Samstag, 26. August 2023

Wright, Camron: Briefe für Emily

Harry Whitney hat Alzheimer. Nach seinem Tod finden sich Briefe, die er an seine kleine Enkelin Emily geschrieben hat. Harry erzählt darin von den Herausforderungen des Lebens, von der Liebe und dem Verzeihen. Mit großem Erstaunen erkennt die Familie, dass Harry ihr ein Geschenk von unschätzbarem Wert gemacht hat. (Verlagsbeschreibung)


DNB / Fischer Verlage (Antiquariat) / 2005 / ISBN:  978-3596159567 / 256 Seiten







Manche Bücher liegen jahrelang und fast schon vergessen auf dem SuB (Stapel ungelesener Bücher), bis ein Anstoß sie daraus befreit. Solch ein Buch ist dieses hier. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf diesen Roman stieß oder was mich seinerzeit veranlasst hat, ihn mir zuzulegen - aber nun ist er endlich auch gelesen. Ein nettes Buch für zwischendurch, das neben ernsten Themen auch Leichtigkeit vermitttelt, so viel sei an dieser Stelle schon verraten. Alles Weitere lest Ihr hier:










DENKANSTÖSSE ABER KEIN KITSCH...


Unter Verwendung Quelle: Pixabay

Was bleibt, wenn ein geliebter Mensch von einem geht? Die Erinnerung. Doch wenn derjenige zuvor jahrelang an Alzheimer litt, welche Erinnerungen werden da bleiben? Die an den Menschen, der der Verstorbene früher einmal war? Oder doch eher die an den Menschen, der er zuletzt war, nahezu bar seiner eigentlichen Persönlichkeit? Harry Whitney wollte dem vorbeugen, er wollte in den Köpfen seiner Lieben und v.a. seiner kleinen Enkelin Emily die Person bleiben, die er früher einmal war.


"Die Krankheit ist eine Diebin. Anfangs lässt sie einen hier und da Kleinigkeiten vergessen, aber sie ruht nicht, bis sie einem alles geraubt hat. (...) Ich nenne die Krankeit heimtückisch, weil sie einem die Würde raubt - sogar die Seele." (S. 9)


Trotz seiner fortschreitenden Demenz schrieb Harry deshalb beinahe täglich an Briefen, Gedichten und Rätseln, auf die Emily und ihre Familie jedoch erst nach seinem Tod stoßen sollten. Was sie darin entdecken würden? Lebenserfahrungen, Gedanken und Gefühle eines Mannes, der solcherlei immer für sich behalten hat - und sie nun als Geschenk an seine Familie hinterlässt. Emily selbst ist zu jung, um auf die Lösung der Rätsel zu kommen, die jeweils ein Passwort zu einem weiteren Brief offenbaren. Und so sind es ihre Eltern und ihre Tante, die die Rätsel zu knacken versuchen.

Darüber gerät allmählich alles in einen behutsamen Wandel. Emilys Vater, der zeitlebens mit Harry nicht gut auskam, entdeckt plötzlich die menschliche Seite seines Vaters, stößt auf so manch bislang gut gehütete Geheimnis und beginnt auch über sich selbst und sein eigenes Leben nachzudenken. Hier gibt es einige Denkanstöße und Lebensweisheiten ohne erhobenen Zeigefinger, vielleicht manchmal etwas banal, aber in der Summe durchaus nett zu lesen. Eingefahrene Denkmuster der Hinterbliebenen werden durch die Briefe plötzlich erschüttert, getroffene Entscheidungen noch einmal überdacht. Teilweise berührend, aber glücklicherweise nicht kitschig.

Die Idee zu dem Roman kam Camron Wright, weil sein eigener Großvater, ebenfalls an Alzheimer erkrankt, einen Gedichtband voller Lebensweisheiten für seine Familie hinterlassen hat. Diese persönliche Note lässt das Gelesene noch einmal berührender erscheinen.

Alles in allem ein angenehm zu lesendes Buch, das trotz schwerer Themen auch Leichtigkeit verbreitet...


© Parden






Mehr über den Autor erfährt man auf seiner Homepage.




1 Kommentar:

  1. Manchmal kommen einem so Gedanken... Ob es mich auch mal erwischt? Auch wenn ich sicherlich tausende Seiten mehr als der Durchschnitt gelesen habe - Du, liebe Anne, vermutlich doppelt und dreifach soviel - schützt das nicht unbedingt vor Altersdemenz. Daher wäre ein rückblickendes Tagebuch gar nicht so schlecht...

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