Samstag, 29. November 2014

Nesbø, Jo: Der Sohn


Der neue große Roman von Bestsellerautor Jo Nesbø 

Sonny Lofthus ist ein vorbildlicher Gefangener. Im modernen Hochsicherheitsgefängnis Staten in Oslo lauscht Sonny den Geständnissen der anderen Gefangenen und vergibt ihnen ihre Sünden. Es heißt, dass er die Sünden anderer auf sich nimmt. Doch dann ändert ein Geständnis alles. Sonny will Rache. Er plant seine Flucht aus dem Gefängnis, denn die Verantwortlichen sollen für ihre Verbrechen zahlen. 

Jo Nesbøs Krimiserie um Kommissar Harry Hole ist weltweit ein Hit. Auch mit Der Sohn stieg er in Norwegen, England, Dänemark und den Vereinigten Staaten ganz oben in der Bestsellerliste ein. Sein Stand-alone ist ein elektrisierendes Drama um Geheimnis und Sünde, Verrat und Rache, Gerechtigkeit und Erlösung.






  • Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
  • Verlag: Ullstein Hardcover (14. November 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Günther Frauenlob 
  • ISBN-10: 3550080441
  • ISBN-13: 978-3550080449
  • Originaltitel: Sønnen








WENN NICHTS IST, WIE ES SCHEINT...






Sonny Lofthus ist ein merkwürdiger Gefangener. Zweier Morde für schuldig befunden, sitzt er bereits seit 12 Jahren im Hochsicherheitsgefängnis 'Staten' in Oslo. Er redet so gut wie nie, gilt aber unter den anderen Gefangenen als eine Art Heiliger. Er hört ihnen zu und vergibt ihnen ihre Sünden.
Als er jedoch von einem Mitgefangenen erfährt, dass sein Vater Ab Lofthus kein korrupter Polizist gewesen ist, wie er es dem Abschiedsbrief nach dessen Selbstmord entnommen hatte, sondern übel reingelegt wurde, wendet sich das Blatt. Sonny bricht aus dem Gefängnis aus und geht fortan über Leichen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen - und um seinen Vater zu rächen.

Simon Kefas stand Sonnys Vater Ab seinerzeit sehr nah, arbeitet immer noch bei der Polizei. Er hat jedoch keine große Karriere gemacht, weil er zu vielen Leuten auf die Füße getreten war und schließlich 'abserviert' wurde. So ermittelt er kurz vor der Pensionierung immer noch als Kommissar bei der Osloer Mordkommission. Und befasst sich nun mit den Mordfällen um Sonny, der eine wahre Schneise schlägt in die Kreise der Unterwelt, aber auch in die Welt der vermeintlich hochangesehenen Upperclass der norwegischen Hauptstadt.
Mit Hilfe seiner jungen Kollegin Kari Adel macht sich Simon Kefas auf die Jagd nach dem Mörder, der Oslo in Atem hält...


Wieder einmal hat es Jo Nesbø geschafft, mich über 500 Seiten sozusagen inhalieren zu lassen. Eine straff verwobene Geschichte mit logisch verschachtelten Handlungssträngen, kaum einmal nachlassender Spannung, überraschenden Wendungen, dazu ein tiefgründiges Geflecht von Motiven und Motivationen.
Sonny Lofthus steht dabei ebenso im Fokus wie der Ermittler Simon Kefas, und um die beiden Gegenspieler rankt sich die Handlung. Die Figuren sind facettenreich, mehrdimensional und in ihren Widersprüchlichkeiten glaubwürdig dargestellt, wobei ich persönlich den Charakterzug des 'Heiligen' bei Sonny etwas überzogen fand - wohl aber verstanden habe, dass dieser gerade für die Darstellung der Widersprüchligkeit sehr geeignet ist.

Denn obwohl natürlich schnell klar wird, dass Sonny ein vielfacher Mörder ist, gewinnt er rasch die Sympathien des Lesers, und es ist in diesem Roman alles andere als einfach, zwischen 'gut' und 'böse' zu unterscheiden. Diese 'Grauzone' taucht bereits in den Romanen um Harry Hole auf, hier jedoch wird sie bis zur Perfektion zelebriert. Ein Mörder als 'Gutmensch'?
Schuld und Rache, Moral und Integrität, die Käuflichkeit des Gewissens und die Verschiebbarkeit von 'richtig ' und 'falsch' - fast schon philosophisch geht der Roman diese Themen an, reichlich gespickt allerdings mit Blut und Tod. Und es ist kein schmeichelhaftes Bild, das Jo Nesbø hier von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zeichnet - Drogenhandel, Zwangsprostitution, Geldwäsche in hohem Stil, Korruption und organisiertes Verbrechen in höchsten Kreisen... Klar wird in jedem Fall: es gibt keine einfachen Antworten - und als Leser kann man froh sein, gewisse Entscheidung (hoffentlich) nie treffen zu müssen...


Ich liebe die Bücher von Jo Nesbø, schätze seinen Schreibstil, seinen Erfindungsreichtum und seine Fähigkeit des vielschichtigen Erzählens. Trotz des für meinen Geschmack etwas überzogenen Charakters von Sonny stellt dieses Buch keine Ausnahme dar.
Eine unbedingte Empfehlung an alle, die tiefgründige Krimis zu schätzen wissen!



© Parden














Jo Nesbø
Jo Nesbø wurde am 23. März 1960 als Sohn einer Bibliothekarin in Oslo geboren. In seiner Jugend wollte er Profi-Fußballer werden, musste diesen Traum aber nach einigen Kreuzbandrisse aufgeben. Nach der Schule begann er eine Ausbildung als Diplom-Kaufmann nd Finanzanalyst an der Norwegischen Handelshochschule Bergen. Anschließend war er als Makler und Journalist tätig und konzentrierte sich auf seine musikalische Karriere als Sänger und Komponist der Popgruppe »Di Derre«, die er schon 1992 gemeinsam mit seinem Bruder Knut, sowie Magnus Larsen jr. und Espen Stenhammer gründete. Bereits 1999 brachte Ullstein sein erstes Buch, »der Fledermausmann«, in deutscher Übersetzung heraus, wofür er u.a. den »Riverton-Preis« erhielt. Für das Hörbuch seines Buches »Leopard« erhielt er 2010 den »Corine«. Hauptperson seiner bisherigen Kriminalromane ist der alleinstehende, alkoholkranke Hauptkommissar Harry Hole, um den bis 2013 bereits zehn Fälle erschienen sind, zuletzt "Koma". Seine Werke wurden unter anderem ins Schwedische, Finnische, Dänische, Englische, Niederländische, Französische, Polnische und Deutsche übersetzt.

Dienstag, 25. November 2014

Franley, Mark: Hochmut


Was Heil versprach, brachte den Untergang. Bei den Schuldigen dominiert gnadenlose Arroganz und Gier. Selbst im Angesicht der Gefahr sind sie nur zögerlich bereit, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Doch keiner von ihnen ahnt, zu was die Opfer fähig sind.
Wer alles verloren hat, überschreitet eine Grenze – eine Grenze, hinter der es kein menschliches Mitgefühl mehr gibt.

Folgen Sie Kommissar Köstner und seinem Team durch die Abgründe dieses Falls und entscheiden Sie selbst, wer Ihr Mitgefühl verdient hat. 












  • Taschenbuch: 288 Seiten
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (31. Oktober 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 1503029433
  • ISBN-13: 978-1503029439












 HOCHMUT KOMMT VOR DEM FALL...



Martins Welt liegt in Trümmern. Seine Frau und seine Tochter, beide hat er zu Grabe tragen müssen. Und jetzt kennt er nur noch ein Ziel: Rache!


"Fast in jedem gab es eine Grenze, die man besser nicht übertrat, denn Liebe und Hass konnten Monster erschaffen."


Der fünfte Band um den Ermittler Mike Köstner beginnt überaus spannend, man wird gleich ins Geschehen hinein katapultiert. Martin hat nichts mehr zu verlieren, aber er will die Verantwortlichen für den Tod seiner Lieben zur Rechenschaft ziehen. Und ist in der Wahl seiner Mittel durchaus nicht zimperlich. Was ist geschehen? Warum dieser Hass?
Das erfährt der Leser erst nach und nach, und hier sei nur so viel verraten: ein erschreckendes Szenario, um so mehr, als es durchaus auch in der Realität vorstellbar ist.

Zunächst scheinen die Fälle, die sich auf dem Tisch der Kommissare stapeln, in keinerlei Zusammenhang zueinander zu stehen, die Ermittlungen führen lange nur ins Leere. Anfangs ohne Mike Köstner, da dieser eigentlich den Dienst quittiert hat, sind Tom und seine neue junge Kollegin Sabrina froh, als Mike schließlich doch zu ihnen stößt. Als sie allmählich hinter das Motiv für die brutalen Taten kommen, wird wieder einmal deutlich, dass die Definition von 'gut' und 'böse' nicht immer leicht fällt...

Ein flüssiger Schreibstil und spannende Szenarien lassen die Seiten anfangs nur so vorbeifliegen. So viele Fragen, die sich einem stellen, und nur tröpfchenweise ergeben sich die Antworten. Erzählt wird in parallelen Handlungssträngen, abwechselnd aus der Sicht des Täters und der Ermittler, und auch diese tappen wie der Leser lange im Dunkeln.
Später verliert die Erzählung etwas an Fahrt, bis man sich nach etwa drei Vierteln des Thrillers eigentlich schon am Ende wähnt - doch dann kommt noch eine überraschende Entwicklung, die Polizei wie Leser erst einmal nicht einordnen können.

Das Buch lebt im Grunde von der Spannung, der Frage nach dem 'warum', dem Drang des Lesers, die Hintergründe zu erfahren. Dabei bleiben die Charaktere allerdings für meinen Geschmack zu blass, zu oberflächlich - sowohl die des Täters als auch die der Ermittler. Auch der Handlung hätte in meinen Augen an manchen Stellen etwas mehr Zeit und Raum gut getan.
Ich hatte schon das Vergnügen, 'Der Heuchler', Band 1 der Reihe um Mike Köstner, zu lesen, und da fand ich Charaktere wie Geschehen um einiges intensiver. Das hat mir hier gefehlt.

Potentiellen Lesern sei überdies gesagt, dass es dringend zu empfehlen ist, die Bücher in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen. Ich habe nach 'Heuchler' (Band 1) gleich 'Hochmut' (Band 5) gelesen, und empfand das zuweilen als störend. Denn in diesem Buch wird häufig Bezug genommen auf Geschehnisse in den vorherigen Bänden, gerade was die Person des Mike Köstners anbelangt.

Schön war der Kontakt zum Autor im Rahmen einer Leserunde, in der er selbstkritisch einräumte, dass 'Hochmut' zwar kein schlechtes, aber sicherlich auch nicht sein bestes Buch sei. Das kann ich so unterschreiben, denn 'Der Heuchler' hat mir noch etwas besser gefallen. Hier schwanke ich zwischen 3 und 4 Sternen, runde aber gerne auf.
Denn ich bin nun durchaus neugierig auf die Bände 'dazwischen', wonach ich sicherlich Ausschau halten werde!


© Parden




Die Reihenfolge der bisher erschienenen Thriller um Mike Köstner von Mark Franley:

1. Heuchler
2. Benutzt
3. Karla
4. Nachtkalt
5. Hochmut









 Mark Franley lebt und schreibt in Mittelfranken, wo er 1972 das Licht der Welt erblickte.
Die Eigenschaft, mit offenen Augen durch die Welt zu laufen, spiegelt sich in all seinen Geschichten wieder. Immer wieder finden sich gesellschaftliche Themen, geschickt eingebettet in fiktive Geschichten, und regen so zum Nachdenken an. Einige kurze, prägnante Sätze genügen, um den Leser in eine andere Welt zu holen und ihn dort festzuhalten. Spannung ist in jedem Fall garantiert!


Quelle Text und Bild

Sonntag, 23. November 2014

Goldammer, Frank: Revierkampf

Kann ein Menschenaffe zum Mörder werden?

Diesem Problem muss sich die Mordkommission der Polizeidirektion Dresden stellen. Dazu ermitteln die Kriminalhauptkommissare TAUNER und UHLMANN im Dresdner ZOO und in SEBNITZ. Die Kleinstadt kennt vermutlich kaum einer, die ehemalige Kunstblumenstadt, deren tatsächlich weltbekannte Erzeugnisse nun Seidenblumen heißen, liegt an der tschechischen Grenze, man erreicht die kleine Stadt entweder über STOLPEN - NEUSTADT (nördliche Strecke) oder PIRNA - BAD SCHANDAU (südliche Strecke). Aber ich merke schon, ich schweife ab, denn das spielt gar keine Rolle. Im übrigen, wenn ich zu viel von SEBNITZ schreibe, dann verrate ich schon zuviel. Gewundert hatte ich mich bloß, dass SEBNITZ zum Zuständigkeitsbereich der PD DD gehört. Da musste ich doch mal googeln. (Der einzige polizeiliche Fehler, den ich fand, war die Aussage, dass Tauners Dienstpistole vor Gebrauch erst entsichert werden muss, was man bei Polizeipistolen von Herstellerseite auf Anforderung vermeidet....)


Quelle ZOO - Webseite
Zurück zum Thema: THEO heißt der Orang-Utan im ZOO und der erwürgt gerade eine Tierpflegerin, als TAUNER seine drei Scheidungskinder in den ZOO "ausführt" (Die sind eigentlich zu groß dafür). Es dauert nicht lang, und die Kriminalisten überlegen, wieviel Mensch der "Waldmensch", so nennt man den Orang-Utan in Borneo, sein könnte. Die Geschichte wird also immer dubioser, es kommt noch ein toter Tierpfleger dazu, der ebenfalls vom Affen.... Aber am ALTMARKT. In seiner WOHNUNG...  Der Orang UTAN hier links stammt auch aus dem Dresdner ZOO und heißt aber Toni.
 

Quelle Google Map
Quelle
Aber ich will ja hier keine Abhandlung über Orang-Utans schreiben. Nur noch soviel, dass sie eventuell gefährlich werden können, sieht man an diesem Warnschild rechts im Semenggoh Wildlife Rehabilitation Center. Die Affen müssen zumindes viel Kraft haben und interessant ist, dass man sich beim impfen eines fremden Tierpflegers bedient, denn die "Waldmenschen" merken sich sehr genau, wer ihnen jemals weh getan hat. Damit komme ich auch zum Fall des KHK TAUNER zurück. Oder eher nicht, denn ich will ja nicht soviel verraten....

* * *

Das Kriminalisten - Duo ist keines vom Band, auch wenn Lektoren wohl irgendwie "verkorkste", vom langjährigen Dienst "mitgenommene" Ermittler verlangen. UHLMANN ist der dicke, gemütliche und TAUNER der rastlose Typ. Abgesehen davon, ist Tauner geschieden (außer Commissario BRUNETTI gibt es kaum noch seelisch oder familiärisch "intakte" Polizisten in diversen Krimis), und nicht sonderlich gesund. Eine Staatsanwältin, die den beiden gelegentlich in die Suppe spuckt, gibt es auch. Dann ist da noch PIA, die Schreibkraft der Mordkommission (die erinnert ein ganz klein wenig an Signorina ELETTRA - Tipp für Kenner). Aber das ist nicht so wichtig.

Wichtig ist, dass der Frank GOLDAMMER einen schönen flüssigen, spannungsgeladenen und humorvollen Stil schreibt. Zum Beispiel, wenn sich TAUNER mal selbst beschreibt. Zudem traut der sich momentan nicht so richtig an Frauen heran, er will sich ihnen wohl nicht zumuten. Ansonsten gehen die beiden Kriminalisten gern mal einen trinken nach Dienst. UHLMANN ist sein gutes Gewissen. Gelegentlich. Außerdem macht TAUNER gern mal was allein. Dies ist wohl Bücherpolizistenschicksal, aufgenötigt ebenfalls von Lektoren und für den Verkauf der Bücher unabdingbar.


Die Pressemitteilung des GMEINER VERLAGES erklärt:

"Autor Frank Goldammer, der für seinen Roman ausführlich im Dresdner Zoo recherchierte, legt einen rasanten und außergewöhnlichen Krimi vor."

Das kann ich nur bestätigen. Und begeistert hab ich gleich im Anschluss ein anderes Buch des Dresdner Autors angefangen, das heißt NEBELGEFLÜSTER - ist aber hier erst später dran.  


 * * *
Frank GOLDAMMER, ist eigentlich Maler und Lackierer. Solche Leute schreiben eher selten Bücher. Die Verlagsbeschreibung behauptet, dass er aus Faulheit kein Abitur gemacht hat. Trotzdem hat er den Meisterbrief in der Tasche. Mit zwei verschiedenen Frauen, mit denen er nacheinander verheiratet war, hat drei Kinder. Daher hat er vielleicht die Erfahrungen mit den Scheidungskindern des KHK TAUNER. 
Aber am meisten lässt er in diesem Interview auf seinem Blog gucken.

Aufmerksam wurde ich auf den Autor, der 1975 auch in Dresden geboren wurde, durch einen Tipp von Binea und Josefine auf der SCHRIFTGUT - Messe in Dresden. Dort nötigte ich ihm unter Hinweis auf diesen unseren Blog ein Rezensionsexemplar ab, kaufte ein zweites Buch an seinem Stand und versprach natürlich eine Rezension. Hier ist sie nun. 

► Frank Goldammer in der DNB
DNB / Gmeiner-Verlag / Meßkirch 2013 / ISBN 978-3-8392-1423-7 / 343 Seiten

© KaratekaDD

PS: Ich sollte vielleicht mitteilen, dass ich berufsbedingt bei "Bücher-Bullen" genau hinschaue...





Freitag, 21. November 2014

Weber, Raimon: Kuckucksmörder


Vater, Mutter, Kind

Sie sind die perfekte Familie. Glauben alle. Nur er nicht. Er beobachtet sie. Verfolgt sie. Kennt ihre dunkelsten Geheimnisse. Denn er sieht jeden Schritt. Jeden Schlag. Bis er eines Tages selber zuschlägt. Die Familien als Geisel nimmt. Die perfekten Familienväter verschwinden spurlos. Doch keiner sieht etwas. Keiner weiß etwas. Nur die schwerkranke Polizistin Eva Flessner hat einen Verdacht. Was sie nicht ahnt: Er beobachtet auch sie …













  • Taschenbuch: 288 Seiten
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch (14. November 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3548285341
  • ISBN-13: 978-3548285344











FREMDE NESTER...




 Der Kuckuck ist im Tierrreich ein unangenehmer Genosse. Das Ei in ein fremdes Nest gelegt, macht sich der Vogel anschließend von dannen, und das Junge, einmal ausgebrütet, wirft auch noch die rechtmäßigen Kinder der Stiefeltern aus dem Nest, um sich dick und rund füttern zu lassen.
In diesem Buch geht es auch um fremde Nester. Allerdings werden nicht die Jungen aus dem Nest geworfen, sondern die Väter. Eines ist diesen Vätern gemein: hinter der gutbürgerlichen Fassade schlagen sie ihre Frauen, demütigen und drangsalieren sie. Und einer erträgt das nicht mehr, will es nicht länger dulden...


"Ich bin in solchen Dingen ein wenig... ich weiß nicht, ob das der richtige Ausdruck ist, altmodisch. Ich kann es nicht ertragen, wenn meine Mitmenschen belästigt werden." (S. 98)


Die Polizistin Eva Flessner gerät eher zufällig in einen Fall des 'Kuckucksmörders', als die Mutter ihrer besten Freundin sie aufgeregt anruft, weil diese nicht zu erreichen ist. Als Eva im Haus der Freundin nach dem Rechten sieht, erwartet sie eine traumatische Entdeckung. Die Freundin ist tot, ebenso deren Mann sowie beide Kinder. Ermordet, teilweise misshandelt, gnadenlos.
Fassungslos und wütend, verspricht Eva Flessner am Grabe der Familie, alles menschenmögliche zu unternehmen, um den Täter zu finden. Doch es ist gar nicht so einfach, parallel zur Mordkommission zu ermitteln, die im Dunkeln zu tappen scheint, zumal Eva Flessner gesundheitlich ernsthaft angeschlagen ist...


Im Gegensatz zu Raimon Webers erstem Roman 'Eis bricht' habe ich dieses Buch wirklich als Thriller empfunden. Der Schreibstil ist sehr flüssig, der Plot interessant angelegt, und anfangs fliegen die Seiten durch die aufgebaute Spannung nur so dahin. Im Mittelteil allerdings lässt die Spannung dann etwas nach, um gegen Ende wieder deutlich anzuziehen.
Neben den teilweise sehr brutalen Handlungsteilen, gelingt es Raimon Weber auch, die Gefühle der misshandelten Frauen, vor allem aber die ihrer Kinder sehr authentisch darzustellen. Was macht es mit Kindern, die tagein, tagaus Zeuge werden, wie die Mutter zusammengeschlagen wird, ohnmächtig zu sein und keinen Ort der Sicherheit zu kennen?

Die Charaktere bleiben noch eher oberflächlich, punktuell geht die Beschreibung aber in die Tiefe. Kindheitserinnerungen des Täters spielen beispielsweise eine große Rolle. Man weiß früh, wer der Täter ist und auch sein Motiv wird schnell deutlich. Dies tut der Spannung aber keinen Abbruch.
Das Ende dann: überraschend. Allerdings für mich persönlich zu sehr Hannibal-Lecter-mäßig, um wirklich originell zu sein. Jedenfalls würde es mich nicht verwundern, eines Tages auf eine Fortsetzung des Thrillers zu stoßen...


Insgesamt flüssig und flott zu lesen, über weite Strecken spannend, aber es fehlte letztlich die Überzeugungskraft, die einen richtig guten Thriller ausmacht. Dennoch ein Lesevergnügen für alle, die auch einmal Spaß haben an einem Thriller 'für zwischendurch'.


© Parden








Hiermit danke ich 'Blogg dein Buch' sowie dem 'Ullstein Taschenbuch Verlag' für die Möglichkeit, dieses Buch lesen zu dürfen!















Raimon Weber, geboren 1961, ist Schriftsteller, Hörspielautor und Medientrainer. Er leistet regelmäßig Beiträge zum Krimifestival "Mord am Hellweg". Bei seinen Lesungen trägt der Autor die merkwürdigsten Methoden vor, wie man ums Leben kommen kann und plaudert aus seinem Berufsleben als Autor. Schließlich treibt ihn die Recherche auf hohe Schornsteine und in die geschlossene Forensik oder er lässt sich von Spezialisten vor Ort über die Entsorgung amputierter Gliedmaßen aufklären. Raimon Weber lebt in Kamen. Mit seinem Thriller "Eis bricht" stürmte er die E-Book-Charts.

► Quelle Text und Bild

Sonntag, 16. November 2014

Maddox, David: Akis und Nibis Polarabenteuer

Quelle: Websseite
Um ein Kinderbuch zu schreiben, muss man es wohl erleben...

Sieht man einmal von diversen langfristigen Themengebieten ab, dann sind die Abenteuer der beiden Inuit - Kinder NIBI & AKI ein ziemlich langes Projekt gewesen, welches ich ein wenig enger begleiten durfte.

David Maddox und seine Frau Kathrin traf ich vor kurzem an ihrem Stand auf der Büchermesse ► SCHRIFTGUT in Dresden. Sie stellten das Kinderbuch AKIS und NIBIS POLARABENTEUER vor. Dabei erzählte mir Kathrin noch einmal persönlich, wie das alles begann.

Auf einem Seminar in London, welches beide 2011 besuchten, wurde die Aufgabe gestellt, ein Buch mit zehn Kapiteln in zehn Wochen zu schreiben.  Die Aufgabe wurde von Raymond Aaron, dem "Blueprint" - Seminarleiter gestellt, der auch erzählte, dass er mal an einem Polarennen teilgenommen hatte. Das wurde von einem Jock Wisheart veranstaltet, der ebenfalls auf diesem Seminar zugegen war. Innerhalb von 48 Stunden, quasi auf dem Rückflug, entstanden nun zwei Projekte. Einmal ging es um die Teilnahme von David am Polarrennen und zum anderen um ein Buch mit dem "Arbeitstitel"

"Polarbeer Poo oder iss keinen gelben Schnee"

Also trat David in die Vorbereitungen für das Polarrennen. Dieses Unternehmen des Sprachlehrers und Kung - Fu Trainers schaffte es auch in den Sachsenspiegel des MDR




Wenn ein Typ zum magnetischen Nordpol rennt, dann mag manch Anderer annehmen, der Typ sei doch recht wenig weise. Aber das stimmt nicht, denn gerade dort erfährt man doch reichlich spektakuläre und einfache Weisheiten gleich mal selbst. Auf dem Polarrennen hatte David zum Beispiel eine Schaufel dabei. Diese ist ein sehr wichtiges Werkzeug gewesen. Zum Beispiel braucht man die, um sich den sauberen Schnee bzw das Eis zu stechen, aus dem dann das Teewasser werden soll. Daher stammt dann schon mal die arktische Weisheit:

 
"Kacke nie auf deine Schaufel!" &
"Iss keinen gelben Schnee!",


denn das könnte unangenehm werden. Einverstanden, für uns herkömmliche Mitteleuropäer sind das keine so sehr wichtigen Mitteilungen, mal ganz abgesehen davon, dass gelber Schnee gelegentlich am Rand von Skiloipen oder Ski- und rodelpisten zu beobachten ist. Wahrscheinlich stammt auch die erste Weisheit vom Anfang des Kinderbuches genau aus dem Beginn des Polarrennens:


 
360o !  Oder Eisbärkacke!



Das ist total verständlich, denn so wie man in England, da kommt der David nämlich her, am Straßenrand erst nach rechts und dann nach links schaut, muss man sich am Polarkreis ab und zu im Kreis drehen, damit das größte Raubtier der Welt einen nicht zu Eisbärkacke verarbeitet. Das ist doch einleuchtend, oder? 



Um was geht es eigentlich in der Geschichte?

Das Buch handelt von den Zwillingen Nibi und Aki. Deren Vati und dessen Vati, ihr Opa also, sind Eskimos. Halt, das ist ja schon der erste Fehler. Eskimos sind Leute, die rohes Fleisch essen. Sagten zumindest früher die Indianer und verglichen die Inuit, so nennt man sie richtig, mit ihren Hunden. Eskimo ist also mal ein Schimpfwort gewesen. Nibi und Aki besuchen den Großvater immer in den Ferien. Gerade sind sie in die Schule gekommen. Die anderen Kinder finden ihre Namen komisch und das macht die Zwillinge traurig. Die Mutti meint, hier muss der Opa ran. Der soll erzählen, wenn die Familie wieder in die Arktis reist, denn der Opa lebt noch da oben in der "grausigen" Kälte. Ober der wohl solche Weisheiten kennt? Der Opa heist AHUNIAK, das bedeutet Jäger. Aber er ist ein besonderer Jäger, nämlich einer nicht nur für Nahrung sondern auch für Wissen. Aha, also ist er Lehrer. Daher kann er Aki und Nibi bestimmt ihre Namen erklären. 


Die Kinder lernen viele arktische Weisheiten kennen. Sie lernen Vertrauen, Iglus bauen, jagen auch mit Pfeil und Bogen, fischen und vieles mehr...

Übrigens hat Aki einen grünen Gürtel im Kung Fu. Wer wohl auf diesen Gedanken kam?

 * * *

Eigentlich sind wir nun schon voll drin, im sogenannten Mentoring Kinderbuch. Was nun ist eigentlich Mentoring? Unter Wikipedia finden wir dazu folgendes:

Mentoring, auch Mentorat, bezeichnet als ein Personalentwicklungsinstrument − insbesondere in Unternehmen, aber auch beim Wissenstransfer in persönlichen Beziehungen − die Tätigkeit einer erfahrenen Person (Mentor). Sie gibt ihr fachliches Wissen oder ihr Erfahrungswissen an eine noch unerfahrenere Person (Mentee oder Protegé) weiter. Ein Ziel ist es dabei, den oder die Mentee bei persönlichen oder beruflichen Entwicklungen zu unterstützen. Bereiche, die in Mentoring-Beziehungen thematisiert werden, reichen von Ausbildung, Karriere und Freizeit bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung, Glauben und Spiritualität. Allgemein bezeichnet das Wort Mentor (weiblich: Mentorin) die Rolle eines Ratgebers oder eines erfahrenen Beraters, der mit seiner Erfahrung und seinem Wissen die Entwicklung von Mentees fördert. Mentor war ursprünglich in der griechischen Mythologie der Freund des Odysseus und Erzieher von dessen Sohn Telemach (siehe Mentor (Mythologie)). (Quelle wiki)



Wieder was gelernt. Genau das sollen ja die Kinder, welche dieses wunderschöne Buch zu lesen bekommen. Und so schreibt David auf seiner ► Webseite: "Das Buch über Aki und Nibi, zwei Eskimo-Kinder, ist gespickt mit vielen versteckten Werten, Verhaltensempfehlungen und -tricks für Kinder (auch für so manchen Erwachsenen ;-))"  Diese Tips und Tricks findet man nun am ende eines jeden Kapitels.
                                                                Die letzte heißt:








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Das Buch:

Da muss ich doch mal was Persönliches loswerden. Eine ganze Menge meiner Kinderbücher stehen noch im Schrank meiner Eltern. Das ist gut so, denn sie stellen wichtige Abschnitte in meinem und im Leben meiner Geschwister dar. Heute ist das Interesse an Kinderbüchern keineswegs abgeklungen, auch wenn die Sicht eines Erwachsenen sicher anders geworden ist.  Es hat den Anschein, als würden Kinder und Jugendliche nicht mehr lesen wollen im Zeitalter von Computerspielen und anderem. Oder sie lesen vor allem Fantasy-Bücher. Abenteuerliteratur wie wir sie kannten, nehmen Kinder heute kaum zur Hand. Hier aber haben wir ein solchen Abenteuerbuch. Von einem, der weiß, was er darin schreibt.





Quelle
Zuerst einmal ist dieses Buch hier wirklich sehr gut gearbeitet wurden.  Das merkt man natürlich, wenn man als Bibliophiler Bücher in die Hände nimmt. Das das Buch von guter Qualität sein muss, kann man daran erkennen, dass es auf der Webseite des ► Lausitzer Druckhauses als Produkt des Monats vorgestellt wurde. Ich nehme mal an, die drucken pro Monat nicht nur ein Buch ;) . Die Eigenwerbung erscheint also gerechtfertigt.

Die beiden oben erwähnten polarverrückten Abenteurer, die den David veranlassten, sich auf das waghalsige Unternehmen einzulassen, haben sich im Vorwort verewigt. Die zehn Kapitel wurde sehr schön bebildert von Beate Bilkenroth. Übersetzt haben es übrigens Andreas Gerbig und Kathrin Maddox. Es ist nämlich zuerst in Englisch geschrieben wurden. Der Text war sicher eines der größten Probleme. Es ging ja nicht nur darum, etwas ins Deutsche zu übertragen, das musste ja nun auch für Kinder gut zu verstehen sein. 

Hinzu kam, das hat mir Kathrin ebenfalls auf der Messe erzählt, es sollten nur sogenannte positive Verstärkungen verwendet werden. Was das heißt? Folgerichtig werden die Kinder Nibi und Aki niemals (!)  mit solchen Worten wie "NIE", "NIEMALS", "DAS DARFST DU NICHT!" konfrontiert. Sie sollen selbst heraus finden, auch unter Anleitung, ob etwas funktioniert und gut für sie ist. Genau das macht der Großvater von Aki und Nibi mit den Zwillingen. Dieses Prinzip wendet David übrigens auch im Kung Fu - Unterricht bei seinen Maddox - Tigers an. Der wirklich sehr gute, nein der ausgezeichnete Kindertrainer, ich hab´s sehr oft erlebt, zeigt damit, dass er, ob er nun Training gibt, Englisch unterrichtet oder neuerdings Bücher schreibt, dabei zielgerichtet vorgeht.


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Die Vorstellung - SCHRIFTGUT

Was gibt es besseres für einen Autoren, als sein Buch auf einer Messe vorzustellen. Da bietet es sich ja gerade an, eine Lesung zu veranstalten. Es ist nicht die erste, denn mit den Kindern Leonie und Sascha war David schon mal mit dem Buch unterwegs. Mit so einem Typ wie David macht das ja auch einen riesigen Spaß. Hier nun lasen die beiden auf einer Büchermesse und das machten sie sehr gut, wie man sehen kann:


mit freundlicher Genehmigung von Leonie und Sascha / © by Uwe Rennicke


Auf einer Messer über Bücher gibt es viel zu sehen. Verlage, Autoren, Stände zum selber machen, basteln, kalligraphieren und vieles mehr. Der Stand von Kathrin und David war wirklich nur kurzzeitig ohne Besucher. Ich hab mich da schließlich einen ganzen Tag herum getrieben auf der Messe. Viel Spaß gab es auch. Sie brauchten auch nicht alle mitgebrachten Bücher wieder mit nach Hause nehmen. (Mehr wird nicht verraten....) David hatte diverses Material mitgebracht um seine Reise zum Nordpol zu demonstrieren. Den Schlitten zum Beispiel, den er zum Nordpol zog. Die schon bekannte Schaufel, seine Stiefel und manches mehr. Verblüffend dünn ist der Windanzug, den ich da in meinen Händen halte.


© by Kathrin Maddox, links oben Uwe Rennicke

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Quelle facebook
Damit wären wir wohl ziemlich am Ende angelangt. Letztlich ist das Buch entstanden, weil David eben nicht einem solchen Polarbären begegnet ist, diszipliniert hat er also die 360 Grad  immer schön eingehalten. Einmal konnte er in fünf Wochen mit seiner Frau für 1,5 Minuten telefonieren.

Mit einem Jahr Verspätung kam das Buch auf den Markt. Eine Menge Leute haben mitgewirkt, auch als Sponsoren der Reise an den magnetischen Nordpol und dem Buch natürlich selbst. Kathrin und David sind froh und glücklich, dass sie es geschafft haben. (Wem obliegt wohl die Umsetzung der plötzlichen Ideen eines David Maddox?)

Ich selbst bin ebenfalls froh, dass dieses Werk so entstanden ist, ich durfte vor Jahresfrist probelesen und meinen Senf dazu geben. Es war ein schöner Moment, das Buch von David zu erhalten.

Schön ist auch, dass ich Kathrin näher kennenlernen durfte. Glückwunsch euch beiden noch mal zu diesem schönen und großen Erfolg. 

* * *

Hier nun die unbedingt notwendigen Daten zum recherchieren und natürlich zum Erwerb des Buches.

www.polarabenteuer.de
► Davids Polar-Rennen 2013 - Blog
► Kinderbuch gefällig? - Hier gehts zum Shop.
► Wenn ein Kind MADDOX - TIGER werden will...
► Kampfkunst für die Großen: Safe-Fit-Sports

Leider ist das Buch in der Deutschen Nationalbibliothek (online) nicht zu finden. Hier aber mal wenigstens die ISBN - Nr. 978-3-9816432-0-8.

© KaratekaDD