Freitag, 4. Oktober 2024

Romantik in Dresden - an einem dritten Oktober

Romantik wird in Dresden groß geschrieben. Und in diesem Jahr ganz besonders, denn vor 250 Jahren wurde Caspar David Friedrich geboren. CDF hatte dieses Jahr schon einen Post bei Litterae-Artesque, denn Florian Illies schrieb einen bezaubernden Roman über einen der bekanntesten Maler der Romantik. Im dreißigsten Jahr des Theaterkahns an der Elbe in Dresden, nahm sich Friedrich Wilhelm Junge der Romantik an und das an einem dritten Oktober. Zu diesem Datum aber später mehr.

Gemäldegalerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Klut

Caspar David Friedrich (Greifswald 1774 – 1840 Dresden)
Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar). 1808
Öl auf Leinwand; 115 x 110 cm
Gemäldegalerie Neue Meister, Galerienummer: 2197 D


„Gott ist Natur – Natur ist Gott“ – Den Spruch des Baruch von Spinoza (1632 – 1677) stellt Junge voran, es sind nicht nur die Bilder des Malers, die in den Ansichten des Philosophen wiederzufinden sind. Das „Tetschener Kreuz“, für Aufruhr sorgend, seht in dieser Tradition. Ein Altarbild und der Jesus schaut nicht ins Angesicht der Gemeinde…

Es war ein bunter Mix aus Musik, Bildern und Texten, die das 86jährige schauspielernde Urgestein, dessen Name so eng mit dem Dresdner Brettl und dem Theaterkahn verbunden ist, an diesem Abend darbot. Das obige nächtliche Bild, welches Johann Christoph Clausen Dahl malte eröffnet den Reigen, der Mime erzählt von bekannten Namen. Neben Carl Gustav Carus, Carl Maria von Weber nennt er auch Ludwig Tieck. Und die Gebrüder Grimm. Dann ist da noch die Rede von Philipp Otto Runge die Rede, der sein plattdeutsches Märchen „Vom Fischer und sine Fru“ den Gebrüdern einst überließ. Junge liest dem unterm Wasserspiegel der Elbe sitzenden Publikum das Märchen vor. „Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje inne See ,myne Fru de Ilsebill will nich so, as ik wol will.“ – Was so alles zur Romantik gehört…

Es ist ein Abend der Texte, einen ziemlichen Teil nimmt eine Geschichte vom besagten Ludwig Tieck ein, der als Shakespeare – Übersetzer seinen Salon in Dresden zu füllen wusste (in meinen Reclambänden wird meist seine Tochter Dorothea genann) Es ist eine Geschichte über Die Elfen, die von den Bewohnern eines Ortes für Zigeuner gehalten werden. Die Beschreibungen der Landschaft und die Erlebnisse der kleinen Marie bei den Elfen im Tannenwald – das ist schon Romantik. Romantik mit tragischem Ausgang.

Es ging also nicht so sehr um diesen Caspar David Friedrich, der hat im Albertinum sein zu Hause und bis Januar kann man eine Sonderausstellung besuchen, für die aus zahlreichen Galerien Bilder ausgeliehen wurden. Es lohnt sich. Für diese oder jenen, denen die Malerei nicht so sehr geläufig ist, sei vorher noch einmal DER ZAUBER DER STILLE empfohlen. Es hilft und bald gehe ich mit diesem Wissen gewappnet noch einmal hin in die Galerie der Neuen Meister.

Nach den Elfen kündigt Junge eine „Fortsetzung“ an. Der Theaterkahn wird 30. Na das ist ein Grund für leckere Schnittchen und ein Glas Rotkäppchen. Thomas Stecher versucht sich als Interviewer, das „Alte“ aber hat ihm die Fragen wohl diktiert. Das macht aber nichts, denn dem Publikum werden nun in einer weiteren Stunde die Geheimnisse des Kahns präsentiert. Etwas mehr als die Hälfte ist dabei geblieben und amüsiert sich über Geschichte und Geschichtchen.

Und so kommt noch der dritte Oktober ins Spiel, dessen Datum vielleicht eher willkürlich gewählt wurde. Außerdem war es ein Mittwoch. Wichtig war wohl, der es keinen einundvierzigsten 7. Oktober geben sollte. Nun ja… Junge meint, dass der 9. November das bessere Datum gewesen wäre, trotz der Reichspogromnacht 1938. Auch spricht der Schauspieler über den Text der Hymne, die wir hören und meint, Brechts „Anmut sparet nicht noch Mühe“ – Die Kinderhymne (1950) – hätte ja einen besseren Text liefern können.

Anmut sparet nicht noch Mühe 

Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.

Daß die Völker nicht erbleichen 
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir’s
Und das Liebste mag’s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.

Ich stelle gerade fest, kann man auch auf die aktuelle Melodie singen. Und doch: Es ist freies Deutschland, ein demokratisches, eines, in dem die allermeisten Bürger besser leben als je zuvor, trotz Ungleichheiten, zu dessen Geschichte auch die Romantik in Musik, Literatur und Malerei gehört. Die Generation unserer Eltern, zu der in meinem Fall Friedrich Wilhelm Junge gehört, hat uns noch viel zu erzählen.
Ein schöner Abend.

KUNST im Theaterkahn – im folgenden Link gehts auch um den Theaterkahn.


Der Bücherjunge

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