- Taschenbuch: 432 Seiten
- Verlag: Penguin Verlag; Auflage: Originalausgabe (11. Februar 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3328103236
- ISBN-13: 978-3328103233
- Reihe: Hanna Seiler und Milo Novic (Band 1)
Manchmal staune ich - da wollte ich gerade die Buchbesprechung zu "Heißes Pflaster" einstellen und musste feststellen, dass es der erste Band der Leipziger Krimi-Reihe bislang gar nicht bis in den Blog geschafft hat. Lediglich "Die Schuld der Engel", das der Autor unter dem Pseudonym L.C. Frey veröffentlicht hat, habe ich hier vorgestellt. Damit alles seine Ordnung hat, beginne ich jetzt natürlich mit dem ersten Band der Reihe um ein ungewöhnliches Ermittlerduo... Gelesen habe ich diesen vor etwa einem Jahr im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks.
INTERESSANTER AUFTAKT EINER NEUEN KRIMI-REIHE...
Quelle Hintergrund: Pixabay |
In sechs Teile ist dieser Krimi gegliedert, betitelt mit eisigen
Begriffen wie 'Erster Schnee', 'Graupelschauer', 'Gefrierpunkt'...
Vorangestellt ist ein Prolog, am Ende steht ein Epilog. Untergliedert
sind die eisigen Abschnitte in zahlreiche kurze Kapitel, jeweils mit Ort
und Zeit überschrieben, was sich als sinnvoll erweist, da die häufigen
Orts-, Zeit- und Perspektivwechsel bis zum Schluss schon recht
verwirrend sind. Die Kürze der Kapitel sorgt gemeinsam mit dem nahezu
süffigen Schreibstil für einen ungeheuren Leseflow, so dass es
phasenweise schwerfällt, das Buch überhaupt noch aus der Hand zu legen.
Dieser Krimi ist der erste, den Alex Pohl unter seinem Klarnamen
veröffentlicht hat. Zuvor hat er schon etliche Krimis und Thriller unter
seinem Pseudonym L.C. Frey veröffentlicht. Gelesen habe ich davon
bisher nur 'Die Schuld der Engel',
ein Thriller, der mir bereits aufzeigte, dass der Autor wirklich
schreiben kann. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich nun die
Gelegenheit erhielt, mit 'Eisige Tage' den Reihen-Auftakt im Rahmen
einer Leserunde zu lesen.
In der Vorweihnachtszeit stellt der Tod eines Anwalts die Kommissare
Hanna Seiler und Milo Novic von der Leipziger
Polizei vor eine große Aufgabe. Denn kaum beginnen sie zu ermitteln,
entpuppt sich der Mord als die Spitze eines Eisbergs. Plötzich finden
sich die Kommissare in einem Sumpf wieder von
Kindesmissbrauch, Kinderpornografie, dem Fall eines
verschwundenen Mädchens, illegalem Waffenbesitz und der Russenmafia - da
kommt schon etwas zusammen. Dabei schafft Alex Pohl eine ausgesprochen
düstere und kalte Atmosphäre, die nur z.T. der eisigen Kälte im Dezember
geschuldet ist.
Der Fall ist sehr verworren, und mit jeder neuen Erkenntnis
wächst im Grunde die Anzahl der Fragezeichen. Doch irgendwie hatte ich
hier den Eindruck, dass es zwar auch um die Ermittlungen geht, dass hier
im Wesentlichen aber die Charaktere eingeführt werden sollen, die auch
in den folgenden Bänden der Reihe eine Rolle spielen dürften. Jedenfalls
punktete dieser Krimi für mich nicht durch Spannung, sondern lebte eher
von der Verwirrung durch die ständigen Handlungs- und Zeitsprünge sowie
durch die Besonderheiten der Charaktere.
Mit Hanna Seiler und Milo Novic hat Alex Pohl sehr gegensätzliche
Kommissare zusammengeführt. Hanna ist seit dem Selbstmord ihres Mannes
alleinerziehende Mutter eines neunjährigen Sohnes. Diese Doppelbelastung
meistert sie in der Regel bisher ganz gut, hat aber das Gefühl, nicht
immer allem gerecht zu werden. Etwas mysteriös erscheint ihre wie auch
immer geartete Verbindung zum Kopf der russischen Mafia der Stadt, Onkel
Iwanow. Durch Kontakte in vorherigen Fällen scheint Hanna Iwanow
gegenüber verpflichtet zu sein - vielleicht auch mehr? Diese Frage löst
sich in diesem Band jedenfalls nicht auf.
Milo Novic ist ein sehr spezieller Charakter, ein Einzelgänger
mit emotionalen Schwächen. Er geht wenig auf andere Menschen ein, kann
sich oftmals nicht vorstellen, wie er auf andere wirkt oder was seine
Äußerungen bei seinem Gegenüber auslösen könnten. Er ist hochsensibel,
versucht sich vor zu vielen und intensiven Reizen (Geräuschen, Gerüchen,
visuellen Eindrücken) zu schützen und verschanzt sich am liebsten in
seiner Wohnung, wo er stundenlang klassische Musik hört. Ob er nun in
Richtung Asperger Syndrom einzuordnen ist oder ob seine
Verhaltensbesonderheiten seiner Hochsensibilität bzw. traumatischen
Kindheitserfahrungen zuzuordnen sind, kann ich bislang nicht
abschließend beurteilen. Deutlich ist aber, dass Milo Novic
Synästhektiker ist: er sieht Farben bei Gerüchen und bei Musik.
Als Ermittler tun sich Seiler und Novic in diesem Krimi m.E. noch
nicht sonderlich hervor. Zwar zeigt Novic gelegentlich eine feine
Intuition, aber letztlich kommen sie in dem Fall nur durch die
Unterstützung Dritter voran. Vor allem der Pate Leipzigs, der Russe
Iwanow, überrascht hier doch das ein oder andere Mal. In jedem Fall hat
Alex Pohl mit diesem 'Bösewicht' einen interessanten Antagonsiten
geschaffen, der sicher auch in den kommenden Bänden eine Rolle spielen
wird. Gerade hinsichtlich der Russen-Mafia ist mir hier ein wenig zu
klischeehaft gestrickt worden, aber die Reibungspunkte werden dadurch
natürlich deutlich herausgestellt...
Dafür dass es sich hier 'nur' um einen Krimi handelt, gibt es
hier überraschend viele recht brutale Szenen. Da darf man als Leser
nicht empfindlich sein und muss die oben benannten Themen nebst
reichlicher Gewaltszenen auch im Detail aushalten können. Dann aber wird
man mit einem flüssig zu lesenden und interessanten Fall belohnt, der
wirklich Lust macht auf die kommenden Folgen.
Alles in allem jedenfalls ein recht gelungener Auftakt zur neuen Krimi-Reihe, für den ich (aufgerundete) 3,5 Punkte vergebe...
© Parden
Alex Pohl hatte jede Menge Jobs, bevor er unter dem Pseudonym L.C. Frey
ein riesiges Thrillerpublikum begeisterte. Mit »Eisige Tage« erschien
2019 der Auftakt einer neuen Krimireihe um das charakterstarke
Ermittlerduo Hanna Seiler und Milo Novic — und um den Tatort Leipzig,
seine Heimatstadt. Alex Pohl ist außerdem Co-Autor des Nr.-1-Bestsellers
»Abgefackelt« von Michael Tsokos.
(Quelle: Penguin Verlag)
Mir sonst immer so, als würden dich Verwirrungen gelegentlich verwirren...
AntwortenLöschenDie Stoffe gehn nie aus...
Hallo liebe Anne,
AntwortenLöschendas klingt nach einer spannenden Krimireihe, die ich mir mal merken werde.
Die Merkmale für Krimis und Thriller sind eigentlich klar abgegrenzt, aber man muss sich wundern, wie da die Verlage urteilen.
Und mir geht es auch manchmal so, dass ich eine Rezension auf den Blog stelle und merke, dass die Vorbände noch gar nicht online sind. Sie sind dann aber auf Lovelybooks eingestellt.
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend,
Barbara
Hallo Barbara,
Löschenja, die Reihe kann man sich durchaus merken. Ich freue mich definitiv auf die Fortsetzung!
Liebe Grüße,
Anne