- Herausgeber : Penguin Verlag; Originalausgabe Edition (13. April 2021)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 560 Seiten
- ISBN-10 : 3328103996
- ISBN-13 : 978-3328103998
- Reihe: Simon Jenkins (Bd. 1)
SCHWACHER AUFTAKT EINER NEUEN REIHE...
So viel sei vorweg verraten: der Klappentext war für mich ehrlich gesagt das Spannendste am ganzen Roman. "Cornwall-Krimi" steht auf dem Cover, und das ist vermutlich schon eines der Probleme. Der Versuch, die raue Idylle der Küstendörfer in Cornwall stimmungsvoll zu schildern kollidiert hier definitiv mit dem Versuch eines Krimis. Obwohl - die beiden Komponenten alleine hätten ein durchaus stimmiges Bild ergeben können.
Wären da nicht noch weitere Themen, die der unter einem Pseudonym schreibende deutsche Krimiautor (alias Arnold Küsters) versuchsweise alle bedeutungsgleich unter einen Hut bringen wollte. Als da wären: ziemlich zerrupfte Charaktere, die alle ihr Päckchen zu tragen haben, die unfähige Polizei als solche, eine sich anbahnende Romanze, die Problematik Tourismus vs. ursprüngliches Dorfleben mit dem harten Brot der Fischerei, die Piratenvergangenheit des Landstrichs, Malerei und Kunstwissenschaft, Musik in den Pubs u.a.m.
Wohlgemerkt: der Klappentext und der eigentliche Plot haben mich durchaus gereizt, und auch auf die Landschaftsschliderungen Cornwalls habe ich mich im Vorfeld gefreut. Doch bereits der Einstieg gestaltete sich für meinen Geschmack recht zäh: das Vorstellen der Charaktere sowie der Örtlichkeiten zog sich dahin. Das Spannendste zu Beginn war die Frage, was den ehemaligen Polizisten Simon Jenkins in das ruhige Fischerdorf an der Küste Cornwalls gebracht hat.
Jenkins, sein Freund Luke und die Freundin der Toten an der Klippe, Mary, sind die Hauptcharaktere des Romans. Immer wieder wird auf ihre Lebensumstände in der Gegenwart wie in der Vergangenheit eingegangen - und vor allem auf die Lebenskrisen von Mary und Simon. Ich verstehe sogar, dass gerade zu Beginn einer Reihe den Hauptcharakteren ausreichend Platz eingeräumt wird, damit man sie näher kennenlernen kann. Aber wenn nach einem Drittel des Romans immer noch der Eindruck vorherrrscht, dass noch nichts Relevantes geschehen ist, dann stimmt doch etwas nicht.
Der Krimi, der es ja eigentlich sein soll, nimmt bis auf die letzten Seiten zu keinem Zeitpunkt an Fahrt auf. Ganz im Gegenteil. Immer wenn Jenkins beschließt, endlich etwas zu unternehmen, bremst er sich gleich wieder aus und lässt den Dingen ihren Lauf. Er lässt alles vor sich hin plätschern, und wir Leser:innen plätschern mit. Diese Unentschlossenheit des ehemaligen Polizisten zieht sich durch den gesamten Roman und hat mir den Charakter zusammen mit seinen ständigen Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln mehr als verleidet. Dass ich Jenkins Entscheidungen und Handlungsansätze nicht immer nachvollziehen oder gutheißen konnte, kommt sicher noch erschwerend hinzu. Simon wirkt keineswegs als der erfahrene Polizist, der er doch sein soll, sondern agiert meistens nicht weniger stümperhaft als er der offiziell agierenden Polizei attestiert...
Widersprüchlich agiert aber auch Mary: einerseits hat sie aus nachvollziehbaren Gründen wahnsinnige Angst, will andererseits aber ihr Haus nicht abschließen, weil sie sich in ihrer Freiheit nicht beschneiden lassen will. Für mich so nicht vorstellbar, aber gut. Und obwohl der Autor seinen Charakteren (viel zu) viel Platz einräumt, bleiben sie letztlich doch recht oberflächlich und wenig greifbar. Natürlich bietet die geplante Reihe sicher noch Raum für die Entfaltung der Charaktere, aber bei einer derart epischen Darstellung der Personen hätte ich doch ein differenzierteres Bild auch schon in diesem Einstiegsband erwartet.
Der eigentliche Fall spielt über eine weite Strecke eine mehr als untergeordnete Rolle - gelegentlich wird pflichtschuldigst daran erinnert, um sich dann jedoch gleich wieder anderen Themen zuzuwenden. Doch so ist der Roman weder als Krimi überzeugend, noch als Wohlfühl-/Heimat-/Lebenskrisen-/Künslter-/Liebes-/Irgendwas-Roman. Ein schwer verdaulicher, zäher Brei von stolzen 560 Seiten - und mit jeder Seite erlahmte mein Interesse mehr.
Das Ende schließlich war tatsächlich temporeicher als der Rest des Romans, bot für mich aber kein Überraschungsmoment, und die Leistung von Simon Jenkins - naja...
Manche Romane schließt man mit einem Seufzer - nach einem zufriedenstllenden Ende zum Beispiel oder auch infolge des Gedankens, dass man gerne noch weitergelesen hätte. Hier war es definitiv ein Seufzer der Erleichterung, verbunden mit der Gewissheit, die Folgebände sicher nicht mehr lesen zu wollen.
Für mich hat der Autor zu viel gewollt und sich für nichts von alldem klar entscheiden können. Aus dem Themen-Potpourri kristallisierte sich der eigentliche Krimi kaum heraus, für mich dominierte leider die Langeweile.
Es mag Fans dieser eigentümlichen Mischung geben - ich gehöre leider nicht dazu. Für mich ist dies einfach ein sehr schwacher Auftakt zu einer neuen Reihe. Diese mag ihre Fans finden, ich klinke mich hier aus...
© Parden
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