Die Ehe zwischen Abram und seiner Frau Alisa ist nicht ohne Probleme,
doch mit ihren beiden Töchtern führen sie ein komfortables Leben auf
einer Farm Südafrika. Als 1927 ein Gesetz erlassen wird, das die
Beziehung zwischen Schwarzen und Weißen unter Strafe stellt, geraten sie
in große Gefahr, denn plötzlich sind die Kinder der Beweis für eine
verbotene Beziehung. Abram ist ratlos, wie er seine Familie vor der
Maschinerie des Gesetzes schützen kann, bisher sind sie durch ihren
Wohlstand der schlimmsten Diskriminierung entgangen. Doch sein Zögern
treibt das Paar immer weiter auseinander, immer stärker tut sich
zwischen ihnen ein Graben auf. So weit, dass Alisa schließlich keinen
anderen Ausweg mehr sieht, als ihre Familie in den Abgrund zu reißen. (Verlagsbeschreibung)
DNB / Penguin Verlag / 2023 / ISBN 978-3-328-60270-5
/ 352 Seiten
Wieder einmal ein Roman, den ich im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen durfte. Das Cover ist ein echter Hingucker, das muss hier einmal gesagt werden. Der Roman selbst? Ein
gefeiertes Debüt, das anfangs spannend und interessant gestaltet ist,
dann aber zusehends zerfasert und von Brüchen durchsetzt ist - hm. Wie mir der Roman insgesamt gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen:
WIE DER TITEL SO DER ROMAN...
Der Klappentext verspricht in meinen Augen eine dramatisch angelegte
Familiengeschichte auf der Grundlage des 1927 in Südafrika
verabschiedeten "Immorality Act". Dieser stellt Beziehungen zwischen
Schwarzen und Weißen unter Strafe - und die Folgen dieses
diskriminierenden Gesetzes bekommt die Familie von Abram und seiner Frau
Alisa zu spüren. Während der niederländischstämmige Abram anfangs nicht
so recht glauben will, dass die vor Jahren geschlossene Ehe mit seiner
schwarzhäutigen Frau plötzlich ein Problem darstellen soll, erweist sich
die depressiv veranlagte Alisa als weitsichtiger - und zieht eine
fatale Konsequenz. Dies spielt sich bereits im ersten Teil des Romans
ab, und im Folgenden müssen Abram und seine Tochter Dido sehen, dass sie
heile aus der Angelegenheit herauskommen. Doch die Häscher sind ihnen
auf den Fersen.
Klingt spannend? Ja, das dachte ich mir auch. Doch Rešoketšwe
Manenzhe hatte offenbar mehr im Sinn als nur ein Familiendrama mit einem
wahren historischen Hintergrund. Sie bemüht sich auch, dem Leser die
"Seele Afrikas" näherzubringen, indem sie hier einige biografische
Hintergründe einzelner schwarzer Bediensteter sowie zahlreiche Mythen
und märchenhafte Erzählungen der afrikanischen Ureinwohner einflicht,
die durch Kolonialisierung und Europäisierung, Unterdrückung und
Ausgrenzung verloren zu gehen drohen. Gerade der Geisterglaube ist es,
der die afrikanischen Ureinwohner erdet, ihnen Hoffnung und Wurzeln
gibt. Und dies verdeutlicht die Autorin in ihrem Debüt sehr bildhaft und
facettenreich. Das war durchaus interessant zu lesen, doch zerfaserte
der Roman in meinen Augen dadurch auch zusehends.
Gegen Ende kam es für mein Empfinden dann zu einem vollständigen
Bruch, als über hundert Seiten lang ein gerettetes Tagebuch von Alisa
vorgestellt wurde, das ihre Gedanken, Gefühle und Motivationen beleuchet
und letztlich auch Abram einiges besser verstehen lässt. Dieser immens
lange Einschub war trotz der Tagebuchform jedoch seltsam distanziert und
wenig berührend. Hier wurden zudem wie nebenher zahlreiche Themen
angeschnitten, allen voran die Problematik der Entwurzelung und die
Frage, wohin man eigentlich gehört, aber auch eine mögliche Revolution
in Russland, Darwins Erkenntnisse oder feministische Anklänge. Das hat
mir leider auch so gar nicht gefallen, wirkte eher essayhaft und
konstruiert und schuf einen Riss, in dem der eigentliche Roman zu
verschwinden drohte.
Die bedeutsamen Anliegen von Rešoketšwe Manenzhe werden hier im Roman
definitiv deutlich, doch die Besonderheit des Romanaufbaus sorgte bei
mir für ausbleibende Begeisterung. Das offene Ende kann ich
nachvollziehen und akzeptieren, doch trug auch dies dazu bei, dass ich
den Roman mit einem Schulterzucken schloss. Schade.
© Parden
Rešoketšwe Manenzhe arbeitete nach ihrem Uniabschluss als Ingenieurin
für eine südafrikanische Zementfirma, veröffentlichte nebenher aber
immer schon Kurzgeschichten und Gedichte, die in verschiedenen Magazinen
und Anthologien erschienen sind. Ihr Debütroman »Wir Zerrissenen« wurde
mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, 2021 stand sie auf der
Shortlist für die Sunday Times CNA Literary Awards. Rešoketšwe Manenzhe
lebt in Kapstadt – ein Umstand, der sie selbst verblüfft, da sie sich
ganz klar als Dorfbewohnerin sieht.
(Quelle: Penguin Verlag)
An sich ist das doch interessant, diese Problematik aus einem ganz anderem Fleck der Welt zu lesen. Grüße vom Bücherjungen.
AntwortenLöschenAn sich eine gut Gelegenheit, sich die rassistischen Gegebenheiten in anderen Ländern und zu anderen Zeiten anzusehen...
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