Was es noch zu sagen gibt. In vier Jahren vier Bücher über eine Geschichte von vier Monaten. Am 16.08.2022 erschien im Rowohlt – Verlag der erste Band, der von Felix BRUCH und Nicole Schauer erzählte.
Zur Dresdner Kriminalpolizeiinspektion, in die Morduntersuchungskommission wurde vor circa vier Monaten Nicole Schauer versetzt. Die Kriminalhauptkommissarin kam wegen der Liebe nach Dresden, kämpfte zusätzlich mit ihrer Gesundheit, die Liebe blieb auf der Strecke und übrig blieb – BRUCH.
Die beiden ermitteln zunächst an einem dunklen Ort nach einem vermissten Mädchen. An sich fand ich, als „ausgewiesener“ Goldammer Kenner und Fan, die Geschichte gewohnt spannend, aber aus professionellen Gründen hadere ich seit jeher mit Kriminalbeamten, deren Zustand gelinde nur als dienstuntauglich bezeichnet werden kann.
Doch wir lesen hier ja Romane, es kam wie erwartet, der zweite Band, sollte mir hoffentlich Näheres zu Felix Bruch erzählen.
In diesem (In eisigen Nächten – 2023) wird gleich mal der Chef der MUK ermordet. In seinem Dienstzimmer. Der Verdacht fällt irgendwie auf alle und jeden, so auch auf Felix Bruch. Diese Nicole, die sich dem eigenartig verschlossenen KHK annähert, wird ganz langsam zur Partnerin, sie kommt nicht umhin, dessen unglaublich präzisen und zielgerichteten Ermittlungsansätzen zu folgen.
Das Mädchen, welchem zunächst der Mord angelastet werden soll, führt zur Spurensuche in Felix Kindheit und klar ist, Band drei wird eventuell zur Auflösung nicht reichen.
Durch finsteren Zeiten, der dritte Band, beginnt mit einem Polizisten-Doppelmord. Bruch und Schauer treffen bei den Ermittlungen auf einen besonders bauwütigen und querdenkenden Reichsbürger, der inmitten ehemaliger sowjetischer Kasernen seine eigene Bunker-Welt geschaffen hat. Eines Nachts, in der Nähe der Festung dieses Typen, bedeutet Felix der Kollegin, im Auto sitzen zu bleiben, während er sich auf Erkundung begibt. Doch Nicole ist für so etwas nicht zu haben und so entgeht sie der Garbe aus einer Maschinenpistole, die vermutlich beiden galt...
Inzwischen wissen wir einiges über Felix und seinen Partner Michael, der bei einem Autounfall verbrannte ohne irgendwelche menschlichen Überreste zurückzulassen.
AM ABGRUND hat Nicole Schauer noch einige Wissenslücken, die gilt es im vierten Band zu schließen. So wie der dritte, beginnt auch der vierte Band mit einem Ereignis, welches Presse, Parteien und Bevölkerung aufbringt: Ein Auto fährt am Kulturpalast in eine Menschenmenge. Der Fahrer ist flüchtig, die Ermittlungen schwierig. KOK Voß hilft Schauer, die inzwischen mit der KOKin Schmittke zusammenarbeitet. Deren „Geplapper“ geht ihr auf die Nerven, sie merkt, dass es dem Bruch vor noch nicht allzu langer Zeit mit ihr ebenso gegangen sein könnte. Felix liegt zur Zeit im Krankenhaus, doch mit einem Schlag ist er weg. Die Kreise werden sich schließen.
„Ich werde zu Bruch, stellte sie mit Entsetzen fest und hielt einen Moment inne. Ich werde zu Bruch, wiederholt sie den Gedanken, tastet ihn ab. Ich werde wie Bruch, verbessert sie sich. Zumindest hatte sie Eigenschaften angenommen, die sie ihm zuschrieb. Sie mochte nicht mehr unnötig reden, rieb sich weniger an Dingen auf, die irrelevant schienen, und vielleicht bemerkte sie auch Dinge, die andere nicht sahen.“ (Seite 148)
* * *
Oft ist nichts so, wie man es kurz vorher noch denkt. Der vierte Band treibt die Spannung, mein Kopfschütteln und das etwas atemlose Lesen auf die Spitze. Wie weit geht Korruption? Goldammer spielt mit Verschwörungstheorie, bei der Nicole Schauer Gefahr läuft, angesteckt zu werden. Islamischer Gefährder oder Verschwörung?
„Schauer schaltete ab, saß im Dunkel. Sie kam nicht dagegen an. Nicht so, nicht mit normalen Mitteln. Es war fast schon absurd, was geschah. Wie die Öffentlichkeit häppchenweise gefüttert wurde. Wie man Wahrheiten sagte und doch log. Und trotzdem musste sie aufpassen, nicht abzudriften. Zu leicht, hinter jedem Baum oder Gebüsch einen Verfolger zu sehen. Zu leicht, hinter allem, was man nicht verstand, eine Verschwörung zu vermuten.“ (Seite 144)
Auch in diesem Moment, in dem Nicole das denkt, wird sie beobachtet...
Am Ende ist alles anders. Ein Kreis schließt sich, dessen Umfang anfangs unendlich schien. Am Ende ist der Fall selbst noch nicht ganz beendet, aber die Geschichte von Felix und Nicole schon. KLICK.
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Was habe ich zwischenzeitlich geflucht. Die durchgeknallten Kriminalbeamten, die was weis ich oder welche Hand im Dienst hielt, der Mord am Chef der MUK in dessen Dienstzimmer, die Fährten die in Lehre liefen und dann diese Verschwörungen. Extrem der Prepper in Band drei mit seiner Festung und dem Waffenlager. Dann die Geschichte des Felix Bruch und das Heim... KLICK.
Ursprünglich kam mir die Idee, Goldammer hätte einen „Rückfall“ in seine Anfangsjahre „erlitten“, doch er schafft es erneut, seine Leserinnen und Leser auf ungeahnte Pfade zu lenken, oft werden sie zur Sackgasse. KLICK.
BRUCH ist zusätzlich Beweis dafür, dass Goldammer es meisterhaft versteht, aktuelle, öffentlichkeitsweit bekannte Fälle mit seinen Handlungssträngen zu verknüpfen.
Mit dem Wissen um das Ende empfehle ich das vierbändige Werk, dessen zeitweise gebrochener Held denrichten Namen abbekommen hat. Dafür kann er nichts, wohl aber der Autor.
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Frank Goldammer ist ein Vielschreiber. Die Projekte stapelten sich im Kopf und es waren schon dreizehn Bücher geschrieben und im mehr oder weniger gewichtigen Umlauf, bevor er den großen Wurf landete: Die inzwischen zehnbändige Reihe um den Kriminalrat Heller und seinen Enkel Max Heller (acht Bände). Dieser Umfang verhinderte nicht, dass der Leutnant der Volkspolizei Falck in den Bücherregalen auftauchte, der in einem zweiten Band bereits Kriminalkommissar ist; ein Buch zu Zeiten der deutschen Vereinigung. Hinzu kam Zwei fremde Leben, ein Roman über Zwangsadoptionen und, etwas ganz anderes, nämlich ein Großes Sommertheater. Das Gesamtwerk umfasst, wenn ich mich nicht irre, vierunddreißig Bücher, die in unterschiedlichen Verlagen herausgekommen sind.
BRUCH erschien im Rowohlt Verlag, die Buchdeckel ziert ein Aufkleber, welcher die Bücher als SPIEGEL-Bestseller ausweist. Wie wir aber wissen, macht erst selber Lesen schlau. KLICK.
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Blicke ich zurück auf BRUCH und denke daran, dass ich zwischenzeitlich ans aufhören dachte, dann kann ich das nicht mehr so stehen lassen. BRUCH ist nicht das Beste, was Frank Goldammer unter seine Leserinnen und Leser schickte, die Tetralogie ist trotzdem ein echter Goldammer und ein Hingucker... KLICK.
Ich gebe es zu: Der Dresdner Bücherjunge ist parteiisch.
Ein Großer Dank geht an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
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Die Frank Goldammer Bibliothek |
- DNB / Rowohlt Verlag / Reinbek bei HH / 15.07.2025 / ISBN: 978-3-8052-0114-8 / 368 Seiten
- Frank Goldammer unter Litterae - Artesque (bisher 26 Buchbesprechungen)
© Der Dresdner Bücherjunge
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