Ja, ja, es ist schon ein Krimi, auch wenn man etwas
zurückzuckt, liest man dieses Wort. Auf dem Buchdeckel steht „Ethno-Krimi“.
Nun, ob es das trifft… Auf jeden Fall geht es mal nicht um Prärieindianer, die
bisher im Fokus der von mir konsumierten Bücher standen.
Im Roman von Ulrich Wißmann stehen die HOPI im Vordergrund
und deren Religion. TANZ MIT SCHLANGEN spiegelt dies gut wieder, denn der Tanz
mit Klapperschlangen ist eine Zeremonie. Hopi sind Pueblo-Indianer. Sie
leben heute inmitten eines großen Navajo-Reservats.
Das Buch erzählt davon, dass die Hopi daran glauben, dass der
Mensch mit der Natur leben muss, andernfalls wird er diese Welt nicht
überleben. Daraus erwächst bei Traditionalisten eine bestimmte Art von Armut
und Verzicht. Natürlich gibt es auch Gegner dieser Anschauungen, davon handelt
letztlich dieses Buch.
Beim Schlangentanz stirbt ein Ältester des Stammes der Hopi.
Albert Tasajeswa, der sich mit den eigentlich behäbigen und vor allem
keineswegs hungrigen Klapperschlangen auskannte wie kein Zweiter, wird von
einer Schlange gebissen. Von einer Crotalus
viridis. Die Schlange, zu dem Ergebnis kommt der S.A. Jackson Caldwalder
(FBI) und der Navajo-Stammespolizist Frank Begay.[1]
Albert Tasajeswa war so ein Traditionalist, der gegen die Kohleförderung auf
dem heiligen Berg der Hopi protestierte. [2]
Diese allerdings gibt besser bezahlte Arbeit, daher sind andere Stammesangehörige
eher für die Ausbeutung der Minen.[3]
Mordmotive sind also denkbar.
Die beiden Ermittler bilden mit dem Hopi Charles
Quochytewa, ebenfalls ein Stammespolizist, alsbald ein Trio. Es dauert nicht lange bis zum
nächsten Mord…
* * *
Bekannt ist vielleicht eher, dass die Hopi wie auch die Navajo für die
Herstellung von Kunstgegenständen bekannt sind, die in den Reservationen und auch
außerhalb verkauft werden. Verkauft werden auch, und hierbei geht es wirklich um
Berührungen zur Religiosität der Hopi, sogenannte Katchina-Puppen. Auch in
diesem Roman spielt eine solche Puppe, die als Kill-Priest-Katchina auf einen
Jahrhunderte zurückliegenden Fall von Priestermord hinweist, eine Rolle.
Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass die Schlangen, die
beim Schlangentanz-Kult der Hopi
benutzt werden, gar keine Giftzähne mehr hatten. Aber darauf kommt es hier
gar nicht an.
Quelle Verlag |
Vielmehr hat der Autor, Ulrich Wißmann, einen Roman
geschrieben, der auf unterhaltsame Art nun nicht gerade in die Spiritualität
eines Indianerstammes einführt, aber auf die Besonderheiten neugierig macht.
Das heißt, er lädt zum weiteren Schmökern ein. Zudem ist es ein Buch, dass auf
die Probleme in den allermeisten Reservationen der verschiedensten Stämme
hinweist: Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit.
Nicht nur in Sachbüchern lassen sich interessante Aspekte verpacken,
auch in Romanen ist dies sehr gut möglich. So weist Wißmann darauf hin, dass
die amerikanische Verfassung durchaus bei den Irokesen Anleihen nahm und
erzählt über die Sprachen der Indianer folgendes:
„… Indianische
sprachen sind derart komplex, dass es schwierig ist, etwas genau zu bezeichnen,
es dann auch noch auf völlig anderes zu beziehen, wie beim Fluchen, geht gar
nicht! Die europäischen Sprachen funktionieren eben ganz anders. Indianer
können zwar vieles ausdrücken, was Weiße gar nicht denken können, aber vieles,
was für Weiße selbstverständlich ist, funktioniert in indianischen Sprachen
nicht. Sie sind ungeheuer genau, deswegen kann man nicht etwas aus einem
Bereich in den anderen übertragen. Das gesamte System der Weißen aber basiert
auf diesen Übertragungen: Geld gegen Arbeit, Zeit für Geld, Miete, Zinsen,
Löhne, das alles hätte sich Indianer gar nicht ausdenken können, weil sie es in
ihrer Sprache auch nicht denken können… Unsere Sprachen kennen überhaupt keine
Bilder. Wenn ein Indianer in seiner Sprache einen Gegenstand benennt, berührt
er ihn auch, nimmt eine Verbindung auf, deshalb reden wir mit Pflanzen, Tieren
und Bergen, für den Weißen ist es dagegen immer nur das Bild der Pflanzen, des
Tieres oder Berges, das er ausdrückt.“ (Seite 135)
War es früher die Exotik, das Bild des edlen Wilden, welches
in die Welt gebracht wurde, so sind es für Menschen, die sich heute richtig für die
indigenen Völker (nicht nur Nordamerikas) interessieren, eben solche
Informationen, die, in einem Roman gut verpackt, weiteres Interesse
hervorrufen. Jedenfalls geht es diesem Blogger hier so, der „seine Indianer“
als Erwachsener so wieder „neu“ entdeckte.
Auch wenn das Ende ein wenig voraussehbar war, vor uns liegt
ein interessanter und kurzweiliger Roman, der auf nur 183 Seiten eine weitere
indianische Welt ausbreitet, spannend verpackt.
* * *
Ulrich
Wißmann hat schon mehrere Bücher im Traumfänger-Verlag herausgebracht. Er
beschäftigt sich seit frühester Jugend mit den Indianern Nordamerikas. Der
studierte Völkerkundler besuchte er verschiedene Stämme. Er schrieb auch über
den indianischen Widerstand.
Dem Traumfängerverlag, namentlich Kerstin Groeper danke ich
hier noch einmal für die interessanten Gespräche während der Buchmesse inLeipzig 2016 und für dieses Buch.
► DNB / Traumfänger-Verlag / Hohenthann 2015 / ISBN: 978-3-941485-47-1, 183 S.
© KaratekaDD
[1] Bei
Kapitalverbrechen ermittelt laut gesetzt nicht die im jeweiligen Reservat
zuständige Stammespolizei, sondern die Bundesbehörde FBI. Da die Hopis in Masse
innerhalb des Navajo-Reservats leben, ist die Hinzuziehung des
Navajo-Ermittlers verständlich.
[2] Die Rohstoffe auf Reservationsgebieten sind seit deren Einrichtung Gegenstand von Verträgen und gebrochenen Verträgen und vor allem Streitgegenstand unter den jeweiligen indigenen Völkern selbst.
[3] Der Transport der Kohle erfolgte durch Wasser. Daher senkte sich der Grundwasserspiegel, was für die ohnehin problematische Landwirtschaft Schwierigkeiten bei der Bewässerung erbrachte.
[2] Die Rohstoffe auf Reservationsgebieten sind seit deren Einrichtung Gegenstand von Verträgen und gebrochenen Verträgen und vor allem Streitgegenstand unter den jeweiligen indigenen Völkern selbst.
[3] Der Transport der Kohle erfolgte durch Wasser. Daher senkte sich der Grundwasserspiegel, was für die ohnehin problematische Landwirtschaft Schwierigkeiten bei der Bewässerung erbrachte.