Rosenmontag. Der Kölner Gereon Rath, Kriminalkommissar in der Inspektion A des Berliner Polizeipräsidiums, feiert diesen mal wieder zu Hause. Ohne Charly, die nicht wissen darf, dass er mit einem riesigen Kater und einer anderen Frau aufwacht, mit der er ins Kontor seines Freundes Paul „eingedrungen“ ist. Der macht ihm heftige Vorwürfe, denn Paul hat einen Narren an der Verlobten seines Freundes gefressen...
Immer noch weiß Gereon nicht, wer der Schwarze war, den er mit seiner Zukünftigen einmal in einem Restaurant beobachtet hat . Was Charly während ihres Studienaufenthaltes in Paris noch alles studiert hat, darf wiederum der Kölner nicht wissen, welcher schleunigst wieder nach Berlin muss, denn es ist nicht einfach der Faschingsdienstag, es ist der Faschingsdienstag des Jahres 1933 und es brennt der Reichstag – Zeichen für eine andere Zeit, die nun anbricht.
Zurück aus der PP erbt er den Fall vom KOK Böhm, der dem jetzigen Polizeipräsidenten ein Dorn im Auge ist. Von unseren beiden Polzisten, dem KK Gereon und der KKAin Charlotte ist es die bessere Hälfte, die zu ihren einstigen Förderer hält und die den Dienst unter den Nazis quittieren wird.
Ob die beiden tatsächlich heiraten werden? Schon einmal hat Charly einem Straßenkind helfen wollen, nun werden es gleich zwei: Hanna und Fritz... Nicht unbedingt das, was sich Gereon Rath so vorstellt von seiner Zukünftigen.
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Volker Kutscher versteht es meisterhaft, uns in die kommende graue Zeit einzuführen, die so viele befürworten, wie zum Beispiel Gräf, der langjährige Partner Raths, der, bisher zu faul für einen Komissarslehrgang, die Beförderung in der PP mit „Handauflegen“ erhält. Aber nicht nur daran zerbricht eine Freundschaft...
Im Mittelpunkt stehen trotzdem die Ermittlungen zu den „Märzgefallenen“ (im März 17 und nun im März 33). Fast beiläufig erzählt der Autor von der „Vorbereitung“ der Reichstagswahl im März. Die bestehen darin, am Wahltag möglicht viele Kommunisten in polizeilichem Gewahrsam zu halten, damit sie ihre Stimme nicht abgeben können. Soviel also zur angeblich letzten freien und demokratischen Wahl, wie selbst heute noch gelegentlich erzählt wird.
In einer Kritik las ich vor kurzem, dass Kutscher hätte mehr erzählen können über die politischen Zustände im beginnenden Dritten Reich, für mich hat er die richtige Mischung wiederholt gefunden. Charly und Gereon, Hanna und Fritz bilden den Kontrast zur Zeit, wobei Charlotte die Konsequentere ist in ihrer Ablehnung der Nazis. Gereon und sein Vater, ins Abseits gestellter Kriminaldirektor in Köln und Freund Konrad Adenauers, glauben immer noch, dass der Spuk einmal vorbei gehen wird, wenn der Reichspräsident Hindenburg einmal genug hat von dem braunen Spuk.
Genau das ist es, was Kutscher uns nun zum fünften Male erzählt, eine Kriminalgeschichte in einer Zeit des Umbruchs, der die Welt fast ins Verderben gestürzt hat. Dass der Fall außerdem noch spannend ist und für Verwirrung sorgt bringt der Leserin, dem Leser einen weiteren kriminalen Lesespaß, auch wenn uns gelegentlich der Spaß, ob der äußeren politischen Umstände, vergeht.
- Reichstagsbrand: Von Autor unbekannt - Diese Datei ist im Bestand der National Archives and Records Administration verfügbar, katalogisiert unter dem National Archives Identifier (NAID) 535790., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19482634
- Bild David Nathan: von David_Nathan_30.10.09.JPG: Helen Krügerderivative work: Rob Anybody – engage... - David_Nathan_30.10.09.JPG, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8816741
- Bild Volker Kutscher: Von Martin Kraft, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74132213
David Nathan lausche ich auch gerne. Volker Kutscher ist dagegen für mich immer noch ein Unbekannter...
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