»Danke, Wiley.« Vier Silben, die das Leben des jungen Staatsanwalts Charlie Beckham von Grund auf verändern. Denn den Spitznamen, bei dem ihn der Obdachlose in der U-Bahn nennt, kannte nur einer – sein Bruder Jake. Der investigative Journalist verschwand vor vielen Jahren spurlos. Weiß der Fremde, was damals mit ihm passierte? Ist Jake vielleicht sogar noch am Leben? Charlies Suche führt ihn in die finstersten Gassen Bostons, denn nur die skrupellosesten Männer der Stadt können ihm Antworten auf all seine Fragen geben …
- Taschenbuch: 512 Seiten
- Verlag: Piper Taschenbuch (13. April 2015)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Alice Jakubeit
- ISBN-10: 349230608X
- ISBN-13: 978-3492306089
- Originaltitel: Brothers and Bones
BRUDERLIEBE...
Der junge Staatsanwalt Charlie Beckham kennt zur Zeit kein wichtigeres Ziel als pünktlich zu seinem Termin vor Gericht zu erscheinen und dort bei der Eröffnung zu seinem bislang bedeutendsten Fall zu brillieren. Doch als er auf dem Bahnsteig der U-Bahn einem Obdachlosen ein paar Münzen zukommen lässt und dieser sich in dem Moment bei ihm bedankt, als sich die Türen der Bahn bereits schließen, durchfährt ihn ein Schock.
»Danke, Wiley.«, so lauteten die Worte des Obdachlosen - ein Name, den Charlie seit 13 Jahren nicht mehr gehört hat. Denn so nannte ihn nur Jake, sein großer Bruder, der seit eben 13 Jahren spurlos verschwunden ist. Weiß der Obdachlose womöglich etwas über den Verbleib von Charlies Bruder? In der Hoffnung, den Obdachlosen und damit neue Antworten zu finden, setzt Charlie fortan alles daran, die neue Spur zu verfolgen - und droht damit alles zu verlieren. Seinen Beruf, seine Freundin, sein Leben.
Spannend klang der Plot, und auch die Leseprobe konnte mich begeistern. Staatsanwaltschaft, Mafia, Untergrund - der Stoff, aus dem schon harte Thriller entstanden sind. Doch irgendwie passte hier die Komposition für mich leider nicht so ganz.
Positiv waren die kurzen Kapitel, die oftmals mit einem Cliffhanger endeten und zum Weiterlesen verführten. Weniger schön fand ich den Hang des Autors, immer wieder zu Beginn eines Kapitels eine Zusammenfassung und Wiederholungen von vergangenen Ereignissen zu präsentieren. Das störte den Lesefluss für mich immer wieder und nahm unnötig Tempo aus dem Geschehen.
Positiv fand ich dagegen wieder den gelungenen Einsatz von Täuschung und Verrat - fast bis zum Ende war nicht immer klar, wer 'gut' und wer 'böse' und was Wahrheit und was Lüge war. Wenn James Hankins statt der ausschließlichen Ich-Perspektive von seiten Charlies noch einen Perspektivwechsel eingebaut hätte, hätte das ganze jedoch m.E. noch lebendiger und verwirrender gestaltet werden können.
Handlung und Charaktere erschienen nicht immer logisch und glaubwürdig, die Ausgestaltung der Personen blieb recht oberflächlich, und James Hankins griff dabei so manchesmal tief in die Klischeekiste und bediente sich armvollweise daraus.
Durch viele humorvolle Stellen hatte ich dabei zunehmend das Gefühl, dass das ganze eher die Persiflage eines Thrillers ist, wobei ich nicht sicher bin, ob das tatsächlich die Intention des Autors war. Aber ab dem Zeitpunkt, zu dem ich beschloss, das Buch als Persiflage zu betrachten, gefiel es mir deutlich besser. Lücken in der Logik, fehlende Glaubwürdigkeit der Handlungen, überzogene Darstellungen, klischeehafte Charaktere - all das spielte jetzt nur noch eine untergeordnete Rolle für mich. Und so passte auch der Schluss für mich letztlich gut - bei einem ernstzunehmenden Thriller hätte ich das Buch wohl eher mit einem Kopfschütteln zugeschlagen.
Insgesamt durch meinen eigenen Perspektivwechsel letztlich doch eine nette Unterhaltung - wenn man das Buch aber als Thriller bewerten will, kann ich hier tatsächlich nur 'Mittelmaß' attestieren.
© Parden
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Das ist ja verblüffend. Eine Thriller-Persiflage. Das wäre ja eine interessante Frage an den autor, ob dies wirklich so gemeint war.
AntwortenLöschenIch vermute mal eher nicht... ;) Aber ich konnte das Buch als Thriller einfach nicht wirklich ernst nehmen.
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