Donnerstag, 5. Oktober 2023

Knöppler, Florian: Südfall

Auf dem Weg zurück nach England fliegen die Bomberverbände über das Wattenmeer. Ihre Bombenlast haben sie über Hamburg oder anderen Städten abgeworfen. Gefährlich ist auch der Rückweg. Irgendwo , vielleicht zwischen Pellworm und Nordstrand liegt die Hallig Südfall. Vielleicht ist Dave dort abgestürzt. In welche Richtung soll er sich bewegen? Die Flut steigt, doch er trifft auf Anna, die ihm hilft.

Es ist Krieg, aber dort im Wattenmeer ist es ruhig. Aber es ist nicht ungefährlich, auch dort droht, vielleicht Verrat. Es sollen schon Piloten aus Rache umgebracht worden sein.

Dave ist im Zivilberuf Tierarzt. Er kann sich revanchieren. Der Weg über das Wattenmeer an der Küste entlang, ungefähr von Husum bis ins dänische Hoyer ist lang. Dort, im Fluss Vidå, liegt ein Boot und Simon, der Fischer kann Dave vielleicht über die Nordsee nach Hause zurückbringen. 
Die Spannung ist leise. Da ist Paul, der Lena mag, die ruhige Anna mit der imposanten Bibliothek, Cecilie, schillernd und verschlossen zugleich und Simon, der Fischer, ohne den der ganze Plan nicht gelingen kann.  Sechs Kapitel sind nach den handelnden Personen benannt, das erste und letzte "gehört" natürlich dem britischen Flieger. Es sind völlig unterschiedliche Menschen, denen wir begegnen, ihre Geschichten haben nicht immer nur mit Krieg oder HJ oder dem BDM bei den Jugendlichen zu tun. Es werden immer mehr, die von Dave wissen, mit Paul zusammen rettet er ein Schaf. Wird Paul aber seiner "nationalsozialistischen Pflicht" genügen?..


Es ist ein ruhiges Lesen, Angst um den Piloten entsteht dabei nicht, dabei sollte sie doch vorhanden sein? Eher so eine Zuversicht, dass das alles gut ausgeht. Vier Tage erleben wir auf der Insel, doch der Blick auf den jeweiligen Tag ist kein chronologischer.  Was heute beginnt, wird zwei Tage später fortgeführt, springt wieder zurück, verbleibt, blickt weiter zurück und wieder vor, wenn Dave auf Simon trifft...

Ganz langsam erkennen wir beim Lesen Szenen wieder aus den Kapiteln wieder.

Wasser und Land. Und Inseln, diese Ruhe überträgt sich auf den Leser und daher liegt hier ein besonderes, ein so ungewohntes, anderes Kriegsbuch vor uns. Natürlich ist von den abgestürzten Personen die Rede und von den Bomben:

"Und was die Kameraden denken, ist mir auch egal, fast egal. Die aus meinem Flugzeug sind tot und die meisten anderen sind Idioten. Viele fragen sich nicht mal, ob es richtig oder falsch ist, diese Bomben zu werfen. Phosphorbomben auf Wohngebiete. In deiner Einheit war es doch bestimmt ähnlich, oder? Alles harte Kerle, alles echte Männer. Lächerlich." So spricht Dave zu Siggi, einem jungen Deserteur...  ( Seite 219)
Ein besonderer Roman...

* * *

Dies ist Florian Knöpplers drittes Buch, auch die anderen beiden spielen dort wo er lebt: in Schleswig Holstein. Der 1966 geborene studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie. Vorher schrieb er eher Reportagen und arbeitete für Fernsehsender. Über KRONSNEST hat Anne schon geschrieben, ie mag sicher auch dieses Buch, das irgendwie direkt aus der Nordsee zu kommen scheint.

SÜDFALL wurde mir im August vom Verlag angeboten und nun bedanke ich mich für das Rezensionsexemplar.
  • DNB / Pendragon / Bielefeld 2023 / ISBN: 978-3-86532-851-9 / 243 Seiten

© Bücherjunge


1 Kommentar:

  1. Habichtland liegt hier noch ungelesen, soll aber bald nachgeholt werden! Der von dir vorgestellte Roman würde mich natürlich auch interessieren.

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