Dienstag, 29. November 2022

Helfer, Monika: Löwenherz

Monika Helfer erinnert sich an ihren Bruder Richard. Seit dem Tod der Mutter wachsen sie und ihre Schwestern getrennt vom kleinen Bruder auf. Sie sehen sich selten, verlieren die Verbindung. Es ist die Zeit des Deutschen Herbstes. Richard ist da bereits ein junger Mann, von Beruf Schriftsetzer. Er ist ein Sonderling, das Leben scheint ihm wenig wichtig. Verantwortung übernimmt er nur, wenn sie ihm angetragen wird. So auch, als ihm auf merkwürdige Weise eine verflossene Liebe ein Kind überlässt, von dem er nur den Spitznamen kennt. Die unfreiwillige Vaterrolle gibt ihm neuen Halt, zumindest für eine Zeit. Ein inniges Portrait, eine Geschichte über Fürsorge, Schuldgefühle und Familienbande.  (Klappentext)









Nach "Die Bagage" und "Vati" (beide Romane wurden hier im Blog im vergangenen Jahr vorgestellt) ist dies nun der dritte und wohl finale Roman der Reihe, wiederum gespickt mit Lebenserinnerungen um die Familiengeschichte der Autorin. Im Mittelpunkt steht diesmal ihr Bruder Richard, und es war beim Lesen zu spüren, welch inneres Anliegen es Monika Helfer war, diesem Familienmitglied gerecht zu werden und ihre eigene Rolle als Schwester dabei zu reflektieren. Schwierig stelle ich mir das vor, denn Richard nahm sich mit 30 Jahren das Leben - als Hinterbliebene kein leichtes Los. Wie ich das Portrait des Bruders empfand, könnt Ihr hier nachlesen:

Montag, 28. November 2022

Schoß, Gunter: Theodor Fontane - Ein Lebensbild...

 ... in Anekdoten

Theodor Fontane: Was fällt einem dazu ein? Zuerst einmal wohl, oder oft, EFFI BRIEST. Gehasst und geliebt und in meiner Erinnerung im Fach Deutsch (Abitur), das langweiligste, das ich lesen musste. Dabei hab ich das gar nicht richtig gelesen und habe doch ein SEHR GUT erhalten, weil ich in einer gespielten Gerichtsverhandlung nach Effis Tod den Baron von Innstetten verteidigte. Die Deutschlehrerin mimte die verstorbene Effi und der Rest der Klasse teilte sich Staatsanwaltschaft und Gericht.

Das geschah im (Schul)Jahre 1983/84 und mitten im real existierenden Sozialismus; den bürgerlichen Misthund zu verteidigen gegen diese Horde losgelassener Möchtegernbeamter, machte schon Spaß. Wobei mir das Thema Sozialismus dabei gar nicht so sehr durch den Kopf ging.

Warum ich das erzähle? Das vorliegende Büchlein, welches ich auf der BuchBerlin 2022 erstand, wurde vom bekannten Schauspieler Gunter Schoß zusammengestellt und im Eulenspiegel-Verlag herausgegeben. Die einen kennen ihn als Grafen Sulkowski in SACHSENS GLANZ & PREUSSENS GLORIA, die anderen aus Filmen mit Stoffen von Wolfgang Schreyer oder aus DAS UNSICHTBARE VISIER, wieder andere als Moderator der Reihe GESCHICHTE MITTELDEUTSCHLANDS im MDR.

Schoß schreibt zum Geleit, dass „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ ihm zuerst erinnerlich ist, ich kannte den damals allerdings nicht, dann natürlich John Maynard:

„Die Schwalbe fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt vom Bug wie Flocken von Schnee,
von Detroit fliegt sie nach Buffalo,
die Herzen aber sind frei und froh,“

Und John Maynard ist der Steuermann und retten das Schiff an das Ufer...

Das haben wir in der Schule auswendig gelernt.


Und dann eben Effi Briest. „An meinen damaligen Leseeindruck habe ich kaum eine Erinnerung, wohl aber an die Fragen zu Konzeption der Figuren und klassentypischen Verhalten des Barons von Innstetten. Wie es so ist: Man meint den Esel und schlägt den Sack. Fontane blieb bei mir erst mal im Regal.“ (Seite 5)

 

Hätte von mir sein können, der Schauspieler allerdings näherte sich von Berufswegen schneller wieder an den „späten“ Dichter an. In Folge dessen sammelte Schoß die hier gedruckten Geschichten.


„Die am biografischen Faden aufgereiten Anekdoten speisen sich aus Lesefrüchten, zuallererst aus Fontanes Briefen, Tagebüchern und Lebenszeugnissen, sie greifen auf Erinnerungen seiner Zeitgenossen zurück und bedienen sich der Fakten, die seine fleißigen Biografen herausgefunden haben.“ (Seite 7)

 

Samstag, 26. November 2022

Harding, Pepper: Das Herz des Henry Quantum (Hörbuch)

Henry Quantum ist ein großer Grübler - vom generellen Zustand der Welt über den Lebenssinn des Saxofonisten am Straßenrand, irgendetwas schafft es immer, die Aufmerksamkeit des liebenswerten Sonderlings auf sich zu ziehen. Kein Wunder also, dass ihm der Alltag bisweilen entgleitet. Wie zum Beispiel das Weihnachtsgeschenk für seine Frau Margaret. Und so macht Henry sich am 23. Dezember leicht verzweifelt auf, irgendwo in San Francisco noch schnell eine Flasche Chanel No. 5 zu erwerben. Doch auch das wird zu einer Odyssee. Weil Henry sich einfach nicht zu konzentrieren vermag. Und weil er durch Zufall auf Daisy trifft, die einstige große Liebe seines Lebens. Eine Begegnung, die nicht nur ihn zutiefst erschüttert. (Klappentext)
 
 
 
 
 
 
 
Die Neuauflage des Buches weist nicht nur ein anderes Cover auf, sondern auch einen anderen Titel: "Ein Wunsch zu Weihnachten". Das weist schon darauf hin, wann die Erzählung spielt: nämlich zur Weihnachtszeit. Genauer gesagt einen Tag vor Weihnachten. Der Klappentext hat mich jedenfalls neugierig gemacht, weshalb ich hier zugriff. Ich verrate hier nur mal so viel: manchmal bedauere ich sehr, dass ich zu denjenigen gehöre, die ein einmal begonnenes Buch stets auch bis zum Ende lesen oder hören. Hier hätte ich mir gewünscht, zu denen zu gehören, die ein Buch einfach abbrechen, wenn es aus irgendeinem Grund nicht passt. Weshalb es bei mir nicht passte, könnt Ihr hier nachlesen:

Donnerstag, 24. November 2022

Schubert, Lisa: Ein Märchen aus Zucker und Sand

Im Märchenreich Kronia ist nichts so wie es scheint. Die Knusperhexe Amara hat den Ruf, eine kinderfressende Kannibalin zu sein, doch wie viel ist an den Gerüchten dran? Als Hexenjäger Chanan sie fängt, merkt er schnell, dass hinter Amaras Fassade mehr steckt, als mit dem bloßen Auge zu erkennen ist. Was für ein Fluch verwandelt ihr Äußeres jeden Tag ums Neue in das einer alten Frau? Und wieso besitzt die scheinbar böse Hexe ein so großes Herz? Amara fühlt sich unterdessen immer mehr zu ihrem eigentlichen Feind hingezogen. Wieso ist Chanan der Einzige, der sie wirklich zu sehen scheint? Und was wird er tun, wenn er sich zwischen seiner Pflicht als Hexenjäger und seinen frisch erwachten Gefühlen zu ihr entscheiden muss? Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin Zady und Chanan steht Amara vor der schier unlösbaren Aufgabe, die wichtigsten Geschichten des Märchenreichs vor den verbitterten Grimms zu schützen, welche die Magie mit ihrer mächtigen Tinte auslöschen wollen. (Klappentext)
 
 
 
 
 
Als Kind habe ich gerne Märchen gelesen, vor allem die von den Gebrüdern Grimm, später auch die von Hans Christian Andersen. Erst in der weiterführenden Schule kamen noch Kunstmärchen hinzu, mit denen ich allerdings eher weniger anfangen konnte. Ab und zu widme ich heute noch Märchenadaptionen, weil ich es spannend finde, was ein:e Autor:in aus den bekannten Titeln zu zaubern vermag. Wie mir diese Märchenadaption gefiel, könnt Ihr hier nachlesen:

Dienstag, 22. November 2022

Bradley, Alan: Mord im Gurkenbeet

Wo hatte ich denn gelesen, vom MORD IM GURKRNBEET? Ich dachte, bei Anne Parden, aber sie hat den Titel hier im Blog bisher nur erwähnt. Jedenfalls dachte ich mir, wenn du im Laufe der anstehenden Rekonvaleszenz durch das Osterzgebirge tappst, dann wären ein oder zwei überschaubare Hörbücher ganz gut. Also widmete ich mich der elfjährigen Flavia de Luce und deren erstem Fall.


„Die junge Flavia de Luce staunt nicht schlecht, als sie im ersten Morgenlicht das Opfer eines Giftmordes in ihrem Gurkenbeet entdeckt! Da jeder ihren Vater, den sanftmütigen Colonel de Luce, für den Mörder zu halten scheint, nimmt die naseweise Flavia persönlich die Ermittlungen auf. Hartnäckig folgt sie jeder noch so abwegigen Spur – bis sie einsehen muss, dass ihr Vater tatsächlich ein dunkles Geheimnis hütet. Und so befürchtet Flavia schließlich, dass sie vielleicht eine zu gute Detektivin ist ...“ (Verlag)

 


Eigentlich hat die Göre ja eher damit zu tun, ihrer älteren Schwester den Lippenstift zu präparieren, was im Ergebnis einer Körperverletzung nicht nur nahekommt, wobei sich das Opfer noch rächen wird. Flavia führt über solche Experimente Buch, ist sie doch ziemlich Chemie-versessen; überhaupt hat sie eine Menge Literatur verschlungen in Backshore, auf dem Landsitz des Vaters.

Montag, 21. November 2022

Muñoz Molina, Antonio: Tage ohne Cecilia

Handwerker beaufsichtigen, die Wohnung einrichten, mit dem Hund die Stadt erkunden: Voller Vorfreude erwartet ein Mann die Ankunft seiner Frau in Lissabon. Während Cecilia, eine Forscherin, die Verlegung ihres wissenschaftlichen Projekts vorantreibt, organisiert er den Umzug. Das Paar, so erfahren wir aus seiner Schilderung, lässt ein Leben in New York hinter sich, das durch die Ereignisse des 11. September nachhaltig erschüttert wurde. Umso verheißungsvoller scheint die Zukunft in einer hübschen Wohnung und einem ruhigen Viertel der südländischen Stadt. Doch je länger der Mann wartet und aus der gemeinsamen Vergangenheit erzählt, desto mehr drängt sich ein Verdacht auf, der seine friedlichen Routinen und die idyllische Ruhe in ein anderes Licht rückt. (Klappentext)










Spanien war in diesem Jahr Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Dementsprechend war es nur logisch, dass es auch bei Whatchareadin eine Leserunde zu einem Roman eines spanischen Autors gab. Die Wahl fiel auf das neueste Werk von Antonio Muñoz Molina, der lt. Verlag zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Spaniens zählt und bereits mehr als ein Dutzend Romane veröffentlicht hat. Hier im Blog habe ich bereits einen seiner Romane vorgestellt: "Schwindende Schatten", der mich seinerzeit jedoch nicht wirklich begeistern konnte. Ob ich mit "Tage ohne Cecilia" besser zurecht kam, könnt Ihr hier nachlesen:

Sonntag, 20. November 2022

Gurnah, Abdulrazak: Nachleben

Ilyas ist elf, als er aus Not sein bitterarmes Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und von einem Soldaten der deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, doch seine Eltern sind tot. Ilyas macht sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester Afiya, die bei Verwandten untergekommen ist, wo sie wie eine Sklavin gehalten wird und niemand ihre Talente sehen will. Auch ein anderer junger Mann kehrt nach Hause zurück: Hamza war von seinen Eltern als Kind verkauft worden und hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit – und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die drei jungen Menschen zusammenführt, während sie leben, sich verlieben und versuchen, das Vergangene zu vergessen, rückt aus Europa der nächste Weltkrieg bedrohlich näher… »Nachleben«, der jüngste Roman des Nobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah, ist die ebenso kluge wie bestürzende Geschichte von Menschen, die im Schatten der kolonialen Weltordnung um ihre Unversehrtheit kämpfen. (Klappentext)





Im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin durfte ich den neuesten Roman des letztjährigen Literaturnobelpreisträgers kennenlernen. Gleichzeitig war dies auch das erste Werk Gurnahs, das ich gelesen habe. Es war sehr angenehm zu erfahren, dass auch ein Nobelpreisträger verständlich und klar schreiben kann ohne komplizierte literarische Kapriolen, dass der Aufbau des Romans trotzdem etwas Besonderes aufweisen kann und dabei Bedeutungsebenen hinter dem konkret Beschriebenen erkennbar sind. Da auch die Kolonialgeschichte ein dunkles Kapitel Deutschland ist, zählt der Roman für mich daher zu den im Blog vorgestellten Büchern "Gegen das Vergessen". Wikipedia weiß hierzu zu berichten: "In Deutsch-Südwestafrika begingen die deutschen Kolonialherren den Völkermord an den Herero und Nama, den ersten in der Geschichtsschreibung anerkannten Völkermord des 20. Jahrhunderts." Gurnah berichtet hier konsequent aus der Sicht der Betroffenen. Wie mir der Roman gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen:

Mittwoch, 16. November 2022

ABC Challenge 2023

1315 Minuten




Veranstaltet wird diese Challenge von Zeit für neue Genres.

Zeitraum: 01.01.2023 – 31.12.2023

 

 

 

Regeln

  • Passende Bücher von A bis Z zu finden (bestimmte Artikel - der, die, das -  werden nicht berücksichtigt).
  • Bei schweren Buchstaben, wie Q, X, Y, muss der Buchstabe lediglich irgendwo im Titel vorhanden sein und nicht am Anfang wie bei den anderen Buchstaben.
  • Es gelten nur Bücher, die ihr in der Zeit vom 1. Januar 2023 bis 31. Dezember 2023 lest und (auf dem Blog) rezensiert.
  • Es zählen Bücher ab 150 Seiten, Hörbücher ab 200 Minuten, Mangas zählen nicht.

          Sind auch hier nachzulesen


Montag, 14. November 2022

Kutscher, Volker: Transatlantik

 DER NEUNTE RATH - ROMAN

In der Rezension zu OLYMPIA, dem achten Rath-Roman, schrieb ich, dass sich nun so einiges ändern wird. Volker Kutscher hatte angekündigt, dass er weiter erzählen will, zum Beispiel weil, so wie die Reihe bisher verlief, das nächste „große“ Ereignis, die Reichspogromnacht, nicht unerzählt bleiben sollte. Am Schluss des Buches überschlägt sich die Stimme eines Radioreporters förmlich: In Englisch beschreibt dieser, wie das größte deutsche Luftschiff, die Hindenburg in Flammen aufgeht. Lakhurst, New Jersey, 06. Mai 1937.

Mit an Bord Gereon Rath, ein Umstand, für den es keine andere Wahl gibt: ein zwingender Spoiler zur vorherigen Rezension.

Jedoch erzählt Kutscher nun, wie der vor dem SD untergetauchte Gereon Rath an Bord der Hindenburg gerät, der Überflug ist teuer, ohne Hilfe funktioniert das nicht. SS-Obersturmbannführer Tornow vom SD (Sicherheitsdienst) glaubt nicht an dessen Ableben und nun kommt ihm das Regime gefährlich nahe.

Unter einer anderen Identität nimmt ihn eine gewisse Frau Jawlenka auf die Westpassage mit, wir kennen diese als Gräfin aus einer früheren Geschichte. Er hätte auch nicht gewusst, wo er die 350 - 450 US-Dollar hätte hernehmen sollen. (Das würde heute einem Preis von 13000 - 14000 € entsprechen)


In Deutschland ermittelt Charlotte Rath in einem Mordfall, der sowohl ihre verschwundene Freundin Greta Overbeck, wie auch den Mord an einem gewissen Ehlers während der Olympiade betrifft Auch dem Fritz Thormann und der Hannah Singer begegnen wir wieder, was nach dem schrecklichen Finale von MITTE plötzlich wieder hoffen lässt, aber am Ende wieder hoffnungslos verloren aussieht. Zumindest für eine Person der beiden. Die geneigte Leserin und der geneigte Leser schaue hier doch einmal in diese Rezension. Irgendwann bringt Fritz den Herrn Rademann bestimmt um, wenn er nicht die wesentlich subtilere Methode wählt, dem „Pflegevater“ öffentlich ordentlich anzuschwärzen. Er hat da was gefunden...

Sonntag, 13. November 2022

Pfyl, Luzia: Die mechanischen Kinder (Hörbuch)

Ihr erster gemeinsamer Fall führt Frost und Payne in die Tiefen einer geheimen Waffenfabrik. Der Prototyp eines neuartigen Waffensystems wurde gestohlen. Der Verdacht fällt schnell auf einen internen Maulwurf, doch als Frost und Payne das wahre Ausmaß der Sache erkennen, ist es beinahe zu spät. Das Leben des Thronfolgers steht auf dem Spiel und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. --- Cecilia wird Zeugin eines weiteren Leichenfundes. Schon wieder ein Jugendlicher mit mechanischen Körperteilen. Sie befürchtet, dass Scotland Yard als nächstes Annabella aus der Themse zieht, und bittet Payne, sich des Falls anzunehmen. Auch Frost ist an der Sache interessiert, besitzt sie doch selbst ein mechanisches Herz. (Klappentext)
 
 
 
 
 
 
 
Manche Vorhaben geraten zuweilen ein wenig ins Hintertreffen. Vor über drei Jahren stellte ich den ersten Band der Steampunk-Fantasy-Reihe hier im Blog vor und verkündete obendrein, die Reihe weiterhören zu wollen. Nun, ich habe nicht gesagt, wann... Jetzt aber: Band zwei ist gehört. Ob der mich letztlich mehr überzeugen konnte als Band eins, könnt Ihr hier nachlesen:

Freitag, 11. November 2022

Poladjan, Katerina: Zukunftsmusik

Die Geschichte eines Aufbruchs: In der sibirischen Weite, tausende Werst östlich von Moskau, leben in einer Kommunalka auf engstem Raum Großmutter, Mutter, Tochter und Enkelin unter dem bröckelnden Putz einer vergangenen Zeit. Es ist der 11. März 1985, Beginn einer Zeitenwende, von der noch niemand etwas ahnt. Alle gehen ihrem Alltag nach. Der Ingenieur von nebenan versucht, sein Leben in Kästchen zu sortieren, Warwara hilft einem Kind auf die Welt, Maria träumt von der Liebe, Janka will am Abend in der Küche singen. 

»Zukunftsmusik« ist ein großer Roman über vier Leben am Wendepunkt, über eine untergegangene Welt, die bis heute nachwirkt, über die Absurdität des Daseins und die große Frage des Hier und Jetzt: Was tun?
(Klappentext)








Vor wenigen Wochen stellte ich hier im Blog begeistert den Roman "Das Leben vor uns" von Kristina Gorcheva-Newberry vor, der von einer (verlorenen) Jugend in den letzten Jahren der zerfallenden Sowjetunion erzählt. Um so neugieriger war ich nun auf den Roman von Katerina Poladjan, der ungefähr da einsetzt, wo der Hauptteil des anderen Romans endet. So viel sei schon einmal verraten: Aufbau und Stil der beiden Bücher sind vollkommen anders, insofern sind die Romane keineswegs vergleichbar. Und doch gibt es Grundthemen, die hier wie da eine wichtige Rolle einnehmen. Wie mir "Zukunftsmusik" nun gefallen hat? Lest selbst:

Mittwoch, 9. November 2022

Lewinsky, Charles: Sein Sohn

Louis Chabos wächst in einem Kinderheim in Mailand auf. Nachdem er in Napoleons Russlandfeldzug den Krieg kennengelernt hat, möchte er nur noch eins: endlich zu einem menschenwürdigen Leben finden und Teil einer Familie werden. In Graubünden erlangt er ein kleines Stück des erhofften Glücks. Doch das verspielt er, als die Sehnsucht nach dem unbekannten Vater ihn nach Paris ruft und er zwischen Prunk und Schmutz seine Bestimmung sucht. (Klappentext)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wieder einmal ein Roman, den ich im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen durfte. Dem Diogenes Verlag gebührt auch an dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Charles Lewinsky ist hier im Blog kein Unbekannter. 2019 stellte ich seinen Roman "Der Stotterer" vor - ein sprachlich versiertes Schelmenstück, das mich gut unterhalten konnte. Dieser neue Roman ist anders. Ob er mich ebenfalls überzeugen konnte, könnt Ihr hier nachlesen:

Montag, 7. November 2022

Langgässer, Elisabeth: Proserpina - Eine Kindheitsmythe

  „Denn das Haus stand an der Römerstraße, und der uralte Boden teilte noch immer die Geschenke der Vorzeit aus, wenn der Landmann mit dem Pfluge darüber ging, und weckte der Erinnerungen viele. Man stieß den Spaten in den Schlaf der Legionäre und hob Schild und Harnisch, aber auch die Mischgefäße der Freude, Schale und Becher...“ (Seite 13)

In diesem Haus lebt ein Kind, ein Mädchen, dessen Geschichte im Verlaufe eines Jahres erzählt wird, von Frühling zu Frühling. Doch ist das Kind, welches auf späteren Seiten dann Proserpina genannt wird, nicht einfach ein Mädchen, denn mit ihm wird eine mythologische Geschichte erzählt. Proserpina (römisch) oder Persephone (griechisch), Tochter von Zeus (Jupiter) und Demeter (Ceres), lebte als Kind „in einem blühenden, in seiner unermesslichen Fruchtbarkeit auch unheimlichen Garten, ganz nah einer eigenen und in ihrer Umgebung drohenden Todesahnung.“ (Seite 6)

Diesen Garten blättert Elisabeth Ganggässer vor den Lesern auf und erzählt eine duale Geschichte: kindlich und erwachsen, Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Wachsen und Vergehen, Wachen und Träumen, eine Geschichte der Jahreszeiten. Dreh und Angelpunkt ist das Kind im Garten.


Inhalt: Zu Beginn ist das Kind erkrankt und schwebt zwischen Licht und Dunkelheit so wie die Proserpina, deren Hand einst Pluto (Hades) von Jupiter erbat. Der Vater der Götter meinte jedoch, dass Ceres, die Mutter es nie erlauben würde, dass das Kind als Königin der Unterwelt und der Toten dauerhaft im Tartaros leben würde. Gleichwohl entführte der Gott der Unterwelt das Kind und Jupiter erlaubte später, als Ceres davon erfuhr, dass Proserpina ein halbes Jahr diesseits und ein halbes Jahr Jenseits leben sollte.

Samstag, 5. November 2022

Freeman, Castle: Ein Mann mit vielen Talenten

Taft, ein dem Alkohol zugeneigter Eigenbrötler, steckt in einer Sinnkrise. Da kommt der schneidige Fremde namens Dangerfield gerade recht, der ihm auf der Veranda ein verführerisches Angebot macht: Taft hat sechs Monate Zeit, alles zu bekommen, was er jemals wollte – zu einem hohen Preis. Mit der Gewissheit, nichts zu verlieren zu haben, lässt sich Taft auf den Pakt ein und versucht auf seine Art, das teuflische Spiel zu unterlaufen. Doch der Stichtag rückt näher, und Dangerfield denkt nicht daran, von seiner Forderung abzurücken.  (Klappentext)












Manchmal gibt es bei Lovelybooks Bücher nicht im Rahmen von Leserunden zu gewinnen, sondern durch Buchverlosungen. Dieser Roman kam durch solch eine Verlosung des Hanser Verlags zu mir, worüber ich mich sehr gefreut habe. Der Klappentext erschien mir reizvoll, ebenso das Cover. Ob mir der Roman selbst letztlich zugesagt hat, könnt Ihr hier lesen:


Donnerstag, 3. November 2022

Spix, Ida: Die zerbrochenen Flöten - Jadefisch und Motecuzoma

Manche Bücher brauchen etwas länger. Dieses hier wurde mit bereits im letzten Jahr „übergeben“. Es war auf der BuchBerlin 2021. Kerstin Groeper betreute wie üblich den Stand des Traumfängerverlages, diesmal unterstützt von Angelika Danielewski, alias Ida Spix. Mal keine nordamerikanischen Indianer, dafür bewegen wir uns in südlichere Gefilde, wir reisen mit Ida Spix  nach Mexiko. Zunächst einmal in das reiche Tenochtitlan, dort wo Motecuzoma herrscht, während an der Küste ein gewisser Hernando Cortez anlandet. Wir sind also bei den Azteken angekommen, im Jahre 1519. Vor siebenundzwanzig Jahren landeten die Schiffe des Christobal Colon in der Karibik und nun steht Cortez mit „Hirschen“ und „Feuerschlangen“ im Reich des Herrschers der Azteken Motecuzoma II ( 1465 – 1520).

Soeben lernt der Fürstensohn Zwölf-Bewegung Jadefisch auf der Flöte das Blumenlied. Jadefisch soll der neue Ixiptla werden und damit zum neuen Abbild des Gottes Tezcatlipoca werden. Jedoch ist es die Bestimmung des Ixziptla, am Ende des Jahres selbst dem Gott geopfert zu werden. Der große Sprecher, Moctecuzoma ist zu Beginn noch nicht erfreut, denn das Flötenspiel des Sohnes von Nachtjaguar, einer von sechs Herrschern in Cholollan, der Stadt der Grünfederschlange, lässt noch zu wünschen übrig, die Töne sitzen noch nicht perfekt.


Doch Jadefisch wird es schaffen und hat nun ständig mit dem Großen Sprecher zu tun, Als Ixiptla des Tetzcatlipoca kommt er fast überall hin und lernt nun auch Maisblüte, die Tochter des Herrschers der Atzteken kennen, eifersüchtig überwacht von ihrer Mutter Quetzalmatte. Sie kommen sich näher...

Eines Tages steht der Gesandte des Callox von Castillan, den Königs von Kastilien, vor Motecuzoma, man begrüßt und beschenkt sich, das Volk schaut ehrfürchtig zu, der Herrscher seinem noch nicht zu erahnendem Untergang entgegen. 

Das Buch endet, als sich Motecuzoma und Jadefisch zu wehren beginnen: Krieg!

Dienstag, 1. November 2022

Goldammer, Frank: BRUCH - Ein dunkler Ort

Es ist nicht meine Art und nur selten bemühe ich den Klappentext zu einem Buch, um den Einstieg in die Besprechung zu finden. Diesmal scheint es mir notwendig, weniger wegen unserer Leserinnen und Leser, mehr um damit meine Kritik in der Rezension zu erklären.

Frank Goldammer ist ein Dresdner Autor, dem ich nun seit Jahren folge, noch bevor er mit den sieben Büchern um den Dresdner Kriminalisten Max Heller seinen nunmehrigen großen Erfolg begründete. Eine Menge Bücher hatte er vorher schon geschrieben, nicht alle hatte ich gelesen, es begann mit NEBELGEFLÜSTER, zu dessen Besprechung Bloggerfreundin Anne Parden bemerkte, ich hätte mich „in ein fremdes Genre-Land vorgewagt“. In Nebelgeflüster steht ein altes Haus an der Elbe bei Laubegast, und das ist der Hauptfigur überhaupt nicht geheuer...


Und es scheint, als hätte Frank Goldammer zu mystisch-schaurigen Geschichten zurückgefunden und nach dem KHK Tauer (Revierkampf), dem KOK Heller, und zuletzt Leutnant Falk (Im Schatten der Wende) die KHK BRUCH & SCHAUER erfunden, bei denen er vielleicht eine Weile verbleiben will.

Doch kommen wir zu diesen beiden und einem neuen schaurigen Ort.