„Was aber soll im Jahre 38 gut laufen? - Die ganze Geschichte verbietet förmlich ein Happy End. Und am Ende geschieht ein Mord aus Rache. Ein Mann in schwarzer Uniform erschießt einen anderen Mann, einen mit weißem Kittel...“
Dies waren die letzten Zeilen zum Inhalt des 10. Gereon-Rath-Romans, die ich am 19. November 2024 im Blog veröffentlichte. Als es hieß, dass es einen Abschluss geben wird und dieser das dritte gemeinsame Buchprojekt von Kat Menschik und Volker Kutscher werden soll, war ich überaus gespannt auf das Ergebnis.
Der Text des Verlages verrät schon einiges. Im Jahr 1973:
„Der Privatdozent Hans Singer besucht den 74-jährigen Kriminalkommissar a.D. Gereon Rath im Seniorenheim, weil er über die Arbeit der Berliner Polizei im Wechsel der politischen Systeme forscht. Insbesondere die Polizistenmorde am Bülowplatz 1931 und zwei damals steckbrieflich gesuchte Männer interessieren den Historiker. Denn die haben später im Staatsapparat der DDR eine steile Karriere gemacht.“
Aha, Gereon Rath lebt. An sich hätte der lesende Blogger bei dem Namen Singer sofort stutzig werden können. Wenn der die Ex-Frau des KHK a.D. kennt, dann gibt es einen einfachen Schluss. Dann lag das Buch vor mir. Es beginnt mit einer Einleitung, in der im Mai 2025 ein M.Kayser den Nachlass des verstorbenen Prof. Singer sichtet. Hier lesen wir von den Tonbandkassetten mit dem Gespräch UND, dass zuletzt eine „Frau Böhm“ hinzutritt. Gleichermaßen sollte dies zu einem Schluss führen, zumal besagte Frau Böhm in den Jahren 1932-33 und 38-45 bei der weiblichen Kriminalpolizei gearbeitet hat.
Damit wird gleich zu Beginn angedeutet, dass WESTEND den Roman RATH und die Auskopplungen MOABIT und MITTE, damit die ganze Buchreihe, den Leser zu einem furiosen, für die beteiligten Figuren zu einem (bitteren?) Finale führen soll.
Das Interview: Der Professor forscht vermeintlich zur Arbeit der Berliner Polizei und dabei geht es auch um einen Polizistenmord 1931 am Bülowplatz. Da klingelt doch was? Ach ja: Ein gewisser Erich Mielke und ein Erich Ziemer erschossen am 9. August 1931 zwei Berliner Polizeioffiziere. Auch die Beziehung der Familie Rath zu Konrad Adenauer wird noch einmal wichtig für Gereon.
Und dann taucht auch noch einmal der Name Sebastian Tornow auf. Verdammt, denkt der Leser, musste der den Krieg nun tatsächlich überleben?
Gereon Rath will im Interview weder über Tornow reden, noch über die besagte Frau Böhm. Da es offensichtlich erscheint, sei es hier verraten, die Frau des ehemaligen Vorgesetzten von Gereon Rath, Oberkommissar Böhm, ist Charlotte, geborene Ritter und ehemals Rath.
Hier nun erfahren wir das Schicksal derer, die für Charly und Gereon eine so große familiäre Rolle spielten. Es geht um das Schicksal von Fritz und das des Kindes, welches Hannah geboren hatte, den Abschluss von MITTE und von RATH. Bevor der Professor und der KHK a.D. aber zum Finale kommen, geht es zusätzlich um Berliner Polizeigeschichte. Ist diese ein Vorwand für das Gespräch?
M. Kayser schreibt dazu: „Mögen die Nachgeborenen entscheiden, welche Aspekte dieses Gespräch politischer und welche privater Natur sind. Oftmals ist dies kaum voneinander zu trennen, das Politische greift ins Private, das Private beeinflusst die Politik.“
* * *
Das Buch: Volker Kutscher hat mit diesem Buch einen fulminanten Abschluss einer umfangreichen Romanreihe gefunden. Das Gereon-Rath-Universum besteht aus 10 Romanen und nunmehr 3 Auskopplungen, zählt man WESTEND mit dazu. Vermutlich haben viele Leserinnen und Leser ihren Einstieg in die Romane durch die Fernsehserie Babylon Berlin gefunden, Volker Kutscher erzählt jedoch weiter, sinngemäß über die Serie hinaus, die mit ihrer gerade entstehenden fünften Staffel bis zum Roman Märzgefallene reichen wird. (Die Figur der Charly Rath ist dort anders angelegt, und die Rolle der Hannah wurde der Schwester von Charly „übertragen“.)
Mit dem 10. Roman „Rath“, der im Jahre 1939 angelegt ist, war nicht zu erahnen, auf welche Art und Weise Kutscher seine Geschichte auflösen wird. Dass er es wiederholt mit Kat Menschiks „Lieblingsbüchern“ tat, zeugt von der äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit der beiden. Würde man eine Farbe benennen müssen, die für diese Zusammenarbeit steht, dann ist die Farbe orange.
![]() |
Fritz & Hannah |
Was bleibt? Natürlich bleibt abzuwarten, was BABYLON BERLIN bringen wird, für den bloggenden Leser aber zusätzlich diese drei Bücher, die im Rath-Universum spielen und in denen Figuren daraus auftreten, zwei von Kutscher selbst, im dritten ist er mit einer Erzählung vertreten.
Fazit: WESTEND – Die Lieblingsbücher der Kat Menschik sind bereits jetzt eine buchige Augenweide, eine einzigartige Buchreihe, auf die ich ohne Volker Kutscher womöglich nicht aufmerksam geworden wäre. Form und Inhalt bringen eine großartige Reihe erzählter deutscher und Polizeigeschichte zum Abschluss, die noch einmal gelesen werden muss. Irgendwann, aber unbedingt.
- DNB / Galiani / Berlin 04.09.2024 / ISBN: 978-3-86971-323-6 / 112 Seiten
- Volker Kutscher zum Abschluss der Gereon-Rath-Reihe
- Der nasse Fisch (Graphic Novel)
- Babylon Berlin zum vierten... (BlogPost - 2022)
- Babylon Berlin & Charly (Blogpost - 11.03.2025)
- Moabit (Kat Menschik - Lieblingsbuch) - Vorgeschichte (2017)
- Der nasse Fisch - 1929 (2007)
- Der stumme Tod - 1930 (2009)
- Goldstein - 1931 (2010)
- Die Akte Vaterland - 1932 (2012)
- Märzgefallene - 1933 (2014)
- Lunapark - 1934 (2016)
- Marlow - 1935 (2018)
- Olympia - 1936 (2020)
- Mitte (Kat Menschik - Lieblingsbuch) (2021)
- Transatlantik - 1937 (2022)
- Rath - 1938 (2024)
- Westend (Kat Mensch - Lieblingsbuch) (2025)
Die Lieblingsbücher von Kat Menschik
- Buch im Film: Kat Menschik und ihre Lieblingsbücher
- Hans Christian Andersen - Lieblingsmärchen
- Tschingis Aitmatow - Djamila
© Der Bücherjunge
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.
Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.