- Herausgeber : Pendragon; 1. Edition (24. Februar 2021)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 448 Seiten
- ISBN-10 : 386532746X
- ISBN-13 : 978-3865327468
HARTES LANDLEBEN DURCHSETZT MIT NATURSCHILDERUNGEN VON SCHLICHTER SCHÖNHEIT...
Erster Satz: „Hannes befühlte die geschwollene Wange.“
Schon dieser erste Satz zeigt: das Leben auf dem Lande in den späten 1920er Jahren ist kein Zuckerschlecken. Zu Beginn der Handlung lebt der anfangs 15jährige Hannes mit seinen Eltern auf einem kleinen Hof in der holsteinischen Elbmarsch. Sein Leben pendelt zwischen der Schule und dem Hof, das Geld reicht gerade für das Nötigste, und neben Essen und Schlafen beherrscht die harte körperliche Arbeit den Tag. Hannes Hilfe wird selbstverständlich erwartet, und ein Wort des Dankes bekommt er kaum einmal zu hören. Dafür neigt der wortkarge Vater zu körperlicher Gewalt, was Hannes immer wieder zu spüren bekommt. Die Mutter kann ihn nicht davor schützen, so dass der Junge, sehnsüchtig um Anerkennung bemüht, stets mit dem Schlimmsten rechnen muss.
Trotzdem hat Hannes sich eingerichtet in seinem Leben. So wie die willkürlichen Launen des Wetters gehören auch die Ausbrüche des Vaters einfach dazu, doch die Freundschaft zu Thies, einem Nachbarsjungen, lindert die Härte des Alltags zumindest ein wenig. Der introvertierte Hannes ist klug und belesen, sehr zum Unwillen seiner Klassenkameraden, so dass er auch hier ein Außenseiter ist. Neben den Büchern liebt Hannes die Natur und will eigentlich nur in Ruhe leben, ein wenig träumt er auch davon, Mara, die Tochter des Großgutsbesitzers, zu erobern, zumindest versucht er, sich aus den Querelen des Dorflebens herauszuhalten.
Doch das ist alles andere als einfach. Dunkle Schatten ziehen auf, die Bauern rebellieren gegen die Berliner Politik, die das Landvolk hungern und in Armut verkommen lässt, und auch wenn sich einzelne Ortsgruppen bald schon zerschlagen, nimmt die Nationalsozialistische Partei nach und nach all die Unzufriedenen in ihren Reihen auf. Dem gegenüber stehen kommunistische Bestrebungen anderer Dorfbewohner, schwere Konflikte sind vorprogrammiert. Kommunisten gegen Braunhemden – Hannes will nichts damit zu tun haben, doch er lernt: Freundschaften sind nicht in Stein gemeißelt, und eines Tages muss jeder Position beziehen…
Düster, grau und bedrückend kommt die Erzählung daher, leise im Ton, eindringlich in einzelnen Szenen. Kein vor Spannung brodelnder Roman, sondern eine langsam erzählte Geschichte ohne große Höhepunkte – und dennoch interessant. Vor allem die Naturschilderungen sind oftmals beeindruckend – vor dem inneren Auge erscheinen Bilder von schlichter Schönheit trotz eines eher schnörkellosen Schreibstils. Die Charaktere des Dorfes bleiben dabei eher blass, gesehen nur durch Hannes Augen, dessen introvertierte Art keine ausschweifenden Schilderungen zulässt. Dennoch überzeugen die gut recherchierten Details des Romans, der dadurch alles in allem ein authentisches Zeitkolorit zeichnet.
Dieser Debütroman von Florian Knöppler wartet noch auf seine Fortsetzung. Die Richtung wird am Ende angedeutet, doch bleiben viele Handlungsstränge unaufgelöst, was ich etwas schade fand. Dennoch oder gerade deswegen bin ich gespannt auf den Fortgang der Erzählung, der 12 Jahre später (1941) einsetzen wird.
© Parden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.
Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.