Montag, 14. Oktober 2024

Kinderbuchautor? Klar doch. Warum auch nicht...

Lieber Dr. Robert Habeck,

vor wenigen Monaten erzählte mir der Verleger Ralf Plenz, den Sie vielleicht kennen sollten, von den kleinen Märchenbüchern, welche da einst im Hamburger Stadtteil Ottesen hergestellt wurden und die sich durch einige Besonderheiten auszeichneten. Erinnern Sie sich? An „Der kleine Märchentraum“ und an „Die Blumen der Prinzessin vom gelben Schloß“? An eine farbverlaufende individuelle Schriftart und die filigranen Bilder, die an Tolkiens Elben erinnernden Rahmenelemente auf jeder Seite?

„Es gibt noch Prinzessinnen. Ich weiß es, weil ich selbst einmal eine getroffen habe. Aber da war sie schon eine alte Frau mit dem warmen Gesicht einer alten Frau. Sie war sehr schön, als sie jung war, wie es nun mal alle Prinzessinen sind...“ (Seite 5) 

Und Prinzessinnen brauchen Prinzen und beide brauchen Thronfolger, und entgegen der Wirklichkeit sollten sie sich lieben, der Prinz und die Prinzessin...




Im siebenten kleinen Märchenbuch wurde ihre Geschichte veröffentlicht. Sie reihen sich ein in eine Gruppe begeisterter Autorinnen und Autoren, die eine einmalige Gelegenheit erhielten, in solch schöner Aufmachung vielleicht sogar über Hamburg hinaus bekannter zu werden.



Nun gut. Das Buch wurde 1993 verlegt. In diesem Jahr wurden Sie vierundzwanzig. Sie studierten gerade Germanistik, Philosophie und Philologie, wenn der Wikipedia-Artikel stimmt. Im Jahr 2000 wurden Sie mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit (Die Natur der Literatur. Zur gattungstheoretischen Begründung literarischer Ästhetizität) zum Dr. phil. promoviert.

Nein, ich habe bis auf diese kleine Geschichte keines ihrer Bücher gelesen, vielleicht ändert sich dieser Umstand einmal. Und außerdem, Kinderbücher verfassen und zu veröffentlichen scheint mir ein nicht unwesentliches Vorhaben oder Ergebnis zu sein.

Ich geh mal davon aus, dass wir in Klimafragen in einigen Dingen übereinstimmen, auch wenn ich den Atomausstieg z.B. für zu früh vorgenommen halte, die Gaskauferei irgendwann auf den Prüfstand gehört, Windräder die Landschaft verschandeln aber momentan unverzichtbar sind, bis wir mit Wasserstoff und entsprechendem Wirkungsgrad Energie in Massen erzeugen können. (Stimmt es wirklich, dass wir mehr erneuerbare Energie erzeugen, als wir derzeit verbrauchen können?)

Wenn man Politiker wird und in einer Partei an die Spitze gewählt wurde und dann wie Sie mehrfach Landesbehörden geführt hat, dann hat man bestimmt die Qualifikation, eine Bundesbehörde zu übernehmen. Im übrigen scheint mir, kann ein solcher Leiter einer obersten Bundesbehörde sowieso nicht alle Teilqualifikationen seiner Abteilungen und Referate selbst beherrschen. Und für das höhere Verwaltungsrecht gibt es Beamte, oder?

Allein schon deswegen ist ein „Kinderbuchautor“, der Literatur studiert hat, keinesfalls ungeeignet, Wirtschaftsminister zu werden. Und die Partei des kürzlich gekürten christdemokratischen Kanzlerkandidaten hat es diesbezüglich auch nicht immer genau genommen, wenn ich an zwei aufeinanderfolgende Verteidigungsministerinnen denke. (Vorhin hat der Kanzler cand. sich zwar zu Recht bei Caren Miosga bedankt, dass diese den ganzen Auszug aus der Rede vorstellte, aber die gewiesene Brücke, den Literaturwissenschaftler anzusprechen, war er nicht bereit zu betreten.)

Vielleicht könnten Sie hier und da hinhören was diese CDU von sich gibt und die Substanz prüfen, aber eine Politikkorrektur auf Grund ihrer „ungenügenden Technologiekenntnisse“ ist reine Polemik. Aber was Polemik ist, wissen Sie als jemand, der sich mit Sprache und ihren Ausdrucksmöglichkeiten befasst, sicherlich gut genug. 

Halten sie durch und sorgen Sie als Vizekanzler dafür, dass diese verdammten Ampelstreitigkeiten über bereits beschlossene Vorhaben aufhören, aus meiner Sicht eine nicht unwesentliche Aufgabe, wenn wir in einem Jahr kein weiteres Wahldesaster erleben wollen.

Ich sende Ihnen buchige Grüße und wünsche Ihnen Erfolg in allen weiteren literarischen und nichtliterarischen Dingen. Kinderbuchautor ist keine schlechte Alternative, aber das wissen Sie ja.



Uwe Rennicke




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