Finale Berlin von Heinz Rein entstand unmittelbar nach Ende des Krieges und ist deshalb ein authentisches Zeitzeugnis und ein packender Roman zugleich, der völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.
Finale Berlin:
Eine besonders schön gestaltete
Ausgabe der
Büchergilde Gutenberg
Die Beschreibungen der todwunden Großstadt Berlin kurz vor der "Stunde Null" sind bedrückend. Heinz Rein gibt uns, die wir den Krieg nur aus Büchern kennen, eine Ahnung davon, was Krieg und Zerstörung wirklich bedeuten. Diese Beschreibungen, eingebettet in die Schilderung von fiktiven, aber sehr glaubwürdigen Einzelschicksalen in jenen apokalyptischen letzten Kriegstagen des April 1945, sind in meinen Augen eine bedrückend realistische Interpretation der physischen Wunden des Krieges, die wir heute noch überall in Berlin sehen können, weil sie bewusst oder unbewusst erhalten wurden: Ich denke an die noch heute in vielen Hausfassaden sichtbaren Einschusslöcher von Infanteriewaffen oder Granatsplittern, an die Ruine der Gedächtniskirche, an die Wände des Reichstagsgebäudes, auf denen noch heute die Graffitis russischer Soldaten sichtbar sind. Besonders auf den ersten Seiten: Vorfinale. Berlin April 1945 kommen in mir vage Assoziationen an Alfred Döblin´s Berlin Alexanderplatz auf, ohne dass ich explizit sagen könnte, warum.
Berlin 1945
Quelle: Internet
Zu unterschiedlich sind eigentlich die Sujets. Wenngleich: Hier wie da herrscht Trostlosigkeit und innere Zerrissenheit der Charaktere. Vielleicht sind es auch einfach nur die blanke Wucht der Sprache und die Duplizität des Handlungsortes Berlin...
Heinz Rein
1906 - 1991
Mein Vergleich mit Döblins Meisterwerk, den manche als deutschen Ulysses, dem großen Roman des Iren Joycesehen, endet hier aber auch schon: In Heinz Rein´s Roman sehen wir die Welt nicht durch die Brille von inneren Bewusstseinszuständen und Reflexionen der Protagonisten. Das Buch konfrontiert den Leser vielmehr sehr plastisch mit den Folgen von Nationalsozialismus, Krieg und Unterdrückung exemplarisch am Beispiel einiger ganz verschiedener Menschen, deren Wege sich in Oskar Kloses Kneipe in der Straße Am Schlesischen Bahnhof kreuzen und die sich dort zu einer Untergrundorganisation zusammenfinden, die das Regime der Nationalsozialisten bekämpft. So erleben wir die gespenstische Atmosphäre jener letzten Kriegstage und Bombennächte im eingekesselten Berlin und werden konfrontiert mit den inneren Konflikten und psychischen Blessuren einer entwurzelten, politisch missbrauchten Jugend.
Ullstein
Paperback-Ausgabe
Es ist zugleich die spannende Geschichte von Menschen, deren heimlicher Widerstand exemplarisch für den zivilen Ungehorsam jener unbekannten, vergessenen Minderheit ganz normaler Menschen steht, die sich in einer Zeit der Unterdrückung unter ständiger Lebensgefahr gegen die Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Regimes gestellt haben.
Dr. Augustus Huff, Dozent in Cambridge, hat plötzlich einen Vogel – und
ein Problem: Einer seiner Studenten ist beim Fassadenklettern in den Tod
gestürzt. War es nur ein tragischer Unfall? Oder Mord? Augustus
vermutet Letzteres und geht auf Spurensuche – unterstützt von Gray, dem
Graupapageien des Verstorbenen. Der sprachbegabte Vogel erweist sich als
vorlautes Federvieh, und zuerst stolpert Augustus bei seinen
Ermittlungsversuchen von einem Fettnäpfchen in das nächste. Doch schon
bald ist es Gray, der im Labyrinth der altehrwürdigen Universität die
richtigen Fragen stellt. Augustus begreift: nur gemeinsam können sie es
schaffen, diese harte Nuss von einem Fall zu knacken.
Verlag: der Hörverlag; Auflage: Gekürzte Lesung (15. Mai 2017)
Laufzeit: 8 h 44 min
Sprache: Deutsch
Sprecher: Bjarne Mädel, Christopher Heisler
ISBN-10: 3844525327
ISBN-13: 978-3844525328
GAGA OH-LA-LA!
Wer sich fragt, was die durchgeknallte Überschrift dieser Rezension
bedeuten soll, dem sei gesagt, dass dies eine Zeile aus Lady Gaga's Song
'Bad Romance' ist, die der sprachgewandte Graupapagei Gray ständig
singt. Doch dabei belässt er es nicht. Durchaus nicht uneigennützig
lässt Gray ständig Kommentare los wie 'Keks', 'Traube' oder 'Nimm 'ne
Nuss'. Und bald schon merkt Dr. Augustus Huff, der als vorübergehender
Halter des Vogels fungiert, dass der Graupapagei überaus intelligent zu
sein scheint. Oftmals antwortet dieser nämlich nicht nur passend,
sondern beherrscht auch Kategorisierungen - so kann er z.B. äußern, aus
welchem Material etwas besteht und welche Farbe es hat, aber auch, was
gleich ist und was nicht zu den anderen Dingen passt. Kein Wunder also,
dass Dr. Augustus Huff zunehmend den Eindruck gewinnt, dass ohne Gray
der Fall nicht zu lösen ist.
Denn ein Fall scheint der Tod des
Studenten Elliot Fairbanks zu sein, der dem Papagei all seine
Sprachkünste beigebracht hat. Elliot war ein begabter Student aus bestem
Hause, doch lag er eines Morgens tot am Fuß der King´s Chapel in
Cambrige - abgestürzt oben vom Dach der Kapelle. Wurde zunächst von
einem Unfalltod oder aber einem möglichen Suizid ausgegangen, häufen
sich schließlich die Anzeichen, dass der junge Student womöglich
ermordet wurde. Doch weshalb und von wem? Dr. Augustus Huff macht sich
auf die Suche nach Antworten, auf Schritt und Tritt flankiert von
Elliots Graupapagei, der auf Augustus Schulter ein neues Zuhause
gefunden zu haben scheint...
Ein originelles Ermittlerduo hat
Leonie Swann hier geschaffen. Für kriminalistische Ermittlungen sind
Unauffälligkeit und Diskretion im Normalfall empfehlenswert, doch mit
dem lautstarken und auffälligen Vogel gerät Dr. Augustus Huff doch oft
eher in brenzlige und, ja, auch in komische Situationen. Gray, der kein
Blatt vor den Mund nimmt, der Stimmen imitiert, der bei den Verdächtigen
mit seinen respektlosen Kommentaren nicht immer erwünschte Reaktionen
hervorruft, schafft es schließlich doch, Dr. Augustus Huff auf Umwegen
auf die Spur des Mörders zu führen. Der Graupapagei stößt Denkprozesse
an, stellt die richtigen Fragen und tut auch so einiges für Augustus'
Selbstbewusstsein. Der scheue, ordnungsliebende, pedantische und
zeitweise zwanghafte Akademiker lernt über vorlauten Sprüchen und
unerträglichen Kekskrümeleien, dass das Leben auch ohne aufgeräumten
Schreibtisch lebenswert ist.
Hier steht eindeutig eher das
ungewöhnliche Ermittlerduo im Fokus des Geschehens als der Kriminalfall
selbst. Eine Menge absurder und komischer Szenen haben mich beim Hören
richtiggehend amüsiert, und v.a. Gray ist mir dabei rasch ans Herz
gewachsen. Diese Mischung aus Intelligenz, großer Klappe und Frechheit
auf der einen, Unbeholfenheit und Hilflosigkeit auf der anderen Seite
erscheint überaus charmant. Und die wachsende Freundschaft zwischen
Augustus und Gray ist einfach nur herzlich. Der Kriminalfall selbst
plätschert phasenweise etwas vor sich hin, was ich aufgrund des
unterhaltsamen Miteinanders der Hauptcharaktere aber als nicht
sonderlich störend empfand. Bis zum Schluss war mir nicht klar, wer hier
der Täter sein könnte, aber womöglich habe ich mich auch nicht
ausreichend auf den Fall konzentriert, sondern eben auf das Geschehen um
den Dozenten und seinen Papagei.
Gelesen wird die leider
gekürzte Hörbuchfassung (8 h 44 min) in erster Linie von Bjarne Mädel,
ergänzt von vereinzelten Tagebucheintragungen gelesen von Christopher
Heisler. Beides wirkt gekonnt und - passend zu dem unbeholfenen Dr.
Augustus Huff - auf eine trockene Weise erheiternd.
Für mich ein schönes Hörerlebnis, das vor allem durch seine Charaktere punkten konnte.
Leonie Swann wurde 1975 in der Nähe von München geboren. Sie studierte
Philosophie, Psychologie und Englische Literaturwissenschaft in München
und Berlin. Mit ihren ersten beiden Romanen „Glennkill“ und „Garou“
gelang ihr auf Anhieb ein sensationeller Erfolg: Beide Bücher standen
monatelang ganz oben auf den Bestsellerlisten und wurden bisher in 25
Sprachen übersetzt. Leonie Swann lebt heute umzingelt von Efeu und
Blauregen in England und Berlin.
Eine Beziehung eskaliert, ein Kind wird geboren, eine Spurensuche
beginnt: 11 Erzählungen kreisen um die Familien- und Lebensgeschichten
der zwei Paare Annemarie und Manfred, Hanni und Karli. Realistische, oft
auch traumhafte Momentaufnahmen beleuchten Aspekte ihrer Biografien und
folgen den Spuren der Erinnerung. Die Geschichten gleichen
Mosaiksteinen: Sie zeigen die Figuren in unterschiedlichen
Konstellationen ihres Lebens, erzählen von innerem Aufruhr, ihrem
Scheitern, ihrem Aufbegehren und bewegenden Ereignissen. Am Ende
entsteht ein neues Bild, zusammengesetzt aus den Splittern der
Vergangenheit.
In ihrem Prosadebüt zeigt Renate Silberer ihr
breites Repertoire an Erzählweisen. Dialogreiche Passagen wechseln sich
ab mit lyrischen, oft surrealen Szenerien. Die Wirklichkeit ist dann nur
mehr in Andeutungen zu erkennen, doch entfaltet sich dadurch eine
eigene Welt, die es ermöglicht, tief in die Seele ihrer Figuren
einzudringen.
Verlag: Kremayr & Scheriau; Auflage: 1 (17. August 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3218010810
ISBN-13: 978-3218010818
LEBEN IN SPLITTERN...
Ich lasse mich immer wieder gerne auf Neues und Unbekanntes ein, und da
mir hier das Cover (das Weltall in Scherben oder Splittern) sehr gefiel
und der ungewöhnliche Titel mich neugierig machte, freute ich mich, als
ich die Möglichkeit erhielt, hier mitzulesen. Der Klappentext sowie die
Leseprobe zeigten mir bereits, dass mich der Schreibstil von Renate
Silberer sehr ansprechen würde.
11 Erzählungen erwarten den Leser
hier, erzählt aus wechselnden Perspektiven - Geschichten von Paaren,
Kindheitserinnerungen, Freundschaften, gescheiterten Beziehungen,
Krisen. So unzusammenhängend, wie die Erzählungen zunächst erscheinen,
hängen sie auf eine besondere Art dennoch zusammen. Denn die Personen
tauchen in verschiedenen Konstellationen immer wieder auf, als
Geschwister, als Freunde, als Paare, als Eltern. Und erzählen Splitter
ihrer Vergangenheit, treffen sich in ihren Erinnerungen. Ein gemeinsamer
Nenner ist, dass hier jeder irgendwie unglücklich und unvollständig
ist, auf der Suche, in psychischen und emotionalen Ausnahmezuständen.
Jeder ist vereinzelt und wird von den anderen nicht wahrgenommen, nicht
gesehen, nicht gehört, oft auch nicht ernst genommen.
Die Art
der Erzählung variiert dabei von Kapitel zu Kapitel teilweise ganz
erheblich. So waren meine Empfindungen zu den einzelnen Erzählungen auch
ganz unterschiedlich. Im ersten Kapitel beispielsweise war ich sehr
angetan von dem Schreibstil. Nicht anklagend oder voller Selbstmitleid,
was die Schilderung der Schicksale anbelangt, und doch kam etwas
Dunkles, Schweres rüber. Verknappt wirkte hier die Erzählung auf mich
und doch schwang auch vieles zwischen den Zeilen mit. Und manche Sätze
wirkten auf mich sehr poetisch und ansprechend:
"Umgeben
von Mutterhaut und Knochen blickte ich auf ihren Mund (...) Alles die
Mutter, ich konnte mich nicht in ihr finden." (S. 11)
Andere
Kapitel waren dagegen eher verwirrend für mich. Dort domnierten dann
abgebrochene und unvollständige Sätze, Reales vermischte sich mit
Traumartigem und Surrealem, oftmals geriet der Text sehr
symbolbefrachtet, aber auch unverständlich, z.T. selbst für den
erzählenden Hauptcharakter. So etwas überfordert mich, und ich fühle
mich dabei eher unwohl als dass ich die Schreibkunst oder die
möglicherweise ausgefeilte Symbolik bewundern könnte. Wenn Texte zu
symbolbefrachtet sind, das Surreale überhand nimmt und alles nur noch
eine Frage der Interpretation wird, verliere ich persönlich ein wenig
die Freude am Lesen. Zwischenzeitlich hatte ich dementsprechend
zunehmend Schwierigkeiten mit dem Buch.
Gegen Ende konnte ich
mich mit dem Erzählband aber wieder versöhnen. Es gab dort kaum noch
surreale Szenen, die Sätze wurden vollständiger, das Geschehen zunehmend
in der Realität verankert. Die lyrischen Passagen haben mir dabei
besonders gefallen.
Renate Silberer zeigt in ihrem Prosadebüt
eine große Experimentierfreude. Je nach Gemütszustand passt sie die
Erzählweise an, die die Gedankenwelt so im Grunde spiegelt. Eine
interessante Mischung, die mich allerdings nicht durchgängig begeistern
konnte.
Renate Silberer, 1975 in Braunau/Inn geboren, lebt in Linz. Nach dem Studium der
Erziehungswissenschaften war sie als Feldenkraislehrerin in freier
Praxis tätig. Ihre Texte wurden in Literaturzeitschriften und
Anthologien (kolik, Jahrbuch der Lyrik, etc.) veröffentlicht. Sie
erhielt mehrere Preise und Stipendien, u.a.: Start-Stipendium des BMUKK,
Projektstipendium des BKA, Förderungsstipendien der Stadt Linz und des
Landes Oberösterreich, Finalistin beim Literaturpreis Floriana. „Das
Wetter hat viele Haare“ ist ihr erstes Buch, füreine frühere Fassungder Erzählung „Konrads Umkehrversuch“ erhielt sie den Rauriser Förderungspreis.
Das schwarze
Satellitentelefon klingelt. Am anderen Ende ist ein Mädchen, das von
einem korrupten Cop verfolgt wird. Evan Smoak wird ihr helfen.
4. Gebot: Es ist nie persönlich
Evan
ist ein Absolvent des Orphan-Programms, in dem Waisenkinder zu
hocheffizienten Killern ausgebildet wurden. Nach Jahren des Mordens für
die Regierung ist er in den Untergrund gegangen. Er hilft nun den
Verzweifelten, die nicht zur Polizei gehen können. Dabei hält er sich
strikt an seine eigenen Gebote. Doch diesmal muss er gegen eine Regel
nach der anderen verstoßen, damit die allerwichtigste unangetastet
bleibt:
10. Gebot: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben
Ich danke dem HarperCollins Verlag ganz herzlich für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars!
DIE GEBOTE DES KILLERS...
Evan Smoak - so heißt er jedenfalls heute - ist einer der weltweit
am meisten gesuchten Menschen. Doch niemand kennt seinen Namen, sein
Gesicht oder seinen Aufenthaltsort, denn er operiert unsichtbar. Evan
ist einer der gefährlichsten Killer der Welt, ausgebildet in einem
geheimen Programm der Regierung für ganz besondere Aufträge jenseits der
Legalität. Bereits mit 12 Jahren geriet Evan als Waisenkind in die
Fänge des Orphan-Programms, dessen harte Schulung er durchlief, bevor er
begann, im Auftrag der Regierung zu morden. Doch irgendwann begannen
Zweifel in Evan zu wachsen an der Richtigkeit seines Handelns, und
letztlich beschloss er, das Orphan-Programm zu verlassen. Auf der Flucht
vor seinen ehemaligen Auftraggebern lebt Evan seither im Untergrund.
Auch
heute noch profitiert der ausgebildete Killer von seiner harten
Lehrzeit und den gesammelten Erfahrungen, denn Evan nimmt auch jetzt
noch Aufträge an. Doch statt für die Regierung arbeitet er nun für
absolut verzweifelte Menschen, die die Polizei aus welchen Gründen auch
immer nicht um Hilfe bitten können und sonst keinen Ausweg mehr sehen.
Nach eingehender Prüfung regelt Evan das Problem für sie und folgt dabei
seinen ganz eigenen Geboten wie z.B. "Ziehe keine voreiligen Schlüsse"
oder auch "Es ist nie persönlich", vor allem aber "Lasse niemals einen
Unschludigen sterben". Als Bezahlung für seine besonderen Dienste
verlangt Evan einzig und allein, dass der erlöste Auftraggeber nach
erfolgreichem Abschluss einem anderen Verzweifelten die Nummer von Evan
gibt, damit die Kette nicht abreißt.
"Finde
jemanden, der mich braucht. Gib ihm meine Nummer: 1-855-2-NOWHERE." -
"Die weiß ich doch noch. Klar weiß ich die noch." - "Es ist egal, wie
lange du dafür brauchst. Wichtig ist nur, dass du jemanden findest, der
in einer genauso ausweglosen Situation ist, wie ihr es wart. Erzähl ihm
von mir. Sag ihm, dass ich am anderen Ende der Leitung auf ihn warte." -
"Das ist alles?" - "Das ist alles." - "Mehr verlangen Sie nicht?" -
"Gib meine Nummer nur einer Person. Nur einer. Anschließend vergisst du
sie wieder. Dies ist ein einmaliger Service, nicht die
Telefonseelsorge."
Evan geht bei allem überaus
vorsichtig und umsichtig zu Werke. Er hat mehrere Wohnungen, in die er
sich zurückziehen kann, verschiedene Autos, die er ständig wechselt, und
ein ganzes Arsenal an Waffen sowie die neuesten technischen
Errungenschaften. Zudem ist er bestens in allen Kampftechniken
bewandert, verfügt über beneidenswerte Reflexe und über die Fähigkeit
der Konzentration selbst im Auge des Sturms. Evan ist auf alles
vorbereitet, so dass ihn nichts und niemand überraschen kann - so hofft
er jedenfalls. Doch irgendwann beginnt es gewaltig schief zu laufen. Da
wächst nicht nur plötzlich die Zahl derjenigen, die dringend Evans
Hilfe benötigen, sondern mit jedem Schritt, den er tut, häufen sich die
Anzeichen, dass da jemand mit viel Einfluss hinter ihm her ist. Da wird
aus dem Jäger plötzlich ein Gejagter, und ein Katz- und Mausspiel der
besonderen Art nimmt schließlich seinen Lauf. Wer auch immer ihn
verfolgt - er ist Evan ebenbürtig. Wem kann er überhaupt noch vertrauen?
Schon
lange war ich neugierig darauf, endlich einmal ein Buch von Gregg
Hurwitz zu lesen, und als ich die Möglichkeit erhielt, mit Orphan X den
Beginn einer neuen Reihe kennenzulernen, schlug ich begeistert zu.
Obschon ich Action-Thrillern nicht unbedingt zugeneigt bin, konnte mich
dieser Reihenauftakt doch positiv überraschen. Zwar drängten sich beim
Lesen zeitweise Superheld-Gedanken auf, doch thematisiert Hurwitz dies
z.T. selbst mit einem kräftigen Augenzwinkern. Und dass der Autor neben
seinen Thrillern auch Drehbücher für Hollywood-Studios schreibt, lässt
sich auch in diesem Buch merken - viele Szenen waren nahezu filmreif und
entsprechend spannend.
Evan selbst ist nicht nur die
Killermaschine, die er zunächst zu sein scheint, sondern trägt auch die
leise Melancholie des einsamen Wolfes mit sich herum und kann tiefe Züge
von Mitmenschlichkeit nicht leugnen. Diese Widersprüchlichkeit macht
den Charakter so interessant, und wenn man die Idee eines Superhelden
erst einmal zulässt, macht das Lesen einfach nur noch Spaß. In einzelnen
Kapiteln gewährt Hurwitz zudem einen Rückblick auf die Vergangenheit
Evans, auf seine harte Ausbildung zum Killer der Regierung und auf
seinen Ausbilder Jack, der fast zu etwas wie einer Vaterfigur für Evan
wurde.
Die meist nur wenige Seiten langen Kapitel sind jeweils
passend betitelt - zunächst lässt sich mit dem Titel nichts anfangen,
doch später findet er sich stets wortgenau im Text wieder und erschließt
so seinen Sinn, was mir gut gefallen hat. Der flüssige Schreibstil, die
bildhafte Sprache und die kurzen Kapitel, die zudem teilweise noch mit
einem Cliffhanger enden, lassen die Seiten nur so vorbeirauschen, wozu
die spannende Handlung natürlich auch ihren Beitrag leistet. Bis zur
letzten Seite ist man vor Überraschungen nicht sicher, und tatsächlich
klappte mir am Ende der Unterkiefer noch einmal richtig herunter.
Einen
überaus gelungenen Auftakt zu der neuen Reihe hat Gregg Hurwitz hier
abgeliefert. Spannend, unterhaltsam, humorvoll, durchdacht und filmreif -
mit einem Wort: empfehlenswert!
Gregg Hurwitz schreibt neben Thrillern Drehbücher für die großen
Hollywood-Studios sowie Comicbücher für so prestigeträchtige Verlage wie
Marvel (Wolverine, Punisher) und DC (u.a. Batman). Mit seinen Büchern
hat er den Weg auf die New York Times-Bestsellerliste gefunden und seine
15 Thriller sind mittlerweile in 22 Sprachen übersetzt worden.
Celestine wurde als »fehlerhaft« gebrandmarkt, sie gehört nun zu den
Menschen zweiter Klasse. Doch statt sich den strikten Regeln des Systems
zu unterwerfen, flieht sie. Denn Celestine ist auch ein Symbol der
Hoffnung für alle anderen Fehlerhaften. Gelingt es ihr, den grausamen
Richter Crevan zu überführen? Das wäre die Chance auf einen Neuanfang
für die Fehlerhaften. Aber gibt es auch für ihre große Liebe eine neue
Chance? Für Celestine geht es um alles – um Gerechtigkeit für sich
selbst und alle anderen und um eine lebenswerte Zukunft.
Zur Erinnerung: Schwarz und Weiß - in diese Kategorien ist die Welt
aufgeteilt, in der die inzwischen 18-jährige Celestine lebt. Lässt man
sich nichts zuschulden kommen, gehört man zu den Perfekten, doch ein
Fehltritt reicht, um vor die Gilde gezerrt zu werden, die über die
moralische Unfehlbarkeit der Gesellschaft wacht. Einmal verurteilt, wird
man mit einem großen 'F' gebrandmarkt, das je nach Vergehen eine andere
Körperstelle markiert. Nach einer Lüge wird das Brandeisen auf die
Zunge gedrückt, fehlerhaftes Denken führt zu einem 'F' auf der Schläfe,
ein Diebstahl zu einem Brandmal auf der Handinnenfläche. Seit einer
Handlung aus dem Bauch heraus gehört Celestine zu den Fehlerhaften,
gesellschaftlich geächtet und einer Vielzahl von Repressalien
ausgesetzt.
Nach dem spannenden Ende des ersten Teils war ich
froh, dass ich den zweiten und damit letzten Teil der Dystopie bereits
hier liegen hatte. Es erweist sich, dass es nicht einfach ist, als
Fehlerhafter auf der Flucht zu sein. Ständig bringt Celestine so nicht
nur sich, sondern auch diejenigen in Gefahr, die ihr helfen wollen. Die
Gilde will das Mädchen unbedingt wieder in ihre Fänge bekommen, allen
voran Richter Crevan, der seine Grausamkeit bereits unter Beweis
gestellt hat. Celestine will zunächst nur ihre Ruhe, einen Ort der
Sicherheit, an dem sie die Geschehnisse verarbeiten und sich überlegen
kann, wie sie ihr Leben zukünftig gestalten will. Doch immer wieder wird
sie aufgespürt und muss sich entscheiden, ob sie die zunehmenden
Bestrebungen einzelner Gruppierungen unterstützen will, die sich gegen
die Gilde und das bestehende System wenden wollen.
Viele
bekannte Charaktere begegnen dem Hörer hier in Band zwei, aber es kommen
auch einige neue Gesichter hinzu. Insgesamt hat Cecilia Ahern die
Personen authentisch und glaubhaft ausgestaltet und agieren lassen,
allen voran Celestine, die oftmals nicht weiß, wem sie trauen kann und
will und wer sie aus welchem Grund auch immer vor seinen eigenen Karren
spannen will. Doch sie merkt, dass sie selbst zunehmend stärker wird und
dass der Kampf gegen die Gilde vielleicht tatsächlich eine realistische
Möglichkeit ist.
Die Spannung bleibt hier im zweiten Teil der
Dilogie fast durchgehend hoch. Immer wieder kommt es zu überraschenden
Wendungen und unvermuteten Handlungen, die dem Mix aus
Gesellschaftskritik, Verfolgung, Machtgeilheit, Verrat, Zivilcourage,
Liebe, Zusammenhalt und der Frage, wer man eigentlich sein will, die
besondere Würze geben.
Der Schreibstil ist flüssig und der
jugendlichen Zielgruppe angemessen, und für mich erfreulicherweise kommt
das für Cecilia Ahern so typische Thema 'Liebe' hier nur am Rande zu
tragen. Merete Brettschneider liest das ungekürzte Hörbuch (10 h 47 min)
gekonnt und passend zum Charakter der Celestine, aus deren
Ich-Perspektive das Geschehen erzählt wird.
Das Ende war mir
persönlich ein wenig zu weichgespült, passt damit aber wohl in das
Konzept eines Jugendbuchs. Insgesamt jedoch war diese zweibändige
Dystopie für mich tatsächlich ein großer Hörspaß und bekommt daher von
mir eine klare Hörempfehlung.
Cecelia Ahern ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt. Mit 21
Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, der sie sofort international
berühmt machte: P.S. Ich liebe Dich, verfilmt mit Hilary Swank. Danach folgten Jahr für Jahr weitere Bestseller.
Merete Brettschneider hat bereits Romane von u.a. Cecelia Ahern, E. L.
James und Jennifer L. Armentrout eingelesen. Mit ihrer hellen,
ausdrucksstarken Stimme beherrscht sie sowohl ruhige als auch dynamische
Töne.
Celestines Leben scheint perfekt: Sie ist schön, bei allen beliebt und
hat einen tollen Freund. Doch dann handelt sie in einem entscheidenden
Moment aus dem Bauch heraus. Und bricht damit alle Regeln. Sie könnte im
Gefängnis landen oder gebrandmarkt werden – verurteilt als Fehlerhafte.
Denn Fehler sind in ihrer Welt nicht erlaubt. Nichts geht über die
Perfektion. Auch nicht die Menschlichkeit. Jetzt muss sie kämpfen – um
ihre eigene Zukunft und um ihre große Liebe.
Schwarz und Weiß - in diese Kategorien ist die Welt aufgeteilt, in der
die 17-jährige Celestine lebt. Lässt man sich nichts zuschulden kommen,
gehört man zu den Perfekten, doch ein Fehltritt reicht, um vor die Gilde
gezerrt zu werden, die über die moralische Unfehlbarkeit der
Gesellschaft wacht. Einmal verurteilt, wird man mit einem großen 'F'
gebrandmarkt, das je nach Vergehen eine andere Körperstelle markiert.
Nach einer Lüge wird das Brandeisen auf die Zunge gedrückt, fehlerhaftes
Denken führt zu einem 'F' auf der Schläfe, ein Diebstahl zu einem
Brandmal auf der Handinnenfläche.
Niemals hätte Celestine sich
vorstellen können, dass sie aus der Welt der Perfekten herausfällt, denn
sie weiß einfach, was richtig ist und was falsch. Doch eine einzige
Entscheidung aus dem Bauch heraus führt dazu, dass nichts mehr ist wie
es mal war. Fortan gehört Celestine zu den Fehlerhaften,
gesellschaftlich geächtet und einer Vielzahl von Repressalien
ausgesetzt. Aber auch wenn das junge Mädchen zunächst das Gefühl hat,
dass jetzt alles zu Ende ist, geht das Leben weiter. Und Celestine
erkennt, dass es mehr gibt als Schwarz und Weiß, und dass es andere
Werte gibt als die von der Gilde vorgegebenen...
Mit diesem
ersten Teil der zweibändigen Dystopie beweist Cecilia Ahern, dass sie
mehr kann als 'Liebesgeschichten'. Das Jugendbuch bietet mit Celestine
einen Charakter, mit dem der Leser sich identifizieren kann, auch wenn
das Mädchen anfangs kein wirklicher Sympathieträger ist. Absolut
unkritisch lebt sie zunächst in der Welt der Wohlhabenden und Perfekten,
ist unsterblich verliebt und hat bereits konkrete Zukunftspläne. Doch
mit dem Prozess vor der Gilde beginnt Celestines Entwicklung, die
Erkenntnis, dass die vorgegebenen Werte und Richtlinien nicht unbedingt
die richtigen sein müssen, eine wachsende Menschenkenntnis und die
Einsicht, dass sie selbst aktiv werden muss. Auch wenn mich die
anfängliche Naivität Celestines etwas nervte, empfand ich die
Entwicklung des Mädchens und ihren erwachenden Kampfgeist als
authentisch und glaubwürdig.
Die Ausgrenzung von Teilen der
Gesellschaft (hier sichtbar gemacht z.B. durch das erzwungene Tagen
einer Armbinde) gemeinsam mit einem engmaschigen Kontrollsystem (hier
gekennzeichnet durch die allgegenwärtigen Whistleblowers) ist sicher
kein neues Thema. Doch Cecilia Ahern verwebt diesen Aspekt gekonnt mit
der Fragestellung nach den moralischen Werten einer Gesellschaft, mit
der Möglichkeit, eine ursprünglich gute Idee durch die Machtgeilheit
einzelner ins Perverse zu verdrehen und mit der Frage nach der
Zivilcourage der Menschen, die gemeinsam vielleicht etwas verändern
könnten.
Kleinere Längen im ersten Drittel des 11 h 31 min langen
Hörbuchs seien verziehen, da hier die Züge der dystopischen Welt
plastisch dargestellt und damit greifbar werden. Der Schreibstil ist
flüssig und der jugendlichen Zielgruppe angemessen, und für mich
erfreulicherweise kommt das für Cecilia Ahern so typische Thema 'Liebe'
hier nur am Rande zu tragen. Merete Brettschneider liest das ungekürzte
Hörbuch gekonnt und passend zum Charakter der Celestine, aus deren
Ich-Perspektive das Geschehen erzählt wird.
Das Buch endet
schließlich mit einem Cliffhanger, der einem den zweiten (und gleichzeitig letzten) Teil der
Dystopie nahezu aufdrängt. Hier kann ich auch nur sagen: aber gerne
doch. Das Hörbuch zu 'Perfect - Willst du die perfekte Welt?' liegt
schon bereit!
Cecelia Ahern ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt. Mit 21
Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, der sie sofort international
berühmt machte: P.S. Ich liebe Dich, verfilmt mit Hilary Swank. Danach folgten Jahr für Jahr weitere Bestseller.
Merete Brettschneider hat bereits Romane von u.a. Cecelia Ahern, E. L.
James und Jennifer L. Armentrout eingelesen. Mit ihrer hellen,
ausdrucksstarken Stimme beherrscht sie sowohl ruhige als auch dynamische
Töne.
Ein spannend geschriebener Roman über den Holocaust, aber vor allem
darüber, was im Leben wichtig ist: Liebe, Brüderlichkeit, Ehrlichkeit
und Hoffnung.
Warschau um 1942: Rafal flieht vor der grausamen Wirklichkeit des
Ghettos in die Bibliothek, in die Welt der Bücher. In H. G. Wells
›Zeitmaschine‹ entdeckt er Parallelen zwischen der Realität und der im
Roman beschriebenen Welt. Schließlich gelingt es seinem Großvater, Rafal
aus dem Ghetto zu schmuggeln. Er versteckt sich im Warschauer Zoo. Aber
die Nazis sind ihm auf der Spur …
Verlag: FISCHER Sauerländer; Auflage: 1 (19. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Thomas Weiler
ISBN-10: 3737352127
ISBN-13: 978-3737352123
Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Originaltitel: Arka Czasu
KINDGERECHT UND DOCH EINDRINGLICH...
Warschau um 1942: Rafal lebt mit seinem Großvater
im Ghetto. Er kann sich an ein Leben ohne Hunger, Angst und Not kaum
noch erinnern. Nur wenn er liest, vergisst er die schreckliche
Wirklichkeit um sich herum. So oft er kann, begibt sich Rafal in die
Bibliothek, in die Welt der Bücher. Schließlich gelingt es seinem
Großvater jedoch, seinen Enkel aus dem Ghetto zu schmuggeln. Im
Warschauer Zoo findet Rafal Unterschlupf und freundet sich mit zwei
anderen Kindern an, die auch untergetaucht sind. Zusammen planen sie
ihre Flucht - abber die Nazis sind ihnen bereits auf der Spur...
"Es
soll einmal gar nicht so wichtig gewesen sein, wo jemand herkam,
sondern es zählte nur, was er für ein Mensch war. Jeder wohnte, wo es
ihm gefiel, ganz egal, wie er hieß, woran er glaubte oder welche Farbe
seine Haut, seine Haare oder seine Augen hatten. Wieso kann ich mich
nicht mehr daran erinnern?" (S. 27)
Dieses
Kinderbuch spielt im Warschauer Ghetto und wird aus der Ich-Perspektive
des achtjährigen jüdischen Rafal erzählt, der einerseits zwar schon gut
lesen kann und mittlerweile auch nicht mehr nur Kinderbücher
verschlingt, der andererseits aber die Geschehnisse um ihn herum noch
nicht immer richtig mitbekommt und interpretiert und so in seiner
Naivität auch vor dem Grauen ein wenig geschützt ist. Der Großvater
bemüht sich, Rafal vor so vielen Schrecknissen wie möglich zu bewahren
und zieht allein mit seiner Geige, die ihm aus seiner Zeit in der
Philharmonie geblieben ist, durch die Cafés, um ein wenig Geld und Essen
für sich und seinen Enkel zu erhalten. Rafal dagegen bleibt bis auf die
gelegentlichen Ausflüge in die Bibliothek des Ghettos in dem kleinen
Zimmer, das er gemeinsam mit seinem Großvater bewohnt.
Der
kleine Junge bemüht sich, seinen Großvater nach Leibeskräften zu
unterstützen: er putzt, er kocht, er strengt sich an in den privaten
Unterrichtsstunden bei seinem Großvater. Aber er flieht auch nur zu
gerne in die fremden Welten der Bücher. Als er sich aus der Bibliothek
'Die Zeitmaschine' von H.G. Wells ausleiht, erkennt Rafal jedoch viele
Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen. Fortan nennt er die Nazis die
'Morlocks' und versteht auch ein wenig besser, was um ihn herum
geschieht. Doch kein Buch hätte ihn auf das vorbereiten können, was sein
Großvater schießlich in die Weg leitet. Gegen viel Geld lässt dieser
seinen Enkel aus dem Ghetto schmuggeln mit dem Ziel, den Rest des
Krieges unter falschem Namen bei einer polnischen Familie unterzukommen.
Doch etwas geht schief, und so landet Rafal schließlich im Warschauer
Zoo, wo er auf andere flüchtige Kinder trifft. Und dort zeigt sich der
Wert von Freundschaft und Hoffnung...
Ein Kinderbuch über den
Holocaust zu verfassen, ist kein leichtes Unterfangen. Einerseits muss
die kindliche Naivität des Hauptcharakters glaubwürdig ausgestaltet
werden, andererseits müssen der Schrecken, die Angst und die
allgegenwärtige Gefahr dieser Zeit auch ihren Raum finden. Kindgerecht
und doch eindringlich - das ist Marcin Szczygielski in meinen Augen
gelungen. Der Autor hat dazu noch einen besonderen Kniff eingebaut, der
mich zunächst verwunderte, den ich schließlich aber liebgewann, denn er
bot eine Ausflucht, wenn es zu schrecklich werden sollte. 'Die
Zeitmaschine' von H.G. Wells, die Rafal als Lektüre so begeistern
konnte, taucht in einigen Szenen auf und bringt Rafal kurzzeitig fort
aus der alles in Frage stellenden Gegenwart. Ein wenig Fantasy oder
Märchen in einer kaum erträglichen Realität - für Kinder sicher
tröstlich.
Am Ende bleiben keine Fragen offen, manches erschien
mir als Erwachsenem vielleicht etwas zu schön um wahr zu sein, für
Kinder jedoch scheint mir dies eine gute Variante zu sein. Gut gefallen
hat mir auch das Nachwort, in dem Marcin Szczygielski darauf eingeht,
was in der Erzählung auf wahren Begebenheiten beruht und was fiktiv
hinzugekommen ist.
Für Kinder ab 10 Jahren wird dieses Buch
empfohlen, jedoch sollte man bei jüngeren Kindern doch lieber ein
gemeinsames Lesen in Betracht ziehen. In jedem Fall bietet dieses Buch
eine empfehlenswerte und kindgerechte Zeitreise in einen Teil der
deutschen Geschichte, den viele lieber vergessen würden, der aber
niemals vergessen werden darf.