Mittwoch, 12. Oktober 2016

Lorne, Mac P.: Der Pirat

Abenteuer! Piraten! 
Francis Drake! 


Irgendwann in der Kinder- und Teenagerzeit gab es mal eine Fernsehserie. Francis Drake, ausgerüstet mit einem Kaperbrief der englischen Königin segelt furchtlos über die Meere. Unzählig vermutlich die Bücher, die ihn mindestens erwähnen. Die Abenteuer des Jan Kuna – genannt Marten. Das war auch so ein Abenteuerbuch. Geschrieben von dem Polen Janusz Meissner. Dem polnischen Piraten begegnet die Golden Hind, das Schiff des Engländers. Marten hilft dem Engländer aus einer Bedrängnis gegen spanische und portugiesische Karavellen. Das Buch, ich habe gerade nachgesehen, stammt aus dem Militärverlag der DDR. Und Jan Kuna, genannt Marten, wird es am Ende gehen wie Klaus Störtebeker.

Ungefährlich war es nicht, das Leben auf See im 16. Jahrhundert. Auch dem zum Sir erhobenen Francis Drake wird der Tod in Form von schwerer Krankheit auf See ereilen.




Büchertrio

Ich glaube eher nicht, dass ich zum Buch Der Pirat von Mac P. Lorne gegriffen hätte. Aber da hat so ein bekannter Blogger von geschwärmt. Er erwähnte dummerweise das Buch Der Meister des siebten Siegels von Johannes K. Soyener und Wolfram zu Mondfeld. Da wurde ich hellhörig. Wie war das doch gleich? Das Geheimnis Löfflerscher Bronzekanonen bringt dem Königreich der angeblich jungfräulichen Königin den militärischen Vorteil gegenüber dem Reich ihres Schwagers Philipp. Die sieben Siegel öffnet ein entfernter Verwandter des Gießereibesitzers Löffler und flieht mit diesem Wissen um die Welt um dann in England auf Matthew Baker und Francis Drake zu stoßen, denn die Kanonen brauchen auch innovative Schiffe. Und Baker kann das. Da kommt ihm der Adam Dryling gerade recht. Aber war es der Dreyling? Adam Dryling hatte wirklich familiäre Verbindung zum besten Geschützgießer dieser Zeit in Schwaz. Und ein Hans Dreyling der Ältere († 1573) war ein Bergbaufachman aus Böhmen mit politischen Kontakten, der etwa 1530 nach Schwaz (Tirol) kam. [1]
 
* * *

Der Roman von Soyener und Mondfeld scheint gut recherchiert zu sein. Auf jeden Fall hat man sich, wohl auf Grund des Romans, sehr um Adam Dreyling „gekümmert“ – Auch eine Dokumentation kann man dazu ansehen. [2]

Oder war es ein Jude namens Joachim Gans? Ein Bergbauexperte aus Prag? Konnte ein Jude im 16. Jahrhundert solches Wissen erlangen? Keine Ahnung. Außerdem widersprechen sich die Autoren. In der deutschen Wikipedia ist Gans zwar als vermutlich erster Jude in Amerika aufgeführt (mit Sir Walther Raleigh nach Virginia) Nun glaube ich allerdings nicht, dass ein jüdischer Meister ausgerechnet im habsburgischen Reich bei dem berühmten Gregor Löffler dessen Gießergeheimnisse erlangen konnte.

Seltsam, dass Mac P. Lorne die Dryling-Geschichte direkt ablehnend erwähnt. Lorne hat im sehr informativen Nachwort erklärt, dass nur die Zurückholung des Gans aus Amerika durch Drake nachgewiesen ist, trotzdem bedient er sich der abenteuerlichen Geschichte um die Fahrt nach Venedig im Auftrag eines gewissen Sir Francis Walsingham.

* * *

Nun, es geht ja aber gar nicht um den Schwazer Adam Dryling, es geht ja um den von Elisabeth I. zum Sir erhobenen Francis Drake. Schließlich handelt der Roman von ihm. Maßgeblich zum späteren Erfolg trugen sicherlich die Schiffe Matthew Bakers bei, auch die Änderung und Vereinheitlichung der Schiffsartillerie waren Grundlage dafür. Jedoch aber erwarb sich der älteste Sohn eines Bauern und Pastoren in früheren Jahren die Kenntnisse und Fähigkeiten, die ihn dann berühmt machten. Letztlich wurde er bekannt durch die Aufbringung einer Reihe von portugiesischen und spanischen „Schatzschiffen“, die aus der Neuen Welt nach Europa zurückwollten. Die Freibeuterei hätte ihn auch den Kopf kosten können, wenn sich Elisabeths langjähriger Berater Lord Burghley durchgesetzt hätte – immer in Angst, die Übermacht der Spanier würde zur Invasion Englands führen.


Doch vor dem Erfolg kommt der Schweiß. Und so macht uns der Autor im Prolog mit dem jugendlichem Francis Drake bekannt, der an Europas Küsten lernt zu schmuggeln. Sodann allerdings kommt er von großer Fahrt zurück, während der er einen der adeligen Begleiter hat hinrichten lassen, wegen Insubordination. Nun, im Roman kann man dann schon mal behaupten, dass der Delinquent sich des Kapitäns angetrauter Ehefrau unziemlich genähert habe. Der Karriere Drakes tut dies keinen Abbruch, schließlich hat er noch seine große Mission zu erfüllen, die Große Armada an der Invasion Englands zu hindern.

* * *

Ich muss auch sagen, dass es schon spannend war und ein Genuss, hinter den Bau der neuen Flotte, maßgeblich vom Roman (und historischen) Helden beeinflusst, zu blicken. Eine Reihe Romane aus dieser Zeit, die ich bereits las, erzählen von den handelnden Personen, trotzdem war auch dieser hier ein gutes Ding. Hat mir sehr gefallen.



  1. * * *
Abenteuerlich auch das Leben des Autors. Er hat eben nicht Geschichte, sondern Veterinärmedizin studiert. Er floh 1988 in die Bundesrepublik. Mit Das Herz des Löwen (2011) schrieb er sein erstes Buch (Trilogie) um Robin von Loxley und Richard Löwenherz. (Wenn man so will die "Vorgeschichte" zum Film mit Kevin Kostner.)



  • DNB / Droemer Knaur /  ISBN: 978-3-426-51748-2 / 656 S.
  • aktualisiert am 28.11.2019


© Bücherjunge





[1] Seite „Hans Dreyling“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. August 2016, 19:14 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hans_Dreyling&oldid=156756101 (Abgerufen: 4. Oktober 2016, 19:21 UTC)
[2] https://www.youtube.com/watch?v=8wJNX3ow7mE (Abgerufen: 4. Oktober 2016, 19:21 UTC)

4 Kommentare:

  1. Ich bin sooooooooo unschuldig. Muhaa... das allein ist ein Widerspruch. Ich schreibe nie wieder was über Feldschlangen...

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  2. Das ist ja mal so gar kein Stoff für mich... ;) Aber schön zu sehen, dass auch Du Dich gelegentlich zu Büchern verführen lässt...

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    1. Dieser Typ von Astrolibrium hat da so Bücher im Programm...

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  3. Am 29.11.2019 findet der Autor diese Rezension. Sieh mal an.

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