Freitag, 12. Juli 2024

Foitzik, Susanne & Fritsche, Olaf: Weltmacht auf sechs Beinen

 

Sie sind faszinierend - und sie sind überall: Sie haben eigene Formen der Arbeitsteilung, Kommunikation und Selbstorganisation entwickelt. Ameisen legen Gärten an und züchten Pilze. Sie halten sich Blattläuse als Nutzvieh und verteidigen es gegen Räuber. Neben den Bienen sind sie wohl die Erstaunlichsten unter den Insekten. Susanne Foitzik ist eine weltweit anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Ameisenforschung. Gemeinsam mit dem Biophysiker Olaf Fritsche erzählt die Mainzer Evolutionsbiologin auf unterhaltsame Weise alles, was man über Ameisen wissen muss. Nach der Lektüre dieses Buches wird man Ameisen mit anderen Augen sehen. (Verlagsbeschreibung)

DNB / rowohlt / 2019 / ISBN 978-3-498-02140-5 / 322 Seiten

 

 

 

 

 
Ameisen - das sind doch diese lästigen kleinen Viecher, die einem beim Picknick den Spaß verderben und die schlimmstenfalls auch noch den Weg ins Haus finden. Gerade im letzten Urlaub erlebt - und doch finde ich es immer wieder faszinierend zu beobachten, wie die Insekten hintereinanderweg und ohne Zögern drauflos marschieren, um zu erledigen, was sie eben erledigen müssen. Daher griff ich begeistert zu, als ich dieses Buch entdeckte. Mehr dazu könnt Ihr hier lesen:
 





 

 


DIE FASZINIERENDE WELT DER AMEISEN...



Ameisen führen ein verborgenes Leben, das bei genauerer Betrachtung wirklich spektakulär ist. Das Leben in einer Kolonie ist derart professionell organisiert, dass die kleinen Insekten es geschafft haben, sich weltweit auszubreiten. Die Überlebensstrategien sind dabei so außergewöhnlich wie vielfältig: Einige Arten missbrauchen etwa andere Tiere als Nutztiere, manche halten die eigenen Artgenossen als Sklaven, wieder andere sind Profis im Gärtnern, und viele können sich gegenseitig von Krankheiten heilen. Weltweit gibt es etwa 1600 Arten. Einige davon reißen riesige Gebiete an sich, gründen eigene Megacitys und bringen damit ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht – andere Arten dagegen bauen ihr winziges Nest in einer Eichel.

Königin, Arbeiterinnen und Männchen - ein Leben in Kasten. Die heimlichen Herrscherinnen im Volk sind tatsächlich die Arbeiterinnen. Sie sind für alle Aufgaben zuständig außer fürs Eierlegen. Die Arbeiterinnen bauen Nester, pflegen die Brut, begeben sich auf Raubzüge und führen Kriege, schaffen Nahrung heran und beseitigen Abfälle. Sie treffen auch die Entscheidungen, so z.B. hinsichtlich einer geeigneten neuen Unterkunft. Die Königin hat dabei keinerlei Mitspracherecht. Und die Männchen? Die führen ein sehr vorhersehbares (und kurzes) Leben: großfressen, Samen an eine Jungkönigin abgeben, dann in den Bau geschleppt und gefressen werden. Im Grunde ist ein Ameisenstaat also ein perfekt organisiertes Matriarchat.

Faszinierend fand ich z.B. die Ausführungen zur Blattschneiderameise, die als Kolonie einen Baum innerhalb von 24 Stunden entlauben kann. Allerdings dienen die Blätter nicht etwa als Nahrung für die Ameisen, da sie Zellulose gar nicht verdauen können. Die Blattschneiderameisen schneiden die Blätte zwar in Stücke und zerkauen sie dann, aber das Gemisch nährt, wässert und schützt letztlich einen Pilz, der wiederum als Nahrung für die Ameisen-Kolonie dient. Dabei können die Nester der Blattschneiderameise abhängig von der Größe des Pilzes einen riesigen Umfang annehmen - teilweise umfassen diese eine Fläche von mehreren Fußballfeldern.

Die wissenschaftlichen Fakten werden hier durch kleine Anekdoten, Fotos und Zeichnungen aufgelockert und sind auch für Laien gut verständlich aufgearbeitet. Auch der Nutzen der Forschung für den Menschen kommt hier zur Sprache - so z.B. für den Bereich der Kommunikation (Stichwort: KI) oder auch für die Medizin (z.B. von den Ameisen genutzte Antibiotika). 

Alles in allem eine lebendige, lehrreiche und unterhaltsame Präsentation. Empfehlenswert!


© Parden





Susanne Foitzik ist Evolutionsbiologin und Verhaltensforscherin. Schon während ihrer Promotion forschte sie zum Verhalten und der Evolution von Ameisen. Nach Forschungsaufenthalten in den USA lehrte sie zunächst an der LMU München und hat jetzt einen Lehrstuhl an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz inne. Sie erforscht die Koevolution zwischen sklavenhaltenden Ameisen und ihren Wirten und die Manipulation des Verhaltens durch Parasiten. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Evolution des Alterns und der Arbeitsteilung in sozialen Insektenstaaten. Ihre wissenschaftlichen Ergebnisse wurden in über 100 wissenschaftlichen Veröffentlichungen publiziert. (Quelle: rowohlt)


Olaf Fritsche ist Biophysiker, promovierter Biologe und Wissenschaftsjournalist. Nach seinem Studium hat er mehrere Jahre als Redakteur bei «Spektrum der Wissenschaft» gearbeitet und anschließend als freier Journalist für zahlreiche Zeitungen, Zeitschriften und Online-Publikationen über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen aus Natur und Technik berichtet. Bei Rowohlt sind zahlreiche allgemeinverständliche Sachbücher von ihm erschienen. Außerdem schreibt Fritsche Lehrbücher für Studierende der Biologie und Medizin. (Quelle: rowohlt)


1 Kommentar:

  1. Ungewohnte Leseerlebnisse? Zumindest habe ich das Gefühl, dass du momentan solche findest. - Der Bj

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