Aber die DC-3 ist ja auch ganz schön, unser Abenteurer kauft sich so ein Teil auf einem in einer westlichen Ecke Libyens liegenden Flugplatz. Dass er dabei unfreiwillig Passagiere mitnehmen muss, behagt ihm gar nicht, einen davon entsorgt er nach gefährlichem Flugmanöver, welches selbst seine coole Copilotin nicht so gelassen hinnehmen kann wie sie tut, infolge Genickbruchs durch Hinauswurf. Passagier 2 landet bei tunesischen Sicherheitsbehörden und spielt dann keine Rolle mehr, der Typ hieß Gaddafi. Aha.
Passagier 1 hatte allerdings ein Notizbuch und in Folge dessen geht es um einen gewissen Michel de Nostradamé, bekannt als Nostradamus und seine Prophezeihungen. Dieses Notizbuch wechselt mehrfach die Besitzer, dank moderner Elektronik kann man sich auch ohne dieses mit dem Inhalt beschäftigen. Das dieses geschieht, dafür sorgt ein anderer Typ in Old England, Anne hatte in einer ihrer Rezensionen bereits das Erkennungszeichen in dessen Vorgarten aufgeklärt.
Et in Arcadia ego (Wikipedia) |
Jedenfalls spielen noch mit: ein Graf von Falkenstein, der sich als Kaiser Joseph II entpuppt, ein Fürst von Ligne, in der Zeit des 18. Jahrhunderts ebenfalls ziemlich bekannt, ein Kunstdieb der Kategorie Robin Hood, die Graue Eminenz und Chef des vatikanischen Geheimdienstes, die amtierende Chefin der Loge P4, welche mit ihrer wenig erfolgreichen Leibwächterin schläft, ein Paar computerbesessene mönchische Zwillinge, Professoren und Professorinnen, von denen mehrere durch Gewaltanwendung zu verschiedenen Zeiten ihr Leben lassen, ein Pabst incognito, ein Papagei, zwei Tempelritter und ein ehemaliger Gymnasiallehrer, welcher eine nicht unerhebliche Rolle spielen wird, was er allerdings nicht wissen kann. Und der, der im British Empire immer noch die Fäden, die Geheimdienstfäden, zieht. Wie schon in FALSCH und in HEISS. Den IS darf man auch nicht vergessen, der mordet sich auch durch diese Länder, allerdings bleiben die Typen namentlich anonym.
Das Ganze spielt sich in England, Frankreich, Italien, Österreich, Ägypten und Libyen ab. Ach ja und es endet in Belgien auf überraschende Weise, wobei der Autor dem geneigten Leserkreis unterschlägt, was denn da nun am Ende im Vatican und im British Museum eingelagert wird. Daher bin ich so dumm wie zu der Zeit, als ich mit DER HEILIGE GRAL UND SEINE ERBEN erstmals mit solchen Geschichten in Berührung kam.
Ursache dafür ist wohl auch, dass die beiden Typen Finch und Lewellyn gerade mit einem LYNX AH-7 unterwegs sind und ein Attentat verhindern müssen. Man muss schon Finch heißen und den Gartenzwergtyp in der Hinterhand haben, um dieses auch nicht mehr ganz so junge Fluggerät auf einer amerikanischen Air Base von einer sommersprossigen First Lieutenant zu erhalten.
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Zu was führt die Lektüre von Gerd Schilddorfer? Sie führt zum Beispiel zu Whisky. Zu besonders torfigem. Und Gerd ist nicht unschuldig daran, dass ich seit einigen Monaten einen Schrankkoffer besitze, der mit solchen Dingen gefüllt ist. Schuld daran ist eine Szene aus FALSCH, in der besagter Finch in einer Bar im brasilianischen Urwald sitzt und torfigen Laporaigh schlürft. Gerade schlürf ich einen Talisker, der ist aber nicht ganz so torfig, oder doch? Oder der Autor hatte noch eine andere Sorte parat. Ich merke, dieses Thema lenkt ab.
Zum anderen führt Gerd Schilddorfer meist zu einer Leserunde, welche wesentlich länger andauert als die Lektüre. Mal sehen, ob das nach HEISS mit NOSTRADAMUS auch so wird.
Jedenfalls zeigt Gerd Schilddorfer wiederholt, dass er viele Leser in seinen Bann ziehen kann. In einer literarischen Mischung aus Indiana Jones, The Extendables, James Bond und anderen führt er seine Leserschaft in viele Länder zu unterschiedlichen Zeiten, aus der Gegenwart in die Geschichte und wieder zurück. Nach jedem Kapitel lässt er Verwirrte zurück, deren Sinnen nach einem Whisky und nach weiterschmökern steht. Es kommt dem Österreicher zu Gute, dass er eigentlich Journalist ist, dabei hat er vermutlich das Recherchieren gelernt, die Art und Weise Fäden zu spinnen, auseinander- und wieder zusammenzuführen scheint mit besonders schätzenswertes Talent zu sein. Einen Beweis gibt es hier.
Er hat versprochen, dass die alten Säcke Major Lewellyn und John Finch noch eine Weile weitermachen. Ich aber lege jetzt eine Pause ein und träume davon in Rom in einer Pizzeria mit den beiden, einem Kardinal und dem amtierenden Pabst eine solche zu verspeisen, höchst geheim natürlich, und höchstens unterbrochen von einem Papagei namens Sparrow.
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Gerd Schilddorfer wurde 1953 in Wien geboren. Als Journalist arbeitete er bei der Austria Presse Agentur und danach als Chefreporter für verschiedene TV-Dokumentationsreihen (Österreich I, Österreich II, Die Welt und wir). In den letzten Jahren hat er zahlreiche Thriller und Sachbücher veröffentlicht. Gerd Schilddorfer lebt und arbeitet in Wien und Stralsund, wenn er nicht gerade auf Reisen für sein neues Buch ist. (siehe Verlag) - Das Angebot mit ihm mal Wien zu durchstreifen werde ich unbedingt verwirklichen. Vielleicht vor, vielleicht nach dem nächsten Finch.
Es grüßt alle Fans und in die Leserunde, PROST
der KaratekaDD
► DNB / Bastei Lübbe / München 2016 / ISBN: 978-3-404-17425-6 / 796 S.