Auf dem Buchrücken steht: „zweiteiliges utopisches Epos“.
Utopisch also, „Entwurf einer fiktiven Gesellschaftsordnung, die nicht an
zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden ist.“[1]
Nach dem ersten Band habe ich eher ein dystopisches Gefühl,
auch wenn ich noch nicht weiß, ob die „fiktionale, in der Zukunft spielende
Erzählung“ letztlich einen negativen Ausgang für die handelnden Figuren bereithält.[2]
* * *
Es sind nur wenige Menschen, die in Frank Goldammers ersten
Band von Feldwebel - Die elfte Plage, auftreten. Hauptfigur ist Feldwebel. Ein
Soldat des Europäischen Friedenskorps, der sich mit dem letzten Soldaten seiner
Gruppe gerade in Feldwebels Heimatstadt aufhält: Dresden. „Ein Schuss peitschte
über den Platz. Stiehler drehte sich um die eigene Achse, ehe er auf dem Boden
aufschlug.“[3]
Und so ist Feldwebel nun allein. Der „Aufständige“, der den Stiehler aus dem
Gebäude der Staatskanzlei erschossen hat, lebt auch nicht mehr lange und nun
ist Felwebel in der vollkommen zerstörten Stadt anscheinend der letzte lebende Mensch. Ist er es wirklich?
Feldwebel meint, im Norden auf dem Flughafen ist bestimmt
Militär, wo er Befehle, Sold, Verpflegung empfangen kann. Und so „schleicht“ er
sich die Königsbrücker Landstraße entlang über die Hellerberge bis nach
Klotzsche. Bombenkrater, Leichen, ausgebrannte Panzer und Fahrzeuge findet er
zur Genüge, aber einem Menschen begegnet er vorerst nicht mehr.
Feldwebel weiß nicht, wer er ist. Zu ihm sprechen seine
ehemaligen Soldaten. Aber er muss schon lange Soldat sein, denn dieses
"Handwerk", das ihn nach Paris, Warschau, Mannheim und sonst wohin führte
scheint er zu beherrschen. Essen oder Schlaf, egal, zuerst reinigt er täglich
seine Waffen. Tätigkeiten, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Verpflegung? Schwierig. Vorräte in Kellern, Schrebergärten. Hygiene? Noch viel
schwieriger, da jegliche Wasserquelle verseucht…
Was ist passiert?
Fakt ist, zumindest in Europa tobte ein mörderischer Krieg.
Nukleare Waffen wurden wohl nicht eingesetzt. Aber wieso „sozialisieren“ sich
eine Unmenge an Schimpansen?
Sechs Menschen wird Feldwebel begegnen. Einer davon ist
Vera. Nach und nach wird er sich erinnern…
* * *
Was hat uns Frank Goldammer hier präsentiert? Eine „Planet
der Affen“ – Geschichte? „Mad Max“ oder „Das Buch Eli“? Weder noch, denke ich.
Auf dem Buchrücken findet sich die Frage: „Was unterscheidet den Menschen vom
Tier, wenn er auf seine niedrigsten Gefühle reduziert wird? Wieviel
Menschliches findet sich zwischen Hunger, Einsamkeit und Angst? Wer setzt die
Grenzen zwischen Gut und Böse? Und was bedeuten Schuld und wahre Sühne?“[4]
Dresden nach oder gegen Ende eines dritten Weltkrieges. Da
schaudert es einen. Trotzdem fesselt einen die Erzählung, da man ja förmlich
dem Stadtplan im Kopf folgen kann. Die Kriegsschäden kann man sich letztlich
nicht wirklich vorstellen, trotz aller Filme, Fotos und Bücher.
Goldammer scheint ein „Vielschreiber“ zu sein. Und genau
nimmt er es auch. Dies war wieder mal ein Buch, dass letztlich nur „zwei Tage
dauerte“. Dies ist eigentlich selten geworden. Für den zweiten Teil lass ich
mir etwas Zeit.
* * *
Ich weiß noch nicht genau, was ich endlich von der
Geschichte halten soll. Vermutlich hätte ich gar nicht zugegriffen. Wie so oft,
kommt Verschiedenes zusammen: Auf dem Foto, aufgenommen auf der letzten
Dresdner Buchmesse Schriftgut, kann man hinter Frank Goldammer das
Feldwebelplakat erkennen. Schon einmal hat sich Frank mit Affen beschäftigt in
einem Roman, es war auch eine Dresdner Geschichte: Revierkampf heißt der Roman. Er erzählte mir auch bei
unserem Zusammentreffen, dass ihn dieses Thema schon fasziniert.
Die breite Beschäftigung mit unterschiedlicher Literatur
lässt mich, wenn besondere Umstände auftreten, auch mal zu solchen Büchern
greifen und der Stand des Dresdner Buchverlages befand sich gleich um die Ecke.
So kommt man dann also auch mal wieder zu einem Genre, welches in meinem
Bücherregal doch ziemlich selten ist.
Frank Goldammer beschreibt sich in einem Interview auf
seiner Internetseite so,
und wenn man ihn noch persönlich kennt, dann hat man Lust auf mehr.
© KaratekaDD
Quellen:
[1] Seite „Utopie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Bearbeitungsstand: 13. Januar 2016, 15:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Utopie&oldid=150168091
(Abgerufen: 16. Januar 2016, 18:57 UTC)
[2] Vgl. Seite „Dystopie“. In: Wikipedia, Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. November 2015, 13:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dystopie&oldid=147866223
(Abgerufen: 16. Januar 2016, 18:59 UTC)
[3] Vgl. Goldammer, Frank: Feldwebel – Die elfte Plage,
Dresden 2013, Seite 5
Schon erstaunlich, die Bandbreite der Genres hier im Blog... Beim Cover dachte ich wirklich gleich an den 'Planeten der Affen'... ;)
AntwortenLöschenDer Gedanke kommt nicht von ungefähr. Aber nur, weil der Planet der Affen vor Jahrzehnten "erfunden" wurde, faszinieren Schimpansen auch heute nicht minder.
LöschenSchön, dass die Bücher wieder über Salomo publishing erhältlich sind. - Der Bücherjunge
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