Seit DER PIRAT und DER HERZOG VON AQUITANIEN und DER ENGLISCHE LÖWE schaue ich immer mal gern bei Mac P. Lorne vorbei. Es gibt noch eine Menge zu lesen und sicher folgt da noch einiges, aber dieses hier hat seinen besonderen Grund. In der irrigen Meinung, bei diesem Titel handle es sich um einen der Robin Hood - Romane, wollte ich es gar nicht anfassen. Das ist sicher unfair, aber das Thema interessierte mich nicht sonderlich, also Robin Hood. Da sollte ein Earl of Huntington mitspielen und der soll, das las ich irgendwo, mit Robin Hood identisch sein...
Vielleicht kommt das noch, denn Mac P. Lorne schreibt seine historischen Stoffe mit gehöriger Spannung, einem Schuss Fantasie, mit interessanten Charakteren und auch sein Stil lässt das Lesen nie langweilig werden.
Warum aber nun doch dieses Hörbuch? Irgendwo las ich seine Aussage, dass wir hier die bekannte Jeanne d´Arc ganz anders als bisher kennen lernen würden. Da wurde ich plötzlich neugierig...
Doch zunächst schickt uns der Autor in das ausgehende 14. Jahrhundert, als Richard II. entmachtet wird, und John Holland, 1. Duke of Exeter und Earl of Huntington als dessen Gefolgsmann seine Macht verliert. Leser wie ich, die ständig beim Lesen in Lexika schmökern oder auch Wikipedia bemühen (was man sparsam machen sollte), merken schnell, Mac P. Lorne erzählt die Geschichte etwas anders...
Nicht nur, dass Richard II. grausam zu Tode gefoltert wird, Holland und sein erstgeborner Sohn müssen sich das auch noch ansehen. Der Herzog wird später in London enthauptet und seine Frau und Kinder werden sinngemäß verbannt. Hier setzt die Geschichte unseres Helden ein. Der Drittgeborene des Herzogs verliert seine Brüder, die Mutter darf die Kinder nicht sehen, aber John hat einen guten Lehrmeister, der ihn in Schwert und Bogen unterrichtet.
Der König, dessen Vater den ersten Exeter hinrichten lies, soll des Todes sein, beschließt der junge Holland und so schifft er sich mit walisischen Bogenschützen nach Frankreich ein. Unter diesen ist einer sein Freund geworden, seit beide an einem Turnier im Bogenschießen teilnahmen. John trifft in der Schlacht von Azincourt wirklich auf den König, verschont ihn aber. Direkt wie er ist, sagt John ihm nach der Schlacht ins Gesicht, dass dessen Tod sein Ziel war. Henry ist beeindruckt und nun gibt es ihn, den Herrn der Bogenschützen...
"Nebenbei" erfahren wir von einem Mädchen namens Jeanne, mitnichten aus armen Elternhause stammend und deren Visionen.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf, die Jungfrau Jeanne trifft wie bekannt auf die Engländern, die aus Frankreich zu vertreiben, sie sich vorgenommen hat. Ihr bekanntes Ende wird von John Holland, inzwischen wieder Earl of Huntington, nicht gut geheißen. Er ahnt, das könnte eine Märtyrerin werden...
* * *
Fast zu viel verraten, deshalb mache ich hier erst mal Schluss. Recherchestoff gibt es zu hauf. Da sind die beiden John Hollands, beide 1. Duke of Exeter, der König Henry V. Jeanne von Orleans und ganz viele andere Figuren der damaligen "Weltgeschichte".
Henry V. ist besonders bekannt durch Shakespeares Stück und vielleicht auch durch Kenneth Branagh, es geht um diese Schlacht bei Azincourt und auch ein Exeter spielt mit - Das folgende YouTube-Video zeigt den knallbunten Film mit Laurence Olivier in der Hauptrolle - in Theater Englisch. Shakespeare eben. Übrigens wollte der eher die Freundschaft zwischen beiden Königreichen am Kanal beschwören.
Henry V. mit Laurence Olivier
Die Briten führen heute schon gern noch mal ihren Sieg bei über eine überlegene französische Armee bei Azincourt an, wenn sie mal wieder auf Franzosen schimpfen wollen und über die heilige Johanna gibt es unzählige Werke und auch Verfilmungen. Deren Darstellung, also die letzten Monate ihres Lebens ist bei Mac P. Lorne ja ähnlich, aber er lässt sie in den Augen seines Herrn der Bogenschützen als charismatische und durchsetzungswillige Kriegsfurie erscheinen, der die Pfeile der Engländer, oder Waliser, auch dann nichts ausmachen, wenn sie in ihrem, die Panzerung durchschlagend, Körper stecken. Der geneigte Leser, die geneigte Leserin lernt auch viel über die Kriegskunst der Zeit, als Kanonen noch eher selten waren.
Mac P. Lorne erzählt die Geschichte seines Helden bis zum Ende, ich jedenfalls mochte diesen John Holland und damit auch das Buch - mit einer Einschränkung: Wer jetzt erwartet, ich schimpfe mal wieder über die fiktionalen Teile des Romans, der irrt sich. Ich meine die beschriebenen Grausamkeiten. Es ist klar, dass es in einer mittelalterlichen Schlacht sehr "unschön" zugeht. Klar ist auch, dass wenn einen das Schwert trifft, man zugrunde gehen kann, auch wenn nicht gleich der Arm oder das Bein abgehauen wird. Allein, weil es vorher im Darm eines anderen steckte. Trotzdem finde ich, dass es der detaillierten Beschreibungen nicht unbedingt in der Menge bedarf. Grausigstes Beispiel ist der Tod Richard II. (Wahrscheinlich ist der in Wirklichkeit verhungert, was schon schlimm genug ist.)
Wirklich gut gelesen wurde der Roman von Detlef Bierstedt, der den einzelnen Personen durchaus eine eigene Stimme gab. Das Hörbuch stammt aus dem Jahr 2022, das Original bereits aus dem Jahr 2017. Ich selber lernte Mac P. Lorne erst 2020 kennen durch den Roman Die geteilten Jahre kennen. Wobei ich gerade feststelle, dass das nicht ganz stimmt, denn den Francis-Drake-Roman Der Pirat las ich schon 2016. Sehe ich gerade...
Übrigens wächst die Neugier nach dem Lesen der Beschreibungen der "Löwenreihe" nun auch auf Robin Hood. Wo der alles hineingezogen wird...
Für die Romane Sie nannten ihn Cid (2022), Der englische Löwe (2021) und Der Herzog von Aquitanien (2020 - Online Verleihung) wurde Mac P Lorne mit dem Bronzenen Homer ausgezeichnet, einem Literaturpreis für historische Romane. Zu Recht.
Nachdem Silke Elzner mit DER SCHWUR DER GRÄFIN mich noch einmal in die Zeit des John Holland führte und mir dann DER SOHN DES LÖWEN mit seinem Ziehvater Robin von Loxley die früheren Huntingdons vor Augen führten, hörte ich dieses Buch noch einmal.
Nach tausenden Huntingdon-Minuten wird Mac P. Lorne immer damit in meiner Erinnerung bleiben. Der Pragmatismus des Autors zeigt sich in seinen Figuren. Und so manche von deren Auffassungen sind wohl seine eigenen.
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Uwe in seinem Element... :) Dann viel Spaß mit Robin Hood und was dir sonst noch so Interessantes über den Weg laufen mag...
AntwortenLöschenAuch einer mit inzwischen 5 Buchbesprechungen.
LöschenNachdem Silke Elzner mit DER SCHWUR DER GRÄFIN mich noch einmal in die Zeit des John Holland führte und mir dann DER SOHN DES LÖWEN mit seinem Ziehvater Robin von Loxley die früheren Huntingdons vor Augen führten, hörte ich dieses Buch noch einmal.
AntwortenLöschenNach tausenden Huntingdon-Minuten wird Mac P. Lorne immer damit in meiner Erinnerung bleiben. Der Pragmatismus des Autors zeigt sich in seinen Figuren. Und so manche von deren Auffassungen sind wohl seine eigenen.