Donnerstag, 28. März 2024

2000 Seiten Geschichte... Eine Buchvorstellung in Berlin


Vorgestern, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt in Berlin. Neunzehn Uhr. Ein großes Publikum, Durchschnittsalter um die 50 - 60 schätze ich trifft sich, die Veranstaltung kostet keinen Cent. Beteiligt an der Veranstaltung sind neben der Akademie der Tagesspiegel, rbb24 und der Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Über der Bühne winkt Walter Ulbricht, um den und andere gehts, denn Ilko-Sascha Kowalczuk stellt beide Bände seiner Biografie über den "erfolgreichsten Kommunisten Deutschlands" vor. Die Eingangsrede hält der Präsident der Gastgeberin, Christoph Markschies, er hat durchaus Beziehungen zu Ulbricht gefunden, denn in diesem Gebäude saß ehemals die Akademie der Wissenschaften der DDR. Nach einem Grußwort von Frank Ebert, trat Ilko-Sascha Kowalczuk an das Rednerpult und stellte zum Beispiel fest, dass es ein Verlag wie C.H. Beck sicherlich nicht so toll findet, wenn der Autor einer 2000seitigen Biografie sich eigentlich keinen Deut darum scheert, wie es denn um den Verkauf eines solchen Werkes stehen könnte. Ansonsten wäre der Verlag der "Olymp" für einen Historiker wie ihn.

Der Hinweis auf die Marx-Biografie des "großen marxistischen Historikers" Franz Mehring lies mich gestern das eBook besagter Biografie erwerben. Mal sehen, wie sich die über einhundert Jahre alte Biografie lesen lässt.

Dann fragte er noch, ob denn Geschichte überhaupt einen Sinn aufweist, und ob dann eine Biografie fragwürdig wäre, wenn dies nicht so wäre. Trotz des Bezuges auf Leute wie Sartre oder Popper, das Publikum wird schon einen Sinn darin gesehen haben, der Diskussion rund um die Buchvorstellung zu folgen.

Mittwoch, 27. März 2024

Rose-Billert, Brita: Maggie Yellow Cloud - Der Mann ohne Gesicht

Als ich ein kleiner Junge war, und nein, hier kommt jetzt, obwohl ich in Dresden ein solcher war, nichts über Erich Kästner, waren Indianerbücher ständige Begleiter meiner gelegentlichen Stubenhocker-Freizeit. Besonders hatten mir es die Geschichten von Liselotte Welskopf-Henrich angetan. doch soll es hier einmal nicht um diese Autorin gehen.

Einen ähnlichen Faible hat Brita Rose-Billert für die genannte übrig und auch ihre eigene Sicht.

Ich lernte die schreibende und reitende Erfurter Krankenschwester vor Jahren auf einer Buchmesse kennen und mit ihr neben anderen Figuren auch diese Maggie Yellow Cloud, deren Name auf das angezeigte Faible hindeutet, aber Yellow Cloud scheint ein geläufiger Name zu sein, beziehungsweise einer wirklich großen Familie zu gehören. 

Maggie ist Ärztin und nun ist eine Lakota Ärztin in Gefahr...

Montag, 25. März 2024

Kowalczuk, Ilko-Sascha: Walter Ulbricht - Der deutsche Kommunist

Als Walter Ulbricht am 1. August 1973 starb, fanden in Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, die X. Weltfestspiele statt. Das Ereignis, also die vom Weltbund der demokratischen Jugend (WBDJ) veranstalteten Weltjugendspiele, drang natürlich bis das Klassenzimmer des damals neunjährigen Dresdner Jungen, der nun diese Zeilen hier schreibt. Sicherlich auch die Meldung, dass der Vorsitzende des Staatsrates der DDR, der Genosse Walter Ulbricht (mittendrin) verstarb. Vielleicht wurde das auf einem Schulappell der Pionierfreundschaft bzw der FDJ-Grundorganisation der 35./54. POS in Dresden-Löbtau auf der Clara-Zetkin-Straße erwähnt, erinnern kann ich mich daran nicht. Ebenso nicht daran, dass das Stadion der Weltjugend, in dem diese Weltjugendspiele eröffnet wurden, bis vor kurzem noch Walter-Ulbricht-Stadion hieß.

Viel mehr im Gedächtnis dieser ersten Schuljahre des damaligen begeisterten Jungpioniers ist das Sammeln von Bleistiften und Schulheften für die nordvietnamesischen Bauernkinder, die Rosenkarten für US-Kommunistin Angela Davis, die als terrorverdächtig angeklagt war, die Niederschlagung der Unidad Popular von Salvador Allende durch den Putsch des Generals Pinochets und ein Lied: „Alle auf die Straße, rot ist der Mai, alle auf die Straße, Saigon ist frei“. Doch das war bereits 1975. Angela Davis und Luis Corvalan, der Vorsitzende der kommunistischen Partei Chiles, neben denen immer irgendwie Erich Honecker, Ulbrichts Nachfolger als Generalsekretär der SED stand, waren als Namen weit geläufiger als der des „erfolgreichsten deutschen Kommunisten“.

Walter Ulbrichts Name spielte vielleicht noch eine Rolle als Nebenfigur in den Ernst-Thälmann-Filmen, sonst erinnerte ich mich wahrscheinlich erst wieder an ihn, als ich das Erinnerungsbuch eines gewissen Obersts Wilhelm Adam las, der über den Schweren Entschluss seines Vorgesetzten, des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus schrieb. Im Kriegsgefangenenlager bei Moskau trafen Generäle und Truppenführer der deutschen Wehrmacht auch auf Walter Ulbricht... Auch das ist Thema in dieser Biografie...

Sonntag, 24. März 2024

Köhlmeier, Michael: Das Philosophenschiff

 


DNB / Hanser / 2024 / ISBN: 978-3-446-27942-1 / 224 Seiten

 Michael Köhlmeier auf Litterae Artesque: 

 

 

 

Kurzmeinung:
 
Se non è vero, è molto ben trovato. - Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden. Fast wahre Einblicke in die russische Geschichte...

 

Freitag, 22. März 2024

Gricksch, Gernot: Im Tal der Buchstabennudeln (Hörbuch)

 


DNB / Igel Records / 2011 / ISBN: 9783893533640 / 298 Minuten
 
Gernot Gricksch auf Litterae Artesque: 

 

 

Kurzmeinung:
 
Ein schräg-unterhaltsames Kinderbuch mit Zwilldrillingen und einigen unerklärlichen Vorgängen, atmosphärisch gelesen von Katharina Thalbach!
 

Donnerstag, 21. März 2024

Zürcher, Dorothe: Bittermandeln aus Byzanz


Das Erste, was mir bei diesem Titel und dem Cover in den Sinn kam, war Mord. Bittermandeln, da kommt einem doch Cyanwasserstoff, also Blausäure in den Sinn, und die ist bekanntlich hochgiftig. Bei unbehandelten Bittermandeln würde während des Verdauungsvorganges eben solche Blausäure freigesetzt werden, unbehandelte Bittermandeln sind daher für den menschlichen Genuss nicht geeignet. Das kann man bei einer bekannten Online-Enzyklopädie nachlesen.

Wenn zudem noch ein Mörser abgebildet ist, dann kommt der Leserin oder dem Leser vielleicht eine Apotheke in den Sinn. Vielleicht eine Gelegenheit, diesen oder jenen räuberischen Franken abzumurksen, der sich anschickt, 1190 unter Kaiser Barbarossa das Heilige Land zu erobern, im alten Byzanz aber erst einmal halt machen muss. So ganz von ungefähr kommt die Überlegung am Ende nicht. In Adrianopel macht der Kreuzfahrer Diethelm von Toggenburg halt. Dort kochte bis eben für den byzantinischen Stadthalter die Delikatessenköchin Alkmene Bittermandeln, genauer, sie macht Confectum daraus... Lecker, dieses Zeug, das glaubt man Dorothe Zürcher sofort.

Die in Zürich lebende Autorin hat dieses abenteuerliche historische „Kochbuch“ geschrieben, in dem besagte Alkmene unter für unsere Gewohnheiten unglaubliche Küchenzustände, zum Beispiel in einem Feldlager allerlei aus wenig Zutaten zaubern muss. Aber es ist auch ihr Glück...

Sonntag, 17. März 2024

Follett, Ken: NEVER - Die letzte Entscheidung

Es ist eine Weile her, dass in Thrillern, die ich las, Atomsprengköpfe eine Rolle spielten. Also solche, die auch wirklich Gefahr laufen, sich durch Zündung von Menschenhand abzuschaffen. Okay, Das Manhatten-Projekt oder zuletzt erst Oppenheimer führen einem das Szenario eines Atomschlages wieder vor Augen, aber gelesen habe ich davon vor vielleicht 20 Jahren in Tom Clancys „Das Echo aller Furcht“ und da war es keine Rakete, sondern eine Art schmutzige Terroristen-Bombe.

Im vorliegenden Roman, den ich kürzlich zum Hören bestellte, führt uns Ken Follett vor Augen, was das sein könnte, so eine Spannungsperiode...

Sonntag, 10. März 2024

SHEN YUN - Wenn China in die Oper kommt



Wie das so ist: Da trifft man in den sozialen Medien auf einen Link, verfolgt das Thema auf den verschiedenen Plattformen, zum Beispiel auf YouTube, und dann bekommt man diesen Inhalt erst einmal ständig zu sehen, denn die Software meint, dass Thema gehöre zu den bevorzugten Interessen. 
In diesem Fall zeigte mit das „Tablett“ einige Zeit lang bunte schmissige, akrobatische Tanzszenen, Bühnenbild, Kostüme sowie die Musik waren ganz leicht als chinesisch einzuordnen.

Wie dem auch sei, die Werbung gewann und so führte uns der Weg gestern in die Leipziger Oper. Ein Bahnstreik zwang uns zum Auto. Das Opernhaus wurde im relativ schmucklosen neoklassizistischem Stil zwischen 1954 und 1960 erbaut, und mit Richard Wagners Die Meistersinger von Nürnberg eingeweiht. Eine Wagner-Büste ist das einzige Porträt, welches sich beim durchwandeln des Hauses findet. Keine Künstlerbilder, keine Intendanten oder Opernregisseure, Fotos von Premieren oder Gemälde… 

Ungewohnt für einen, der zwar selten, aber sonst in der Dresdner Semperoper zu finden wäre.  Hier ein Blick in den 2006 renovierten Leipziger Zuschauerraum. Aber dieser Post soll ja nicht die sächsischen Opernhäuser vergleichen. 

Sonntag, 3. März 2024

Illies, Florian: Zauber der Stille

Ein Besuch im Albertinum oder 
Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten

Ein gänzlich anderes Buch führte uns im Oktober 2023 ins Albertinum, diesen Kunsttempel am Balkon Europas, der die Gemäldegalerie der neuen Meister enthält. Obwohl, so gänzlich unterscheidet sich das Büchlein über Emma Ritter von Inge Merkentrupp nicht, denn es geht um Malerei. Daher waren wir auf der Suche nach den „Brücke-Bildern“. Natürlich wurden wir fündig. Auf dem Weg durch die Räume begegneten wir alten Bekannten und verweilten im Saal der Romantik bei Carl Gustav Carus und Caspar David Friedrich. Von deren Freundschaft hatte ich in Kurt Arnold Findeisens Flügel der Morgenröte, in Ralf Günthers Der Leibarzt und in Uwe Tellkamps Die Carus-Sachen gelesen.


CDF. Wie oft stiegen wir vor Jahrzehnten an der Haltestelle der CDF-Straße in den Bus zu den Großeltern. So wurden die Haltestelle und die Straße, wo sich die Praxen der Poliklinik befanden, kurz genannt, obwohl doch Caspar David Friedrich gewidmet, in einem Viertel, dessen Straßen oft nach Malern benannt waren.


Die Betrachtung der Gemälde führte uns nach dem Besuch selbstverständlich in den Buchladen im Foyer, dort fand sich Florian Illies Buch Zauber der Stille. Schon einmal hatte ich Illies aus der Hand gelegt, denn sein Bestseller 1913 war für mich, der ich bildende Kunst, vor allem moderne, wenig oder gar nicht verstehe, einfach zu voll von Informationen.

Aber nun wollte ich es wissen und das Buch passt ja unbedingt in das Jubiläumsjahr, denn der Geburtstag des Malers jährt sich zum 250sten Male.