Freitag, 3. April 2020

Das Meerbuch

Knapp einhundert Seiten Text und was für eine literarische Breite. Im Insel – Verlag erschien in diesem Jahr unter der Nummer 1481 ein Büchlein mit dem Titel DAS MEERBUCH. Die Texte wurden von Matthias Reiner ausgewählt und illustriert hat den schmalen Band Quint Buchholz.

Miguel de Cervantes / Daniel Defoe / Johann Wolfgang v. Goethe / Homer / Thomas Mann / Thomas Morus / Erich Kästner / Thomas Morus / Platon / Judith Schalansky / Christian Morgenstern  und das ist genau die Hälfte...

Wenn es um das Meer geht, dann ist es sinnvoll, über  Poseidon zu reden, den Meeresgott der griechischen Mythologie, der heute nicht mehr zu den Menschen spricht, in einem Text von Cees Nooteboom. Doch kehren wir mit Homer zurück und lesen, wie sich Odysseus von Kalypso verabschiedet.






Meeresstille (J.W.v.G)


Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer, 
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuren Weite
Reget keine Welle sich.




Bekannt ist Emil, der Held von Erich Kästner, weniger bekannt die Geschichte von Emil und den drei Zwillingen, aus diesem Kinderbuch stammt der Auszug Villa Seeseite indem wir Emil, dem kleinen Dienstag, Gustav mit dem Motorrad und auch Pony Hütchen an der See bei Emils Großmutter wieder begegnen.

„Und dort, wo der Strand aufhörte, begann das Meer! Es nahm, wohin man auch blickte, kein Ende. Es lag da, als sei es aus flüssigem Quecksilber. Am Horizont, ganz hinten, fuhr ein Schiff in den Abend hinein. Ein paar Lichter blinkten. Und am Himmel,, der von der Sonne, die längst untergegangen war, noch immer rostig widerstrahlte, hing die Mondsichel. Sie sah noch immer blass aus. Als ob sie krank gewesen wäre. Und über das pastellfarbene Himmelsgewölbe glitten die ersten Lichtstreifen entfernter Leuchttürme...“ (Seite 51)




Wer sich an die Buddenbrooks erinnert, sieht die Tony vielleicht am Strand in Travemünde, bevor sie auf ihren (unmöglichen) späteren Ehegatten trifft. (Ich sehr da Bilder aus dem Film mit Armin Müller-Stahl vor mir) Sie trifft dort auf den Medizinstudenten Morten und die anregenden, leicht philosophischen Gespräche sind die Ruhe vor dem Sturm ihres Lebens – die erdachte Freiheit gibt es nicht für die Tochter des Konsuls Buddenbrook von Thomas Mann.

Thomas Morus erzählt von den Handwerkern in Utopia und Platon von Atlantis und auch Sindbad der Seefahrer kommt zu Wort. Wir lesen auch von Hiddensee (ungenannt) und von Robinson Crusoe. Die Leserinnen und Leser lesen sich durch die Meere.





Dazwischen: Lyrik. Darüber Möwen. Zum Beispiel die von Christian Morgenstern:


Die Möwen sehen alle aus,
als ob sie Emma hießen.
Sie tragen einen weißen Flaus
und sind mit Schrot zu schießen.
Ich schieße keine Möwe tot,
ich lass sie lieber leben -
und füttre sie mit Roggenbrot
und rötlichen Zibeben.
O Mensch, du wirst nie nebenbei
der Möwe Flug erreichen.
Wofern du Emma heißest, sei
zufrieden, ihr zu gleichen.



In sanftem Blau liegt das Büchlein vor mir, ebenso die pastellfarbenen blauen, manchmal Fotografien gleichenden bilden von Quint Buchholz, der uns schon mehrfach begegnete.




* * *


Ein sehr schönes Buch. Nicht nur am Meer zu lesen. Doch sollte es am Strand nicht fehlen. Und vielen Dank für das Exemplar.
  • DNB / Insel Verlag / Berlin 2020 / ISBN: 978-3-458-19481-1 / 115 Seiten

© Bücherjunge

2 Kommentare:

  1. Das wäre auch ein Buch für mich. Allein schon die Bilder von Quint Buchholz... ❤️🤗

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich habe noch ein anderes, welches hier noch "erscheinen" sollte...

      Löschen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.