Ein Frage, die (wieder einmal) überaus aktuell gestellt werden muss. Der Historiker Michael Wolffsohn, der bis 2012 an der Bundeswehruniversität München Neuer Geschichte lehrte, geht hier allerdings weit zurück.
Die Frage, die der Publizist im Titel stellt, ist rein mit exakter Geschichtswissenschaft nicht zu beantworten.
Er widmet sich in diesem den Wurzeln des Palästinakonflikts zwischen Juden und Arabern im Nahen Osten. Die Frage nach dem Besitz betrachtet er einmal religiös unter Rückgriff auf das Alte Testament bzw. die Tora, geht weiter auf die verschiedenen "Besitzer" in den aufeinanderfolgenden geschichtlichen Epochen ein, einschließlich der aktuellen politischen Epoche. Hierbei word man unterscheiden müssen zwischen der Zeit vor 1948 und die Zeit nach der Staatsgründung Israels.
Wolffsohn räumt dabei mit vielen Mythen auf. Obwohl der Versuch, wissenschaftliche Fakten von religiösen und ideologischen Narrativen zu trennen dem versierten Wissenschaftler gelingt, kann er am Ende die selbstgestellte Frage nicht beantworten.
Strenggläubige Juden und nationalistische bis rechtsextreme Gruppen in Israel argumentieren hinsichtlich eines "Anspruchs" auf des zersplitterte Westjordanland mit dem "historischen Besitz" vom Samaria und Judäa als jüdische Kernlande. Wolfssohn stellt dar, dass beide "Länder" letztlich zu kurzlebig und winzig klein waren, womit sie schwerlich als Grund für die Beanspruchung des Landesteiles mit dem größten Anteil arabischer Bevölkerung herangezogen werden können. Politische Interessen und religiöse Emotionen trüben den den Blick auf heutige Realitäten.
Zu lesen gibt uns der Historiker ein faktenreiches, entmythologisierendes Werk mit historischer Tiefenschärfe, verbunden mit politischer Relevanz. Seine nüchterne Analyse fordert hoffentlich zum kritischen Denken heraus.
Interessant ist am Ende sein eigener Ausblich auf eine Beendigung des Nahostkonflikts durch Schaffung eines Bundesstaates. Eine reine Zwei-Staaten-Lösung erscheint hierbei einigermaßen unrealistisch, Der Historiker skizziert dabei mehrere föderalistische Auswege.
"Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen." so endete der Roman NEULAND von Theodor Herzl. Wie schön wäre es, bekäme dieser Satz, der erstmals mit der Gründung Israels Wahrheit wurde, nun wieder wahr werden könnte.
"Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen." so endete der Roman NEULAND von Theodor Herzl. Wie schön wäre es, bekäme dieser Satz, der erstmals mit der Gründung Israels Wahrheit wurde, nun wieder wahr werden könnte.
Ganz aktuell hat er dies in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 8, Oktober 2025 noch einmal unterstrichen. Mit dem Ende der Kampfhandlungen in Gaza und der Übergabe der noch lebenden Geiseln durch die Hamas (zum heutige Zeitpunkt fehlen noch vermutlich verstorbene oder ermordete Geiseln) keimt die Hoffnung auf Frieden, eine Lösung des Konflikts hingegen steht in weiter Ferne.
Wolffsohn schreibt dabei klar, verständlich und zugänglich dabei argumentiert er präzise. Wer geneigt ist ihm zu folgen kann tatsächlich oder vermeintlich tradierte Sichtweisen hinterfragen; es gelingt eine differenzierte Auseinandersetzung mit der arabisch-palästinensischen und jüdisch-israelischen Geschichte.
Das Buch erschien erstmals 1992, das hier gehörte Buch mehr als 30 Jahre später.
Fazit: Ein kluges, faktenreiches Buch, das Mythen entlarvt und Geschichte entpolitisiert. Wolffsohn zeigt, wie religiöse Narrative den Nahostkonflikt verzerren – und warum historische Tiefenschärfe der Schlüssel zum Verständnis ist. Wer Klarheit statt Ideologie sucht, sollte dieses Buch lesen.
* * *
PS: In einem gedruckten Buch hätte ich eine Unmenge an Post´its und so einige gelbe Zettel hinterlassen neben diversen schriftlichen Notizen. Bei einem Hörbuch ist dies schwierig, zumal ich meist ein Lenkrad in den Händen halte beim Hören oder in der Küche stehe. Daher habe ich einer KI einige Fragen gestellt, die Antworten von Copilot gaben eine Reihe von Formulierungen, die sich mit meinen Ansichten decken. Der Text hier ist aber kein KI-Produkt an sich.
- DNB / 2002 Piper Verlag / Audio Verlag München 2024 - audible.de / ISBN - Print: 978-3-492-23495-5 / rund 300 Seiten oder 9 Std. und 20 Minuten
- Wolffsohn, Michael: Webseite
© Bücherjunge
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