- Herausgeber : Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 3. Edition (15. Februar 2021)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung : Elisabeth Edl
- Gebundene Ausgabe : 144 Seiten
- ISBN-10 : 3446269185
- ISBN-13 : 978-3446269187
- Originaltitel : Encre sympathique
TRÜGERISCHE ERINNERUNGEN...
Erster Satz: "Es gibt Leerstellen in diesem Leben."
Der zu Beginn der Handlung etwa zwanzigjährige Jean Eyben arbeitet in den 1960er Jahren für einige Monate in der Pariser Detektei Hutte und wird in diesem Rahmen mit dem mysteriösen Verschwinden der Noëlle Lefebvre beauftragt. Die Hinweise sind mehr als dürftig, und der schüchterne Jean ist kaum geeignet, etwaigen Zeugen die passenden Fragen zu stellen. Dennoch begibt er sich auf die Suche und streift durch die Gassen des 15. Arrondissements von Paris. Dabei stößt er zuletzt auch auf ein Notizbuch der verschwundenen Noëlle, in dem es allerdings nur wenige Einträge gibt.
"Ich hatte gedacht, diese zeitweilige Arbeit würde mir einen Haufen Material liefern, das mich später einmal inspirieren könnte, falls ich mich der Literatur widmete."
Letztendlich bleibt die Suche vergeblich, doch als Jean die Detektei verlässt, nimmt er das spärliche Dossier mit und widmet sich einige Jahre später rein aus privatem Interesse erneut der Suche, indem er versucht, strukturierter an die Sache heranzugehen. Doch er scheitert auch diesmal. Als gealterter Mann schließlich hat ihn der Fall der veschwundenen Noëlle Lefebvre immer noch nicht losgelassen, und Jeans Gedankengänge und Erinnerungen zu dem Fall sind das, was den Leser in diesem schmalen Roman erwartet.
Was als Suche nach der unbekannten Frau beginnt, entpuppt sich hier nach und nach als Vexierspiel mit trügerischen Erinnerungen und den unumgänglichen Leerstellen im Leben. Sowohl die Erinnerungen der von Jean befragten Personen als auch seine eigenen erweisen sich häufig genug als unzuverlässig, und selbst der Name der Noëlle Lefebvre scheint nicht in Stein gemeißelt zu sein.
"Diese Nachforschungen könnten den Eindruck erwecken, ich hätte ihnen viel Zeit gewidmet – schon über hundert Seiten, aber das stimmt nicht. Zählt man die Augenblicke zusammen, die ich bisher in einer gewissen Unordnung erwähnt habe, dann kommt ein knapper Tag heraus. Was ist ein Tag in einem Zeitraum von dreißig Jahren?"
Leider konnte mich der Roman mit dem fortlaufend mäandernden Gedankenfluss des Ich-Erzählers Jean Eyben nicht erreichen. Trotz der geringen Seitenzahl trieb ich nur langsam durch die Erzählung und hatte oft genug Mühe, bei den häufig springenen Zeitebenen noch mitzubekommen, wo ich mich gerade befand. Auch wenn sich der Verdacht aufdrängt, dass Jean womöglich das Alter Ego des Literaturnobelpreisträgers ist, wurde es für mich dadurch nicht spannender.
Ein Alterswerk, in dem der Schriftsteller sicher auch auf sein eigenes Leben zurückblickt. Ein anspruchsvoll zu lesendes Werk, das mich thematisch diesmal leider nicht ansprach.
© Parden
Irgendwie wirk schon die Geschichte wie langes Lesen.
AntwortenLöschenWann „mäandert“ ein Gedankenfluss nicht? Oder ist ein geradliniger Gedankenfluss besser? Mir gefällt der Ausdruck für den Verlauf von Geschichten. Liebe Grüße, Uwe
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