Freitag, 18. Juli 2025

McCann, Colum: American Mother

 

2021 sitzt Diane Foley, Mutter des 2014 durch den IS enthaupteten US-Journalisten James Foley, im Gefängnis einem Briten namens Alexanda Kotey gegenüber, der sich soeben des Kidnappings, der Folter und der Ermordung ihres Sohnes in Syrien schuldig bekannt hat. Mit dieser ungeheuerlichen Begegnung beginnt American Mother , Colum McCann hat Diane Foley für dieses Erinnerungsbuch seine Stimme geliehen. Gemeinsam lassen sie das Leben des Getöteten Revue passieren und setzen einem Mann ein Denkmal, der als Journalist über die Killing Fields dieser Welt berichtete, angetrieben vom Streben nach Wahrheit. Diane Foley will sich nicht im Hass verlieren, will nicht im Schmerz verharren. Sie kämpft für die Angehörigen von Geiseln, gegen die Trägheit der Institutionen und ruht nicht, bis sie am Ende dem Mörder ihres Kindes ein Eingeständnis entlockt hat – und ihm die Hand reicht. (Verlagsbeschreibung)

DNB / rowohlt / 2024 / ISBN: 978-3-498-00386-9 / 272 Seiten
 
Colum McCann bei Litterae Artesque: Verschwunden 
 

Kurzmeinung: Erst unfassbar emotional, dann zunehmend sachlich-distanziert - die Mutter eines von der IS entführten und enthaupteten Journalisten erzählt...

 

Dienstag, 15. Juli 2025

Goldammer, Frank: BRUCH - Am Abgrund

Was es noch zu sagen gibt.
In vier Jahren vier Bücher über eine Geschichte von vier Monaten. Am 16.08.2022 erschien im Rowohlt – Verlag der erste Band, der von Felix BRUCH und Nicole Schauer erzählte.

Zur Dresdner Kriminalpolizeiinspektion, in die Morduntersuchungskommission wurde vor circa vier Monaten Nicole Schauer versetzt. Die Kriminalhauptkommissarin kam wegen der Liebe nach Dresden, kämpfte zusätzlich mit ihrer Gesundheit, die Liebe blieb auf der Strecke und übrig blieb – BRUCH.

Die beiden ermitteln zunächst an einem dunklen Ort nach einem vermissten Mädchen. An sich fand ich, als „ausgewiesener“ Goldammer Kenner und Fan, die Geschichte gewohnt spannend, aber aus professionellen Gründen hadere ich seit jeher mit Kriminalbeamten, deren Zustand gelinde nur als dienstuntauglich bezeichnet werden kann.

Doch wir lesen hier ja Romane, es kam wie erwartet, der zweite Band, sollte mir hoffentlich Näheres zu Felix Bruch erzählen.

Samstag, 12. Juli 2025

Aitmatow, Tschingis: Djamila


Die Lieblingsbücher der Kat Menschik. Immer mehr davon werden auch zu meinen Lieblingsbüchern. Zuerst waren es die so passend illustrierten Auskopplungen MITTE und MOABIT der Gereon-Rath-Romane von Volker Kutscher, die mir überaus gefielen und wegen denen ich den Lieblingsbüchern der 1968 geborenen Zeichnerin immer wieder begegne. Auf der Leipziger Buchmesse stand in den Regalen des Berliner Galiani – Verlags ein Buch, welches mir als Schullektüre sofort wegen einer einzigen Szene erinnerlich war, dazu aber komme ich zum Schluss.

Freitag, 11. Juli 2025

Marseille 1940 - Ein Einstieg

 


Schon länger schlich ich um dieses Buch herum, Marseille 1940 von Uwe Wittstock, welches Anne PARDEN bereits vor knapp einem Jahr hier im Blog besprochen hat. Nun bot sich an, dem Buch endlich mal zu folgen, welches, ein Geschenk, seit Monaten auf dem Stapel der ungelesenen Bücher lag. Kathrin Matern, die literarisch umtriebige Inhaberinder noch jungen Buchhandlung „Frau Rilke“ in Neustrelitz, hatte Uwe Wittstock eingeladen, der nicht nur diesen Bestseller geschrieben hatte. Am 10. Juli saß ich also im Neustrelitzer Kulturquartier, angenehm mit einem kühlen Blonden und wartete auf Autor und Moderatorin. 

Am Büchertisch hatte ich den Vorgänger entdeckt: Februar 33 und interessant sind die Untertitel:

DER WINTER DER LITERATUR

DIE GROSSE FLUCHT DER LITERATUR

Die Jahreszahlen zeigen es, der Nationalsozialismus greift nach den Größen der deutschen und  Literatur.

Bevor ich mich in den Text versenke, was vermutlich zu einer Doppelbesprechung führen wird, will ich mal zugegeben, das ich nach einem ersten Blick vor Monaten in das Buch ein wenig Panik verspürte: Es erinnerte mich nämlich an an Florian Illies 1913 - und das harrt immer noch nach einem neuen Versuch, da mich diese Unzahl von mir unbekannten bildenden Künstlern verschreckte; etwas, was mit bei den Vertretern der Literatur trotz des umfangreichen Personen-verzeichnisses nicht blühen wird. Das erzählte ich dem Autor beim signieren.  

Es war ein interessanter Abend, der vor allem neugierig macht auf einen Autor, welcher Germanistik studierte und von Hause aus Journalist ist. Wenn solche Leute Sachbücher schreiben, dann sind die ganz sicherlich empfehlenswert. Un was Illies betrifft: dessen Zauber der Stille zähle ich unbedingt dazu.

Mit diesem Abend habe ich meine lit(t)erarischen Aufgaben erweitert, momentan ist allerdings Karl Marx in Algier dran, das eBook aus der Feder von Wittstock erwarb ich unmittelbar nachdem ich mit den Platz für diese Lesung reservierte.



* * *

Bald gibt es mehr - und im September, das las ich vorhin, wenn der Jahrestag der Gründung des Aufbau-Verlages am Weltfriedenstag (01.09.) begangen wird, spricht „Frau Rilke“ mit Professor Carsten Gansel, der hier im Blog schon mehrfach Erwähnung fand.


© Der Bücherjunge

Samstag, 5. Juli 2025

CABARET in Neubrandenburg

„Auf Grund der großen Nachfrage kehrt die umjubelte Inszenierung CABARET für das Neubrandenburger Sommerspektakel zurück... erleben Sie das Erfolgsmusical „Cabaret“ in einer einzigartigen Aufführung, die Sie mitten in das Geschehen katapultiert.“ (Theaterseite)
Link Theater

Vor nicht allzu langer Zeit sah ich im Theater Neustrelitz bereits CHICAGO, an einem Mittwoch jetzt CABARET. Nicht erwartet hatte ich, weil nur den Stückinhalt zurückrufend, dass die Zuschauer tatsächlich mitten hinein geworfen werden, denn sie sitzen im Varieté.

Willkommen, bienvenue, welcome!
Fremde, etranger, stranger.
Gluklich zu sehen, je suis enchante,
Happy to see you, bleibe, reste, stay.
Willkommen, bienvenue, welcome
Im Cabaret, au Cabaret, to Cabaret.

In der Mitte eine Musikinsel für acht (!) Musikerinnen und Musiker, die Piano, Toy-Piano und Akkordeon, Drums und singende Säge, Bass, Saxophon, Klarinette, Posaune und Violinen besetzen. Ein Mini-Orchester, welches spielen wird wie ein großes...

Sonntag, 29. Juni 2025

Peter, Ira: Deutsch genug?

 

Deutsch genug? - Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen

Schon der Klappentext beginnt mit Klischees beziehungsweise Vorurteilen: 

„Sie wählen rechts, sprechen nur russisch und unterstützen Putin?“ Noch ein paar gefällig? Lauwarmer Wodka mindestens "sto" Gramm; Russen sind kinderlieb, gewaltsam, haben keine Gardinen an den Fenstern, die Ehefrauen sind ziemlich dick und grell geschminkt, Russen und damit auch Deutschrussen, neigen zu mafia-ähnlicher Bandenbildung....

Damit habe ich gleich mal ein paar gängige Klischees von „früher“ mit genannt, wobei, die Wohnblöcke der Offiziersfamilien mit den fehlenden Gardinen und den außen wild geführten Antennenkabeln habe ich gesehen. Dass aus jungen hübschen Frauen nach der Hochzeit Matrioschkas werden, kann ich schon aus fehlender eigener Ansicht nicht bestätigen. Überhaupt fehlt der Kontakt, ich kenne nämlich keine Deutschrussen (Nur eine vor Jahren zugewanderte Ukrainerin, die einen Freund heiratete). Und die letzten Briefpartner waren Kinder aus Ulan-Ude und Irkutsk und das ist fünfzig Jahre her. Im Russischunterricht bekam man, wenn man wollte, Adressen zum Briefe schreiben....

Aber hier geht es ja um „Deutschrussen“. Aber wenn die kein astreines Deutsch sprechen, dann sind es wohl „Russen“?. Egal woher sie kommen oder kamen, aus Kasachstan, Sibirien, Georgien, dem Kaukasus oder der Ukraine, russisch sprachen alle von über 30 Jahren, so auch Ira (Irina) Peter, die kam nämlich 1992 aus Kasachstan, in ihrem sowjetischen Pass stand die Nationalität immer drin, also Russe, Kasache, Deutscher, Pole, Ukrainer, Jude...

Sie lädt die Leserinnen und Leser ein, „...2,4 Millionen Menschen kennenzulernen, von denen die meisten seit über 30 Jahren in diesem Land leben. Menschen, die keine fremden Nachbarn mehr sein mögen.“

Donnerstag, 26. Juni 2025

Thrall, Nathan: Ein Tag im Leben von Abed Salama

Es ist selten, wenn ein Buch in so kurzer Zeitspanne gleich zweimal auf diesem Blog besprochen werden soll. Diesmal hat sich Anne Parden zuerst in einen zur Zeit weltweit beobachteten Raum begeben, Ein Tag im Leben von Abed Salama führt uns in die Gegend um Jerusalem.

The Times of Israel titelt am 16. Februar 2012:

"10 killed in bus accident north of Jerusalem
Truck collided with bus carrying Shuafat schoolchildren on day trip, injuring at least 40; PA health minister: Israeli rescue forces failed to provide timely assistance."


Einigermaßen nüchtern sind die Berichte unter den Begriffen Schulbus+Unfall+Jerusalem. (Link bbc-Bericht). Das Hamburger Abendblatt schreibt zu diesem Unglück:

„Der Unfall geschah bei starkem Regen und Nebel an einer sehr belebten Straßenkreuzung zwischen Jerusalem und Ramallah. Eltern warfen den Organisatoren vor, sie hätten den Ausflug der Schüler angesichts des schlechten Wetters absagen müssen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ordnete eine dreitätige Trauer an.“

Mittwoch, 25. Juni 2025

Jelinek, Elfriede: Die Klavierspielerin (Hörbuch)

  

Als Kind von ihrer kontrollsüchtigen Mutter zum Klavierspiel gezwungen, übt sich Erika Kohut als erwachsene Frau in der Unterdrückung ihrer selbst. Unter der andauernden Umklammerung ihrer Mutter findet sie weder einen Zugang zu sich noch zu anderen Menschen. Nur im sadomasochistischen Verhältnis zu einem ihrer Schüler sieht die Klavierlehrerin einen Ausweg, verstrickt sich jedoch immer tiefer in grausame Machtspiele, die blutig enden. Das Psychogramm der Klavierlehrerin: verstörend schauerlich und ästhetisch grazil. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Der Audio Verlag (Antiquariat) / 2019/ ISBN: 978-3-7424-1130-3 / 222 Minuten
 
 
  
Kurzmeinung: Sprachvirtuos aber absolut verstörend...


Montag, 23. Juni 2025

De Winter, Leon: Stadt der Hunde

 

Der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten, eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen. Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar eine neue Spur zu seiner Tochter. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Diogenes / 2025 / ISBN: 978-3-257-07281-5  / 272 Seiten
 

Kurzmeinung: Ein unsympathischer Neurochirurg entwickelt sich noch auf seine alten Tage - viele Themen werden hier gekonnt verquickt, ein Lesevergnügen!

 

 

Sonntag, 22. Juni 2025

Hagena, Katharina: Flusslinien

 

Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter. Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen. Und dann ist da noch Arthur. Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld. Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen. (Verlagsbeschreibung)
  
DNB / Kiepenheuer & Witsch / 2025 / ISBN: 978-3-462-00729-9 / 400 Seiten
 

  
Kurzmeinung: Eine Erzählung, die träge dahinfließt wie ein Fluss, die Untiefen unter der Oberfläche erraten lässt aber nicht hinabtaucht...