INKOGNITO...
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Ja, das Buch ist schon älter, genauer gesagt erschien es im Deutschen bereits 2008, noch zu Lebzeiten der Queen. Es spielt also mit der Idee: was wäre wenn. Ja, was wäre wenn die Queen einfach mal eine Auszeit von ihren ganzen Verpflichtungen, der Etikette und der royalen Großfamilie mit ihren Skandalen und Skandälchen braucht? Und wenn dafür das Schloss in Schottland, das ihr seit jeher als Rückzugsort dient, nicht mehr ausreicht?
Emma Tennant kennt die Antwort: die Queen packt heimlich einen kleinen Koffer und fliegt inkognito und mit gefälschtem Pass nach St. Lucia in die Karibik, eine Insel, die seinerzeit auch unter der Krone Englands stand. Heute nicht mehr, aber dass hier viel Französich gesprochen wird, hätte die Queen nicht erwartet. Und auch sonst läuft nicht alles nach ihren Vorstellungen - im Grunde genommen so gut wie gar nichts. Der Koffer kommt gar nicht erst mit in die Karibik, sondern wird noch in London vorschriftsmäßig gesprengt, nachdem - ähm, ja. Die Villa, die sie käuflich erworben hat, existiert erst auf dem Reißbrett, das Hotel ist eigentlich schon voll, und dort wird sie zu allem Überfluss auch gleich noch ausgeraubt.
Doch wäre die Queen nicht die Queen, wenn sie durch solche Unpässlichkeiten ihre Contenance verlieren würde. Pragmatisch wie sie ist, laviert sich die Monarchin auch durch die schwierigsten Situationen, wobei allerdings auch eine gehörige Portion Naivität mitspielt. Zum Glück wird sie nicht erkannt, und die Irritation darüber, dass alle sitzen bleiben wenn sie aufsteht, legt sich bald wieder - schließlich gibt es wichtigere Probleme, die angegangen werden müssen...
Die Idee von der inkognito verreisenden Queen fand ich wirklich reizvoll. Die Erzählung selbst allerdings konnte mich dann leider weniger begeistern. Unspektakulär, so kann man es wohl am ehesten zusammenfassen. Für mich hat die Geschichte ihr Potenzial überhaupt nicht ausgeschöpft. Die Queen reist unerkannt ein, später ebenso wieder aus, dazwischen gibt es skurrile Situationen, die mich manchmal schmunzeln ließen, teilweise aber auch zu Stirnrunzeln führten.
Sicher liegt das auch daran, dass ich einige der Anspielungen womöglich nicht verstanden oder auch nur erkannt habe, schließlich interessiere ich mich für Königsfamilien wirklich mal so gar nicht. Gerade im letzten Drittel gab es dann aber auch noch langatmige Passagen, die mein Lesevergnügen zusätzlich schmälerten. Der feine britische Humor wich zudem stellenweise eher karrikaturhaften Darstellungen, was ich schade fand.
Alles in allem eine schöne Idee für eine Novelle wie diese - die Umsetzung jedoch konnte mich leider nicht überzeugen. Schade!
© Parden
Ich dachte auch gleich an Bennett...
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