Wieder einmal ein Zufallsfund, der mich aufgrund seines ungewöhnlichen Titels auf sich aufmerksam machte.
Gelesen habe ich dieses Buch in der Adventszeit, weil ich einfach Lust auf einen Wohlfühlroman hatte. Dieser hier versprach nicht kitschig zu werden, und so stürzte ich mich voller Eifer in die Lektüre. Ob ich fand was ich suchte? Lest selbst:
Inhalt: (Quelle: Blessing Verlag)
Lois Clary ist Software-Ingenieurin bei General Dexterity, einem
Start-up in San Francisco, das Roboter herstellt. Sie programmiert den
ganzen Tag und ist abends zu müde um ein Sozialleben zu pflegen. Ihre
gesellschaftlichen Kontakte beschränken sich auf zwei Brüder, bei denen
sie jeden Abend ihre Suppe und ein köstliches Sauerteigbrot bestellt.
Als die beiden ihr Take-Away aufgeben müssen, hinterlassen sie ihr die
Sauerteigkultur, aus der sie ihr Brot hergestellt haben.
Dieser Mikroorganismus ist ein sehr unberechenbarer Zeitgenosse, der viel Pflege erfordert und Lois‘ Leben von Grund auf verändert. Sie kündigt ihren Job, fängt an, ihr eigenes Brot zu backen, und entdeckt dabei eine völlig neue Welt: unter anderem einen experimentellen Street-Food-Markt um eine eingeschworene Gruppe von Leuten, die neuen Produzenten skeptisch gegenübersteht. Voller Neugier macht sich Louis daran, ihr Geheimnis zu lüften.
Dieser Mikroorganismus ist ein sehr unberechenbarer Zeitgenosse, der viel Pflege erfordert und Lois‘ Leben von Grund auf verändert. Sie kündigt ihren Job, fängt an, ihr eigenes Brot zu backen, und entdeckt dabei eine völlig neue Welt: unter anderem einen experimentellen Street-Food-Markt um eine eingeschworene Gruppe von Leuten, die neuen Produzenten skeptisch gegenübersteht. Voller Neugier macht sich Louis daran, ihr Geheimnis zu lüften.
NICHT DER ERWARTETE WOHLFÜHLROMAN...
Quelle: Pixabay |
Erwartet hatte ich hier nach dem Überfliegen des
Klappentextes einen Wohlfühlroman, und genau darauf hatte ich Lust in
den Tagen rund um Weihnachten. Die Ausführlichkeit des Klappentextes
hätte mich vielleicht warnen sollen, dass es so simpel nicht ist. Den
Roman einer festen Kategorie zuzuordnen, verbietet sich jedenfalls.
Dabei
begann die Erzählung vielversprechend. Lois Clary erledigt
pflichtbewusst ihren Job als Software-Ingenieurin und lebt im Grunde nur
für ihre Arbeit. Überstunden werden erwartet, Privatleben wird
überbewertet, 'höher, schneller, weiter' ist die Prämisse bei General
Dexterity. Die junge Frau bekommt zu wenig Schlaf, entwickelt bei all
dem Stress einen empfindlichen Magen und steigt wie viele ihrer Kollegen
bald schon auf künstliche Nahrung um, die langweilig schmeckt aber gut
verträglich zu sein scheint.
Eines
Abends entdeckt Lois zufällig eine Anzeige, in der für einen kleinen
Lieferservice geworben wird. Sie bestellt dort eine scharfe Suppe und
ein Sauerteigbrot - und wähnt sich schon kurz darauf wie im siebten
Himmel. Die Schärfe der Suppe scheint genau das Richtige für ihren Magen
zu sein, und das Brot - einfach himmlisch. Bald schon gibt es nichts,
auf das sie sich mehr freut als auf die allabendlich Lieferung ihrer
Suppe und ihres Brotes. 'Beste Esserin' nennen sie die beiden Brüder,
die den kleinen Lieferservice betreiben, doch eines Abends erfährt Lois
zu ihrem Entsetzen, dass die beiden schon am nächsten Tag nach Europa
reisen werden - für immer.
Als
Trost lassen ihr die Brüder einen kleinen Teil ihres Ansatzes für das
Sauerteigbrot da samt einiger Hinweise für den korrekten Umgang damit.
Lois beginnt, sich mit der Herstellung von Brot zu beschäftigen, denn
sie will diesen Ansatz keinesfalls verkümmern lassen. Doch dass dann
alles derart ausufern würde - damit hätte wohl niemand gerechnet. Lois
baut nicht nur ihren eigenen Steinofen im Garten, sie kündigt auch ihren
gut bezahlten Job und begibt sich in das Abenteuer des Neuanfangs: Brot
backen und verkaufen...
So
weit, so gut und in Richtung Wohfühlroman deutend. Aber dann... Der
Sauerteig entpuppt sich als etwas Besonderes, das ein Eigenleben zu
führen scheint, das beispielsweise eine bestimmte Musik braucht um zu
wachsen und das selbst bestimmte Gerüche (immer: Banane) und Geräusche
absondert. Dieser Sauerteig entwickelt sich weiter und führt zu
Überraschungen und Komplikationen, die niemand hätte vorhersehen können.
Klingt abgedreht? Stimmt.
Lois
will Brot backen und davon leben - und dafür schließt sie sich einem
experimentellen Street-Food-Markt an, wo sie einer großen Zahl anderer
Menschen begegnet, die etwas Besonderes schaffen und damit etwas
verändern wollen. Dabei gehört modernste Technologie unweigerlich dazu -
auch Lois nimmt die Hilfe eines Roboterarms bei ihren zahllosen
Backdurchgängen gerne in Anspruch. Doch ist die Verbindung zwischen
Tradition und neuen Kulturtechniken wirklich empfehlenswert?
Was
ist das nun also für ein Roman? Vor allem zu Beginn gibt es den
erwarteten Wohlfühlcharakter - zumindest eine Ahnung davon. Bei der
Geschichte um den Sauerteig kommen eindeutig märchenhafte Anteile hinzu,
bei der Erläuterung von technischen Details gibt es teilweise
ausführliche Ausflüge in die wissenschaftliche Abteilung, historische
Anleihen gibt es ebenfalls bei einigen Themen und ein paar Tropfen
Liebesgeschichte sowie einige humorvolle Szenen setzt der Autor als
Topping oben auf.
Keine
immer gut verdauliche Mischung, so empfand ich es zumindest, zumal der
Lesefluss immer wieder durch häufige Themen- und Ortswechsel
unterbrochen wird. Dadurch wirkt die Erzählung weniger ruhig und aus
einem Guss. Schön fand ich die eMails zwischen Lois und einem der
Brüder, die ihr den Sauerteig-Ansatz überlassen hatten, die immer wieder
zwischen den Kapiteln auftauchten. Allerdings war Lois als Person für
mich nur halbwegs greifbar - eine fleißige Ameise, die allmählich
herausfindet, was ihr wichtig ist im Leben, von der ich aber bis zum
Schluss kein wirkliches Bild vor Augen hatte.
Insgesamt
konnte ich mich jedenfalls leider nicht so in die Erzählung fallen
lassen wie ich es mir erhofft hatte. Meine Erwartung von der Art des
Romans wurde ebenfalls nicht erfüllt, sondern ich bekam eine etwas
schräge Geschichte in wildem Genremix um den Konflikt zwischen Tradition
und moderner Technologie. Ein Buch, das bei mir leider sicher keinen
bleibenden Eindruck hinterlässt. Schade.
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
- Verlag: Karl Blessing Verlag (22. Oktober 2018)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Dietlind Falk
- ISBN-10: 3896676156
- ISBN-13: 978-3896676153
- Originaltitel: Sourdough
Informationen zum Autor: (Quelle: Blessing Verlag)
Robin Sloan wurde 1979 in der Nähe von Detroit geboren, hat an der
Michigan State University Wirtschaftswissenschaften studiert und
anschließend für Twitter und verschiedene andere Onlineplattformen
gearbeitet. Sein Debüt Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra erschien 2014 bei Blessing. Robin Sloan lebt in San Francisco.
Hallo Anne,
AntwortenLöschenüber den Titel dieses Romans bin ich auch schon mal gestolpert – oft gefallen mir Romane mit schrägen Titeln sehr gut, aber aus irgendeinem Grund habe ich das Buch dann doch nicht gelesen.
Auch, wenn die Mischung vielleicht nicht immer gut verdaulich ist, klingt deine Rezension danach, als könnte es ein Buch ganz nach meinem Geschmack sein! :-)
LG,
Mikka
Hallo Mikka,
Löschensolltest Du den Roman lesen, lasse mir danach doch bitte einen Kommentar zukommen, wie Du ihn fandest! Da wäre ich sehr gespannt...
LG, Anne