Samstag, 30. Oktober 2021

Rodham Clinton, Hillary und Penny, Louise: State of Terror

Eine ehemalige US-Außenministerin schreibt einen Roman. Einen Thriller. Sie hat eine Helferin. Eine bereits erfolgreiche Autorin namens Louise Penny. Diese erklärte zu diesem Projekt:

»Als meiner Freundin Hillary und mir vorgeschlagen wurde, gemeinsam einen Politthriller zu schreiben, konnte ich nicht schnell genug ja sagen. Bevor wir begannen, sprachen wir über ihre Zeit als Außenministerin. Was war ihr schlimmster Albtraum? State of Terror ist die Antwort.«

Die Leserinnen und Leser dieses Blogs haben längst im Titel des Posts gelesen, dass hier Hillary Rodham Clinton gemeint, die ehemalige First Lady des US-Präsidenten Bill Clinton, Außenministerin von Barack Obama und unterlegene Präsidentschaftskandidatin im Wahlkampf des Donald Trump.

Damit dürfte klar sein, dass hier jemand vom Fach bei der Thriller-Produktion mitwirkte, wenn in State of Terror die neue Außenministerin des neugewählten US-Präsidenten die Hauptrolle spielt. Ellen Adams wurde in das State Department gehieft, damit die bisher einflussreiche Medienchefin gefälligst in der Weltgeschichte herum reist und die Finger von den Machenschaften des Präsidenten lässt.


Zuerst fliegt Ellen nach Frankfurt, da liegt nämlich ihr Sohn im Krankenhaus, der in einem Bus saß, den kurz, nachdem er hinaus geworfen wurde, eine Bombe zerriss. Zwei weiter trafen Linienbusse kurz vorher in London und Paris. Klar, nun spielt die Welt verrückt, zumal es in diesem Bus auch Atomphysiker ums Leben kamen und der Attentäter es nicht über sich brachte, den Anschlag zum eigenen Aufstieg in den Himmel zu nutzen.

Die weitere Reise führt über den Oman nach Teheran. Sie fliegt weiter nach Islamabad und dann nach Moskau... Schaut man in die derzeitige Weltpolitik, dann sind diese Reiseziele eher ungewöhnlich, wobei wir armen Erdenbürger nicht unbedingt wissen, was unsere Außenminister zwischen den veröffentlichten Nachrichten treiben.

President Williams ist eine „Promenadenmischung“ aus verschiedenen Leuten, die einmal POTUS genannt wurden. Ein paar Spitzen sind sicherlich für Obama gedacht, der seine Konkurrentin im Wahlkampf seiner Partei tatsächlich zur Außenministerin machte, das meiste aber bekommt dieser soeben abgewählte President ab, der unschwer zu erkennen ist.

Dieser hat vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass ein bekannter Waffenhändler und Atomphysiker aus dem pakistanischen Hausarrest entlassen wird. Dies scheint nicht gut für die Welt zu sein, denn der verkörpert gleich mehrer der bekanntesten Terroristen der letzten Jahrzehnte, das war zumindest das Gefühl des hier schreibenden Bloggers. Der Kerl ist in der Lage Atomwaffen zu verkaufen oder das dazu notwendige Material, es sind wohl tatsächlich welche gebaut wurden und letztlich sucht die gesamte „westlich-demokratische“ Geheimdienstwelt nach deren Verbleib. Nicht neu das Ganze, mir fällt da automatisch Tom Clancys DAS ECHO ALLER FURCHT ein.

Die Verschwörung, um die es dann im Laufe der Handlung geht, ist eine gar unglaubliche, auch die Methoden der Heldin und ihrer Freundin sind eben die von Romanhelden. Spannung muss sein und die ehemalige Außenministerin hat dabei bestimmt auch ein paar Wunschträume verwirklicht, wenn sie in Teheran in Burka den iranischen Präsidenten trifft und sogar den Ayatollah, den geistlichen Führer. Keinen Hehl macht die Heldin (und die Autorin) aus ihrer Abneigung gegen den russischen Präsidenten, dem sie zeigt, dass sie seine Methoden durchaus versteht. Der deutsche Außenminister macht den Eindruck von diplomatischen Vorfahren seit dem Kaiserreich, die vielen Eindrücke, die die Politikerin aus Jahrzehnten gewonnen hat, müssen halt untergebracht werden.

Heraus kommt ein spannender, manchmal verwirrender Thriller, in dem die Welt gerettet werden muss. Manchmal überweigt das Gefühl, dass gerade die Handlung „zerreißt“, man fragt sich, wo kommt denn diese iranisch-amerikanische Mitarbeiterin des State Department wieder  her, die doch der Ayatollah gerade verhaften ließ und dabei deren Hinrichtung ankündigte, auch der Chefterrorist taucht verblüffend oft im unmittelbaren Dunstkreis auf. Aber was solls, es ist schließlich ein Roman, und den kann man als gelungen bezeichnen. Wobei ich die Hoffnung hege, dass die große Politik nicht ganz so verschroben, korrupt und verschwörungswillig ist, wie in diesem Buch.

Unter den ganzen unzufriedenen Verschwörungstheoretikern und -anhängern, die da auf den Straßen rumkrakeelen, gibt es zwar ein paar Leute, die auch das Kapitol, den Elysseepalast oder den Deutschen Bundestag stürmen würden, gefährlich ist eher, dass da vielleicht viel mehr Leute in der Versenkung stecken, die unzufrieden mit sich, der Welt und der Politik sind, auch wenn sie selbst an keine Verschwörungen glauben. Man schaue sich nur mal um...

Charlotte Puder hat das Buch eingelesen, jedoch wären gelegentlich ein paar Pausen zwischen den Abschnitten bei denen die Handlung zu anderen Personen an anderen Ecken in der Welt springt, besser gewesen. 

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Post - Nachwort:

Gestern veröffentlichte ich diesen Post, da lag DER SPIEGEL mit der Nr. 44 bereits auf dem Tisch, ich hätte gleich mal hinein schauen sollen: "Monster am hellichten Tag" hat Philipp Oehmke seinen Text genannt, in dem er von diesem Roman hier erzählt und von den Autorinnen. Von Betsy, der Freundin und nicht von der Administration bezahlte private Beraterin, die ich oben gar nicht erwähnte. Im Artikel dagegen lernen wir die inzwischen verstorbene Betsy Ebeling kennen, die Vorbild für die Romanfigur ist. Und wir lesen davon, dass Bill Clinton gemeinsam mit James Patterson ebenfalls einen erfolgreichen Roman geschrieben hatte. In seinem rettet ein US-President die Welt in Teheran und Islamabad, der Unterschied besteht darin, dass die Autoren viel schneller die Navy-Seals ins Rennen schicken als die Autorinnen. 

Als es im Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol kam, war der Roman von Clinton und Penny bereits fertig, die Vorkommnisse wirkten wie eine reale Bestätigung der Fiktion. Im Artikel wird unterstrichen, dass der im letzten Herbst abgewählte President ja über "eine Unterstützungsarmee aus Bloggern, YouTubern, Podcastern und Trolls" verfügt, die "Millionen von Amerikanern glauben machen, dass die Wahl Joe Bidens manipuliert gewesen sei."   - Im Roman sucht Betsy mit einem Fachmann nach versteckten Dokumenten zu einem möglichen Verräter und Verschwörer. Dass Trump momentan die Herrausgabe von Archivmaterial über den Sturm an den Kongress verhindern will ist ähnlich aktuell.

Eigentlich wollte ich damals den Präsidenten-Roman THE PRESIDENT IS MISSING nicht lesen oder hören, nun aber denke ich darüber nach, zumal Bill Clinton und James Patterson mit DIE TOCHTER DES PRÄSIDENTEN schon wieder einen Thriller veröffentlicht haben. Irgendwie lässt Tom Clancy grüßen, aber der war nun mal kein Präsident...

 © Bücherjunge (25.07.2022)


1 Kommentar:

  1. Ich glaube, hier reicht mir deine Rezension zum Buch - lesen muss ich das nicht. Auch wenn es im Großen und Ganzen recht positive Meinungen zu dem Roman gibt, bin ich hier nicht überzeugt, dass das etwas für mich ist. Aber ich bin gespannt, ob du auch zu den anderen Romanen greifst... :)

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