Sonntag, 26. September 2021

Eco, Umberto: Verschwörungen

 Eine Suche nach Mustern

Was ist das denn? Hat sich der Altmeister noch einmal zu Wort geäußert? Das könnte man meinen, denn aktueller wäre es wohl nicht gegangen, so im Zeichen von diversen Neu- oder Altverschwörungen. Die neuste wäre dann die Corona-Impfverschwörung, doch über die erzählt Umberto Eco dann doch nichts und im editorischen Nachwort wird dann erklärt, dass es sich bei diesem Büchlein um eine Zusammenstellung von Essays handelt, auf der Grundlage von Vorträgen und Vorlesungen, die Eco einst hielt.

„Komplotte, Verschwörungen und Konspirationen“ war einer dieser Vorträge überschrieben und so auch heißt das erste Kapitel des schmalen Bandes. Eco geht darin, unteranderem, dem Entstehen von Verschwörungstheorien auf den Grund, angefangen bei der Leugnung der Mondlandung bis hin zur Behauptung, dass  11/9 als Vorwand für die Invasion des Iraks und dann Afghanistans von den US-Amerikanern selbst organisiert wurden sei. Oder aber von den Juden, denn wie zum Beispiel ein libanesischer Fernsehsender verbreitete, hätten diese einen Hinweis bekommen, an eben diesem Tag nicht zur Arbeit in den Zwillingstürmen zu kommen. 


Als dann geht er diversen Verschwörungstheorien auf den Grund und verschweigt dabei nicht den Da Vinci Code oder besser dessen Grundlage, die Erzählungen eines Pierre Plantard über die Prieure de Sion, verbreitet von Lincoln, Baigent und Leigh, die Jahre später dann Dan Brown verklagten, er hätte sich des Plagiats schuldig gemacht. Welch hervorragender Werbeclou. 

Übrigens muss ich hier zugeben, dass eben diese Geschichte von den „Erben des heiligen Gral“ zur einer jahrelangen Beschäftigung des hier schreibenden Bloggers mit genau diesem Thema führte und daraus folgend mit laienhaft verfolgter Kirchen- und Religionsgeschichte. 

Samstag, 25. September 2021

Baum, Beate: Niemand kennt dich, ...

 ... wenn du am Boden liegst.

Welch langer Titel für einen relativ kurzen Roman. „Musikerroman“ steht unter dem Titel. Musikerroman? Ein Blick auf die Webseite der Autorin offenbart sogar eine eigenen Rubrik für dieses Genre. 

Um was geht es? Die Band The Distant Stars mit dem schottischen Frontman Tim Cantely spielt zu Beginn auf den Elbwiesen. Das ist schon mal eine Konzertadresse, haben die Musiker doch die brühlsche Terrasse mit der barocken Kulisse der Dresdner Altstadt im Rücken. Dem Konzert lauschen Ines und Kevin, Bruder und Schwester, begeistert nicht nur von der Band sondern vor allem von den Soli des Gitarristen John Raymond. Wer jetzt schon auf die Webseite unter Musikerromane geschaut hat, findet dort auch die Ballade Ines und John, womit klar ist, die beiden sind verbandelt.

Das Konzert endet mit Stress, denn 23 Uhr hat Ruhe zu sein. (Das wusste ich noch gar nicht...) Als nächste Station steht Dortmund auf dem Programm, wen wundert´s, bei der Biografie der Wahldresdnerin Beate Baum. Bevor wir uns nach Dortmund bewegen, besuchen wir erst mal die Szenekneipe Planwirtschaft.


In Dortmund soll The Distant Stars als Vorband für Eric Clapton auftreten, was schwierig wird, denn dieser Cantely hat vor allem ein Problem, er bevorzugt nämlich zur Vorbereitung seiner Auftritte Mittel, wegen denen man mit der Polizei in Kontakt kommen kann. Tim Cantely allerdings wird gleich noch verhaftet. Mordverdacht. Für das Clapton-Konzert springt Kevin ein, das geht natürlich auch schief, der hatte was in der Cola.

Mittwoch, 22. September 2021

Korte, Lea: Die Maurin


Zahra as - Sulami, das zu Beginn des Romans dreizehnjährige Mädchen, Tochter einer angesehenen maurischen Familie ist die Heldin des Romans, den uns Lea Korte beschert hat.

Es ist die Zeit um 1478 - 1492, die hier den Rahmen für die Geschichte des eigenwilligen, mutigen Mädchens bildet, welches als Muslimin später einen christlichen kastilischen Ritter liebt. Das alles geschieht kurz bevor Christobál Colón nach "Westindien" aufbricht.

Die letzten Jahre des Emirats von Granada, Überbleibsel des Kalifats von Cordoba sind angebrochen, die Jahre in denen die Reconquista siegen wird und ganz Spanien katholisch werden wird. Auch liegt in dieser Zeit das Emporkommen der Inquisition, der Autodáfes auf den Muslime, Christen, Konvertiten und Juden verbrannt werden. Kreuzzug der "Katholischen Könige" im eigenen Land.


Zahra hat es nicht gerade leicht in ihrer Familie. Der Vater ist Untertan des Emirs Hassan, der den Krieg mit den Christen wieder vom Zaum bricht. Abdarrahman, verheiratet mit einer zum Islam konvertierten ehemaligen christlichen Sklavin, Zahras Mutter, ist aber auch am Frieden interessiert. Zahra wird den letzten Nasridenherrscher, Muhammad XII. - genannt Boabdil - zurück nach Granada holen, damit brechen die letzten Jahre für das maurische Königreich an und der Krieg bricht erst richtig aus. Sie muss dessen Sohn als Geisel zu Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon begleiten, wird eingekerkert und von zwei kastilischen Rittern befreit, dessen einer dann Vater ihrer Kinder wird und seine Familie durch den Krieg bringen muss.

Wird es Zahra und Jaime gelingen?

Sonntag, 19. September 2021

Modiano, Patrick: Unsichtbare Tinte

Wer ist Noëlle Lefebvre? Warum verlor sich Mitte der 60er Jahre ihre Spur? Jean Eyben ist knapp zwanzig, als er in einer Pariser Detektei anheuert und auf die verschwundene Noëlle Lefebvre angesetzt wird. Alle Hinweise führen ins Leere, doch das Rätsel lässt Jean auch Jahre später nicht los. Da sind die Namen von Noëlles Kontakten, das schmale, damals heimlich entwendete Dossier und ihr sporadisch geführter Kalender mit dem geheimnisvollen Satz „Wenn ich gewusst hätte…“. Als Jean einen Jugendfreund trifft, erscheint ihm ein Detail plötzlich von Bedeutung: Noëlle Lefebvre stammt aus „einem Dorf in der Umgebung von Annecy“. So wie er selbst. Ein verblüffender, tief berührender Roman über die Hoheit der Erinnerung und die Deutung der eigenen Geschichte.
 
 
 
 
 
 
 
 
  • Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 3. Edition (15. Februar 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung : Elisabeth Edl 
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 144 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3446269185
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446269187
  • Originaltitel ‏ : ‎ Encre sympathique
 
 
 
Vor knapp acht Jahren - im September des Gründungsjahrs unseres Blogs - stellte ich hier schon einmal einen Roman von Patrick Modiano vor: "Im Café der verlorenen Jugend".  Das war also noch bevor der französische Schriftsteller den Nobelpreis für Literatur erhielt (2014). Als ich nun auf diesen schmalen Roman stieß, wurde ich erneut neugierig. Ich war gespannt, ob mich auch das neueste Werk Modianos in seinen Bann würde ziehen können...

Samstag, 18. September 2021

Park, David: Reise durch ein fremdes Land

Von Beruf Fotograf sieht Tom die durch den Winter zum Erliegen gekommene Welt um sich herum wie durch die Linse seiner Kamera. Schon immer hat er sein Leben auf diese Art betrachtet, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass er es anhand von Fotografien erzählen kann. All diese Bilder kommen ihm nun in den Sinn: das erste Foto, das er von seiner Frau geschossen hat, die Aufnahmen von Familienfeiern, die ihm seinen Lebensunterhalt sichern, und diejenigen, die er stets zu machen geträumt hat, Fotos jenseits der gängigen Sehgewohnheiten. Tom hat sich längst damit abgefunden, dass er kein großer Künstler ist. Doch wie soll er damit leben, dass er kein perfekter Ehemann ist? Und dass er vor allem seinem anderen, seinem ältesten Sohn Daniel kein guter Vater war? Tief in seiner Kamera versteckt, gibt es ein Foto von Daniel, das Toms ganze Schuld und ganzes Leid zeigt. Je intensiver Toms innere Zwiegespräche mit Daniel auf dieser Reise werden, desto mehr hofft er, Erlösung und Vergebung zu finden.
 
 
 
 
  • Herausgeber ‏ : ‎ DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (17. September 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung: Michaela Grabinger  
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 200 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3832180028
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3832180027
  • Originaltitel ‏ : ‎ Travelling in a Strange Land
 
 
 
Titel und Klappentext des neuen Romans von David Park - übrigens der erste, der auch ins Deutsche übersetzt wurde - sprachen mich gleich an. Und zu meiner großen Freude erhielt ich nach meiner Bewerbung bei NetGalley tatsächlich ein Rezensionsexemplar. Dieser Roman ließ mich gleich nach den ersten Seiten nicht mehr los - und doch musste ich ihn aufgrund seiner für mich großen emotionalen Wucht immer wieder zur Seite legen. Für mich eine großartige Entdeckung - aber lest selbst:


Mittwoch, 8. September 2021

Güngör, Dilek: Vater und ich

Als Ipek für ein verlängertes Wochenende ihren Vater besucht, weiß sie, dass er auf dem Bahnhofsplatz im Auto auf sie warten und sie nicht am Zug empfangen wird. Im Elternhaus angekommen sitzt sie in ihrem früheren Kinderzimmer, hört ihn im Garten, im Haus, beim Teekochen. Die Nähe, die Kind und Vater verbunden hat, ist ihnen mit jedem Jahr ein wenig mehr abhandengekommen, und mit der Nähe die gemeinsame Sprache. Ipek ist Journalistin, sie hat das Fragenstellen gelernt, aber gegenüber dem Schweigen zwischen ihr und dem Vater ist sie ohnmächtig. 

Dilek Güngör beschreibt die Annäherung einer Tochter an ihren Vater, der als sogenannter Gastarbeiter in den 70er Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam. Sie erzählt von dem Versuch, die Sprachlosigkeit mit Gesten und Handgriffen in der Küche, mit stummem Beieinandersitzen zu überwinden. Ein humorvoller wie rührender Roman über eine Vater-Tochter-Beziehung, mit der sich viele werden identifizieren können.

 

  • Herausgeber ‏ : ‎ Verbrecher; 1. Edition (20. Juli 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 112 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3957324920
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3957324924

 

 

 

Wenn die jährliche Longlist des Deutschen Buchpreises veröffentlicht wird, werde ich jedesmal neugierig. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass ich etliche der Cover bereits häufig gesehen und womöglich den ein oder anderen Titel bereits gelesen habe. Andere Titel dagegen nehme ich überhaupt erst durch die Nominierung für den Deutschen Buchpreis wahr - und so erging es mir auch mit Dilek Güngörs Erzählung. Hier wurde meine Neugier auch durch den Klappentext geschürt, und so wagte ich mich an die Lektüre. Tatäschlich bestätigte sich einmal mehr: es lohnt sich, den Blick auch auf Bücher jenseits des Mainstreams zu lenken...

Samstag, 4. September 2021

Kutscher, Volker / Menschik, Kat: Moabit

MOABIT oder wie kommt Charlotte "Charly" Ritter zu Oberkommissar Böhm? - Auf den Spuren von Charly - 
Gehört und Gelesen

In MARLOW, dem siebenten Band der Gereon-Rath-Reihe brütet der ehemalige Oberkommissar Böhm über einen seiner „Nassen Fische“, die Akten enthält er Charlotte "Charly" Ritter vor. Was soll sie nicht lesen? Oder hat er etwas neues heraus gefunden über den Tod von Christian Ritter, dem Oberaufseher in der Haftanstalt Zellengefängnis Moabit, ihrem Vater?

Hat der Chinese Liang, die rechte Hand Dr. Marlows einem der ehemaligen Unterweltbosse in Berlinwas damit zu tun? 

Volker Kutscher lässt uns gemeinsam mit Kat Menschik einen Rückblick unternehmen. Einmal tat er das mit einem Hörbuch, welches nicht nur von David Nathan gelesen wurde. Im Hörbuch beginnt Marc Hosemann, er spricht die Rolle des sogenannten Schränkers, dem Boss des Ringvereins Berolina, den während eines Gefängnisaufenthaltes in Moabit der „rote Hugo“ vertritt. Geht es hier um die Macht im Ringverein Berolina? Die Figuren tauchen am Rande der Handlungen der Rath-Bücher auf, meist im Zusammenhang mit Marlow, dessen Geschichte wiederum im gleichnamigen Buch erzählt wird. 

Donnerstag, 2. September 2021

Deutscher Buchpreis 2021 - Longlist

 


 
 
Am 24.08. wurden die Titel für den diesjährigen Deutschen Buchpreis nominiert - wieder 20 Stück an der Zahl. Da lohnt es sich doch, mal wieder einen Blick zu riskieren:




Etlichen der Cover bin ich schon mehrfach begegnet, einen der Romane habe ich bereits gelesen und hier im Blog vorgestellt: "Vati" von Monika Helfer.

Folgen sollen in jedem Fall noch die Bücher "Vater und ich" von Dilek Güngör, "Mitgift" von Henning Ahrens sowie "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar. Ob es noch zu weiteren nominierten Romanen reicht, wird man sehen. Ich bin jedenfalls wie immer sehr gespannt, ob es einer der vier genannten Titel auch in die Shortlist schaffen wird...
 
 
© Parden  


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Update (mittlerweile gelesen und rezensiert):

  •  "Vati" von Monika Helfer - ⭐⭐⭐⭐(19.06.21)
    "Vater und ich" von Dilek Güngör - ⭐⭐⭐⭐(08.09.21)
    "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar - ⭐⭐(05.11.21)
    "Mitgift" von Henning Ahrens - ⭐⭐⭐⭐(16.11.21)