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Wer nun gleich dem Link zum Bericht über diesen Ausflug an den Ort, der den letzten Flugversuch eines Otto Lilienthal gefolgt ist, der hat ihn schon gesehen, diesen riesigen Fernstreckenflieger auf einem Acker in der Mark Brandenburg. Wie kommt der denn dahin? Kleinere Flieger der Reihe Iljuschin stehen ja hier oder da als Denkmal rum. Eine steht auf dem Gelände des Flughafens Dresden und hat eine eigene Geschichte. Vielleicht hat die auch mal dieser Heinz Dieter Kallbach geflogen?
Flugzeugtypen |
Es lohnt sich, ein paar Daten über diesen Mann, der 1940 in Essen geboren wurde, hier unvollständig anzubringen: über 18500 Starts, über 33000 Flugstunden, über 535 mal um die Erde geflogen, über 250 Flughäfen und Flugplätze in knapp 100 Ländern angesteuert und einen Eintrag im Guinnes-Buch der Rekorde. Zehn Triebwerksausfälle hat er erlebt. Zweimal Triebwerksbrand - er hat immer alle heil zurück auf den Boden gebracht und wurde mit der Otto-Lilienthal-Medaille ausgezeichnet.
Im Jahr 1987 stellte er mit einer Iljuschin IL 62M einen Weltrekord auf: In neun Stunden und 40 Minuten flog er mit diesem Passagierflugzeug nonstop von Peking nach Berlin. Das ist die erste Geschichte, die wir im Buch nachlesen können, in der der Generaldirektor (Generalmajor Dr. Henchkes) und der Flugkapitän Kallbach die sowjetische Flugsicherung von ihrem Vorhaben, ohne Zwischenlandung in Moskau einfach weiter zu fliegen, überzeugen müssen.
• Mit der IL-14 nach Ägypten
• Vietnam im Bombenhagel
• Funkstille über Huambo
• Im Palast Kim Il Sungs
• Chef der IL-62-Flotte
• Das Wunder von Stölln und
• Mayday über Saragossa
Es ist gleichzeitig die Geschichte einer Fluggesellschaft, die einst gern als Billigflieger für Manager des „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebietes“ genutzt wurde, von diesen aber nach 1990 doch schnell als Konkurrent am europäischen Himmel abgewickelt wurde.
Der Mann hat Sachen erlebt, da erscheint die gern gesehene Interflug TV Serie "Treffpunkt Flughafen" des DDR-Fernsehens total harmlos. Manche Aktion wurde sicher auch geheimgehalten, zum Beispiel wenn er auf seltsamen Wegen in einem ostafrikanischen Land aufklären sollte, mit was für einem Flieger man da landen könnte. Vermutlich war auch fragwürdige Fracht dabei. Oder Bergleute und Bergwerksausrüstung für Mosambique...
Es ist eine DDR-Bilderbuch-Karriere – sicherlich. Doch kommt Kunst halt immer noch vom Können. Natürlich wird von der Rolle der Staatssicherheit erzählt, die bei solchen Aktionen wie bei der Personalauswahl allgegenwärtig war. Doch der Fokus liegt auf der Fliegerei.
Das nächste Kapitel lautet dann schon „eine gewollte Bruchlandung“ und behandelt das Schicksal der Fluggesellschaft Interflug, der durchaus Überlebenschancen eingeräumt wurden.
Was reizt einen Flieger nach diesen Jahren weiterhin? Rosinenbomber fliegen....
Das ein solcher Mensch bis ins hohe Alter fliegt, bei all dem dafür notwendigen gesundheitlichen Glück, ist klar. In diesem Jahr wird er achtzig. Angekündigt hat er, dies wäre die Zeit, die Fluglizenz abzugeben.
Was steht da auf dem Schutzumschlag?
„Die Abenteuer von Kapitän Kallbach reichen für fünf Pilotenleben.“
„In Hollywood würde Dustin Hoffman seine Rolle spielen.“
Ich hätte noch Tom Hanks vorzuschlagen, aber der musste ja schon mal im Potomac landen – was zu Kallbach gepasst hätte.
- DNB / Salier Verlag / Leipzig 2019 / ISBN: 978-3-939611-21-9 / 475 S.
- Ein Ausflug nach Stölln
Der Bücherjunge
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