Weigand, Leah: Ein wenig mehr wir

Poetry Slam. "Dichtung" und "schlagen, oder zuschlagen". Der Wikipedia-Artikel zum Begriff erscheint mir verblüffend lang. Leider ist es mir noch nicht gelungen, einen solchen Literatur-Wettbewerb, einen "Dichterwettstreit" (Wobei mir spontan die Wartburg einfällt 😉 ) zu besuchen, aber es gibt ja das Internet. Irgendwann stieß ich darauf, ursprünglich fast nur komische Sachen, bei den ernsteren wurde ich hellhörig. Eine dieser "Poetry Slammer" ist Leah Weigand (*1996) Eine junge Frau, die nach dem Abitur ein freiwilliges Jahr in Uganda verbrachte, danach Gesundheits- und Krankenpflegerin lernte, und heute Medizin studiert. Daher sicher auch der Titel EIN WENIG MEHR WIR. 

UNGEPFLEGT heißt einer ihrer Texte, als Hit wird er auf dem Cover des Büchleins bezeichnet und wenn oben vom "schlagen" oder auch vom "knallen" die Rede ist: Dieser Text schlägt durchaus ein. (Der Link führt zu Poetry Slam TV auf YouTube). Wenn eine Altenpflegerin sich entschließt, Medizin zu studieren, dann hat sie vermutlich einen Grund und dieser wird in ihren Vorträgen und auch in diesem Büchlein deutlich hervorgehoben. 

Eine Mail des Verlages erreichte mich vor wenigen Wochen und in Folge dieser bekam ich das Rezensionsexemplar (vielen Dank) gesendet. Nichts zum sofortigen lesen, eher zum stöbern geeignet. Und zum Mitlesen, wenn man Leah Weigand halt bei YouTube sucht. Besonders berührt hat mich der Text VERGESSENSLÜCKEN. Klara sitzt zu Hause auf ihrem Kanapee, es ist Mittwochnachmittag und ihre Lieblingsblume ist Lavendel. Lavendel ist gut gegen Motten im Kleiderschrank. Aber diese Motten hier sind anders. 

In sieben Kapiteln hat Knaur* achtundfünfzig Texte aufgenommen, kurze und lange, das letzte Gedicht ist Ein zehntes Sonntagsgedicht und das zitiere ich mal, denn es gilt manchmal auch für den, der "nur über" Literatur schreibt.

Heute ist Montag.
Gestern hab ich nichts geschrieben.
Ich hasse das Schreiben.
Und nichts geschrieben zu haben,
kann ich noch weniger leiden.

Heute ist Montag.

Ich liebe das Schreiben.

Doch was soll ich sagen:

Noch mehr liebe ich es,

geschrieben zu haben.

Heute ist Montag, 

und der hat gezeigt,

dass man Sonntagsgedichte wohl nicht

immer an Sonntagen schreibt.

Ein schönes Buch. Ein Nachdenkliches Buch. Ein Schmökerbuch. Es liegt auf meinem Lesetisch. So viele "lyrisch-künstlerische" Bücher besitze ich gar nicht. Dieses hier mag ich sehr. Es ist so stark glaubhaft, da wir ja den Vorträgen lauschen können. Wenn man dann den groben Lebenslauf kennt...

* * *

Auf Leah Weigands Seite könnt ihr mithören. Das Album NUR ZUR ERINNERUNG findet sich bei allen möglichen Stream-Anbietern.

• DNB / Droemer - Knaur / München, März 2024 / ISBN: 978-3-426-44831-1 / 159 Seiten
• Leah Weigand - Webseite / YouTube / store.ruach.jetzt

 

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