Mittwoch, 15. Mai 2024

Römling, Michael: Tankred - Weihrauch und Schwert

Das ist ein geheimnisvoller Bibliothekar,
dieser Tankred. Mönch und doch nicht, ausgebildet im Waffenhandwerk, der Sohn eines Adligen? So nach und nach erfahren wir seine Geschichte, doch zu Beginn muss er den Bücherschatz retten. Er versteckt ihn im Glockenturm des Klosters Prüm in der Eifel. Dann muss er fliehen.* Wir schreiben das Jahr 882 nach Christi Geburt. Es ist Januar und ziemlich kalt.

Tankred hat eine Schwester namens Judith, von deren Verbleib momentan weder sein Bruder noch sein Vater wissen. Er sucht sie in Aachen, doch findet er sie dort nicht. So reist wer weiter nach Koblenz und bis Trier, parallel zu den Normannen, die die Eifel mit ihren Raubzügen überziehen. Begleitet wird er zeitweise von einem windigen Burschen, dessen Profession so eine Art Reliquien-Betrug ist.

Wird er seine Schwester finden?

Dienstag, 14. Mai 2024

Arnim, Elisabeth von: Bezaubernder April

 

„An diesem Abend herrschte Vollmond. Der Garten war ein verwunschener Ort, in dem alle Blumen weiß schienen. Die Lilien, der Seidelbast, die Orangenblüten, die weißen Levkojen, die weißen Nelken, die weißen Rosen – man konnte sie so deutlich sehen wie am Tage; aber ihre Farbe existierte nur als Duft.“ (Seite 267)




Der Anfang eines bezaubernden Buches, oder das Ende? Fast, denn diese Zeilen leiten das letzte Kapitel über eine Gruppe glücklicher Menschen ein. Das klingt seltsam? Finde ich auch.

„Die Erzählung reflektiert in bewusster, aber liebevoller Distanz das emanzipatorische Dilemma von vier Frauen, die am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts selbstbestimmt ihrem Leben neuen Inhalt und einen eigenen Sinn geben wollen.“ (Seite 5)
Dies schreibt Gerrit Pohl im Vorwort zu diesem Buch aus der Reihe Perlen der Literatur; es wurde zurecht darin aufgenommen.

Sonntag, 12. Mai 2024

Keerl. Inès: Die Löwin vom Tafelberg

Das ist doch mal eine Nachricht: Inés Keerl steht mit der iher Löwin vom Tafelberg auf der Shortlist für den HOMER - Literaturpreis für historische Romane für das Jahr 2024. Im letzten Jahr kam das Buch heraus. Daher war die Buchbesprechung schon vorher im Netz. Den Anlass nutzend, stelle ich die Rezension an die Spitze, da heißt, ich hole sie aus der vorjährigen Versenkung.


 Die Königin vom Tafelberg
Catharina Ustings kühner Weg in die Freiheit / 
Die Siedlerin vom Kap der Guten Hoffnung

Das sind ja gleich drei Titel, den dieses Buch aufweist, was eigentlich nach Fortsetzungen schreit, aber bleiben wir mal bei Tafelberg, der sich nun auch in meinen Gedanken mit Kapstadt und den Kap der Guten Hoffnung verbindet. Das es mich da einmal hintreibt, würde ich ja ob noch vieler anderer Reiseziele eher nicht annehmen, aber nun war ich mit Catharina Usting schon mal literarisch dort.

Samstag, 11. Mai 2024

Petersen, Nils: Veljkos Café

 

Während der Prophet Obadja seinen täglichen Kaffee in Veljkos Café trinkt, hat er eine Vision. Auf der anderen Straßenseite ist ein Mord passiert. Bevor die Polizei da ist, hat er das Verbrechen bereits gesehen. Kurz darauf wimmelt es auf der Detlev-Bremer-Straße nur so von Polizistinnen und Polizisten. Das Opfer ist nicht unbekannt. Berit von der Bremer war eine in die Jahre gekommene Prostituierte, die ihren Arbeitsplatz gegenüber vom Café hatte.

Als die Kommissarin Paula Philipp die Ermittlungen aufnimmt und ein Foto des Opfers im Café herumzeigt, bekommt Obadja einen Schrecken. Natürlich wird Berit von den meisten erkannt, wie sie da steht mit ihrem lahmen Bein und auf einen Stock gestützt. Aber der Stock ist nicht einfach eine Gehhilfe, sondern Obadja erkennt ihn in diesem Moment als den legendären Aaronstab. Ein mächtiges magisches Artefakt aus alter Zeit, von dem er geglaubt hatte, dass es gar nicht mehr existiert. Er ahnt, dass nicht nur er in Gefahr ist. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Wortschatten Verlag / 2023 / ISBN 978-3-96964-030-2 / 352 Seiten

 

 

 

Kein Mainstream, beileibe nicht. Doch Cover und Klappentext sprachen mich hier sehr an, und so griff ich zu, als sich mir die Gelegenheit bot. Magie in Hamburg - spannend, unterhaltsam, schräg... Das ist in Kurzfassung das, was ich hier bekommen habe. Ausführlicher könnt Ihr es hier nachlesen:

 

Freitag, 10. Mai 2024

Von Suffrin, Dana: Nochmal von vorne

 

Was hält eine Familie zusammen, in der es nur Fliehkräfte zu geben scheint und alles darauf hinausläuft, dass etwas zu Bruch geht? Am Ende nur die eigene Geschichte. Dana von Suffrin hat einen virtuosen Roman über modernes jüdisches Leben zwischen München und Tel Aviv geschrieben.

Der Tod ihres Vaters und die Auflösung seiner Wohnung bringt für Rosa vieles in Bewegung, bei dem sie eigentlich froh war, dass es geruht hatte. Denn die Geschichte der Familie Jeruscher ist ein einziges Durcheinander aus Streitereien, versuchten oder gelungenen Fluchten, aus Sehnsüchten und enttäuschten Hoffnungen und dem vergeblichen Wunsch, irgendwo heimisch zu werden. Nun ist alles wieder da: die Erinnerungen an ihre irrwitzige Kindheit in den 90ern, an das Scheitern der Ehe der Eltern und die Verwandtschaft in Israel, aber auch ihre verschwundene ältere Schwester, mit der sie aus gutem Grund gebrochen hatte. Kraftvoll und mit großartigem schwarzen Humor erzählt Dana von Suffrin von einer deutsch-jüdischen Familie, in der ein ganzes Jahrhundert voller Gewalt und Vertreibung nachwirkt – und von zwei Schwestern, die sich entzweien und wieder versöhnen, weil es etwas gibt, das nur sie aneinander verstehen. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Kiepenheuer & Witsch / 2024 / ISBN 978-3-462-00297-3 / 240 Seiten


 

Ein Roman, den ich im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen durfte - dafür meinen herzlichen Dank an den Verlag! Der Klappentext hat viel versprochen, ich fand ihn überaus ansprechend. Was ich tatsächlich bekommen habe? Sprachlich herausfordernd mit endlosen Schachtelsätzen wird hier das Bild einer dysfunktionalen Familie gezeichnet - generationenübergreifende Traumata, Sprachlosigkeit, Unverständnis. In der Leserunde kam der Roman auch überwiegend nicht gut weg. Hier geht es zu meiner Meinung:


Donnerstag, 9. Mai 2024

Salzer, Monika: Omas gegen rechts (Hörbuch)

 

In vielen Ländern Europas schlagen rechte Stimmen immer schrillere Töne an. "Omas gegen rechts" ist die sympathische Gegenbewegung dazu. Schon von weitem an ihren roten Strickmützen zu erkennen, kämpft eine stetig wachsende Zahl von Omas in Deutschland und Österreich für Demokratie und gegen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Bewegung "Omas gegen rechts" entstand 2017 als Reaktion auf die Nationalratswahlen in Österreich, aus der eine Regierung mit Beteiligung des rechten Lagers hervorging. Inzwischen schwappt sie auf immer mehr europäische Länder über. Monika Salzer, die die Bewegung zusammen mit einer Handvoll "Omas" gründete, legt hier ein beindruckendes, streitbares Manifest für mehr gesellschaftliche Solidarität und Eintreten gegen rechte Positionen vor. (Verlagsbeschreibung)

DNB / argon hörbuch / 2019 / ISBN 978-3-7324-5340-5 / 226 Minuten



Aus aktuellem Anlass sozusagen fiel mir dieses Hörbuch in die Hände. Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass aufgrund der vielen wichtigen Themen das Printbuch dem Hörbuch wohl vorzuziehen ist - ansonsten aber gilt: interessant und wichtig mit klarer Aussage! Hier gibt es mehr dazu:


Montag, 6. Mai 2024

Murgia, Michaela: Drei Schalen

 

Wie gehen Menschen mit einer grundstürzenden existentiellen Veränderung um? Das neue, letzte Buch der großen italienischen Schriftstellerin Michela Murgia erzählt davon: unverblümt und trostreich, kompromisslos und voll ermutigender Lebensklugheit.

Eine Frau sucht einen Namen für ihren Tumor. Eine andere holt sich die Pappfigur eines Popsängers ins Haus, als der geliebte Sohn auszieht. Eine Kinderhasserin bietet sich ihren Freunden als Leihmutter an. Aus Angst, seiner Exfreundin zu begegnen, traut sich ein Mann kaum noch vor die Tür, und eine Verlassene kann die Trennung buchstäblich nicht verdauen. Die Protagonisten von Michela Murgias Geschichten erleben alle auf ihre Weise einen radikalen Umbruch: Sie verlieren sämtliche Gewissheiten – und finden die unterschiedlichsten Antworten auf das, was ihnen geschieht. Sie treffen ungewöhnliche Entscheidungen, kämpfen ums Überleben, erfinden sich neue Rituale oder wählen die kontrollierbare Katastrophe, um der unkontrollierbaren zu entgehen. Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung erzählt Michela Murgia in zwölf miteinander verflochtenen Geschichten von Krankheit und Tod, von Trauer und neuer Liebe, von der Kunst des Abschiednehmens und der des Weiterlebens. Ein Mut machendes Buch über Krisen und Neuanfänge, wahrhaftig und hell. (Verlagsbeschreibung)

DNB / Verlag Klaus Wagenbach / 2024 / ISBN 978-3-8031-3363-2 / 160 Seiten


Wieder ein Buch, das ich im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin als Rezensionsexemplar erhalten habe. Dafür auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Verlag! Ein Erzählband mit zwölf Geschichten - von dieser Autorin hatte ich bislang nocht nichts gelesen. Wie mir die Neuentdeckung gefiel, könnt Ihr hier nachlsen:


Samstag, 4. Mai 2024

Vanderbeke, Birgit: Das Muschelessen

 

Angespannt wartet die Familie am gedeckten Tisch auf den Vater. Mutter, Tochter und Sohn sitzen vor einem Berg Muscheln, die allein das Oberhaupt der Familie gerne isst. Um die zähe Wartezeit zu überbrücken, beginnen sie miteinander zu reden. Je mehr sich der Vater verspätet, desto offener wird das Gespräch, desto unbarmherziger der Blick auf den autoritären Patriarchen und desto tiefer der Riss, der die scheinbare Familienidylle schließlich zu zerstören droht. (Verlagsbeschreibung)
 
DNB / Rotbuch Verlag / 2013 / ISBN 9783867891806 / 128 Seiten









Birgit Vanderbekes Debüt, die Erzählung "Das Muschelessen", trug ihr 1990 den Ingeborg-Bachmann-Preis ein, machte die Autorin mit einem Mal einem breiten literarischen Publikum bekannt und gilt bis heute als ihr bekanntestes Werk. Dies ist auch tatsächlich das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe - dabei muss es aber nicht bleiben! Dies eindringliche Erzählung in ungewöhnlichem Stil konnte mich jedenfalls beeindrucken. Weshalb? Das könnt Ihr hier gerne nachlesen:

 

Mittwoch, 1. Mai 2024

Stichmann, Andreas: Eine Liebe in Pjöngjang

 

An der Spitze einer Delegation junger Kulturschaffender reist Claudia Aebischer ein letztes Mal nach Pjöngjang: zur feierlichen Eröffnung der dortigen Deutschen Bibliothek. Starke Empfindungen sind ihr eigentlich fremd. Doch schon kurz hinter der chinesischen Grenze sieht sie sich mit einer Erscheinung konfrontiert, die eine alte Sehnsucht in ihr weckt. Eine Begegnung, die alles neu und anders macht – gibt es das? Das Phänomen hat, wie Claudia erfährt, einen Namen. Sunmi ist Germanistin, Dolmetscherin und Agentin der DVRK. 

Von seiner Reise nach Nordkorea 2017 brachte Andreas Stichmann keine literarische Reportage und kein erzählendes Sachbuch heim, sondern die Idee zu einem Roman. «Eine Liebe in Pjöngjang» ist mehr als das, es ist ein Abenteuer. Die unwahrscheinliche Geschichte einer Liebe zwischen zwei ungleichen Frauen, zwei Lebensaltern, zwei Kulturen. Ein Buch, das sich das Fremde anverwandelt wie jemand, der sich verliebt: schlagartig, voller Hingabe, geblendet vom Leuchten der eigenen Projektionen. (Verlagsbeschreibung)

 
DNB / rowohlt / 2022 / ISBN 978-3-498-00293-0 / 160 Seiten
 



2022 stand dieser Roman auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Jetzt bin ich endlich dazu gekommen, ihn zu lesen. Nordkorea - dort war ich bisher noch nie, in Südkorea dagegen schon einige Male. Lesetechnisch, meine ich, in der Realität natürlich weder noch. Daher war ich gespannt, etwas über die Lebensverhältnisse in dem totalitären Staat zu erfahren. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden? Lest selbst:
 
 

Montag, 29. April 2024

van Hall, Jörn: Was am Ende blüht

Neustrelitz am 11. April 2024. Buchhandlung „Frau Rilke“. Diese hübsche kleine Buchhandlung besteht noch nicht lange, überlange Regalmeter darf man nicht erwarten, aber die ausgestellte bibliophile Ware scheint durchaus auserlesen.

Eine Buchhandlung im Norden der Republik, einzige Buchhandlung in der ehemaligen herzoglichen Residenzstadt Neustrelitz, die nur für eine begrenzte Menge an Zuhörerinnen und Zuhörern bei Buchlesungen Platz bietet. Angemeldet hatte ich mich daher für diese Lesung von WAS AM ENDE BLÜHT, Autor ist Jörn van Hall, der Neustrelitz und dem Norden sehr verbunden ist.

Bücher, die DDR-Geschichte „transportieren“, vermehren sich gerade auf dem Buchmarkt. Es ist, als ob der Dornröschenschlaf beendet wurde. Nicht nur Sachbücher, auch Romane sind mehr im Angebot. WAS AM ENDE BLÜHT ist solch ein Roman. Das Besondere an ihm ist dabei nicht unbedingt die Geschichte, es ist der Stil.