Doch zuvor musste Carl in seinem Dorf mit ansehen, wie Dietrich von Quitzow mit einer Schar Waffenknechte das Dorf überfällt, sein Freund Rudi ums Leben kommt, seine Jugendliebe Anne geschändet wird. Der Bauernsohn tritt dem Täter, dem Raubritter, entgegen, dafür wird er eben auf diese Burg Kletzke verschleppt. Doch Rudi und Carl teilten ein Geheimnis...
Dieser Bauer aber, der nach Wochen aus dem Verlies an Tageslicht darf, eignet sich zu mehr, als zum Säen und Gärtnern, dieser Bauer ist stark und ein Kämpfer. Und so wird er selbst ein Waffenknecht, er kommt rum in Brandenburg...
Auf der Burg arbeitet ein rothaariges Küchenmädchen namens Mette. Die kleine Freche hat es faustdick hinter den Ohren und bringt dem frischgebackenen Waffenknecht bei, was er noch so wissen sollte...
Carl kommt ganz schön rum und eines Tages kommen beide, Mette und Carl in sein Dorf zurück. Doch Carl kann die Anne nicht vergessen und auch nicht die Rache an Dietrich von Quitzow, dem er trotzdem auf eine gewisse Art verfallen ist...
* * *
Es ist die Zeit, in der in der Mark Brandenburg das Herrscherhaus wechselt. Die Linie der Askanier, die die Leserinnen und Leser zum Beispiel aus den Büchern von Sabine Ebert kennen, ist bereits erloschen, wir befinden uns am Anfang des 15. Jahrhunderts. Eine Familie mit dem Namen Hohenzollern tritt auf den Plan. Das ist den Quitzows nicht so recht, denn das bisher geltende Recht auf Fehde wackelt.
Wir begegnen in Dietrich von Quitzow einem Ritter, für den wir gewohnheitsmäßig den Begriff „Raubritter“ verwenden würden, eine Kategorie, die in Sachbüchern weniger verwendet wird. Das „Raubrittertum“ passt zu dem, was man „Fehde“ nennt. Eine solche war „rechtmäßig“, in ihr wurden Rechtsbrüche geregelt, direkt zwischen Schädiger und Geschädigten ohne Anruf der ordentlichen Gerichtsbarkeit, die beim zuständigen Grafen gelegen hätte. Gelegentlich wurde, als letzter Schritt, Blutrache daraus. Heute würden wir Selbstjustiz dazu sagen und es ablehnen, das Gewaltmonopol liegt in der modernen Welt nur beim Staat.
Eine Fehde wurde entweder als kleine oder große Reiterei bezeichnet, und solche Kriegszüge beschreibt Silke Elzner in ihrem Buch, welches „Die letzte Fehde...“ heißt, weil diese Art des Beilegens von Rechtstreitigkeiten nun langsam auslaufen soll. Fehden mussten zukünftig angekündigt werden und eine Institution namens Landfriede schränkte Fehden ein. Die römisch – deutschen Kaiser versuchte es, und somit auch ihre beauftragen Landverweser, hier tritt als ein solcher Friedrich von Hohenzollern auf.
Dietrich von Quitzow (1366 – 1417) war ein bekannter und gefürchteter Adliger in der Mark Brandenburg. Im Wikipedia Artikel wird dessen Grausamkeit und Hinterlist angemerkt, Silke Elzner gestaltet die Figur zwar ebenso als grausam, gibt ihr aber ein bestimmtes Charisma. Es ist seine Art mit seinen Reitern und Waffenknechten umzugehen, die diese dann, neben Beute und Auskommen, auch ideell an ihn bindet. Carl, von Dietrich nur „der Bauer“ genannt, ist davon durchaus beeinflusst, der Ritter hat etwas Anziehendes.
Die Beziehung zwischen beiden erscheint etwas seltsam, das liegt auch an der modernen anmutenden Sprache, oder Sprechweise, die da gepflegt wird, also im Buch.
. »Was weißt du denn von der Welt, Bauer? Was gerecht ist und was nicht, das bestimme immer noch ich!« - Gewohnt sind wir Leser eher, dass der Bauer, eher nichts erwidert, Carl dagegen findet Dietrichs Art zu Kämpfen schon mal „fantastisch“.
Die Autorin will mit diesem Stil Leserinnen Leserinnen und Leser abholen und eben kein, ich sag mal, „pseudo – Mittelniederdeutsch“ verwenden, was sich so schreiben würde:
"Tu Blanckenborch - Wetet Schulze vnd bure tu Blanckenborch, wu gy my von stund an nicht entrichten sesteyn schock bemesche grossen,... "
Der direkte Kontakt mit der Autorin führte zu interessanten Antworten, die das ebenso schon informative Nachwort für den schreibenden Blogger ergänzten. Das folgende Interview wird ebenfalls viel Hintergrund zum Schreiben des Romans und zur Handlung ergeben. „Muss man den Quitzow kennen?“ – nein, meint die Autorin, aber wenn man zum Beispiel Fontane-Liebhaber ist, trifft man vielleicht auch auf diesen berüchtigen Ritter, der den Bürgern Blankenburgs drohte:
"...tu der Hans Strobandynnen vor myn rente, dy my Juwe herren van den Berlin genommen hebben tu Kopenick, vnd wo gy ock van stund an nicht an kamen med juwen wegene tu Botzow vnd furen my holt, so will ick Jw nehmen allent, dat gy hebben. Juwe antwort...."
Drohbrief Dietrich von Quitzows an die Bauern in Blanckenburg bei Berlin um 1400 (Übersetzung gibt es hier)
Noch einmal zurück zu Carl. Da ist also ein Bauernsohn, den ein Ritter nach dem Überfall auf das Dorf entführt, erstmal einsperrt und der sich dann zum Waffenknecht und Kämpfer entwickelt. Der hat noch mehr Talente wie sich in Berlin herausstellen wird. Das ist der eigentliche Held des Romans und bildet den Gegenspieler zu Dietrich von Quitzow. Jedoch entpuppt er sich im Laufe der Handlung überhaupt nicht als so positiv. Im Gegenteil. Der „Beruf“ bringt nicht unbedingt die positiven Eigenschaften zum Vorschein. Das betrifft sowohl Mette und die Dorfbewohner, es trifft auch auch den Lehrmeister, der ihn einst in Kletzke unter seine Fittiche nahm...
Das macht den Kerl nicht sympathisch, aber zu einem hervorragend angelegten Gegenpart zu Dietrich, dem Roman gibt deren Verhältnis zueinander die spannende Würze und den Haupterzählstrang. Das bedeutet aber auch, wer zu den politischen Gegebenheiten noch mehr wissen will, muss recherchieren. Dieser Literaturport ist eine besonders ergiebige Quelle.
Das Gefühl, mich als Leser nicht unbedingt am Anfang des 15. Jahrhunderts zu befinden, legte sich bald. Schnell fand ich in die Handlung, wobei meine Angewohnheit ständig „Google-Recherche“ zu betreiben, so manches erhellte. Und der Kontakt zu Silke Elzner, denn die Blogtour zum diesjährigen HOMER – Literaturpreis für historische Romane - sieht ja noch das Interview vor.
Die Links zu den Beiträgen finden sich auf der HomerBlogPost 2 |
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"Eine packende Geschichte über die Verräterin von Dortmund, Agnes von der Vierbecke, und die „Große Fehde“ mit den Grafen von der Mark."
- DNB / Gmeiner Verlag / Meßkirch 2022 / ISBN: 978-3-8392-0252-4 / 535 Seiten
- Bildquellen
- Terracotta Fries: Von Manfred Brückels - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8070068
- Denkmal des erschlagenen Dietrich in Legde: Von Yoursmile - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21118343
- Wappen derer von Quitzow: Von Autor/-in unbekannt - Wappen neu erstellt von LeoDavid und DORADO, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25435465
- Weitere Quellen:
- Autorinnenbild mit freundlicher Genehmigung von Silke Elzner von der Webseite
- Artikel zu Friedrich von Hohenzollern: https://www.welt.de/kultur/history/article1202229/Ein-Hohenzoller-baendigt-die-Raubritter.html
- Literaturport für Berlin / Brandenburg: https://www.literaturport.de/literaturlandschaft/orte-berlinbrandenburg/text/drohbrief-dietrich-von-quitzows-an-die-bauern-in-blanckenburg-bei-berlin-um-1400/
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