Deutschland steht seit Konrad Adenauer, seit Olympia 1972 uns nicht zuletzt nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel von der Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson sprach, in eine besonderen Beziehung zu diesem jüdischen Staat, dessen aktuelle Regierung gerade die einzige (und doch in Blick auf europäische) Demokratie aufs Spiel setzt. Dazu schrieb ich vor kurzem in der Buchbesprechung zu Bedrohtes Israel.
Dieses Buch nun hilft interessierten Leserinnen und Lesern die besonderen deutsch-israelischen Beziehungen zu verstehen und diese vielleicht auch auf sachliche und versachlichte Art und Weise zu hinterfragen. Zudem räumt es hoffentlich mit dem Unsinn auf, dass man Israel nicht kritisieren dürfte, wobei man sicher gut daran täte, zum Beispiel Antijudaismus, Antizionismus und Antisemitismus zu unterscheiden. Außerdem hilft ein Blick in die Geschichte, wie so oft.
Was hat der ehemalige ARD-Journalist Werner Sonne, der vor 50 Jahren bereits über den Jom-Kippur-Krieg berichtete und der sich am 07. Oktober 2023 in Israel befand hier zusammengefasst?
Sonne erzählt von den Anfängen, als Deutschland in Richtung Israel blickt, dort aber der Ministerpräsident ziemlichen Weitblick besaß während viele Juden mit diesem Deutschland nicht viel zu tun haben wollten. Er behandelt solche Themenkreise wie „AFD und Israel“, „Linke und Antisemitismus“, „Mossad und den BND“ und die Entwicklung seit Olmert bis Netanjahu.
Während die Geschichte der GSG 9 in Folge des Attentats auf die olympischen Ringer Israels 1972 und dem Versagen der deutschen Polizei, die Befreiung der „Landshut“ - Passagiere 1977 durch die GSG 9 ziemlich bekannt sind, sind es die Beziehungen zur Bundeswehr und gemeinsame Übungen israelischer und deutscher Soldaten in der Negev-Wüste eher nicht. Von deutschen U-Booten für Israel hat man schon gehört, auch von Raketen für Deutschland.
Es lag also nahe, das Olaf Lindner, Präsident der Bundespolizeidirektion 11 und ehemaliger Kommandeur der GSG9 unmittelbar nach dem HAMAS-Attentat Hilfe anbot, koordiniert wurde das alles umfangreich durch eine gemeinsame Koordinierungsstelle von BPOL, Bundeswehr und Auswärtigem Amt.
Was Sonne ebenfalls sehr deutlich darstellt, dass Merkel, trotz der „Staatsräson“ Netanjahu mehrfach sehr deutlich versuchte klarzumachen, dass seine Innenpolitik von Seiten Deutschlands nicht befürwortet werden kann. Dies betrifft die „Siedlungspolitik“ auf der Westbank die sich in Folge des x-ten Gaza-Krieges gerade wieder verschärft.
Antworten müssen nun die Israelis geben. Bezüglich ihres Staates, ihrer Demokratie und ihres Verhältnis zu den arabischen Nachbarn, innen wie außen.
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2009 im Polizeimuseum |
Werner Sonne zeigt in diesem Zusammenhang auch die Räumung der Israelis aus Gaza (2005) und das Vakuum, was in diesem Landesteil dann entstand, indem dann die HAMAS die Macht übernahm. Es waren andere Leute an der Macht.
Die, welche gerade heute durch ihre Stimmen diesen Netanjahu an der Macht halten, verkörpern das ganze Gegenteil von Hoffnung. Einer Hoffnung, die Juden und Araber gleichermaßen betrifft, denn es müssen beide in Palästina leben können.
Soviel zu diesem Buch, welches Bekanntes und Unbekanntes zusammenhängend erklärt und welches m.E. deutlich macht, dass man in Deutschland seine Meinung durchaus frei äußern und diese auch auch mit geharnischter Israel-Kritik einhergehen kann. „Dieses Buch soll Fakten liefern - und Stoff zum Nachdenken.“
Diesen Anspruch hat Werner Sonne eindrucksvoll erfüllt.
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PS am 24.07.2024, Soeben in ZDFheute: HAMAS und FATAH sollen sich mit weiteren 12 palästinensischen Gruppen auf eine gemeinsame Politik geeinigt haben. Vermittler: China. Meldung kommt aus Peking. Ob das den Friedensprozess in Gang bringt, scheint fraglich. Israels Außenminister wirft Palästinenserpräsident Abbas (Fatah - Westjordanland) vor, Terroristen zu umarmen.
© Bücherjunge (24.07.2024)
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