Ein Meer von rosa-weißen Blüten, malerische Fachwerkhäuser und
romantische Flusslandschaften – nach sechs Jahren in Hamburg hat Leonie
fast vergessen, wie schön das Alte Land ist. Da ihre Mitbewohnerinnen
eigene Wege gehen und sie ihren Job verloren hat, muss sie sich neu
orientieren und hofft, in der alten Heimat zur Ruhe zu kommen. Doch die
will sich einfach nicht einstellen, da ihre Eltern Hilfe brauchen und,
ganz unerwartet, ein Mann ihr Herz höher schlagen lässt. Ein Glück, dass
sie sich auf ihre beiden Freundinnen Nina und Stella verlassen kann!
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3426515776
ISBN-13: 978-3426515778
Ich danke der Verlagsgruppe Droemer Knaur ganz herzlich für die Möglichkeit, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen!
SEHNSÜCHTE...
Gerade hat Leonie ihren 41. Geburtstag gefeiert und mit ihren
Freunden und Eltern darauf angestoßen, dass alles so bleiben möge, wie
es ist. Denn Leonie ist zufrieden mit ihrem Leben: seit sechs Jahren
wohnt sie mit ihren Freundinnen Nina und Stella in einer wunderschönen
Hamburger Stadtvilla, hat einen Job, der ihr Spaß macht und der sie
erfüllt und zwei Katzen, an denen sie hängt. Doch bereits einen Tag
später beginnt ihr Leben in Schieflage zu geraten.
Die Ehe ihrer
Eltern kriselt, ihre Mutter will sich in Frankreich eine Auszeit nehmen
vom Alltag auf dem Apfelhof samt Pension und Hofladen, vor allem aber
von ihrem Mann. Kurze Zeit später erfährt sie von ihrem Arbeitgeber,
dass das Restaurant, in dem sie arbeitet, schließen und sie damit ihren
Job verlieren wird. Und als dann auch noch die Stadtvilla verkauft
werden soll, ist das Unglück perfekt.
Leonie erscheint es fast
wie ein Rettungsanker, dass nun ihre Hilfe auf dem elterlichen Apfelhof
im Alten Land gebraucht wird. Trotz einer Aushilfe verbleiben noch
ausreichend Aufgaben, mit denen ihr Vater heillos überfordert wäre. In
Ruhe will sie sich über ihre neue Situation klar werden und entscheiden,
welche Richtung ihr Leben nun einschlagen soll.
Dabei ist es nicht
sonderlich hilfreich, dass sie Thomas wiederbegegnet, der sie vor Jahren
nicht interessiert hat, nun aber unerwartet ihr Herz höher schlagen
lässt. Und dazu lernt sie noch Markus kennen, einen charmanten Mann, dem
sie die schönen Seiten des Alten Lands zeigen kann...
Man
muss dem Glück Raum geben, sich zu entfalten, sich tief in der Seele
einzunisten, damit man für unvorhergesehene Widrigkeiten gewappnet ist.
Einen
klassischen Frauenwohlfühlroman hat Gabriella Engelmann hier
geschrieben, eine Liebesgeschichte angesiedelt in einer romantisch
zauberhaften Umgebung. Obwohl die Zeit der Apfelblüten mittlerweile
vorbei sein dürfte, konnten die ausdrucksstarken Schilderungen der
Landschaft Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, weshalb ich nun Lust
habe, das Alte Land einmal mit eigenen Augen zu sehen.
Der
Schreibstil ist flüssig, die Geschichte routiniert konstruiert und
angenehm zu verfolgen, zumal die kurzen Kapitel geradezu dazu
auffordern, immer noch ein bisschen weiter zu lesen. Die Charaktere
werden sympathisch dargestellt, wenn auch klischeebehaftet, und auch
wenn die Geschichte recht vorhersehbar ist und keine besonderen
Überraschungen bietet, ist sie geeignet, um ein paar Stunden friedlich
in sie abzutauchen.
Wie ich erst beim Lesen erfahren habe, gibt es zu dem Buch einen Vorgängerroman: 'Eine Villa zum Verlieben'.
Sicher ist es nicht zwingend notwendig, den ersten Band zu kennen,
bevor man 'Apfelblütenzauber' liest, doch mir wären die Personen
vielleicht noch ein wenig näher gewesen, wenn ich ihre bisherige
Geschichte gekannt hätte.
Eine besondere Überraschung boten die
Rezepte im Buch, teils eingestreut in den Text, teils im Anhang. Den
Apfelblechkuchen mit Mandeln werde ich bestimmt einmal ausprobieren - so
hole ich mir den Geschmack vom Alten Land auch in mein Haus...
Insgesamt
erfüllt das Buch alle Erwartungen, die man an dieses Genre haben kann
und bietet eine leichte Lektüre für zwischendurch. Ab und zu tut solch
ein Buch wirklich gut.
Gabriella Engelmann
wurde 1966 in München geboren, und lebt in Hamburg, wo sie ihre Freude
am Schreiben entdeckte. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin, Lektorin und
Verlagsleiterin genießt sie die Freiheit des Daseins als Autorin von
Romanen, Kinder- und Jugendbüchern.
Sie
liebt nordfriesische Inseln, ihre Wohnung am Kanal, Theater, Film,
Tanz, Musik und gutes Essen. Sie trifft sich gern mit Freunden,
bepflanzt ihre Terrasse, schwingt den Kochlöffel und denkt sich in der
Badewanne Stoff für neue Bücher aus. Von Kind auf träumt sie von einem
Häuschen am Deich mit knorrigen Apfelbäumen im Garten.
Die verrücktesten Fälle von Nachbarschaftskriegen und -lieben. Ideal zum
Verschenken: Dieses Zettelbuch sorgt auf jeder Feier für Ruhestörung...
Taschenbuch: 160 Seiten
Verlag: Knaur TB (2. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342678713X
ISBN-13: 978-3426787137
ZETTELKRIEG...
Max Lerm, Jg. 1973, ist, seit er denken kann, Nachbar. Er hat bereits in
vielen Städten Deutschlands gewohnt und landauf wie landab die
kuriosesten Streitigkeiten unter Nachbarn beobachtet. Ob im Treppenhaus,
in der Waschküche, auf dem Dachboden, dem Anwohner-Parkplatz oder
direkt vor der Wohnungstür – Max Lerm hat alle Kriegsschauplätze genau
studiert. Seit einigen Jahren setzt er sich aktiv mit seinem Schicksal
auseinander und hat die Perlen seiner Karriere als Nachbar in diesem
Buch zusammengefasst. Er könnte auch dein Nachbar sein.
Nachbarschaft
kann schön sein. Aber auch problematisch. Und weil es manchmal
schwierig ist, das persönliche Gespräch zu suchen, gibt es immer wieder
gerne die Zettelwirtschaft. Dieses Buch bietet eine kuriose Sammlung
mehr oder weniger origineller Mitteilungen, die einen staunen oder
auflachen lassen können.
Vielleicht einige Beispiele gefällig?
"Katzeklo, Katzeklo, ja das macht die Katze froh" - Aber bitte in der Wohnung, nicht im Hausflur!
Welcher
Depp aus den oberen Stockwerken trinkt morgens seinen Kaffee (mit
Milch!) auf seinem Balkon und schüttet dann die halbleere Tasse über
Bord? Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass unsere Wäsche auf dem
Trockenständer völlig verdreckt wurde. Schluss damit!!!
Wir
wohnen jetzt seit vier Jahren in der Wohnung unter Ihnen. Das
Schlafzimmer ist unter Ihrem Musikzimmer. Wir möchten Ihnen gut
zusprechen, nach 4 Jahren "Für Elise", den Mut für ein zweites
Klavierstück zu finden. Aufmunternde Grüße...
Liebe Nachbarn,
über Sie müsste man ein Buch schreiben. Der Titel "Suche: Wahre Liebe,
Finde: Nichts als Ärger". Bitte verschonen Sie uns mit Ihren
Beziehungsproblemen!
Natürlich ist nicht alles witzig, aber
es ist eine nette kleine Unterhaltungslektüre, und zuweilen kommt der
Gedanke auf, dass ein eigenes kleines Häuschen ohne direkten Nachbarn
doch auch nett wäre...
Empfehlen würde ich die Lektüre des 'echten'
Buches, da manche der Schilder im e-book-Format doch sehr klein geraten.
Sicher auch ein nettes Mitbringsel oder als sog. 'Klobuch' geeignet...
Für Dana kommt’s dicke: Erst lässt sie ihr Freund Paul nach einem völlig
verunglückten romantischen Dinner sitzen. Dann zieht ihr nörgeliger
Vater bei ihr ein und raubt ihr den letzten Nerv. Auch ihr Plan, die
Gäste ihres kleinen Bistros mit veganer Kost zu beglücken, schlägt fehl,
selbst ihr Koch Hung Tai hält Danas Essen für einen Anschlag auf den
guten Geschmack. Allein ihr Stammgast Philipp lässt sich nicht
abschrecken und stochert sich tapfer durch Tofu-Algen-Ragout und
Seitan-Schnitzel. Zugleich nehmen die Schikanen der fiesen Maklerin
Müller-Mertens überhand, die es auf das Haus mit Danas Restaurant
abgesehen hat. Doch dann entdeckt Dana die besänftigende Wirkung eines
veganen Liebesmenüs und beschließt, um ihre Existenz zu kämpfen. Dabei
erweist sich ausgerechnet ihr fleischliebender Vater als große
Unterstützung. Womit Dana jedoch am allerwenigsten gerechnet hat: Ganz
unverhofft steht ihr Herz in Flammen.
Taschenbuch: 334 Seiten
Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (18. Mai 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3746631289
ISBN-13: 978-3746631288
Größe und/oder Gewicht:
13,3 x 3 x 20,3 cm
Ich danke dem Aufbau Verlag ganz herzlich für die Möglichkeit, dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen!
DEM TOFU FEHLT DER BISS...
Dana wähnt sich auf dem sicheren Weg mit ihrer Umstellung auf die
vegane Küche. Etwas Besseres gibt es doch nicht für sich und ihre
Lieben, und auch ihr kleines Restaurant kann doch von dieser
vollwertigen Küche nur profitieren. Dumm nur, dass ihre kleine Tochter
streikt, der Hund zu verhungern droht und Paul, mit dem sie in Frieden
alt werden will, genervt seine Sachen packt und geht.
Und auch wenn
ihr vietnamesischer Koch Hung Tai sie nach besten Kräften unterstützt -
im Restaurant bleiben die Gäste weg. Nur Philipp, ein schüchterner
hornbebrillter Student im schlabberigen grauen Sweatshirt, bleibt ihr
als Stammgast erhalten und isst sich offensichtlich begeistert durch
Tofu-Algen-Ragout und Seitan-Schnitzel.
"Wir
haben tolle Fruchtzubereitungen. Alternativ gibt es vegane
Gemüseaufstriche in diversen Geschmacksrichtungen, die locker den
Tagesbedarf an allen wichtigen Vitaminen decken: Linse-Tomate,
Champignon-Bärlauch..." (...) "Besten Dank, schon allein diese
Aufzählung deckt meinen Tagesbedarf an schlechter Laune." (S. 129)
Wenn
es schon hart kommt, dann kommt es meist gleich knüppeldick. Danas
Vater steht mit seinem Rollstuhl plötzlich vor der Tür und verlangt
Asyl, und zu allem Überfluss erhält Dana auch noch Post von einer
Immobilienfirma: die Kündigung ihres Mietvertrages von Wohnung und
Restaurant. Die Häuser sollen weichen für ein hypermodernes
Versicherungsgebäude.
Als Dana sich nicht darauf einlässt, sondern
über einen Anwalt Widerspruch einlegt und ein gerichtliches Verfahren
anstrebt, lernt sie Alexandra Müller-Mertens kennen. Aber so richtig.
Die fiese Maklerin nutzt alle miesen Tricks, um Dana doch noch zum
Aufgeben zu zwingen, und die Dame verfügt offensichtlich über viel
Erfahrung und Einfallsreichtum. Wie soll Dana da ihr Leben wieder in den
Griff bekommen?
"Mama ist keine Sklavin", meldete sich Leonie zu Wort. "Mama steht mit einem Bein im Kittchen." (S. 230)
In
Ellen Bergs mittlerweile achtem Buch dieser Art gibt es wieder viele
skurrile aber auch liebenswerte Figuren, unterhaltsame Dialoge,
verrückte Szenen. So wie den vietnamesischen Koch Hung Tai, der jede noch so schräge Situation mit einer seiner asiatischen Lebensweisheiten
geistreich zu kontern weiß, was aufgrund seiner asiatisch eingefärbten Sprechweise
aber oft eher drollig wirkt. Und auch Danas Tochter Leonie sorgt mit ihrem Kindermund immer wieder für Schmunzler, denn nicht alles wird von ihr immer richtig verstanden. Allerdings habe ich mich zwischendurch doch gelegentlich gefragt, ob
bei der Autorin inzwischen vielleicht die Luft ein wenig raus ist.
So
fand ich beispielsweise gerade am Anfang manche der Sprüche einfach reichlich
abgedroschen (Veganer, die Kaninchen das Grünzeug wegfuttern oder
Vietnamesen, die womöglich sogar Hundefleisch essen sind für mich
ehrlich gesagt nichts Neues oder Witziges). Letztlich fehlte für mich
dem Tofu doch ein wenig der Biss und die Spritzigkeit, die ich in
anderen Romanen von Ellen Berg schon kennengelernt habe.
Ansonsten
hat mich der Roman aber wieder für ein paar Stunden unterhalten können.
Vorhersehbar? Klar. Klischeebehaftet? Natürlich. Aber ab und zu tut
solch ein Buch einfach gut. Unkompliziert, Happy End garantiert, und das
ein oder andere vergnügte Kichern gehört auch dazu.
Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als
Reiseleiterin und in der Gastronomie. Heute schreibt und lebt sie mit
ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu.
Ihre bisherigen
Romane "Du mich auch. Ein Rache-Roman", "Das bisschen Kuchen. (K)ein
Diät-Roman", "Den lass ich gleich an. (K)ein Single-Roman", "Ich koch
dich tot. (K)ein Liebesroman", "Gib's mir Schatz. (K)ein Fessel-Roman",
"Zur Hölle mit Seniorentellern. (K)ein Rentner-Roman" und "Ich will es
doch auch.(K)ein Beziehungsroman" liegen im Aufbau Taschenbuch und als
E-Book vor und sind große Erfolge. ► Quelle Text und Bild
Ein fantastisches Wintermärchen vom großen russischen Stilisten Vladimir Sorokin...
Was beginnt wie eine Erzählung aus dem 19. Jahrhundert, entpuppt sich
als fantastische Irrfahrt durch das ländliche Russland einer nahen
Zukunft. Der Landarzt Garin will so schnell wie möglich in den Ort
Dolgoje, um die Menschen dort gegen eine rätselhafte Krankheit zu
impfen, die jeden Infizierten zum Zombie macht. Doch es herrscht
Schneesturm, Garins Pferde sind erschöpft, und so heuert er den
einfältigen Brotkutscher Kosma an, dessen Schneemobil von winzigen
Pferden gezogen wird. Und so beginnt seine Reise in eine Märchenwelt mit
Ingredienzien einer Hochtechnologiegesellschaft. Eingebettet in den
erzählerischen Kosmos von Tolstoi, Tschechow und Gogol, versetzt »Der
Schneesturm« ein grotesk-imaginäres Russland in den Abgrund zwischen den
Zeiten – ein zugleich heiteres wie verstörendes Buch, das von der
Kritik einhellig gefeiert wurde und einmal mehr Sorokins herausragende
Stellung unter den zeitgenössischen russischen Schriftstellern
untermauert.
Taschenbuch: 208 Seiten
Verlag: KiWi-Taschenbuch (6. November 2014)
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Andreas Tretner
ISBN-10: 3462046829
ISBN-13: 978-3462046823
Originaltitel: Metel
SYMBOLBEFRACHTETE LITERATUR...
Der
Landarzt mit dem eigentümlichen Namen Platon Garin will so schnell wie
möglich in das entlegene Dorf Dolgoje gelangen, um die dort ansässigen
Menschen gegen eine rätselhafte Epidemie zu impfen, die bereits einige
Opfer gefordert hat. Allerdings scheint der Schneesturm eine Weiterfahrt
unmöglich zu machen. Garins Pferde sind erschöpft, in einem kleinen Ort
findet er nicht wie erhofft Pferde zum Wechseln, doch die Zeit drängt.
Glücklicherweise kann er den Brotkutscher Kosma, genannt Krächz, aus
seinem Schlaf auf dem warmen Ofen wecken und ihn überreden, ihn in das
nunmehr noch 17 Kilometer entfernte Dolgoje zu kutschieren. Mit dem
von 50 rebhuhngroßen Pferdchen gezogenen Schneemobil machen sich Garin
und Krächz auf den Weg, müssen jedoch blad schon erkennen, dass der
anhaltende Schneesturm nicht nur die Sicht erschwert. Immer wieder kommt
es zu ungeplanten Komplikationen, Garin und sein Kutscher kommen
einfach nicht an. Und ungeahnt entpuppt sich das, was wie eine Erzählung
aus dem 19. Jahrhundert beginnt, als eine fantastisch-märchenhafte
Irrfahrt durch ein rückständiges Russland, das gleichzeitig mit Zutaten
einer Hochtechnologiegesellschaft versehen ist.
Eine verwirrende
Mischung hat Sorokin da geschaffen, sprachlich an alte russische
Meister der Literatur erinnernd, durchzogen von einem Hauch russischer
Seele - Wodka, heißer Tee und ein wenig Schwermut. Eingängige Bilder
werden in den Kopf des Lesers projeziert, aber verstörende zuweilen.
Relikte der Vergangenheit - alte mit Holz geheizte Öfen, von Pferden
gezogene Kutschen, der Kneifer auf der Nase oder die Fußlappen, damit
die Füße in den Fellstiefeln nicht erfrieren - treffen unvermittelt auf
technologische Errungenschaften, die es heute teilweise noch nicht
einmal gibt. Historische Science Fiction? Aber nein, hinzu kommen
noch Elemente aus Märchen und Fantasy - Zwergen und Riesen gibt es dort
ebenso wie lebendgebärenden Filz oder Zombies. Ein sprachlich versiertes
Spiel mit Realität und Fantasie - und mit einer überbordenden Symbolik.
Ein
wenig fühlte ich mich beim Lesen an meine Schulzeit erinnert: erst mit
Hilfe einer im Umfang doppelt so dicken Interpretation wird der
eigentliche Text verständlich - und selbst dann womöglich nur
rudimentär. Aber angesichts der durchweg positiven Bewertungen des
Buches hatte ich das Gefühl, es könnte sich lohnen, sich ein wenig
intensiver mit der Erzählung Sorokins zu befassen.
"Grundsätzlich ist es ja so, dass Russland in einer weit entfernten Vergangenheit lebt, und davon erzählt mein Roman", so erklärt der Schriftsteller selbst zu seinem Buch 'Der Schneesturm' in einem Video, das ich bei Youtube gefunden habe:
Einen
Roman über den Stillstand und die Erstarrung in Russland wollte Sorokin
hier präsentieren, so erfährt man weiter. Das Buch: eine
ironisch-bittere Metapher für ein Land, das den Weg in die Moderne
einfach nicht findet.
"Wenn man heute die Machthaber in
diesem Land sieht, die Elite Russlands, die fahren Mercedes,
telefonieren mit Smartphones usw., aber mental und kulturell stehen sie
im 16./17. Jahrhundert. Ich habe den Eindruck, Russlands Zukunft: das
ist unsere Vergangenheit plus Hochtechnologie."
Keine
Brechstange gegen die herrschenden Verhältnisse stellt seine Literatur
nach seinen eigenen Angaben dar, doch Sarokin ist in der Tat ein
hochpolitischer Autor. Vor einigen Jahren wurden seine Bücher in einem
riesigen Klo öffentlich versenkt - eine Aktion auf Betreiben von Putins
Jugendorganisation. Heute lebt der Autor in Berlin.
Das Buch war
in jedem Fall ein beeindruckendes, eines, das ich in einem Zug gelesen
habe, das mich hineinzog in die schneebedeckten Weiten Sibiriens und
mich entführte in eine fremdartige Welt, und mich verwirrte,
begeisterte, beschäftigte. Das ist mehr als es manch anderes Buch
vermag. Gerne mehr davon!
Wladimir Georgijewitsch Sorokin (* 7. August 1955 in Bykowo bei Moskau) ist ein russischer Schriftsteller und Dramatiker.
Sorokin gilt als „Konzeptualist“ der russischen Literatur und war in
der Vergangenheit heftigen Angriffen von regierungsnahen politischen
Organisationen ausgesetzt.
Sorokin wird neben Wiktor Pelewin und Wiktor Jerofejew als einer der drei Hauptvertreter der russischen Postmoderne angesehen und gilt als einer der schärfsten Kritiker der politischen Eliten Russlands. Seine Erzählungen und Romane bedienen sich unterschiedlicher Stilformen. In seinen Werken parodiert Sorokin die Stilistik des sozialistischen Realismus und kombiniert sie mit Gewaltdarstellungen und Elementen sowjetischer Mythologie.
Sorokins Themen haben unter der Leserschaft wiederholt Differenzen hervorgerufen. Insbesondere die Jugendbewegung Iduschtschije Wmeste
(„Gemeinsamer Weg“) initiierte eine Reihe von Aktionen, die sich gegen
das Wirken Sorokins richteten, und bemühte 2002 auch die Gerichte, wobei
sich der Autor dem Vorwurf der Pornographie ausgesetzt sah. Der Rechtsstreit endete zu Gunsten Sorokins;der russische Kulturminister Michail Schwydkoi hatte sich schon früh gegen die Zensur-Versuche ausgesprochen. Warf die Iduschtschije Wmeste Sorokins Bücher noch symbolisch ins „Klo“, verbrannte sie, nunmehr als Jugendorganisation Naschi, jene in der Folge sogar öffentlich.
Die russische Zeitung Moskowski Komsomolez
nannte den Autor noch 2010 nach der Verleihung des Gorki-Preises einen
Revolutionär, der auf der Suche nach neuen literarischen Formen sei.
Allerdings könnten die meisten Russen wenig anfangen mit Wladimir
Sorokin und seiner Moderne. ► Quelle Text und Bild
"Diese in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Tönen gehaltene Graphic Novel nimmt uns mit auf eine Reise ins Jerusalem der Jahre 1945 bis 1948 und erzählt die bewegte Familiengeschichte der Brüder Izak und Yakov Halaby. Das auf den Erzählungen des Vaters von Autor und Filmemacher Boaz Yakin basierende
Familien-Epos stellt sich der großen Herausforderung, grundlegende
Etappen dieser ereignisreichen und leidvollen Jahre nachzuzeichnen, wie
etwa die Belagerung von Jerusalem, das Massaker von Deir Yassin, die Schlachten von Latrun und die UN-Resolution von 1947, die zur Grundlage für die Ausrufung des Staates Israel wurde." (Webseite PaniniComics)
So steht es auf der Webseite des Verlages und verspricht auf 404 Seiten ein Bild-Text-Werk wirklich großen Ausmaßes. Eine sogenannte Graphic Novel - ein Comic - Buch. PaniniComics war erneut so freundlich, mir dieses am 21. April diesen Jahres als Rezensionsexemplar zu übersenden, hatte ich doch schon zweimal ein solches Buch aus dem Verlag in der Hand. Wie schon bei Israel verstehen in 60 Tagen und Die Stern-Bande führt uns der Weg ein weiteres Mal nach Palästina, und zwar nach Jerusalem.
Jerusalem - Eine Stadt, die wie kaum eine andere angebetet, geliebt und vor allem umkämpft wurde. Zuletzt 1948 im Krieg zwischen dem gerade gegründeten Israel und den arabischen Nachbarn und dann noch einmal 1967, im Sechs-Tage-Krieg. "Die Musik seines Namens war ein Leuchtfeuer für Pilger und Kreuzritter und erweckte eine innere Welt, die so viele anstreben, aber bislang nie erreicht haben; dessen Wahrheit durch die sinnlose Umklammerung einer unendlichen Prozession von Kriegern, Königen, Propheten und Gelehrten schlüpfte. Es ist ein eigensinniges, kleines Stück Realität, das jedoch wie eine Fata Morgana vor den Augen der Verrückten und der Vernünftigen flimmert und sie in einer Bruderschaft aus Träumern, Mördern und Dichtern vereint." (Vorspann Seite VII)
Unsere Geschichte beginnt im April 1945 und wir begleiten den kleinen Motti Halaby, jüngster Sohn von Izak, in die Schule und stoßen sofort auf einen ersten Konflikt, denn die (wohl) jesuitischen Lehrer verbieten im Unterricht das Hebräische und Arabische. Statt dessen soll Englisch und Französisch geprochen werden. Mottis Cousin Jonathan hält sich nicht dran und soll geschlagen werden, doch er nimmt dem Leher den Rohrstock weg...
Mottis Familie lebt in einer Wohnung, die von Jonathans Vater
verwaltet wird, ein religiöser Geizkragen und Geschäftemacher, der auch
seinen Bruder an der kurzen Leine hält. Wegen der Schulden bei seinem
Bruder wird Izak sogar zu einer Haftstrafe verurteilt.
Während Izaks ältester Sohn Avraham in der jüdischen Brigade seiner britischen Majestät in Italien diente und der zweitgeboreneDavidauch diesem Weg folgt, verschreibt sich Ezra dem Terror gegen die Briten der Irgun. Avraham sucht nach der Rückkehr vom Militär Antworten bei den "Antizionisten" - den Kommunisten. Motti dagegen übt sich in Beleidigungen britscher Soldaten und begeistert sich für das Theaterspielen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Geschichte zu Beginn im Jahr 1945.
(Motti) Seite 14; 93-95 (Ezra)
Es gilt im Jahr 1946 britisches Gesetz. Und so kommt es, dass Avraham wegen der Teilnahme an kommunistischen Protesten und Ezra wegen terrorstischen Aktionen am selben Tag verurteilt werden.
Seite 169
Im November 1947 sitzt ganz Palästina am Radio und lauscht der Abstimmung der UN-Resolution über die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Auch im Gefängnis, in dem Ezra einsitzt. Folgender Dialog ist doch bezeichnend (Bild)
Während die Juden in Israel die Entscheidung feiern kommt es zu ersten Protesten inklusive Plünderungen durch die arabischen Bevölkerung. Erste Kampfhandlungen brechen aus.
David kommt wieder nach Palästina und meldet sich beim Palmach und gerät bei der Lieferung von Lebensmitten nach Jerusalem in einen arabischen Hinterhalt.
Der Kommunist Elias Habash, mit dem David Halaby zeitweise zusammen arbeitete, kommt bei dem Massaker im Dorf Deir Yassin um, er wird von den angreifenden Juden an die Wand gestellt. Sowohl Deir Yassin wie auch Latrun liegen an den Versorgungswegen zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Während die Kämpfe sich ausweiten bereitet sich Jonathan auf seine Bar Mizwa vor. Sein Vater Yakov beaftragt ihn, die Schulden bei seinem Onkel einzutreiben. Zur Bar Mizwa erhält er dann ein tragisches Geschenk seines Cousins, der vorher als Oberon auf der Bühne gefeiert wurde.
* * *
Wie erzählt man in einem Comic einen Krieg? Nun, ich bin kein
Comic-Leser, meine aber, dass hier die Grausamkeit vom Kämpfen, der Hass
auf den Gegner auf sehr eindringliche Weise dargestellt wurde. Die
kleine Bilderstecke am Rand beweist dies. (Seite 350 - 355) Auch Verletzungen bis hin zu zerissenen Körpern "erspart" der Zeichner dem Leser nicht.
Die Tragik eines jeglichen
Krieges kommt bei den Kindern Motti und Jonathan zum Ausdruck aber auch
bei den drei älteren Brüdern Avraham, David und Ezra. Es gelingt den
Autoren durchaus und bespielhaft, ohne Parteiergreifung einen Konflikt
darzustellen, der bis in die heutige Zeit wirkt und so schnell wohl
nicht aus der Welt zu schaffen sein wird.
In diesem Konflikt, in diesem Bürgerkrieg, hat sich wahrlich keiner mit Ruhm bekleckert: Die Briten nicht, die erst taktierend mit beiden Seiten verhandelten, Waffen lieferten und Unterstützung versprachen; die UNO nicht, die mit ihrer Resolution zur Teilung Palästinas wohl sehenden Auges den Beginn des Bürgerkrieg mindestens beschleunigten wenn nicht gar auslösten.
Die arabische Seite, die, arm wie die meisten Fellachen, Beduinen und andere palästinänsiche Araber in ihren Dörfern von Ziegen und Oliven lebten, von dem Know How der jüdischen Einwanderer hätte profitieren können wurde aufgehetzt von Führern, die teilweise vorher mit dem nationalsozialistischem Deutschland paktierten.
Deren arabisch-jordanische Legion wurde teilweise von ehemaligen britischen Offizieren geführt.
Auch die zukünftigen Israelis, noch im Status von Einwanderern setzten sie ihre Interessen rücksichtslos durch, verwüsteten ebenfalls arabische Dörfer, schreckten vor Mord nicht zurück. Organisierte, später reguläre Einheiten des Palmach, der Hagana kämpften trotzdemmit terroristischen Gruppen wie der Lechi (Irgun)* zusammen, obwohl sie deren "Arbeitsweise" eientlich ablehnten. Später pferchten sie die aus ihren Dörfern vertriebenen Palästinenser in Flüchtlingslager zusammen, sie, die doch oftmals nur auswanderten, weil sie Europa nicht mehr als ihre Heimstatt ansehen konnten und wollten.
Das Buch spiegelt die große Geschichte hier im kleinen wieder, in der Zerissenheit einer Familie, die nach langer Anwesenheit in Palästina bereits Sabre** waren, im Streit mit askenasischen Juden aus Osteuropa, in ihren politischen Ideen fast schon extrem auseinanderliegend...
Tragisch das Ende, es trifft wieder die Jüngsten. Mit Motti und Jonathan, beginnt das Buch - es endet auch mit ihnen.
* * *
Diesmal war das Buch nicht einfach zu lesen. Zwar gab es zu Beginn einige wichtige Erklärungen zur Geschichte der Stadt Jerusalem und auch zur Familiengeschichte der Halaby, aber es war schwer, den Figuren zu folgen, denn insbesondere die drei Brüder Avraham, David und Ezra waren aus meiner Sicht schwer zu unterscheiden. Die Schwarz-Weiß Darstellung trug sicherlich dazu bei. Auch hätte ein Angabe über Ort, Zeit und jeweilige Familie auf mancher Doppelseite zu Beginn einer neuen Episode das Verständnis wesentlich erleichtert. Die Verbindung zu den im Vorspann genannten Familien Nehmad und Habash erschließt sich dem Leser nur mühsam.
Allerdings gehört es wahrscheinlich zum Comic lesen dazu, die Bilder mehr zu interpretieren. Nach einem zweiten Durchblättern ist mir das dann auch fast gelungen, für diese Zeilen musste ich mich mit Details noch einmal intensiver beschäftigen.
Es wird natürlich auch Geschichte erzählt, allerdings wird das mit dem Erkennen von Zusammenhängen etwas schwerer, trotz der Erläuterungen zu Beginn. Zum Beispiel wird zwar der britische Truppenabzug erwähnt und gezeigt, aber die Staatsgründung, der der "offizielle" Kriegsbeginn folgte, spielt keine Rolle. Vielleicht hätten die Erläuterungen um ein zwei Seiten erweitert werden müssen, oder die Autoren hätten am Ende noch einige Aspekte des weiteren Geschehens darstellen können.
Schon meine Generation kennt Palästina nur als eine von Krieg und Terror mit gelegentlich ruhigen Phasen gezeichnete Region. Die Welt atmete kurzzeitig auf, als Premier Jitzchak Rabin und Jassir Arafat im Beisein von US-Präsident Clinton im Jahr 1995 das Zweite Osloer Abkommen unterzeichneten, dass die palästinensischen Autonomie auf Gebiete mit vorwiegend arbischer Bevölkerung im Westjordanland ausgeweitet wurde. (wikipedia)
„Werfen Sie jetzt nach einer langen Reihe offizieller, feierlicher
Erklärungen einen Blick auf dieses Podium. Der König von Jordanien, der
Präsident von Ägypten, Vorsitzender Arafat und wir, der
Ministerpräsident und der Außenminister von Israel, auf einer Plattform.
Lassen Sie diesen Anblick tief auf sich wirken. Was Sie hier vor sich
sehen, war noch vor zwei oder drei Jahren unmöglich, ja phantastisch.
Nur Dichter haben davon geträumt, und zu unserem großen Schmerz sind
Soldaten und Zivilisten in den Tod gegangen, um diesen Augenblick
möglich zu machen. Hier stehen wir vor Ihnen, Männer, die vom Schicksal
und der Geschichte auf eine Friedensmission geschickt wurden: einhundert
Jahre Blutvergießen für alle Zeiten zu beenden.
Unser Traum ist auch Ihr Traum. König Hussein, Präsident Mubarak,
Vorsitzender Arafat, all die anderen und vor allem Präsident Bill
Clinton – ein Präsident, der im Dienste des Friedens arbeitet –, wir
alle lieben dieselben Kinder, weinen dieselben Tränen, hassen dieselbe
Feindschaft und beten um Versöhnung. Der Frieden hat keine Grenzen.“
Leah Rabin: Rabin. Our Life - His Legacy, S. 373/374
Am 04. November 1995 wurde Rabin ermordet - von einem radikalen Juden.
"Diese Regierung, der ich gemeinsam mit meinem Freund Shimon Peres das
Privileg habe vorzustehen, hat sich entschieden, dem Frieden eine Chance
zu geben – einem Frieden, der die meisten Probleme Israels lösen wird. …
Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen. Ich sage Euch
dies als jemand, der 27 Jahre lang ein Mann des Militärs war.“
Doch wieder einmal wurde der Prozess aufgehalten.***
* * *
Jerusalem ist immer noch eine geteilte Stadt. Zwar können Juden an der Klagemauer und Muslime im Felsendom, Christen aller Art in der Grabeskirche beten, Touristen aus aller Welt besuchen die Stadt, aber sie sehen auch Mauern und Türme. Sie trennen arabische von jüdischen Stadtteilen aus Gründen von "Sicherheit"??
Heute fährt zwar eine Straßenbahn durch die verschiedenen Gebiete, aber ein Zusammenwachsen ist momentan noch nicht in Sicht. Die erste Station nach dem Herzl Berg ist Mahane Yehuda - eine heutige Einkaufsstraße, Mottis Familie Halaby wohnte in dieser Straße. Es lohnt sich auch die Dokumentation zu sehen, die das heutige Jerusalem im Kontext dieser Geschichte gut beschreibt.
Boaz Yakin, Drehbuchautor und Regisseur wohnt in New York. Er hat Filmgestaltung studiert und vielleicht kommt daher auch das Gefühl für solche Comic Romae bzw. Graphiv Novels, denn Filmszenen werden ja oft mit sogenannten Storyboards, gezeichneten Momentaufnahmen, vorbereitet.
► Boaz Yakin in Wikipedia
Auch Nick Bertozzi lebt mit seiner Familie in New York und hat viele andere Comics geschaffen. Er unterrichtet an der School of Visual Arts.
► Nick Bertozzi in Wikipedia
*zu Irgun siehe auch diese Rezension
** als Sabre bezeichnete man die in Palästina vor der Staatsgündung Israels geborenen Juden.
*** Dieses langen Zitate sollen das Dilemma um den Konflikt noch einmal verdeutlichen.
Jonathan Yeager wird im Auftrag der amerikanischen Regierung in den
Kongo geschickt. Bei einem Pygmäenstamm sei ein tödliches Virus
ausgebrochen. Die Verbreitung muss mit allen Mitteln verhindert werden.
Doch im Dschungel erkennt Yeager, dass es um etwas ganz anderes geht:
Ein kleiner Junge, der über unglaubliche Fähigkeiten und übermenschliche
Intelligenz verfügt, ist das eigentliche Ziel der Operation. Kann es
sein, dass dieses Geschöpf die Zukunft der Menschheit bedroht? Yeager
weigert sich, das Kind zu töten. Er setzt alles daran, den Jungen in
Sicherheit zu bringen. Eine gnadenlose Jagd auf die beiden beginnt.
MP3 CD (2 mp3-CDs, Laufzeit: 19h 31)
Verlag: der Hörverlag; Auflage: ungekürzte Lesung (12. Januar 2015)
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Rainer Schmidt
Sprecher: Sascha Rotermund
ISBN-10: 3844517367
ISBN-13: 978-3844517361
Ich danke dem Hörverlag ganz herzlich für die Möglichkeit, dieses Hörbuch als Rezensionsexemplar hören zu dürfen!
KEIN THRILLER FÜR 'ZWISCHENDURCH'...
Das 'Wesen Mensch', davon handelt dieser Thriller, wenn man es auf den
Punkt bringen will. Natürlich kann man sich darunter nichts vorstellen,
aber wenn man den Thriller kennt, weiß man, dass sich letztlich alles um
diesen Punkt dreht.
"Wenn Sie in der Region
angekommen sind, halten Sie sich von den Menschen fern - außer Sie
wollen unbedingt einen Blick in die Hölle werfen."
Ansonsten
fällt es mir tatsächlich schwer, in Kürze zu umreißen, worum es hier
tatsächlich geht. Kazuaki Takano hat seinen Thriller im Wesentlichen auf
drei Säulen errichtet, die in vollkommen verschiedenen Teilen der Welt
spielen und bei denen lange nicht deutlich ist, wie sie überhaupt
miteinander zusammenhängen könnten.
Zum einen erfährt man von
Jonathan Yeager, einem Ex-Special Forces Soldaten, der mittlerweile für
eine private Sicherheitsfirma arbeitet, die eng mit dem US Militär
verbunden ist. Jonathan plante eigentlich, nach seinem gerade beendeten
Einsatz nach Lissabon zu fliegen, wo sein Sohn Justin in einem
Krankenhaus um sein Leben kämpft - aussichtslos, denn für seine
unheilbare Lungenerkrankung gibt es keine wirksamen Medikamente. Doch
die Behandlung Justins ist auch so äußerst kostspielig, und so nimmt
Jonathan kurzentschlossen einen streng geheimen Regierungsauftrag an,
der ihm viel Geld einbringen wird - sofern er ihn überlebt. Der
amerikanische Präsident selbst hat diesen Auftrag erteilt: bei einem im
Dschungel lebenden Pygmäenstamm im Kongo ist ein tödliches Virus
ausgebrochen, dessen Verbreitung mit allen Mitteln verhindert werden
soll. Doch als Jonathan mit einigen Mitstreitern dort anlangt, erwartet
ihn eine ungeheure Überraschung, die alles infrage stellt.
Zum
anderen begleitet man in Tokio den jungen Chemiestudenten Kento Koga.
Als sein Vater Seiji unerwartet verstirbt, erhält Kento einige Tage
darauf eine mysteriöse E-Mail von dem Verstorbenen, in der er ihn
bittet, seine geheime Forschungsarbeit fortzusetzen. Mehr als skeptisch
macht sich Kento auf die Spurensuche und erkennt, dass sein Vater mehr
Geheimnisse hatte als er dachte. Innerhalb eines einzigen Monats soll
Kento in aller Heimlichkeit ein Medikament entwickeln, das
hunderttausenden Kindern das Leben retten kann. Als er bei seinen
Nachforschungen auch auf den 'Heisman-Report' stößt, beginnt für ihn
unerwartet ein Wettlauf nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen die
Polizei. Kento weiß nicht mehr, wem er eigentlich noch vertrauen kann.
Wer steckt hinter der mysteriösen Angelegenheit?
Der dritte
Handlungsstrang schließlich ist in den USA angesiedelt, betrachtet
einmal die Situation in der Regierung rund um den amerikanischen
Präsidenten, wechselt aber auch immer wieder zu dem hochintelligenten
Arthur Rubens, der in einer 'ThinkTank' Firma arbeitet, die der
amerikanischen Regierung undercover zuarbeitet. Zur Zeit ist er mit der
Leitung des streng geheimen militärischen Spezialauftrags im Kongo
betraut - und gerät zunehmend in einen Zwiespalt. Auftrag gegen
Gewissen, Befehlsausführung gegen Menschlichkeit, Macht gegen Vernunft.
Ein spannender Balanceakt, bei dem lange nicht klar ist, was davon die
Oberhand gewinnen wird.
"Die Welt ist schön, dachte Yeager. Aber auf derselben Welt lebt auch das Monster namens Mensch."
Die
Idee hinter dem Thriller ist spannend und nahezu philosophisch. Dabei
geht Kazuaki Takano auf so viele Themen ein, dass einem davon manchmal
ganz schwindelig wird und man den Überblick zu verlieren droht. Doch
angesichts der unaufhaltsamen Globalisierung, wo sich zwangsläufig alles
vermengt und miteinander zusammenhängt, scheint das andererseits auch
gerechtfertigt zu sein. In diesem Hybrid aus Actionfilm und
Wissenschaftsthriller wirkt der Plot teilweise überkonstruiert, doch
wenn man sich vor Augen hält, dass das japanische Original bereits 2011
erschien, muss man dem Autor fast prophetische Fähigkeiten unterstellen.
Neben Themen wie Genozid, Folter, Drohnenkrieg, Manipulation der
öffentlichen Meinung, Wissenschaftsallmacht oder Bedrohung der
Menschheit schildert Takano auch die umfassenden Überwachungsmaßnahmen
der US-Geheimdienste. (Die Enthüllungen um die Machenschaften der NSA
mit ihrer Datensammelwut durch Edward Snowden datiert aus dem Jahr
2013.) Takano operiert hier - intuitiv oder bewusst - in jedem Fall sehr
nah am aktuellen Weltgeschehen.
Der Einstieg in den Thriller
fiel mir wirklich schwer. Gerade im ersten Drittel sind die
wissenschaftlichen Details derart diferenziert dargelegt, dass ich
meinen eigentlichen Anspruch, nach Möglichkeit alles nachvollziehen zu
können, irgendwann aufgab. Zudem empfand ich die Charaktere oft als
oberflächlich und und die Dialoge eher als hölzern, was aber u.U. auch
der Übersetzung geschuldet sein kann - der Roman wurde wohl aus dem
Englischen ins Deutsche übersetzt, nicht aus dem Japanischen.
Das
Verweben der Handlungsstränge jedoch und das Springen zwischen den
Schauplätzen im Kongo, in Japan und den USA empfand ich als gelungen.
Als ich las, dass Kazuaki Takano u.a. in Hollywood als Drehbuchautor
arbeitet, hat mich das schon fast erstaunt. Nicht, weil ich ihm die
Fähigkeit dafür absprechen möchte, aber auch Hollywood liegt in den USA.
Und die amerikanische Regierung samt ihres Präsidenten steht dermaßen
negativ im Fokus dieses Thrillers, dass ich mir vorstellen könnte, dass
der Autor inzwischen auf einem (geheimen) Index der US-Regierung und
ihrer Geheimdienste steht
Sascha Rotermund liest das Hörbuch angemessen unaufgeregt und gekonnt. Er sorgte für keine zusätzlichen Längen im Text.
Insgesamt ein hochkomplexer,
spannender und anspruchsvoller Thriller, der nicht mal eben
zwischendurch gelesen werden kann, sondern seine Zeit beansprucht. Dafür
liefert er zahlreiche Denkanstöße und beschäftigt mit seiner
Themenvielfalt auch über das Lesen hinaus.
Kazuaki Takano, geb. 1964 in Tokio, arbeitet in Hollywood und Japan als
Drehbuchautor. Für seine Romane erhielt er renommierte Preise.
»Extinction« stand in Japan monatelang auf den Bestsellerlisten und
wurde u.a. als bester Thriller des Jahres ausgezeichnet.
► Quelle Text und Bild
Schwarze Gondeln auf dem Canal Grande, Feiernde und Maskenträger – ein
mysteriöses Venedig-Gemälde vergiftet Jahrzehnte schon Professor
Parmitters Dasein. An einem Winterabend enthüllt der alte Herr seinem
Schüler Oliver die makabre Macht des Werkes: Menschen hat es
verschlungen, Tote sichtbar gemacht. Oliver ahnt nicht, dass der Fluch
auf einen Jüngeren übergehen will …
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Knaur HC (5. Oktober 2009)
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Susanne Aeckerle
ISBN-10: 3426663503
ISBN-13: 978-3426663509
Originaltitel: The Man in the Picture
DER FLUCH VON VENEDIG...
Oliver besucht seinen alten Tutor Theo Parmitter in Cambridge und
genießt die Abwechslung von seinem Londoner Alltag. Abends am Kaminfeuer
mit einem Glas Whisky in der Hand beginnt Theo dann eine merkwürdige
Geschichte zu erzählen - die Geschichte eines Bildes.
Schon als
junger Mann sammelte Theo Gemälde und ersteigerte eines Tages eine
Venedig-Ansicht vom Ende des 18. Jahrhunderts. Das Bild zeigt ein
Straßenfest mit wimmelnden Maskenträgern, Gondeln, Grüppchen und
Menschen, die aus den Fenstern der Palazzi schauen. Das Bild, das nun im
Zimmer neben dem Kamin hängt, ist auch Oliver schon aufgefallen und hat
ihn in den Bann gezogen, weshalb er interessiert weiter der Geschichte
lauscht.
Eines Tages erhielt Theo eine Botschaft einer ihm
unbekannten Gräfin in Yorkshire, die ihn dringend zu sich bat. Sie
behauptete, die Besitzerin des Gemäldes zu sein und wollte es unbedingt
wieder haben. Sie erzählte Theo, das Gemälde sei ein Hochzeitsgeschenk
gewesen und ihr Mann sei auf der Hochzeitsreise nach Venedig spurlos auf
einem Maskenball verschwunden. Die alte Gräfin zeigte Theo ein Porträt
ihres Gatten - und zu seinem Entsetzen erkannte er den jungen Mann mit
dem verzweifelten Blick auf seinem Bild wieder! Doch obwohl Theo das
Bild als bedrohlich empfand und die Gräfin ihn warnte, er werde es
bereuen, wenn er es ihr nicht überlasse, wollte er es um keinen Preis
zurückgeben. Doch nun ist Theo alt. Und weshalb erzählt er ausgerechnet
jetzt Oliver diese Geschichte?
Auch wenn ich Grusel- oder
Horrorfilme nicht gut ertrage, habe ich gelegentlich gegen eine kleine
Geistergeschichte nichts einzuwenden. Susan Hill schaffte es auch gut,
das düstere Ambiente, die Dunkelheit Cambridges im Spätherbst, das
flackernde Kaminfeuer, die Schatten im Zimmer und das unheimliche Bild
so darzustellen, dass ich mich in der Atmosphäre gefangen fühlte. Ich
saß mit Theo und Oliver vor dem Kamin und lauschte der Geschichte, und
die Bedrohlichkeit des Gemäldes wuchs fühlbar stetig an.
Bis dahin
hat mich die Erzählung wirklich begeistert, doch ließ dies leider in den
letzten Abschnitten nach - zu offensichtlich war, auf was das Ende
hinauslaufen würde, und auch die spannend-gruselige Atmosphäre konnte
für mich da leider nicht mehr aufrechterhalten werden. Vielleicht wären
hier ein paar Seiten mehr doch hilfreich gewesen.
Insgesamt eine
nette Gruselnovelle 'alter Art', die mich für ein paar Stunden
unterhalten - aber leider nicht überraschen konnte.
Susan Hill, geboren 1942 in Scarborough, begann schon als junge Frau zu
schreiben. Sie hat zahlreiche Romane, Jugendbücher, Hörspiele und
Sachbücher veröffentlicht. Mit ihrer neuen Trilogie hochklassiger
Kriminalromane erobert sie derzeit eine riesige Fangemeinde. Susan Hill
lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in einem Landhaus in
Gloucestershire.
► Quelle Text
Hier liegen sie vor mir, die drei Bändchen im Taschenbuchformat von Josefine Gottwald, der Dresdner Autorin, die sich bereits in frühen Jahren dem Thema Fantasy zugewandt hat. Die Krieger des Horns - Wenn die Sonne untergeht, ist der erste Teil und den veröffentlichte die im Jahr 1988 in Jena Geborene als Fünfzehnjährige. Wer kann schon von sich sagen, dass er oder sie als echter Teenager schon ein Buch veröffentlicht hätte...
Die kleine Bücherraupe und ihr affiger Freund lassen im Gegensatz zu ihrem Bibliothekar kein Genre aus und schmökern auch mal in Jugendbüchern. Das macht der Bibliothekar zwar auch manchmal aber dann eher nicht in Mädchenbüchern und dass hier ist eins. Wer mich kennt wird sich wundern, aber der Umstand, dass die sympatische Autorin, welche ich letztes Jahr auf der Dresdner Buchmesse Schriftgut kennenlernte, in so jungen Jahren einen auf mehrere Teile konzipierten Jugendroman veröffentlichte, gab den Ausschlag. Und plötzlich lesen wir drei was von Vampiren, Hexen, Werwölfen, Prinzessinnen, Drachen, Einhörnern, Parallelwelten und Meeresungeheuern...
* * *
Vampire sind Nachtgestalten, sie erscheinen, Wenn die Sonne untergeht.
"Piper zieht mit ihrer Mutter aufs Land, nach Texas, in eine neue Stadt,
wo sie in eine neue Schule gehen soll und neue Freunde finden muss. Doch
in Coastville sind die Menschen von einem seltsamen Aberglauben
befallen, schon bald bemerkt Piper, dass hier nichts so ist, wie es
scheint; eine alte Legende erzählt von den »Kriegern des Horns«, die
eines Tages wiedergeboren werden, um die letzten Einhörner unserer Welt
aus den Händen dunkler Mächte zu befreien, denn sie verkörpern die
Träume und die Fantasie und wer die Gewalt über sie erlangt,
kontrolliert auch die Menschen. Zuerst glaubt Piper gar nichts davon,
ihre Gedanken kreisen nur um Andy, den sie auf einer Mustang-Ranch
getroffen hat. Doch dann erfährt sie die Veränderung am eigenen Leib." (Webseite)
Piper, Gillian, Andy und sein Bruder Robin, Brendan, Sophy, Joice und Dina, Teenager in Coastville, erzählen abwechselnd von ihren Erlebnissen, sie erfahren nach und nach, dass sie zu den Kriegern des Horns gehören und berufen sind, die Einhörner zu schützen. Jeder von ihnen hat ein wenig Magie und kann diese auf sehr unterschiedliche Weise einsetzen. Robin und Andy sind die Söhne eines mexikanischen Ranchers und arbeiten auf einer Pferderanch. Doch manche Pferde haben Hörner, die nur von bestimmten Menschen gesehen werden. Höchst unterschiedlich werden sich die Jugendlichen verändern...
Im zweiten Band entführen dann die Vampire, inzwischen verstärkt, die magischen Einhörner, die übrigens himmelblaue Augen haben, in eine andere Welt. Eine Reise ins Dunkel beginnt. "Ohne zu zögern machen sich die Freunde auf die Suche und begeben sich auf eine lange und gefährliche Reise in die Ewigen Welten. Sie müssen die Einhörner finden, bevor diese an Lillith ausgeliefert werden können, denn die Herrscherin der Vampire kennt keine Gnade..." (Rückseite Taschenbuch Band 2)
Die Krieger des Horns tragen auch noch andere Namen und so muss man schon ziemlich genau lesen, denn im zweiten Band erzählen nicht nur Piper und Co, sondern auch ihr zweites ich. Es kommen auch noch ein paar andere Figuren dazu, die teilweise ebenfalls selbst die Geschehnisse erzählen. So zum Beispiel Annikki, der "zitronenfalterweiße Schmetterlungsflügel" auf dem Rücken wachsen.Am Ende des zweiten Bandes kommen sie in ein Land, in dem Fuß- und Flugdrachen zu finden sind. Dort werden sie aber erst einmal Gefangene...
Von der Idee, das "zweite ich" erzählen zu lassen, kam die Autorin im dritten Band (glücklicherweise) wieder ab. Insofern war für mich die Fortsetzung der Reise ins Dunkle etwas besser zu lesen. Die kleine Prinzessin Sói ermöglicht die Flucht der Freunde sowie eines Magiers und einer Amazone und alle fliehen auf einem seltsamen Katamaran weiter in die Ewigen Welten auf der suche nach den entführten Einhörnern.
"Die Erde bebt. Bedrohlich erhebt sich über ihnen der Vulkan. Die Vampire fliehen mit den Einhörnern und wo sie waren, bleibt nur Tod und Verwüstung. Das Grauen packt Piper und ihre Freunde, als sie die Grenze zu Drakónien überschreiten. Ein geheimnisvolles schwarzes Phantom, dass auf leisen Schwingen die Nacht beherrscht, das Heulen der Wölfe in der Dunkelheit, das leise Lachen der Hexenkinder, das Piper in ihren Träumen verfolgt. Die Magie ruft nach Dina und Liliths verlangen richtet sich auf die Einhörner. Doch die Krieger folgen ihrem Herzen, tief in die Dschungel von Liliths Reich und begeben sich in einen Abgrund aus Tod und Verderben." (Rückseite Taschenbuch Band 3)
Bis auf Sophy werden wir von allen Jugendlichen wieder lesen und es gibt da einige Hoffnung, dass die Abtrünnigen wieder zu ihren ehemaligen Freunden finden. Der Epilog weist auf eine Fortsetzung hin.
* * *
Es ist eine sehr komplexe Geschichte und es beschleicht einen das Gefühl, dass die "kleine" Josefine so nach und nach alles "Fantasyvolle" was ihr so durch den Kopf ging in ihren Roman hineinpacken wollte. Es ist ihr gelungen. An manchen Stellen war ich etwas irritiert und einige Dinge sind mir auch jetzt noch nicht klar. Zum Beispiel versucht sie eine Herkunft der Vampire zu erzählen, was sonst ja selten zu finden ist. Die magischen Möglichkeiten der Figuren sind unterschiedlich, sie haben dafür auch verschiedene Mittel. Durch Wände gehen, unsichtbar sein und vieles mehr. Man findet vieles vermeintlich bekanntes wieder, aber es wäre falsch, hier drin Harry Potter, Eragon und andere Bücher zu suchen.
Vermutlich muss man hier auch beachten, dass Josefine Gottwald in den sieben Jahren zwischen Band 1 und 3 vom Teenager zum Twen heranwuchs. Sie wird selber sehr viel gelesen haben und die Ideen hörten einfach nicht auf.
Das ist wohl auch heute noch so, denn nun hat sie die Geschichte erneut aufgelegt. Nun ist von vier Bänden die Rede. Eine eBook Edition. Feuermond und Blutmond nennt sie nun die ersten beiden Bände und erklärt auf ihrer Webseite:
"Die Faszination für mythologische
Themen haftet mir schon seit meiner Kindheit an: Meine Begeisterung für
historische und naturverbundene Themen inspiriert mich immer wieder zu
fantastischen Figuren und Problematiken, die ich im parallelen
Weltenkomplex der »Ewigen Welten« ansiedle. Bisher erschien in diesem
Bereich die »Krieger des Horns«-Reihe, die auf vier Bände angelegt ist."
Das Internet macht vieles möglich und so veranstaltete Josefine Gottwald mit fünf Bloggerinnen eine sogenannte Blogtour. Da erzählt sie auch von ihrer Liebe zu Pferden und dass sie mit zehn Jahren begann zu reiten. Daher kommt wohl die zentrale Geschichte der "einhörnigen Pferde", wie es ihr Pferdegeschichten sowieso angetan haben, wie sie mit Zwischen Steppe und Sternenhimmel beweist. (hier).
Eine (etwas schnell gelesene) Leseprobe zu Feuermond findet ihr unter YouTube.
* * *
Meist lehne ich ja Fantasy-Geschichten ab, weil es heutzutage meines Erachtens zu viele davon gibt, die auf die Potter- und Eragon-Züge gesprungen sind. Oder auf den Zug, der vom großen J.R.R Tolkien gefahren wurde. Auch sind Vampirgeschichten bei mir sicherlich nicht im "Hauptbücherregal" zu finden. Aber: Man muss sich ja als Blogger vielseitig "bilden". Die drei schmalen Bändchen zu lesen hat zwar etwas gedauert, aber es war kurzweilig, spannend und "gewaltig". Fantasy, die vor allem auf der Fantasie einer sehr jungen Autorin beruht, und die erstaunt ob der Vielfaltigkeit und Breite. Was soll ich noch sagen, die eBooks werde ich wohl ebenfalls lesen, da reizt mich schon die Überarbeitung einer nunmehr erwachsen und sehr vielseitig arbeitenden Autorin. Dass nun hier eine, ich meine doch positiver Rezension zu finden ist, hat, ich betone das, nichts mit den persönlichen freundlichen Widmungen zu tun, die Josefine in jedes der drei Büchlein hineinschrieb, bevor sie diese zu mir auf die Reise schickte.
* * *
Josefine Gottwald hat sich auch dem Online-Arbeiten verschrieben, sie verbindet gemeinsam mit anderen heute auch Dresdner bzw. sächsische Blogger miteinander. So bloggt sie unter elbmaragarita.de und schreibt im Dresdner Kulturmagazin, einem kostenlosen informativen Heft.
Das nebenstehende Bild führt zu den Webseiten von Josefine Gottwald.
David begibt sich auf eine Reise nach Barcelona, wo er zufällig Silvia
begegnet, deren Mann Philippe ein Jahr zuvor verstorben war. Philippe
und David sind äußerlich Doppelgänger. David ist fasziniert von der
Vorstellung des anderen Ichs und dessen früheren Leben. Silvia und ihre
Familie hingegen wissen zunächst nicht wie sie mit der Situation umgehen
sollen, begeben sie sich doch fortlaufend durch ein Wechselbad an
Emotionen. Dennoch können sie nicht davon ablassen, David immer wieder
zu treffen.
David Adolphy fliegt beruflich für einige Wochen nach Barcelona, um
dort mit einem alten Freund an einem Projekt zu arbeiten. Neben der
Arbeit genießt er jedoch auch das spätsommerliche Barcelona, das er
bereits aus früheren Jahren kennt. Als er über den Markt schlendert,
reagiert plötzlich eine junge Frau unerwartet heftig auf seinen Anblick:
sie wird ohnmächtig.
Irritiert begleitet David sie daraufhin in ein
Café und erfährt dort den Grund für ihren offensichtlichen Schock: er
sehe ihrem verstorbenen Mann Philippe täuschend ähnlich. Fotos
offenbaren diese Ähnlichkeit, die auch David verblüfft. Scheinbar haben
sie jedoch nichts in ihrer Biografie gemein...
Die Neugierde ist
jedenfalls geweckt, und so lernen David und Silvia sich allmählich
kennen. Beinahe täglich treffen sie sich - zum Reden, Betrachten von
Fotos, zu gemeinsamen Ausflügen, zum Essen. Und auch die Kinder
Philippes treffen schließlich auf David, der ihrem verstorbenen Vater
wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Misstrauen wird zu Verwirrung wird
zu einem angenehmen Miteinander - doch was steckt nun eigentlich
dahinter?
Jürgen Vogel (nein, nicht der bekannte Schauspieler)
präsentiert hier eine angenehme Mischung aus einer etwas mysteriösen
Geschichte, die nicht nur die Hauptcharaktere in Verwirrung stürzt, und
einem angenehmen Gang durch das spätsommerliche Barcelona, was den Leser
fast schon in Urlaubsstimmung versetzt. Kurze Kapitel fördern den
Lesefluss, und gelegentlich sind auch kleine Traumsequenzen
dazwischengeschaltet, in denen ein jüngerer David auf den ebenso jungen
Philippe trifft. So wird David auch mit seinem Doppelgänger fast schon
vertraut.
Der Schreibstil ist angenehm, manchmal noch etwas
holperig verschachtelt, aber sehr bildhaft. Die Personen lernen sich
gegenseitig allmählich besser kennen - und der Leser mit ihnen. Die
geschilderten Gefühle und Gedanken der Beteiligten wirken authentisch.
Über das Staunen kommt man aber kaum hinaus, denn dann - ist das Buch
auch schon wieder zu Ende.
Zum Glück habe ich durch das Nachlesen
einer Leserunde zu dem Buch erfahren, dass es sich hier wohl um den
ersten Band eines Dreiteilers handelt. Im Buch fehlt darauf leider jeder
Hinweis. So kann ich mit dem doch eher offenen Ende noch besser umgehen
und hoffe auf eine erleuchtende Fortsetzung!
Das Geheimnis des Doppelgängers - es ist noch lange nicht gelüftet!
Jürgen
Vogel wurde 1967 in Merzig geboren. Er wuchs unter anderem in Spanien,
Australien und Südostasien auf. Als sensibler Beobachter sammelte er im
Laufe der Jahre Geschichten und Erfahrungen, die er heute mit seinen
Lesern teilen möchte. Seit den 90er Jahren lebt und arbeitet der Autor
im Rheinland. ► Quelle Bild und Text