiwilligen und unfreiwilligen Robinsons. Nicht zuletzt fasziniert dieser außergewöhnliche Atlas durch seine aufwendige und besonders schöne Gestaltung. Kunstvoll illustriert und durchgehend in fünf Sonderfarben gedruckt, zeigt er nach Ozeanen geordnet alle Inseln im jeweils identischen Maßstab. Damit entführt uns Judith Schalansky zu fünfzig entlegenen Orten – von Tristan da Cunha bis zum Clipperton-Atoll, von der Weihnachts- bis zur Osterinsel – und beweist, dass die abenteuerlichsten Reisen immer noch im Kopf stattfinden: mit dem Finger auf der Landkarte.

(Klappentext Mare Verlag)


  • Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
  • Verlag: Mare Verlag; Auflage: 18. (15. September 2009)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3866481179
  • ISBN-13: 978-3866481176







Ich danke dem Mare Verlag ganz herzlich für die Möglichkeit, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen! 







IRGENDWO IM NIRGENDWO...



Die Einsamkeit liegt im Nordpolarmeer - und Amsterdam mitten im Indischen Ozean, doch weit weg von den farbenblinden Pingelapesen. Wohl verrückt geworden? Aber nein, das sind nur drei der insgesamt fünfzig Inseln, die Judith Schalansky in diesem außergewöhnlichen Atlas vorstellt.

Moment mal: Wer liest denn wohl einen Atlas? "Ich nicht!", hätte ich vor einem Blick in dieses Buch im Brustton der Überzeugung gesagt, und tatsächlich fand ich die schulisch genutzten Diercke-Exemplare meist eher staubig und ziemlich langweilig. Doch Judith Schalansky hat sich den Exoten gewidmet, unzugänglichen Fleckchen Erde, weitab in den Ozeanen der Welt, oft so weit entfernt von ihrem Mutterland, dass sie nicht mehr auf die nationalen Karten passen: "Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werde." Eben.

Dieser Untertitel macht neugierig, und nach einem ersten Durchblättern war mir klar, wie unterschiedlich diese dargestellten Inseln sind. Sei es von der Entstehung her (vulkanischen Ursprungs oder entstanden durch die Abglagerungen von Korallen oder das Ergebnis von Aufwerfungen durch die Verschiebung tektonischer Platten), sei es bezogen auf das Klima (tropische Bedingungen bis hin zur unwirtlichen Eiswüste) oder aber auch hinsichtlich der Entdeckungsgeschichte, der Nutzung, der Bewohnbarkeit... Was sich jetzt vielleicht doch lesen mag wie 'typsich Atlas', wird hier aber eher 'nebenbei' vermittelt.


"Viele abgelegene Inseln erweisen sich als doppelt unerreichbar. Der Weg zu ihnen ist lang und beschwerlich, die Anlandung lebensgefährlich bis unmöglich, und selbst wenn sie gelingt, entpuppt sich das so lang ersehnte Land häufig genug - als hätte man es nicht schon geahnt - als öde und wertlos (...) Nicht selten macht sich bei den wenigen Besuchern vor Ort das blanke Entsetzen breit, und im Angesicht des deutlich begrenzten Raumes schleicht sich wie von selbst der beunruhigende Gedanke an das Risiko ein, zurückgelassen zu werden und bis ans Ende der Tage hier, auf einer einsamen Insel, ein Dasein fristen zu müssen." (S. 15 ff.)


Judith Schalansky versteht den Begriff 'Atlas' eher in seiner ursprünglichen Bedeutung: 'Theatrum orbis terrarum' - 'Theater der Welt' - und versucht diesem in ihren Schilderungen gerecht zu werden. Gerade die Abgeschlossenheit der Inseln und ihre abgelegenen Positionen führen, sofern sie bewohnt sind, oft zu skurrilen Auswüchsen menschlichen Verhaltens. Eine unumgängliche Kindstötung im Sinne einer Geburtenkontrolle findet sich hier ebenso wie Vergewaltigung, Mord und Kannabalismus, selbsternannte Könige und Kaiserinnen genauso wie Völkerrechtsbrüche durch das Initiieren ökologischer Katastrophen oder auch das Zünden von Atombomben.


"Das Paradies mag eine Insel sein. Die Hölle ist es auch." (S. 18)


Dieser außergewöhnliche Atlas fasziniert neben dem ungewöhnlichen Schwerpunkt auch durch seine aufwändige und liebevolle Gestaltung. Kunstvoll illustriert, zeigt er nach Ozeanen geordnet alle Inseln im jeweils identischen Maßstab. Dem jeweiligen Ozean ist auf leuchtendem Orange gedruckt eine Übersichtskarte vorangestellt, so dass die Lage der im Anschluss näher vorgestellten Inseln deutlich wird. Dabei sind die Landmassen der Kontinente nur in schemenhaftem Grau angedeutet, was die Aufmerksamkeit auf die Inseln selbst lenkt.

Der Vorstellung der einzelnen Inseln ist jeweils eine Doppelseite gewidmet: rechts auf blauem Hintergrund die graphische Darstellung des Eilandes (eben wie in einem Atlas), links Wissenswertes zu der Insel. Dabei befinden sich die grundlegenden Informationen wie der Name der Insel in verschiedenen Sprachen, die genaue Lage, die Darstellung auf der Weltkugel, die Entfernungen zu den nächstgelegenen Landmassen sowie ein Zeitstrahl, auf dem die wichtigsten Ereignisse rund um das Eiland festgehalten wurden, im oberen Drittel der Seite. Die anderen zwei Drittel der Seite sind nicht etwa der Nutzung der Insel gewidmet, den klimatischen oder topographischen Gegebenheiten, sondern, zu meiner positiven Überraschung, jeweils einer besonderen Anekdote, die sich auf der jeweiligen Insel zugetragen hat.


"Jedoch sind es gerade die schrecklichen Begebenheiten, die das größte erzählerischen Potenzial haben und für die Inseln der perfekte Handlungsort sind. Während die Absurdität der Wirklichkeit sich in der relativierenden Weite der großen Landmassen verliert, liegt sie hier offen zutage. Die Insel ist ein theatraler Raum: Alles, was hier geschieht, verdichtet sich beinahe zwangsläufig zu Geschichten, zu Kammerspielen im Nirgendwo..." (S. 19)


Diese Anekdoten sind lehrreich und unterhaltsam, stellen historische und naturwissenschaftliche Informationen in den Vordergrund - und vor allem den Menschen selbst. Von gestrandeten Sklaven ist hier ebenso die Rede wie von einsamen Naturforschern, verirrten Entdeckern und verwirrten Leuchtturmwärtern; meuternde Matrosen schaffen sich ebenso ihr Refugium wie vergessene Schiffbrüchige, Sträflinge sind kaum schlechter dran als ihre Bewacher. Hier lässt sich mindestens so viel über die menschliche Natur lernen wie über die sachlichen Fakten zu den Inseln.

Fünfzig entlegene Inseln, die garantiert in keinem Reisekatalog auftauchen, die aber, sorgfältig recherchiert wie hier, in jedem Fall gut sind für eine interessante und lehrreiche Lektüre. Nicht nur das Durchblättern lohnt sich hier, der Atlas will tatsächlich gelesen werden. Und das habe ich gerne und mit wachsendem Vergnügen getan.


© Parden










Der Mare Verlag schreibt über die Autorin:

Judith Schalansky, geboren 1980 in Greifswald, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign, lebt heute als freie Autorin und Gestalterin in Berlin. 2006 veröffentlichte sie ihr typografisches Kompendium Fraktur mon Amour, das mit mehreren Designpreisen ausgezeichnet wurde. Ihr literarisches Debüt Blau steht dir nicht erschien 2008 bei mare. Im Jahr 2009 verbrachte Judith Schalansky drei Monate als Stipendiatin in der Villa Aurora in Los Angeles. Im gleichen Jahr erschien bei mare der Atlas der abgelegenen Inseln. Das Buch erhielt den 1. Preis der Stiftung Buchkunst 2009 und wurde damit zum „schönsten deutschen Buch des Jahres“ gekürt.

übernommen vom Mare Verlag

Samstag, 3. Februar 2018

Giordano, Paolo: Schwarz und Silber (Hörbuch)


Was passiert, wenn plötzlich jemand fehlt, der immer da war?

Nora und ihr Mann leben mit ihrem kleinen Sohn in Turin. Sie ist Architektin, er ist Physiker. Im Alltag werden sie unterstützt von der wunderbaren Babette – sie ist die Frau für alles, sie betreut das Kind, sie kocht, sie schmeißt den Haushalt. Babette gehört zur Familie. Doch eines Tages kann sie nicht mehr kommen, sie ist an Krebs erkrankt. Paolo Giordano zeigt mit der ihm eigenen präzisen Beobachtungsgabe und großen Empathie, wie das Fehlen eines geliebten Menschen alles verändert und wie man gleichzeitig die Erinnerung an diese Person wachhalten kann.


(Klappentext Rowohlt Verlag)

  • Hörbuch-Download
  • Spieldauer: 3 Stunden und 32 Minuten
  • Format: Hörbuch-Download
  • Version: Ungekürzte Ausgabe
  • Verlag: Audiobuch Verlag OHG
  • Audible.de Erscheinungsdatum: 28. Januar 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Barbara Kleiner 
  • Sprecher: Heikko Deutschmann
  • ASIN: B01B6I20HK
  • Originaltitel: Il nero e l'argento










MELANCHOLIE...



Signora A., genannt Babette, ist das eigentliche Zentrum einer Kleinfamilie. Als Haushälterin sorgt sie für den reibungslosen Ablauf des Haushalts, kümmert sich um den kleinen Sohn und hat auch für die Befindlichkeiten der Eheleute - ein Physiker und eine Architektin - immer ein offenes Ohr. Schon lange verwitwet, scheint Signora A. noch fest in althergebrachten Rollenmustern verankert und von unerschütterlichen Prinzipien durchdrungen zu sein, was für das schwankende moderne Ehepaar eine enorme Entlastung bedeutet und das prekäre emotionale Gleichgewicht zwischen den Familienmitgliedern austariert. Mit ihrer zupackenden Art und ihrer Fürsorglichkeit garantiert sie den stets bedrohten Zusammenhalt der jungen Turiner Familie. Doch plötzlich kündigt Signora A. von einem Tag auf den anderen - und wie sich herausstellt, ist sie schwer krank.

Die Novelle beginnt mit der Nachricht von dem Tod der Signora A., genau am 35. Geburtstag des Ich-Erzählers, und endet am Grab der ehemaligen Haushaltshilfe der kleinen Familie, wo mit dem letzten Wort der wahre Name Babettes verraten wird: Anna.


"An meinem 35. Geburtstag hat Signora A. mit einem Mal die Beharrlichkeit, die sie in meinen Augen vor allem anderen auszeichnete, aufgegeben, und hat in einem Bett, das inzwischen für ihren Körper übermäßig groß erschien, schließlich die uns bekannte Welt verlassen. An jenem Morgen war ich zum Flughafen gefahren und hatte Nora abgeholt, die von einer kurzen Geschäftsreise zurück kam. Obwohl es schon Mitte Dezember war, ließ der Winter auf sich warten, und die eintönigen Flächen zu beiden Seiten der Autobahn waren von einem dünnen Streifen blassen Nebels überzogen, wie um den Schnee nachzuahmen, der nicht fallen wollte."


Dazwischen wird in oft abrupten zeitlichen Sprüngen nicht nur von einer neun Jahre dauernden Symbiose zwischen der Familie und Signora A. erzählt. Beschrieben werden auch das filigrane Gleichgewicht zwischen den Eltern und ihrem Sohn sowie die Lebensumstände der Haushälterin und ihre eigene Geschichte, ihre kurze, glückliche Ehe mit einem ambitionierten, kunstinteressierten Trödler. Doch die Krankheit von Signora A. gewinnt hier zunehmend an Gewicht - und mit ihr die sich zuspitzende Bedrohung des Zusammenhalts der kleinen Familie.


"Auf die Dauer braucht jede Liebe jemanden, der sie sieht und anerkennt, sie beglaubigt, sonst läuft sie Gefahr, für ein Missverständnis gehalten zu werden."



Paolo Giordano hat hier eine leise Novelle geschrieben, die eindeutig autobiografisch geprägt ist, wie man eingangs erfährt: 'Dies ist das Fragment einer wahren und leidvollen Geschichte in literarischer Verarbeitung.' Geschickt arrangiert der Autor in diesem wie ein Kammerspiel anmutenden Roman die Handlungsstränge, arbeitet mit Rückblenden und verwebt kunstvoll die Einblicke in die verschiedenen Leben, splittert die Krankengeschichte der Haushälterin in markante Episoden auf. Einige Szenen sind besonders einprägsam, beispielsweise wie der Erzähler Signora A. in einen Perückenladen begleitet, ihr bei der Prozedur der Anpassung beisteht, anschließend tagelang mit dem Perücken-Holzkopf im Auto durch die Gegend fährt und manchmal sogar das Wort an ihn richtet.


"Zur Anprobe gehe ich mit ihr, was mich ziemlich befremdet, ungefähr so, als müsste ich sie zum Frauenarzt begleiten."


Paolo Giordano lässt seinen Ich-Erzähler auf die antike Vier-Säfte-Lehre des Gelehrten Galenos von Pergamon zurückgreifen, um das Ungleichgewicht in der Beziehung der Eheleute zu verdeutlichen. Der Erzähler selbst zählt sich zu Schwarz aufgrund seiner schwermütigen und verschlossenen Art, aber seine Frau Nora sieht er im Bereich der Farbe Silber, der Überschwänglichkeit und Leichtigkeit. Seine anfängliche Hoffnung zu Beginn seiner Ehe war, dass sich ihrer beiden Säfte wie verschiedenfarbige Lacke vermischen würden, so dass auch er letztlich von einem Glanz überzogen würde, doch es mehrt sich die Erkenntnis, dass sie doch wie Öl und Wasser getrennt bleiben. Ein unglaubliches Bild von der Einsamkeit in der eigentlichen Gemeinsamkeit.


"Auch ein junges Paar kann erkranken, an Unsicherheit, Wiederholung, Einsamkeit. Die Metastasen breiten sich unsichtbar aus, und unsere hatten bald das Bett erreicht. (...) In einem Sicherheitsabstand voneinander liegend, glichen unsere Körper uneinnehmbaren Marmorblöcken."



Einfache, klare Sätze prägen diese Novelle. Kein Wort erscheint hier zu viel, vieles schwebt zwischen den Zeilen mit, die Szenen erscheinen in einer unaufdringlichen Präsenz vor den Augen des Lesers / Hörers. Der Ich-Erzähler beschreibt das Geschehen und die inneren Prozesse beinahe nüchtern und distanziert, und doch ist die Melancholie mit jeder einzelnen Zeile der Erzählung verwoben. Eine unspektakuläre Geschichte, die wohl komponiert dennoch in den Bann zu ziehen vermag.

Heikko Deutschmann liest die ungekürzte Ausgabe (3 Stunden, 32 Minuten) passend in einem ruhigen, getragenen Vortrag. Wenn man sich auf so viel Melancholie einlassen mag, ist dieses Hörbuch eine literarische Empfehlung!


© Parden







Der Rohwohlt Verlag schreibt über den Autor:

Paolo Giordano wurde 1982 in Turin geboren, wo er Physik studierte und mit einer Promotion in Theoretischer Physik abschloss. Sein erster Roman «Die Einsamkeit der Primzahlen» war ein internationaler Bestseller. Er wurde in über vierzig Sprachen übersetzt und verfilmt. Giordano erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, darunter den angesehensten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega. Paolo Giordano lebt in Turin.

übernommen vom Rowohlt Verlag

Donnerstag, 1. Februar 2018

BUCHMessePOST 01-2018


Fotoservice Buchmesse
Nach einer Pause wird LITTERAE-ARTESQUE mal wieder auf der Buchmesse in Leipzig stöbern gehen. Die Akkreditierung wurde bestätigt. Sehr schön. Noch schöner: Ich kann hin laufen. Fast. Dienstliches und Privates passen manchmal gut zusammen. Das gesparte Geld bleibt vermutlich in Leipzig.

Einen ausführlich kommentierten Messebesuch gab es schon mal. Der ist nun unter Karatekas Bücherblog zu finden.



Fotoservice Buchmesse
Die Blogger-Gemeinde wird immer größer. Was die Buchmesse Leipzig selbst dazu sagt, lest ihr hier.  Und dann gibt es noch die blogger sessions 18. Ein interessantes Programm, welches diesmal Ziel meines Besuches sein wird.

Ich bin sehr gespannt, wen ich dort alles treffen werde.

Uwe (KaratekaDD)



BlogPost Nr. 115: Unsere Neuerwerbungen im Januar 2018


Ziel ist doch immer - gerade als guter Vorsatz zu Beginn eines neuen Jahres - den leidigen SuB ein wenig zu dezimieren, damit neben den Büchern auch noch ein wenig Raum zum Wohnen bleibt... Andererseits locken doch immer so viele neue Bücher. Ob sich Neuzugänge und gelesene Bücher in diesem Monat die Waage gehalten haben? Schaut selbst...


Viel ist diesmal (glücklicherweise) nicht.


Anne Parden


Ende letzten Jahres gabe es bei 'Was liest du?' seit langem mal wieder die Möglichkeit, die gesammelten Punkte gegen Prämien einzutauschen. Ich entschied mich für dieses Buch. Und nun ist es angekommen.

Willkommen in QualityLand, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Alles läuft rund - Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Wenn das System wirklich so perfekt ist, warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung? Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller? Marc-Uwe Kling hat die Verheißungen und das Unbehagen der digitalen Gegenwart zu einer verblüffenden Zukunftssatire verdichtet, die lange nachwirkt. Visionär, hintergründig – und so komisch wie die Känguru-Trilogie.


Und die Punkte reichten noch für eine weitere Prämie bei 'Was liest du?'. Auf diesen Roman bin ich neugierig, seit er erschienen ist.

Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman. ›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan …


KaratekaDD




Schon länger geht mit der Autor Paulo Coelho nicht aus dem Kopf. Erstmals begegnete ich ihm auf einem Konzert, welches Ute Lemper, die weltbekannte Sängerin gab. Die Schriften von Accra – 9 Geheimnisse - So hieß das vertonte Programm nach dem gleichnamigen Roman. Um den geht es hier nicht. Aber auf diversen Bloggerseiten fand ich Buchbesprechungen weiterer Romane und diese stehen nun auf dem Programm.




Nachzutragen wäre als "Erwerb" noch dieser Roman von Gregg Hurwitz. Der war in einem großen Paket im letzten Monat. Ich werde "keine voreiligen Schlüsse ziehen", ob der Geschichte um die "tödlichste und geheimste Waffe der US-Regierung". Wieder ein Buch, dass den Stapel ungelesener Bücher erweitert, aber Spannung und große Unterhaltung verspricht.



Uwe könnte ja nun noch die letzten 5 Hörbücher von Game of Thrones oder DAS LIED VON EIS UND FEUER erwähnen. Aber er ist nun bei hören von Band 15. Immer noch toll... So. Das muss reichen, oder lest was Random House dazu schreibt:

"Cersei Lannister versucht mit allen Mitteln, ihre Macht auszubauen und schreckt auch vor ungewöhnlichen Maßnahmen nicht zurück. Doch in den sieben Königslanden wird es immer gefährlicher. Wer ist noch, Freund? Wer wird zum Feind?
Auch Brienne, die Jungfrau von Tarth, erlebt böse Überraschungen bei ihrer Suche nach Sansa Stark, denn sie muss erfahren, dass sie auf der falschen Fährte war..."

(amazon) - Sag ich doch. Können nur eingefleischte Fans was mit anfangen.


BlogPost Nr. 114: Zusammenfassung der Beiträge im Januar 2018


Zu Beginn des Jahres hofften wir, wieder mehr Posts zu veröffentlichen. Themen gibt es genug, nur Zeit und Energie reichen nicht immer für die Umsetzung. Ob wir unser Vorhaben erreicht haben? Schaut selbst...




Wir starteten mit einem kleinen Ausblick: EIN NEUES JAHR! Statt einem Jahresrückblick gab es ein paar Gedanken zu den 365 vor uns liegenden Tagen, zu unseren Hoffnungen und Plänen. So steht im Mai beispielsweise schon unser fünfjähriges Jubiläum an. Unfassbar!


Anne stellte dann einen Erzählband der Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro vor: TANZ DER SELIGEN GEISTER. Den begehrten Nobelpreis erhielt die Schriftstellerin als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", was sie bereits hier in ihrem Debüt eindrucksvoll unter Beweis stellt. Das verbindende Glied der 15 Erzählungen ist im weiteren Sinne der Abschied von der Kindheit, das Finden eines eigenen Weges. Besonders hat Anne der Schreibstil Munros beeindruckt: präzise, unsentimental und intensiv, dabei oftmals poetisch und melancholisch, zeitweise ironisch, immer aber durchzogen von einer tiefen Ernsthaftigkeit. Sicher nicht das letzte Buch der Autorin für Anne!


Anne ließ sich mit DAS LIED DES BLAUEN MONDES in die Stadt der Liebe entführen. Ein zauberhaft leichtes Buch hat Natalie Simon hier geschrieben, gefühlvoll aber nicht zu kitschig und mit einer gelungenen Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Humor und Spannung, aus Liebe und Musik. Viele französiche Texte (mit deutscher Übersetzung) erwarten den Leser hier und begleiten ihn durch den Roman, was die Stimmung auf angenehme Art färbt.Anne hat sich mit dem Buch jedenfalls sehr wohl gefühlt...


Auch Kinderbücher werden bei uns immer wieder gerne vorgestellt. Diesmal ist Anne auf einen Kinderkrimi gestoßen, und EISKALTE JAGD - EINE GANGSTERJAGD IM SCHNEESTURM von Hans-Rainer Riekers konnte sie überzeugen. Im Schnee auf Usedom, das ist ja schon etwas Besonderes, und wenn dann noch spannende Abenteuer warten, das kann ja nur gut sein. Trotz kleiner Kritikpunkte hat Anne jetzt Lust bekommen, noch mehr aus der Feder des Hobbyautors zu lesen...


Der nächste Beitrag gilt mal wieder den Romanen der Liselotte Welskopf-Henrich, denn der Palisander-Verlag hat DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN als Druckwerk neu herausgebracht. Damit ist der Verlag der vermutlich einzige, welcher beide Romanreihen der Autorin, die von den nordamerikanischen Ureinwohnern erzählen sowohl als eBook wie auch als gedruckte Version heraus gebracht hat.




Dies ist bereits der fünfte Band der CyberWorld-Reihe, und wieder hat sich Nadine Erdmann etwas ganz Besonderes ausgedacht: eine komplette virtuelle Stadt, die Sightseeing vollkommen neu definiert, das hat schon etwas. Aber natürlich geht es hier in erster Linie wieder um die Abenteuer, die die sechs Freunde auch in BURNING LONDON erwarten. Actionlastig ist dieser fünfte Teil der Reihe, und tatsächlich gönnt die Autorin ihren Helden - und dem Leser - kaum einmal eine Atempause. Gut gefallen hat Anne unter anderem, dass in dieser Folge auch einmal die Kehrseite der Medaille beleuchtet wird - die möglichen Gefahren und Nachteile, die solch eine erweiterete Technologie wie die CyberWorld mit sich bringen kann. Bei aller Begeisterung, die die technischen Errungenschaften so mit sich bringen, wird hier doch deutlich, dass man nicht alles kritik- und gedankenlos hinnehmen kann und darf, und dass mit den zunehmenden Möglichkeiten auch das Gefahrenpotenzial steigt. Doch sind diese Themen nicht der Schwerpunkt der Handlung - es erwarten den Leser also keine philosophischen Grübeleien - sie sind vielmehr einfach der notwendige Hintergrund für ein überaus spannendes Jugendbuch mit authentischen und sympathischen Charakteren, die man am Ende gar nicht gerne ziehen lässt. Anne jedenfalls freut sich schon auf den sechsten und den abschließenden siebten Band!



Es war ein schönes Geschenk zum richtigen Zeitpunkt: Das Büchlein, welches nur sechsundzwanzig Zeilen zu sechsundzwanzig Bildern von Quint Buchholz enthält. Die Bilder sind sehr schön, sie fördern Tränen und Lachen. Immer wieder kann man sie sich ansehen.
Schwer zu rezensieren, hier der Versuch.


Einen Kurzgeschichtenband stellte Anne vor. HERRN MURMELSAMS FIEBERTRÄUME von Philipp Multhaupt beinhaltet 29 Geschichten / Fieberträume, die Anne alle gefallen haben. So unterschiedlich die Erzählungen auch sind, die fein geschliffene, bildhafte Sprache, die sanfte Poesie, die Liebenswürdigkeit in der Darstellung der Figuren, das ist allen Geschichten gemein. Anne jedenfalls hält Ausschau nach weiteren Werken des jungen Autors!


HERR JAKOB TRÄUMT von A.S. Dowidat ist ein schmales Buch, das jedoch nicht wirklich schnell gelesen werden will. Ein Buch, in das Anne gerne eingetaucht ist und bei dem sie feststellen musste, dass es nicht nur vom Entschleunigen schreibt, sondern auch das Lesen selbst entschleunigt. Ein Buch, das einen Kontrakpunkt darstellt zu unserer schnelllebigen Zeit und an das gemahnt, was uns wirklich gut tut: Achtsamkeit und Ruhe. Anne hat es jedenfalls genossen!


DER HECKENRITTER VON WESTEROS - Das Urteil der Sieben sind eigentlich drei Geschichten. in einem Band, die auch zu unterschiedlichen Zeiten veröffentlicht wurden, aber chronologisch zusammengehören. Angepriesen als die Vorgeschichte zu DAS LIED VON EIS UND FEUER. Nun ja.
Spannende Rittergeschichte mit Fantasy. Vom Großmeister George R.R. Martin. ► Hier geht es zur Rezension


Eine gemeinsame Buchbesprechung von Uwe und Anne gab es zum vierten Band um John Finch: DER ZERBERUS-SCHLÜSSEL. Anhand von 10 Fragen hangelten sie sich durch den neuesten Thriller von Gerd Schilddorfer und förderten viel Positives und leichte Kritik zutage. Letztendlich sind und bleiben aber beide Fan dieser Reihe und freuen sich schon auf Band Nummer fünf!


Uwe begab sich wieder einmal mit Sabine Ebert ins Mittelalter. DER JUNGE FALKE ist der zweite Band von SCHWERT UND KRONE. Mit dem Leben von Adela und Kunigunde sowie des fiktiven Ritters Christian schafft es die Autorin wiederholt, große Geschichte und die Lebensweise der hohen Fürsten bis zum niederen Adel, durch Christians Eltern bis in das Volk zu erzählen. Wiederum gilt hier, dass dadurch ein echter historischer Roman entsteht, nicht nur eine Abenteuer- oder Liebesgeschichte, die in das Mittelalter verpflanzt wurde und in jeder anderen Zeit hätte spielen können. Uwe war jedenfalls wieder einmal sehr angetan. ► Hier geht es zur Rezension


Zum Monatsende las Anne noch ein gefühlvolles Buch rund um eine trauernde Familie. NUR ZUSAMMEN IST MAN NICHT ALLEIN von Mike Gayle bietet eine schöne Mischung aus sehr emotionalen Szenen und Abschnitten, die dem Leben als solchem gewidmet sind, oftmals durchzogen von köstlichem Humor. Ein Roman, der eine Achterbahn der Gefühle bietet ohne dabei kitschig zu werden und der den Leser letztlich mit einem eher offenen Ende versöhnt zurücklässt. Für Anne ein angenehmes Leseerlebnis...