Sonntag, 6. Januar 2019

Seppälä, Emma: Der Trick mit dem Glück

Wer meine Lesegewohnheiten verfolgt, wird rasch merken, dass ich mich mit Sachbüchern eher seltener auseinandersetze. Aber es kommt vor. Das Thema 'Glück' läuft mir in den letzten Jahren immer wieder über den Weg - jeder kennt das Wort, aber die Interpretationen sind vielfältig. Was ist das Glück eigentlich. Und, fast noch wichtiger, wie kann man es erreichen?

Spannend fand ich daher die Idee, die Wissenschaft vor den Karren zu spannen, um genau diese Fragen zu beantworten. Ob ich Antworten gefunden habe? Nun, das kann man hier nachlesen:








Mehr erreichen durch weniger tun

Immer besser, schneller und effizienter macht uns nicht glücklich. Umgekehrt, indem wir einen Gang herunterschalten, uns Zeit für uns selbst nehmen, sind wir leistungsfähiger. Wir erreichen mehr durch weniger tun. Die Stanford-Professorin Dr. Emma Seppälä zieht Erkenntnisse der Neurowissenschaften, Psychologie, Resilienz- und Achtsamkeitsforschung sowie ihre eigenen Untersuchungen heran, um zu erklären, woraus persönlicher und beruflicher Erfolg gemacht ist. In diesem praktischen und eingängigen Ratgeber zeigt sie sechs wissenschaftlich nachgewiesene Wege zu mehr Wohlbefinden und Erfolg im Leben auf.









DIE WISSENSCHAFT VOM GLÜCK...

Glücksklee... (Quelle: Pixabay)
66 Lesezeichen - so viele Post-Its zieren nach der Lektüre tatsächlich das schmale Buch, und ich stehe vor der undankbaren Aufgabe, hierzu nun eine Rezension zu schreiben. Das Buch selbst stellt ja schon die Essenz der wissenschaftlichen und persönlichen Erkenntnisse der Autorin dar - wie soll ich da in einfachen Worten formulieren, worum es hier geht?

Vorab vielleicht ein wenig zur Person der Autorin: Emma Seppälä hat einen Doktortitel in Psychologie und ist wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Mitgefühl und Altruismusforschung an der Stanford University, San Francisco, sowie führende Experitin auf dem Gebiet der Gesundheitspsychologie, des Wohlbefindens und der Resilienz. Wie man im Anhang des Buches erfährt, ist es Seppäläs Ziel, die Wissenschaft vom Glück auf das Leben der Menschen zu übertragen. Sie hat bereits Hunderte von Studenten in Glückskursen unterrichtet, wofür sie mit dem Lyons Award der Stanford University ausgezeichnet wurde.

Manchmal bekommt man ja schon eine Idee, was einen erwartet, wenn man das Inhaltsverzeichnis überfliegt. Hier bereitete mich das Verzeichnis allerdings zwar darauf vor, dass ich es tatsächlich mit einem wissenschaftlichen Sachbuch zu tun hatte, jedoch nicht wirklich, um was es bei den einzelnen Punkten ging. Ich beschloss jedoch, mich davon nicht abschrecken zu lassen, sondern mich in dieses Thema zu vertiefen.

Wir leben in einer schnelllebigen Zeit voller Informationen und Anforderungen. Nie enden wollende To-do-Listen, ständige Signale von Handys und anderen elektronischen Kommunikationsgeräten beherrschen unseren Alltag - wir stehen rund um die Uhr parat und versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen. Eine ständige Überlastung wird als normal akzeptiert, und da jeder hier Schritt halten zu können scheint, geben wir uns selbst die Schuld dafür, wenn wir uns bei diesem Tempo gestresst, ausgelaugt und überlastet fühlen.

Überhaupt scheint Stress unausweichlich zu sein, wenn man erfolgreich sein will: zielstrebig im Job, als Eltern vorbildlich, ein guter Partner, dazu ein regelmäßiges Pflegen des Freundeskreises - die Anforderungen sind vielseitig. Doch was ist eigentlich, wenn man das Gefühl hat, in einem nie stillstehenden Hamsterrad aus zu erledigenden Aufgaben gefangen zu sein, keine Zeit für die Dinge zu haben, die man eigentlich gerne tun würde?

Das kennt phasenweise doch fast jeder, und hier setzt Emma Seppälä an. Sie entlarvt die Prämissen von 'Disziplin', 'Talent', und 'Stress' und zeigt auf, wie kontraproduktiv es ist, sich beim Streben nach Erfolg daran zu orientieren. Nur wenn man sich wohl fühlt, glücklich ist, kann sich der Erfolg in den verschiedenen Bereichen überhaupt erst einstellen. Die Autorin zeigt auf, wie das persönliche Glücksempfinden die eigene Widerstandskraft stärkt, ebenso wie Kreativität, Produktivität und Charisma. Mehr erreichen ohne chronischen Stress - das ist die Devise.

Sechs Schlüssel zu Glück und Erfolg zeigt Seppälä hier auf, und auch wenn es in der Zusammenfassung noch nicht viel erklärt, möchte ich diese Schlüssel hier nicht vorenthalten:
  1. Im Hier und Jetzt leben (und arbeiten) - Konzentration auf die Gegenwart, nicht auf das, was alles noch erledigt werden muss
  2. Aus seiner Resilienz schöpfen - Übungen für das Nervensystem, um Rückschläge leichter wegstecken zu können (Meditation, Atemübungen usw.)
  3. Sorgsam mit seiner Energie umgehen - sich nicht in ausufernden Gedanken und Gefühlen verlieren, sondern ruhig und bei der Sache bleiben; auch dies kann trainiert werden
  4. Nichts tun - Tätigkeiten, die hohe Konzentration erfordern, sollten sich abwechseln mit solchen, die automatisch ablaufen oder eher der Muße und dem Spaß dienen; so werden Kreativität und Einfallsreichtum gesteigert
  5. Gut zu sich selbst sein - keine übertriebene Selbstkritik, eine Abkehr vom Perfektionismus, wohlwollender Umgang mit sich selbst; so lernt man aus etwaigen Fehlern, statt sich dafür zu verurteilen
  6. Empathie für andere zeigen - Mitgefühl und Interesse an seinen Mitmenschen (und Kollegen) stützt die Beziehung untereinander, steigert die Loyalität und das Engagement, wodurch wiederum auch die eigene Leistung steigt
Wenn man die genannten Punkte so überfliegt, möchte man meinen: nichts Neues. Und doch stellt Emma Seppälä hier wissenschaftliche Fakten und persönliche Erfahrung gegenüber, die ihre Thesen noch einleuchtender erscheinen lassen - sowohl was den gängigen, aber offensichtlich falschen Weg anbelangt, sein Leben möglichst erfolgreich und glücklich zu gestalten, als auch was die Alternative betrifft. Ihr Buch hat mir geholfen, mir die Fakten und Zusammenhänge deutlicher vor Augen zu halten, und gleichzeitig aufgezeigt, dass es nie zu spät ist, um das Umdenken zu lernen.

Wie so häufig bei Sachbüchern habe ich auch dieses nicht einfach hintereinander weg gelesen, sondern immer mal wieder ein Kapitel oder zwei. Eine durchaus anspruchsvolle Lektüre, die Konzentration erfordert, auch wenn die Autorin (manchmal etwas mantramäßig) die wichtigesten Erkenntnisse häufiger wiederholt.

Ich habe mich jedenfalls gefreut, auf dieses Buch gestoßen zu sein und werde sicherlich künftig darauf achten, die genannten Ratschläge mehr zu beherzigen. Ob ich meiner Chefin das Buch zukommen lassen sollte? Die könnte hier jedenfalls auch noch eine Menge lernen - zur Verbesserung unserer aller Zufriedenheit...


© Parden









Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)

  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Knaur Balance (4. Oktober 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Sabine Thiele
  • ISBN-10: 3426675315
  • ISBN-13: 978-3426675311
  • Originaltitel: The Happiness Track. How to Apply the Science of Happiness to Accelerate Your Success



Informationen zur Autorin: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Emma Seppälä ist wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Mitgefühl und Altruismusforschung an der Stanford University und eine führende Expertin für Gesundheitspsychologie, Wohlbefinden und Resilienz. Über ihre Forschung berichteten bereits große amerikanische Leitmedien, u.a. New York Times, ABC News, Forbes, der Boston Globe oder Huffington Post.

Sie ist Gründerin des beliebten Online-Magazins Fulfillment Daily und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Psychology Today, Harvard Business Review und der Huffington Post. Ihre Artikel sind auch in der Washington Post, Scientific American Mind and Spirituality & Health erschienen.

Seppälä berät Führungskräfte und ist ein gefragter Redner in Unternehmens- und Regierungsinstitutionen, darunter Google, der National Science Foundation und der Weltbank.

Sie hält einen Bachelor-Abschluss in Komparatistik, einen Master-Abschluss in ostasiatischen Sprachen und Kulturen und einen Doktortitel in Psychologie von der Stanford University. 

Ursprünglich in Paris geboren ist ihre Muttersprache Französisch. Sie spricht Englisch, Deutsch, aber auch Spanisch und Mandarin.


2 Kommentare:

  1. "Nichts tun - Tätigkeiten, die hohe Konzentration erfordern, sollten sich abwechseln mit solchen, die automatisch ablaufen oder eher der Muße und dem Spaß dienen; so werden Kreativität und Einfallsreichtum gesteigert"

    Das ist doch kein Nichts tun...

    Wir erwischen uns immer wieder bei ungewohnter Lektüre
    LG
    Der Bücherjunge alias KaratekaDD

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    Antworten
    1. Viele bezeichnen das aber sicher als Nichts tun - nichts Produktives, zu Schaffendes, zu Erledigendes, sondern 'nur' etwas, das um seiner selbst willen getan wird. :)

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