Sonntag, 31. Dezember 2017

BlogPost Nr. 112: Zusammenfassung der Beiträge im Dezember 2017


Der letzte Monat in diesem Jahr klang leise aus. Einige Beiträge sind zusammengekommen, doch nicht jeder konnte so viel schreiben, wie er vielleicht gewollt hätte. Es gibt Zeiten im Leben, die fordern andere Aufmerksamkeiten. Aber das Interesse an dem Blog ist ungebrochen. Im kommenden Jahr starten wir also wieder durch! 

Wir wünschen allen unseren Lesern ein wundervolles neues Jahr, voller Farbe und Sonnenschein und mit ausreichend Energie und Zuversicht, um auch die Hürden des Lebens zu meistern. Wir lesen uns!





Wie gewohnt gab es zu Beginn des Monats wieder zwei BlogPosts - Nr.109 zeigte die Zusammenfassung unserer Beiträge im Vormonat, Nr. 110 präsentierte unsere Neuerwerbungen im November.
 

Anne präsentierte als erstes eine Buchbesprechung von ZUCKERSAND von Jochen Schmidt. Beboachtungen, Aufzeichnungen, Erinnerungen - das Bewahren einer Kindheit, scharf und genau in seinen Schilderungen, jedoch auch poetisch durchsetzt. Ein leiser Roman, der die Welt mit Kinderaugen sehen lässt und eigene Erinnerungen wachzurufen vermag. Anne hat er gefallen...


DER DRITTE MANN ist eigentilch ein Filmklassiker, und Anne war sehr erstaunt zu erfahren, dass es hierzu auch eine Romanvorlage von Graham Greene gibt. Sie hatte das Glück, das Buch als besonders schöne Ausgabe von der Edition Büchergilde zu bekommen. Die zahlreichen Illustrationen von Annika Siems machen diese liebevoll gestaltete Ausgabe zu einem besonderen Schmuckstück. Tatsache ist: beides lohnt sich - der Film ebenso wie der Roman selbst, findet Anne. Und diese Lektüre war eines ihrer Jahres-Highlights!


Und noch ein Buch, das Anne begeistern konnte! DUNKLE GEBETE von Sharon Bolton ist der erste Band der Reihe um die Ermittlerin Lacey Flint - und dieser Thriller hat wirklich die seltene Höchstwertung von Anne bekommen... Hier wird alles geboten, was von einem Buch dieses Genres erwart wird: ein intelligenter Plot, Spannung, interessante Charaktere, überraschende Wendungen, Wissenswertes und Humor. Für Fans dieses Genres einfach nur empfehlenswert und ganz sicher nicht Annes letztes Buch aus dieser Reihe!


Passend zur Adventszeit hat Anne dann HERR MOZART FEIERT WEIHNACHTEN gelesen. Dieses Mal widmet sich die Autorin eher weniger den überlieferten Verschrobenheiten Mozarts, seinen spontanen Einfällen und der sprudelnden Atemlosigkeit seines genialen Geistes. Hier geht es eher darum, dem Geheimnis des Weihnachtsfestes auf die Spur zu kommen. Wie alles andere auch, hat sich der Charakter des heiligen Festes im Laufe der Jahrhundert enorm gewandelt, und auch hier kommt Mozart nicht mehr hinterher. Wieder hat Eva Baronsky eine wundervolle Mischung geschaffen aus amüsanten Szenen, charmanten Begegnungen, behutsamen Denkanstößen und berührenden Passagen - für Anne an keiner Stelle überzogen, was ihr sehr gut gefallen hat. Durch seinen Charme, seine Lebensklugheit, seinen Witz und nicht zuletzt durch die Musik gelingt es Mozart, dass das Weihnachtsfest für alle eine gelungenes wird - und verabschiedet sich, ganz Connaisseur, als es am schönsten ist. Eine Begegnung mit dem Zeitreisenden Mozart, die Anne einmal mehr mit einem Lächeln zurücklässt...


Zwischendurch darf es ruhig auch mal etwas Amüsantes sein. So hat Anne mit LEPRA-GRUPPE HAT SICH AUFGELÖST von Ralf Heimann & Jörg Homering-Elsner ein Buch über Perlen des Lokaljournalismus gelesen. Anna hat hier oft geschmunzelt oder gelacht, und insgesamt ist dies eine sehr unterhaltsame Sammlung von Stilblüten im Blätterwald. Die ideale Klolektüre oder auch sonst gut geeignet für ein paar amüsante Seiten für zwischendurch...


Auch der zweite Roman der südkoreanischen Autorin Han Kang konnte Anne überzeugen. MENSCHENWERK erzählt von dem Massaker der Militärdiktatur gegen die friedlichen Demonstranten des Studentenprotests im Jahr 1980 und von dessen Folgen. Insgesamt ist dieser Roman ein Werk von ungeheurer atmosphärischer Dichte, das einen gnadenlosen Blick auf das Wesen 'Mensch' gewährt. Er verdeutlicht, dass der Mensch sowohl zu der ihm innewohnenden Gutherzigkeit als auch zu der ihm ebenso innewohnenden Gewaltbereitschaft getrieben werden kann und bietet damit auch eine nahezu philosophische Auseinandersetzung mit der Frage nach dem 'Menschsein' und der 'Menschlichkeit'. Beeindruckend!


Auch Lyrisches findet hier im Blog immer wieder einmal seinen Platz. Mit MEINE HAND präsentierte Anne eine eigene Kreation, etwas Persönliches, etwas vom Ich zum Du. Aus gegebenem Anlass...








Und nun geht es auf ins neue Jahr! Alles Gute!


BlogPost Nr. 111: Unsere Neuerwerbungen im Dezember 2017



Mindestens zu Weihnachten gibt es doch immer neue Bücher. Oder doch nicht? Schaut selbst...




KaratekaDD

Mit welcher "Serie" begann eigentlich mein Bücherleben? Da das ist einfach: Die Söhne der Großen Bärin von Liselotte Welskopf-Henrich. Neu aufgelegt im Palisander-Verlag. Damit hat der Verlag es geschaft, das gesamte Werk der Autorin zu vereinen. Diese neue sechsbändige Ausgabe ist nun die sechste Ausgabe in einem besonderen Regal. Warum dies nun sein musste, liegt an vielerlei Dingen. Die kann man nachlesen, wenn man den Links folgt.





Heute, so ungefähr 47 Jahre nach dem "Erstkonsum" der BÄRENSÖHNE ist es in diesem Jahr eine andere Serie, die mich in ihren Bann gezogen hat. Ich schreibe hier von George R.R. Martins DAS LIED VON EIS UND FEUER auch bekannt als GAME OF THRONES. Dazu habe ich hier schon mal was geschrieben und hier auch. Nun bekam ich den ersten Band der Vorgeschichte geschenkt. DER HECKENRITTER VON WESTEROS - Das Urteil der Sieben. Spielt 100 Jahre vorher. Bin durchaus gespannt, wobei ich nun schon parallel lese und höre, Band 11 der Hörbücher von GoT läuft auf langen Autofahrten bereits.




Dr Abbel und de Nuss

Ä Abbel hing am Weihnachtsboom
un dachte in sein Griebse:
de goldche Nuss am Zweich da ohm,
das wär mei Fall. Ich liebse.
De gleene Nuss war ihrerseits
dem Äbbel och gewoochen.
Un so hat jeder dorch sein Reiz
dn andern angezoochen.
So dreimten beede vor sich hin
un winschten bloß das eene:
ämal im gleichen Maachen drin
zu schdärm. Ach wär das scheene.

( Lene Voigt, sächsische Mundartdichterin)


Wer wenn nicht Tom Pauls ist heute berufen, eine Hommage an Lene Voigt zu verfassen. Man google nur einmal nach "Ilse Bähnert"...


"Die wirklich ganze Wahrheit über die lustigste Frau Sachsens..." 
Ob das stimmt wäre noch zu hinterfragen, es ist ja nicht ihr erstes Buch. 
Aber ein Besuch einer Kabarett-Veranstaltung mit Katrin Weber steht noch aus. 

Wenn sie sich total "flätzsch" und daneben benimmt, nur um im nächsten Moment als vornehme Dame wieder auf der Bühne zu erscheinen, das ist auf jeden Fall wert, gesehen zu werden.

Auf jeden Fall: Sie werden lachen.







Anne Parden


Über eine Leserunde bei Lovelybooks erreichte mich dieses eBook, worüber ich mich sehr freue!

Jede Minute ist ein halbes Leben, wenn man auf den Frieden wartet. Theo zählt Sekunden oder Leichen, jahrelang. Bis Mathilda in sein Leben tritt und ihm die Wartezeit verkürzt, ihm Zeit und Aufmerksamkeit schenkt und ihm das Gefühl gibt, noch etwas wert zu sein. Mathilda ist von der ersten Minute an von diesem besonderen, gebrochenen Mann fasziniert. Gemeinsam leben sie ein halbes Leben, Theo im Krieg, Mathilda im Frieden. Der Frieden ist so nah, nur einen Schritt entfernt – und trotzdem erreicht er Theo nicht. Manchmal verzweifelt sie. Manchmal erfreut sie sich an dem kleinen Glück, an der Illusion des Friedens. Und immer sehnt sie sich nach mehr.


Ebenfalls über eine Leserunde bei Lovelybooks erhielt ich dieses Buch, worauf ich schon sehr gespannt bin!

Seit dem Tod seiner Frau ist Tom nicht mehr derselbe. Er schafft es weder, sich um seine Mädchen, noch um den täglich chaotischer werdenden Familienalltag zu kümmern. Zum Glück gibt es Linda, Toms Schwiegermutter, die einspringt und die Fäden zusammenhält. Doch die Mädchen brauchen ihren Vater mehr denn je, und so trifft Linda eine radikale Entscheidung: Sie fährt nach Australien, Rückkehr ungewiss. Allein auf sich gestellt, bleibt Tom nichts anderes übrig, als sich seiner Trauer zu stellen und seine Familie zu retten. Und so stürzen sich Tom, Evie und Lola gemeinsam ins Abenteuer zu dritt – Stolperfallen und emotionale Achterbahnfahrten inklusive.


Und noch eine weitere Leserunde bei Lovelybooks beglückte mich mit einem Leseexemplar, wofür ich herzlich danke!

Hin und wieder gelingen Herrn Jakob kleine Fluchten aus seinem Leben als Bibliothekar und Berufspendler. Doch die zunehmenden Anforderungen des Alltags und eine als bedrohlich empfundene Hektik wecken in ihm eine immer stärkere Sehnsucht nach Ruhe. Die Gespräche mit einem Huhn bringen ihn endgültig dazu, sich nicht länger gegen sein Bedürfnis zu wehren: Herr Jakob beschließt zu schlafen. Traum und Wirklichkeit verschränken sich allmählich, und Herr Jakob muss sich fragen, ob seine Traumwelt weniger wahr ist als die sogenannte Realität...


Whatchareadin hat auf der Frankfurter Buchmesse die Kontakte zu den Verlagen intensiviert. Der Diogenes Verlag zeigte sich bereit, ein gewisses Kontingent an Büchern an die Leser dieser Plattform zu vergeben, worüber ich mich sehr freue! Dieses Buch darf ich daher im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen!

Die Geschichte der Liebe zwischen einer Frau, die gegen die Vorurteile ihrer Zeit kämpft, und einem Mann, der sich mit afrikanischen und arktischen Eskapaden an die Träume seiner Zeit von Größe und Macht verliert. Erst im Scheitern wird er mit der Realität konfrontiert – wie viele seines Volks und seiner Zeit. Die Frau bleibt ihm ihr Leben lang verbunden, in Gedanken, Briefen und einem großen Aufbegehren.


Und tatsächlich erhielt ich auch ein Buch als Weihnachtsgeschenk. Und was für eines! Hier sieht das Cover eher unscheinbar aus, aber die illustrierte Ausgabe mit zahlreichen Bildern von Jim Kay ist einfach wieder wunderschön. Ein Schmuckstück im Regal!

Harry ist mittlerweile im dritten Jahr auf der Zauberschule. Er ist so froh wie nie, als die Schule endlich wieder beginnt, denn wieder musste er seine Ferien bei den schrecklichen Dursleys verbringen. Und dann kommt auch noch die fürchterliche Tante Magda zu Besuch! Einfach obergrässlich. Aus Versehen lässt er sie mit einem kleinen Schwebezauber an die Decke abheben. Eigentlich bricht er damit eine Regel der Zauberer. Aber Harry droht kein Schulverweis, denn das Zauberministerium schützt ihn, da man vermutet, der gefürchtete Verbrecher Sirius Black -- aus dem gut bewachten Gefängnis Askaban entkommen -- ist hinter Harry her. Harry rätselt, was Black mit ihm zu schaffen hat. Bei einem nächtlichen Gespräch erfährt er, dass dieser am Tod seiner Eltern beteiligt war.


Einen kleinen Gedichtband passend zur Jahreszeit erhielt ich dann auch als  Weihnachtspräsent, wofür ich herzlich danke.

Der echte rote Faden ist das Markenzeichen dieser ausgefallenen Geschenkbuchreihe. Mit stimmungsvollen Gedichten, gepflegtem Design und edlem Papier ist dieses von Hand gebundene Buch ein liebevolles und zugleich preiswertes Geschenk zum Weihnachtsfest.



Fast ein Weihnachtsgeschenk war auch dieses Buch hier, das ich im Rahmen einer 'Adventskalenderaktion' bei Was liest du? gewonnen habe... Darüber freue ich mich sehr!

Philipp Kuhn schluckt Refluxtabletten und verkauft Sicherheitstüren. Er ist nicht unzufrieden, aber glücklich ist er auch nicht. Bis er überraschend die Chance bekommt auf das richtige Leben. Es heißt Myriam. Und Kuhn macht ernst, opfert alles. Die Frau, den Job, alle Sicherheiten. Doch es kommt anders. Myriam verschwindet im Gewühl der Stadt. Und je länger die Suche andauert, desto weiter scheint Kuhn sich zu entfernen, nicht nur von Myriam, auch von sich selbst. Wer hier schlief ist eine moderne Odyssee, bei der Kuhn alles aufs Spiel setzen muss: seine Liebe, seine Gesundheit, seine Existenz..


Und ein Rezensionsexemplar vom Liebeskind Verlag erreichte mich noch kurz vor Jahresende. Hierfür sage ich schon einmal herzlichen Dank!

Ein kleines Dorf in Mittelengland. Die dreizehnjährige Rebecca Shaw, die hier mit ihren Eltern die Weihnachtsferien verbringt, kehrt von einer Moorwanderung nicht zurück. Die Polizei leitet umgehend eine großangelegte Suchaktion ein. Ein Hubschrauber wird eingesetzt, Beamte durchkämmen die Gegend, Taucher kontrollieren die umliegenden Speicherseen. Auch die Dorfbewohner beteiligen sich an der Suche. Die Presse erfährt vom Verschwinden des Mädchens und schickt Reporter vor Ort. Bald schon fürchten alle Beteiligten das Schlimmste, und die Leute im Dorf müssen einen Weg finden, im Schatten der Ereignisse ihren Alltag zu bewältigen … Mit großer Virtuosität und untergründiger Spannung erzählt Jon McGregor, wie Menschen mit einer Tragödie umgehen, die sie aus nächster Nähe miterleben, und was von dieser Tragödie den Wandel der Zeit überdauert. Denn die Ungewissheit bleibt. Auch wenn die Jahre vergehen.






TinSoldier

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Mittwoch, 20. Dezember 2017

Meine Hand



Meine Hand


Zitternd der Schritt,
die Gesichter aschfahl
ein Urteil so hart -
meine Hand

Tränen und Angst
stark für den anderen
die Endlichkeit rückt nah -
meine Hand

Schwer sind die Beine
gehn der Wahrheit entgegen
Verschwommen der Blick -
meine Hand

Ich bin da
meine Schulter, mein Arm
ein Abschied, unausweichlich -
meine Hand

Du bist nicht allein.


© Parden  

Sonntag, 17. Dezember 2017

Kang, Han: Menschenwerk


Ein Junge ist gestorben, und die Hinterbliebenen müssen weiterleben. Doch was ist ihnen ihr Leben noch wert? Han Kang beschreibt in ihrem neuen Roman, wie dehnbar die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit sind. Ein höchst mutiges Buch und ein brennender Aufruf gegen jede Art von Gewalt.

(Klappentext Aufbau Verlag)

  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
  • Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (15. September 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung:  Ki-Hyang Lee
  • ISBN-10: 3351036833
  • ISBN-13: 978-3351036836
  • Originaltitel: Sonyeoni onda










WAS IST MENSCHLICHKEIT UND WIE LÄSST SIE SICH BEWAHREN?


Gwangju-Aufstand: Soldaten feuern in die flüchtenden Demonstranten

In ihrem neuen Roman führt die südkoreanische Schriftstellerin ("Die Vegetarierin") den Leser zurück in die jüngere Vergangenheit Koreas. Im Jahr 1980 kam es in der Stadt Gwangju zu friedlichen Studentenprotesten gegen die Militärdiktatur. Diese Proteste wurden von der Militärregierung mit einem brutalen Massaker zerschlagen: der damalige südkoreanische Militärmachthaber Chun Doo-Hwan ließ seine Truppen wahllos in die Menge schießen. Als sich in den darauf folgenden Tagen die Bevölkerung der Stadt mit den Studenten solidarisierte, wurde die Mehrzahl der Demonstranten ermordet.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht der der 15-jährige Schüler Dong Ho, der mit einem gleichaltrigen Freund in einen Demonstrationszug gerät, wobei dieser erschossen wird. Dong Ho hilft später, die Getöteten zu bergen und in eine Schule zu bringen, wo sie von Verwandten identifiziert werden können. Schließlich stirbt auch Dong Ho, als die Soldaten die Schule stürmen. In Rückblicken wird von den Überlebenden des Massakers berichtet, von den Erlebnissen während der brutalen Ereignisse, aber auch von den Folgejahren. Traumatisierungen durch Haft und Folter, soziale Entfremdung und Einsamkeit, Depression und Schuldgefühle ziehen sich durch die Generationen. Eine Dokumentation der Gewalt und der Unmöglichkeit, normal weiterzuleben.

 
"Ich kämpfe gegen die Schande, überlebt zu haben und immer noch am Leben zu sein. Ich kämpfe gegen die Tatsache, dass ich ein Mensch bin."

 
In jedem Kapitel kommen andere Menschen zu Wort, die dieses Massaker miterlebten. Jeder Zeitzeuge erzählt seine Geschichte - sachlich oft im Stil, die Sätze meist kurz gehalten. Hinzu kommt, dass die Erzählenden oft mit jemandem sprechen, den sie als 'Du' bezeichnen: einem Toten, einem Überlebenden, einem Vermissten. Dadurch schafft Han Kang für den Leser eine Distanz zum Geschehen, die durch die akribische und detaillierte Art der Schilderung der Gewalttaten und ihrer Folgen jedoch aufgeweicht wird. Hier wird die existenzielle Gewalterfahrung auf eine derart eindringliche Weise vermittelt, dass man meint, unmittelbar am Schauplatz unmenschlichen Geschehens, nahezu Augenzeuge der Vorgänge zu sein. Die einzelnen Geschichten greifen zunehmend ineinander und verdichten sich zu einem Ganzen, das den Leser an den Rand des Erträglichen führt. Doch Han Kang schafft auch sinnliche, stille, poetische und zeitweise surreale Bilder wie beispielsweise den Monolog einer Seele, die sich vergeblich bemüht, sich von ihrem verwesenden Körper auf einem Leichenhaufen zu lösen.

Der Epilog verrät, dass die Autorin selbst aus Gwangju stammt, und dass  ihre Eltern vor dem Umzug nach Seoul ihr Haus an die Familie von Dong Ho verkauft haben. Der Hauptcharakter des Buches ist also eine reale Figur, die zum Auslöser für den Roman wurde. Dabei schaut Han Kang in ihrem Resümee nicht nur nach Südkorea, sondern auch über den Tellerrand, und auch dem Leser dürfte klar sein, dass derlei Geschehnisse in der Weltgeschichte kein Einzelfall sind. Insofern gewinnt der Titel 'Menschenwerk' tatsächlich eine übergreifende Bedeutung.

Insgesamt ist dieser Roman ein Werk von ungeheurer atmosphärischer Dichte, das einen gnadenlosen Blick auf das Wesen 'Mensch' gewährt. Er verdeutlicht, dass der Mensch sowohl zu der ihm innewohnenden Gutherzigkeit als auch zu der ihm ebenso innewohnenden Gewaltbereitschaft getrieben werden kann und bietet damit auch eine nahezu philosophische Auseinandersetzung mit der Frage nach dem 'Menschsein' und der 'Menschlichkeit'.

Wieder einmal ein beeindruckender Roman der Südkoreanerin!

© Parden












Der Aufbau Verlag schreibt über die Autorin:

Han Kang wurde in Gwangju, Südkorea, geboren. 1993 debütierte sie als Dichterin, ihr erster Roman erschien 1994. Für ihr literarisches Schreiben wurde sie mit dem Yi- Sang-Literaturpreis, den Today’s Young Artist Award und dem Manhae Literaturpreis ausgezeichnet. Derzeit lehrt sie kreatives Schreiben am Kulturinstitut Seoul.

übernommen vom Aufbau Verlag


Freitag, 15. Dezember 2017

Heimann, Ralf & Homering-Elsner, Jörg: Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst


Wer den Lokalteil seiner Zeitung liest, erfährt oft die unglaublichsten Geschichten: Es gibt einen Tag der offenen Tür im Gefängnis, ein Beinamputierter ist wieder auf freiem Fuß, der Schwerhörigkeits-Vortrag wird wiederholt und die Polizei findet eine Leiche auf dem Friedhof. Was klingt wie Meldungen aus Absurdistan, hat so tatsächlich in der Zeitung gestanden. Ralf Heimann und Jörg Homering- Elsner sammeln lustige »Perlen des Lokaljournalismus« aus ganz Deutschland und haben schon über 170.000 Facebook-Fans. In diesem durchgängig vierfarbig illustrierten Buch werden die komischsten Ausrutscher und verunglückten Schlagzeilen versammelt – ein Buch zum pausenlosen Kopfschütteln und Lachen, das nicht nur Zeitungsleser amüsiert!

(Klappentext Verlagsgruppe Random House)

  • Taschenbuch: 192 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag (8. September 2015)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453603621
  • ISBN-13: 978-3453603622











PERLEN DES LOKALJOURNALISMUS...



Seit Jahren schon sammeln die Autoren kuriose Zeitungsartikel. Immer wenn sie dachten, jetzt kann eigentlich nichts Neues mehr kommen, wurden sie eines Besseren belehrt. Dieses Buch lebt von Fehlern, und Fehler sind menschlich. Menschlich ist aber auch die Schadenfreude, und was liegt also näher, als sich über dieses Panoptikum an kuriosen Zeitungsmeldungen herrlich zu amüsieren. Meinen Humor hat diese Sammlung jedenfalls getroffen!

Verblüffende Ereignisse ('Drei Tote sterben bei Schießerei in Belgien' oder 'SuS 2 schlägt Rodde 1:1') sorgen hier ebenso für Heiterkeit wie unglückliche Formulierungen ('Hohe Duchfallquote bei Köchen' oder 'Kondomautomat mit Ständer geklaut'). An der Allgemeinbildung mancher Journalisten muss ebenso gezweifelt werden ('Johann Wolfgang von Goethe (...) Amerikanischer Schauspieler') wie an der Fähigkeit zur sachlichen Berichterstattung ('Der Partie kommt keinerlei Bedeutung zu und sie ist überflüssig wie ein Kropf'). Rechenkünste gehören auch nicht gerade zur Stärke mancher Schreiberlinge ('Ein möglicher Käufer des Flughafens (...) muss eine hohe zweistellige Summe auf den Tisch legen'). Und manchen Journalisten sei gar Nachhilfe in Grammatik ('Österreich frierte in der Früh bei nur 3 Grad') oder in Rechtschreibung ('Kleine Gespenster spucken im Kino') anempfohlen.

Sehr unterhaltsam sind die gefundenen Artikel mit Oxymora oder Paradoxien wie 'Veganes Sommerfest im Schlachthof', 'Obdachloser lag zwei Jahre tot in seiner Wohnung' oder 'Viele EHEC-Tote werden nicht mehr ganz gesund'. Manche Beiträge können es nur durch das Sommerloch in die Zeitung geschafft haben: 'Unfall: Zwei Frauen fallen vom Stuhl' oder 'Schirm gefunden (...) kann beim Ortsbürgermeister abgeholt werden'. Aber ein ganz besonderes Vergnügen waren für mich die Artikel, wo die Bilder so gar nicht zur Überschrift passen wollten, wie z.B. 'Viele Freunde getroffen' und darunter ein Bild von Menschen, die mit einer Armbrust schießen oder 'Pferdetourismus in Planung' und darüber ein Foto mit Schafen.

Tatsächlich habe ich bei der Lektüre des Buches oft geschmunzelt oder gelacht, und insgesamt ist dies eine sehr unterhaltsame Sammlung von Stilblüten im Blätterwald. Die ideale Klolektüre oder auch sonst gut geeignet für ein paar amüsante Seiten für zwischendurch...


© Parden









Die Verlagsgruppe Random House schreibt über die Autoren:

Ralf Heimann (geb. 1977) ist Journalist und Autor. Zuletzt erschien von ihm „Hier ist alles Banane - Erich Honeckers geheime Tagebücher“. Das Medium Magazin wählte ihn im Jahr 2015 in der Kategorie Unterhaltung unter die zehn Journalisten des Jahres. Unter anderem arbeitet er für das SZ-Magazin, den Stern und das Kindermagazin ZEIT LEO.

übernommen von der Verlagsgruppe Random House


Jörg Homering-Elsner (geb. 1967) ist Journalist und arbeitet als Lokalredakteur bei einer Tageszeitung im Münsterland. Seit Jahren sammelt er verunglückte und kuriose Nachrichten aus deutschsprachigen Zeitungen und veröffentlicht sie auf seinen Facebook-Seiten „Perlen des Lokaljournalismus“ und „Kurioses aus der Presseschau“. Bei der Wahl in Berlin zum „Blogger des Jahres“ wurde seine Perlen-Seite, die mittlerweile eine Viertelmillion Fans hat, zum „Besten Medien-Blog 2015“ gewählt.

übernommen von der Verlagsgruppe Random House


Mittwoch, 13. Dezember 2017

Baronsky, Eva: Herr Mozart feiert Weihnachten


Der Mann erinnert sich nur, als Wolfgang Amadé Mozart auf dem Sterbebett gelegen zu haben. Am nächsten Morgen ist er – 200 Jahre später, wie sich herausstellt – im modernen Wien aufgewacht. Zwar hat er begonnen, sich dort zurechtzufinden, aber er ist einsam. Heiligabend muss er sich am Stephansdom mit der Geige ein paar Cent erspielen. Als ihn ein kleines Mädchen für den Weihnachtsmann hält und mit nach Hause nimmt, wird er in ein neues verwirrendes Abenteuer verwickelt.

(Klappentext Aufbau Verlag)

  • Taschenbuch: 160 Seiten
  • Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1 (15. September 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3746633788
  • ISBN-13: 978-3746633787









HERR MOZART UND DER ZAUBER DER WEIHNACHT...



Ungefähr ein Jahr ist es her, dass ich 'Herr Mozart wacht auf' gelesen habe - ein Buch wie eine Umarmung, so habe ich es seinerzeit empfunden. Sehr erfreut war ich daher, als ich sah, dass es nun offenbar erneut ein Abenteuer mit Herrn Mozart gab. Nun ist es auch schon wieder gelesen - und erneut konnte mich das in das falsche Jahrhundert versetzte Musikgenie bezaubern. Schmaler das Buch, auch weniger Tiefe die Erzählung - und doch, und doch...

Dieses Mal widmet sich die Autorin eher weniger den überlieferten Verschrobenheiten Mozarts, seinen spontanen Einfällen und der sprudelnden Atemlosigkeit seines genialen Geistes. Hier geht es eher darum, dem Geheimnis des Weihnachtsfestes auf die Spur zu kommen. Wie alles andere auch, hat sich der Charakter des heiligen Festes im Laufe der Jahrhundert enorm gewandelt, und auch hier kommt Mozart nicht mehr hinterher.


"Die Menschen, die über den Platz eilten, erschienen ihm wie immer schneller Gejagte, zu keinem Moment des Innehaltens und der Muße fähig. Und selbst jene, die scheinbar müßig zwischen den Buden standen und Becher mit Punsch in den Händen hielten, waren von einer Unruhe oder gar Erregung erfasst, aus der er nicht schlau wurde, die aber etwas mit dem Weihnachtsfest zu tun haben musste. Unaufhörlich wünschte man sich frohe Weihnachten oder ein frohes Fest, als müsse man sich stets aufs Neue des Festes vergewissern, ja, als liefe man gar Gefahr, es ansonsten zu vergessen. Dabei wurde er den Eindruck nicht los, dass all die Aufregung längst um ihrer selbst willen geschah: Alles lärmte, doch keiner schien mehr zu wissen, warum." (S. 37)


W.A. Mozart
Als die kleine Karoline ihn versehentlich für den Weihnachtsmann hält, nimmt der Heiligabend für Mozart einen unerwarteten Verlauf. Statt hungrig und einsam in der kleinen Wohnung seines Freundes zu sitzen, findet er sich plötzlich in einem Familienfest wieder. Natürlich kommt es auchdabei erneut zu allerlei Verwirrungen, weil einer des anderen Verhalten nicht so recht einordnen kann und es so zu zahlreichen Missverständnissen kommt, aber Mozart versteht es dann einfach, mit Hilfe seiner Musik die Unruhe in der Familie zu bändigen, sie aufeinander zuzuführen - und plötzlich auf das Wesentliche des Festes zu stoßen, an das er schon nicht mehr geglaubt hat.

Wieder hat Eva Baronsky eine wundervolle Mischung geschaffen aus amüsanten Szenen, charmanten Begegnungen, behutsamen Denkanstößen und berührenden Passagen - für mich an keiner Stelle überzogen, was mir sehr gut gefallen hat. Durch seinen Charme, seine Lebensklugheit, seinen Witz und nicht zuletzt durch die Musik gelingt es Mozart, dass das Weihnachtsfest für alle eine gelungenes wird - und verabschiedet sich, ganz Connaisseur, als es am schönsten ist.

Eine Begegnung mit dem Zeitreisenden Mozart, die mich einmal mehr mit einem Lächeln zurücklässt...

© Parden










Der Aufbau Verlag schreibt über die Autorin:

Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren überraschenden und sehr erfolgreichen Debütroman „Herr Mozart wacht auf“ (2009) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe. Nach „Magnolienschlaf“ (2011) erschien 2015 ihr dritter Roman „Manchmal rot“.

übernommen vom Aufbau Verlag

Sonntag, 10. Dezember 2017

Bolton, Sharon: Dunkle Gebete


DC Lacey Flint ist eine junge Londoner Ermittlerin mit undurchsichtiger Vergangenheit und einem morbiden Interesse an Serienkillern. Mit einem echten Mord hatte sie bisher allerdings nie zu tun – bis eine blutende Frau an der Tür ihres Autos lehnt und in Laceys Armen stirbt. Lacey wird zunächst nur als Zeugin vernommen, doch als sich der Täter in einem blutigen Bekennerbrief unmissverständlich an sie wendet, gibt es kein Zweifel, dass Lacey in dem Fall eine ganz besondere Rolle spielt. Unversehens findet sie sich im Mittelpunkt einer Mordserie, die in irgendeinem Zusammenhang mit ihrer Vergangenheit stehen muss. Doch wie findet man einen Killer, der sich einen nie gefassten Serienmörder zum Vorbild genommen hat?

(Klappentext Verlagsgruppe Random House)

  • Taschenbuch: 512 Seiten
  • Verlag: Goldmann Verlag (17. Juni 2013)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger
  • ISBN-10: 3442479428
  • ISBN-13: 978-3442479429
  • Originaltitel: Now You See Me
  • Reihe: Lacey Flint (Band 1)










JACK THE RIPPER IS BACK...



Wow, was für ein Thriller. Hier stellt der im Grunde beeindruckende Umfang (immerhin 512 Seiten) kein Hindernis dar, sondern ein Vergnügen. Denn eigentlich will man hier immer nur eines, nämlich weiterlesen. Sharon Bolton präsentiert mit dem ersten Band um die Ermittlerin Lacey Flint gleich einen überaus spannenden Thriller, der von Geheimnissen und Überraschungen lebt und sich ganz nebenher mit dem Mythos von Jack the Ripper befasst. Denn die Morde, die hier begangen werden, ähneln auffallend exakt denjenigen, die seinerzeit der legendäre Serienkiller beging.

Erzählt wird hier aus der Ich-Perspektive von Lacey Flint, und der Leser bekommt früh den Eindruck, dass die Ermittlerin nicht mit offenen Karten spielt. Zu deutlich ist, dass sie einiges zu verbergen scheint, doch was das mit den aktuellen Fällen zu tun haben soll, ist keineswegs klar. Man bekommt auch kaum wirklich Gelegenheit, darüber nachzudenken, da sich die Ereignisse immer wieder überschlagen und der Druck auf die Polizei steigt. Bestialische Morde ohne ein erkennbares Motiv oder auch nur einen sichtbaren Zusammenhang zwischen den Opfern halten die Ermittler und den Leser in Atem.

Im Rahmen der Ermittlungen präsentiert Lacey Flint den Kollegen vieles zu den Hintergründen der brutalen Taten von Jack the Ripper, der nie gefasst werden konnte. Die junge Ermittlerin sich hat bereits in ihrer Jugend intensiv mit diesem Mythos befasst und im Grunde alles dazu gelesen, was dazu veröffentlicht wurde. Dementsprechend gilt sie unter ihren Kollegen rasch als Expertin der Fälle des legendären Serienmörders. Auch für mich als Leserin offenbarten sich hier zahlreiche unbekannte Details und manch eine überraschende Theorie. Dies fand ich neben dem eigentlichen Fall ungemein spannend und interessant.

Lacey selbst ist ein überaus vielschichtiger, undurchschaubarer Charakter. Einerseits stürzt sie sich regelmäßig ins Nachtleben, geht andererseits aber jedem privaten Treffen unter Kollegen aus dem Weg. Obschon sie recht lebenslustig wirkt, hat sie kaum Freunde und lässt niemanden näher an sich heran. Privat stylt sie sich auf, betont ihre Figur sowie ihr gutes Aussehen, im Dienst gibt sie sich eher wie eine graue Maus, und ihre Dienstkleidung ist mindestens eine Nummer zu groß gewählt. Ein zumindest zwiespältiger jedoch auch liebenswerter Charakter, und durch diese Gegensätzlichkeiten fällt es bis zum Schluss schwer, Lacey wirklich einzuschätzen.

Neben Lacey Flint ist noch DI Dana Tulloch von Bedeutung, die die Ermittlung leitet, und vor allem DI Mark Joesbury. Dieser erfahrene Ermittler reagiert als einziger skeptisch auf den Einsatz von Lacey, in deren Armen immerhin das erste Opfer starb. Joesbury teilt das Gefühl des Lesers, dass mit Lacey irgendetwas nicht stimmt, und tatsächlich zieht der Täter seine Kreise immer wieder auch um die junge Ermittlerin. Das Misstrauen Marks wird allerdings immer wieder aufgeweicht, zumal Lacey mehr als einmal in brenzlige Situationen gerät und sich dabei selten einmal schont. Dann zeigt sich Joesbury verständnisvoll und mitfühlend, und eine gewisse Anziehung zwischen den beiden ist immer wieder nahezu greifbar, auch wenn dieser Aspekt hier nicht dominiert.

Der Thriller ist von der ersten Seite an spannend und erweist sich als zunehmend komplex, so dass der Nervenkitzel garantiert ist. Dazu trägt der flüssige, bildhafte und fesselnde Schreibstil sicherlich bei, der zusammen mit einigen Cliffhangern dafür sorgt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Immer wieder gibt es unerwartete Wendungen, und bis zum Schluss ist garantiert, dass immer noch Überraschendes zutage tritt. Was mich ebenfalls für den Thriller eingenommen hat, ist die Tatsache, dass hier auch der Humor nicht zu kurz kommt. Immer wieder musste ich unvermittelt losprusten, bevor die Spannung mich wieder in Beschlag nahm. Alles in allem eine gelungene Mischung.

Langer Rede kurzer Sinn: dieser Thiller bietet alles, was ich von einem Buch dieses Genres erwarte. Einen intelligenten Plot, Spannung, interessante Charaktere, überraschende Wendungen, Wissenswertes und Humor. Glücklicherweise ist dies erst der erste Band der Reihe um Lacey Flint, und ganz sicher werde ich nach den weiteren Folgen Ausschau halten.

Für Fans dieses Genres einfach nur empfehlenswert!


© Parden







DIE LACEY-FLINT-REIHE BISHER

  • 1. Dunkle Gebete Lacey Flint 1
  • 2. Dead End Lacey Flint 2
  • 3. Ihr Blut so rein Lacey Flint 3
  • 4. Schwarze Strömung Lacey Flint 4










Die Verlagsgruppe Random House schreibt über die Autorin:

Sharon Bolton wurde im englischen Lancashire geboren, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. „Todesopfer“, ihr erster Roman, wurde von Lesern und Presse begeistert gefeiert und machte die Autorin über Nacht zum neuen Star unter den britischen Spannungsautorinnen. Ihrem ersten Triumph folgten mittlerweile acht weitere Thriller – darunter vier mit der grandiosen Ermittlerin Lacey Flint –, in denen Sharon Bolton ihr brillantes Können immer wieder unter Beweis stellte. Sie wurde bereits für zahlreiche Krimipreise nominiert und für "Schlangenhaus" mit dem Mary Higgins Clark Award ausgezeichnet sowie mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Oxford.

übernommen von der Verlagsgruppe Random House

Samstag, 9. Dezember 2017

Greene, Graham: Der dritte Mann


Wien 1945. Russen, Amerikaner, Franzosen und Briten haben die zerstörte Stadt besetzt. In den Trümmern blüht der Schwarzmarkt und Rollo Martins steht vor einem Rätsel: War sein Jugendfreund Harry Lime tatsächlich der gewissenlose Kopf einer Schieberbande?

Ein Spiel mit Licht und Schatten – Annika Siems setzt den Kampf um eine alte Freundschaft im Zeichen von Korruption und Verbrechen eindrucksvoll in Szene. In den sepiafarbenen Tuschezeichnungen der Hamburger Künstlerin werden bekannte Wahrzeichen und der Untergrund der österreichischen Hauptstadt zur Kulisse eines düsteren Versteckspiels. Fast hört man beim Betrachten der Seiten das charakteristische Zither-Thema aus dem Film.

Greene selbst betrachtete die Filmversion des britischen Regisseurs Carol Reed aus dem Jahr 1949 als Endfassung seiner Erzählung. Ob auf Leinwand oder als Roman: Der dritte Mann ist ein beispielloses Zeitdokument der Nachkriegsgeschichte. Noch viel stärker als das gleichnamige Drehbuch fasziniert der Roman durch schwarzen Humor und erzählerische Tiefe, die Annika Siems auf den Spuren von Hans Hillmann (Fliegenpapier) eindrucksvoll visualisiert.

(Klappentext Edition Büchergilde)

  • Gebundene Ausgabe: 200 Seiten
  • Verlag: Edition Büchergilde; Auflage: 1 (16. März 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Nikolaus Stangl
  • Illustraionen: Annika Siems
  • ISBN-10: 3864060761
  • ISBN-13: 978-3864060762











EIN BEEINDRUCKENDES ZEITDOKUMENT DER NACHKRIEGSGESCHICHTE...





Den gleichnamigen Filmklassiker aus dem Jahr 1949 werden wohl viele kennen. In ursprünglicher Form und als Novelle aufbereitet wurde die dem Film zugrunde liegende Erzählung 1950 erstmals veröffentlicht. Greene selbst betrachtete die Filmversion des britischen Regisseurs Carol Reed aus dem Jahr 1949 als Endfassung seiner Erzählung.
                             
Die Erzählung spielt im Wien der Nachkriegzeit, unter der Regierung der vier Siegermächte. Trotz der Besetzung durch die Russen, die Amerikaner, die Franzosen und die Briten blüht in Wien der Schwarzmarkt. Unter diesen Gegenbenheiten trifft der wenig erfolgreiche Westernautor Rollo Martins in Österreichs Hauptstadt ein, ohne Geld in der Tasche und auf Einladung seines langjährigen Freundes Harry Lime, der von seinem derzeitigen Engpass erfahren hat und ihm einen Posten anbieten will.

Gleich nach seiner Ankunft erfährt Martins jedoch, dass sein Freund verstorben ist, und kommt gerade noch rechtzeitig zu dessen Beerdigung. Zunächst als Unfall deklariert, tauchen hinsichtlich des Todes von Harry Lime jedoch schon bald Widersprüche in den Zeugenaussagen auf, die Martins misstrauisch werden lassen. Ein Katz- und Mausspiel entspinnt sich alsbald, wobei niemals sicher scheint, wem zu trauen ist und wem nicht. Den Polizeigewalten der verschiedenen Nationen wird hier ebenso Rechnung getragen wie den Tätigkeiten im Untergrund, Freundschaft und Liebe werden ebenso thematisiert wie Korruption, Verrat und Menschlichkeit.

Auch wenn Greene die Erzählung im Grunde nur verfasst hat, um anschließend das Drehbuch schreiben zu können, konnte sie mich doch in vielerlei Hinsicht beeindrucken. So skizziert sie nahezu greifbar die düstere Atmosphäre der Nachkriegszeit, was in dieser ausgesprochen liebevoll gestalteten Ausgabe noch überaus eindrucksvoll unterstrichen wird durch die zahlreichen in Sepia gehaltenen Tuschezeichnungen der Hamburger Künstlerin Annika Siems. Ähnlich wie im Film findet sich in ihren Bildern ein gekonntes Spiel mit Licht und langen Schatten. Zeitweise fühlte ich mich an eine Graphic Novel erinnert, und auch wenn der Vergleich hinkt, nehmen die Illustrationen hier immerhin einen großen Raum ein und unterstreichen die düstere Atmosphäre der Erzählung ganz hervorragend! Hier bilden Text und Zeichnungen eine absolut stimmige Einheit.


Intensiver als im Film wird im Roman auf die Zusammenhänge der Ereignisse mit den spezifischen Bedingungen im Wien der Nachkriegszeit eingegangen, so dass sich mir diese eingängig erschlossen. Dadurch empfand ich diesen Roman nicht nur als eine spannende Erzählung sondern wenigstens genauso als grandioses Zeitdokument der Nachkriegsgeschichte. Während der Film sicher durch eine gelungene Regie und Kameraführung punkten kann, sowie durch seine Besetzung mit Orson Welles und das charakteristische musikalische Thema (das ich übrigens seit Tagen als Ohrwurm nicht mehr loswerde), besticht der Roman durch eine größere erzählerische Tiefe sowie zu meinem Erstaunen auch durch einen immer wieder geschickt pointierten schwarzen Humor. Roman und Film stimmen nicht in allen Punkten überein, und welche Version einem besser gefällt, ist sicher Geschmackssache. Insgesamt fand ich die Erzählung selbst versöhnlicher als den Film.

Tatsache ist: beides lohnt sich - der Film ebenso wie der Roman selbst. Und mit dieser prachtvollen Ausgabe der Editon Büchergilde holt man sich ein wahres Schmuckstück ins Regal. Wer hier alle für meine Verhältnisse ungewöhnlich häufig verwendeten Lobeshymnen zusammenzählt, der ahnt schon: von mir kann es hier nur die Höchstwertung geben...


© Parden









Die Edition Büchergilde schreibt über den Autor:

Graham Greene (1904–1991) zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Sein erster Roman, The Man Within, beschrieb bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Greenes Werk steht. Für The Power and the Glory erhielt er den Hawthorne-Preis. Greene wurde mehrmals als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt.

übernommen von der Edition Büchergilde



Die Edition Büchergilde schreibt über die Illustratorin:

Annika Siems wurde 1984 in der Nähe von Hamburg geboren. Sie studierte Mode und Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg sowie an der École nationale supérieure des arts décoratifs in Paris. Seit ihrem Diplom arbeitet sie als freischaffende Künstlerin, ihre Arbeiten werden international ausgestellt.

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