Sonntag, 5. Oktober 2025

Thiem, Jana: Humboldt & der weiße Tod

 

Dieser Regionalkrimi gehört zu den Oberlausitzkrimis, obwohl sich die Handlung in Dresden abspielt. Die bisher vier "Humboldt-Romane" bezeichnet die Autorin Jana Thiem nämlich als solche. Gefunden hab ich den während Dresden (er)lesen 2025.

Vielleicht liegt das daran, dass neben dem Leiter einer Morduntersuchungskommission bei der KRIPO Dresden eine Journalistin namens Christin Weißenburg eine große Rolle spielt, die besonders in der Lausitz zu Hause ist, schon die wenigen Szenen, die dort spielen, machen Lust auf einen Besuch der Landschaft rund um den Oybin. 
Aber schon dass Cover zeigt  die Hofkirche in Dresden (und mal nicht die Frauenkirche) und daher haben wir hier einen Dresden-Krimi vorliegen.. Statt klettern zu gehen muss Humboldt an einen Tatort beim Blauen Wunder, dort ist eine Tote gefunden wurden, später wird man feststellen, dass sie von der Pillnitzer Elbinsel in die Elbe verbracht wurde. Allerdings ist sie nicht ertrunken. Im Laufe der weiteren Handlung wird die Polizei nach drei vermissten Frauen fahnden und dabei kommt die MUK mehrfach ins Grübeln. Da der Tod "weiß" ist, gehts wahrscheinlich um was Medizinisches. 

Besagte Journalistin ermittelt in einem ganz anderen Milieu förmlich parallel, sie observiert mit anderen einige Rotlicht-Objekte in Dresden und Tschechien im Zusammenhang mit Zwangsprostitution. Humboldt hat ein sehr verständliches familiäres Interesse an genau diesem Fall. Zudem sind sich die beiden nicht unsympathisch, noch aber beobachten Leserinnen und Leser das typische Krimikarussell von Polizei und Presse.

Das also ist der Stoff, aus dem die Humboldt-Krimis gemacht sind. Diesen empfand ich zwar durchaus spannend und abwechslungsreich, aber mit ein paar Schwächen.

Die sind meistens polizeilicher Natur. Wie gelegentlich im Tatort fahren die Ermittler oft mit eigenen Autos in der Gegend rum. So etwas passiert höchst selten und Kosten werden auch nur auf Antrag erstattet. Beamte kriegen auch keine Dienstwagen zum persönlichen Gebrauch, quasi als geldwerten Vorteil mit Abzug von den Dienstbezügen.

Dann führt Jana Thiem zwei wohl junge Ermittler ein, die in Konkurrenz für die nächste Beförderung liegen. Während nicht klar ist, ob es sich nun um zukünftige Polizeikommissare handeln soll (dann müssten sie studieren oder sind schon älter) oder um Polizeihauptmeister (auch dann wären sie etwas älter), sind die Beurteilungssysteme in den Polizeien dieses Landes auf längere Beurteilungszeiträume ausgelegt, so dass, wenn denn mal Beförderungen anstehen, ein direkter Konkurrenzkampf aussichtslos ist, was jeder Polizeibeamte weiß. Abgesehen davon würde der Leiter der MUK den jungen Kollegen wegen dessen "alkoholischer" Ermittlungen weitaus schnell maßregeln, schon desshalb hat dessen Kollegin nun die besseren Chancen.

Der Roman, der sich insgesamt flüssig lesen ließ, auch wenn er in den "Endermittlungen" holprig erscheint, bedient noch so ein paar Klischees neben der bereits erwähnten Presserangelei: Der höhere Vorgesetzte nervt wie immer, ist aber wenigstens freundlich und helfen will er auch. Der leitende Gerichtsmediziner ergeht sich in ellenlangen Erklärungen, auch dass scheint ein beliebter Plot von Autorinnen und Autoren dieses Genres zu sein. 

Fazit: Vermutlich schaue ich mal in einen weiteren Oberlausitzkrimi - dieses Duo ist sympathisch. Ob dabei Humboldt auch in eine andere Polizeidirektion versetzt wird?

Jana Thiem würde ich einen Blick in die "Stolperfallen der Kriminalistik" von Manfred Lukaschewski empfehlen, der als ehemaliger MUK-Leiter Autoren und Autorinnen von Romanen und Drehbüchern auf amüsante Art und Weise Polizeiarbeit näher bringen will. Momentan sind die Bücher leider vergriffen. 


Da die Autorin in Görlitz geboren und in Zittau beheimatet ist, hat der Begriff "Oberlausitzkrimi" seine unbedingte Berechtigung. Dresden bezeichnet sie als ihre Lieblingsstadt, damit wird nun klar, warum sie mit ihrem Lars Humboldt dort anfängt. Liest man die Kurzbeschreibungen der drei anderen Büchern, bewegen wir uns von Dresden aus dann doch weiter in ostwärtiger Richtung.


Hintergrund 
Pixabay - Cover Webseite Autorin


  • DNB / Verlag Oberlausitz / Zittau 2020 / ISBN: 978-3-946795-31-5 / 245 Seiten

© Bücherjunge



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