Wie gehen Menschen mit einer grundstürzenden existentiellen Veränderung um? Das neue, letzte Buch der großen italienischen Schriftstellerin Michela Murgia erzählt davon: unverblümt und trostreich, kompromisslos und voll ermutigender Lebensklugheit.
Eine Frau sucht einen Namen für
ihren Tumor. Eine andere holt sich die Pappfigur eines Popsängers ins
Haus, als der geliebte Sohn auszieht. Eine Kinderhasserin bietet sich
ihren Freunden als Leihmutter an. Aus Angst, seiner Exfreundin zu
begegnen, traut sich ein Mann kaum noch vor die Tür, und eine Verlassene
kann die Trennung buchstäblich nicht verdauen. Die Protagonisten von Michela Murgias Geschichten
erleben alle auf ihre Weise einen radikalen Umbruch: Sie verlieren
sämtliche Gewissheiten – und finden die unterschiedlichsten Antworten
auf das, was ihnen geschieht. Sie treffen ungewöhnliche Entscheidungen,
kämpfen ums Überleben, erfinden sich neue Rituale oder wählen die
kontrollierbare Katastrophe, um der unkontrollierbaren zu entgehen. Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung erzählt Michela
Murgia in zwölf miteinander verflochtenen Geschichten von Krankheit und
Tod, von Trauer und neuer Liebe, von der Kunst des Abschiednehmens und
der des Weiterlebens. Ein Mut machendes Buch über Krisen und Neuanfänge,
wahrhaftig und hell. (Verlagsbeschreibung)
UNKONVENTIONELLE GESCHICHTEN ÜBER KRISEN UND NEUANFÄNGE...
Dieser Erzählband enthält zwölf interessante, teils verwirrende und/oder verstörende Geschichten mit einem teilweise verblüffenden autobiografischen Bezug, wie die dem Buch beiligende Broschüre verrät. Dies sorgte bei mir im Nachhinein noch für einen Kloß im Hals, denn jeder der Texte steht für eine sehr persönliche Lebenskrise. Jede der Erzählungen widmet sich einer anderen Person, einer anderen Lebenslage, teilweise stehen die Episoden jedoch in einem losen Kontext zueinander.
Die Geschichten bieten oft eine überraschende Wendung, eine verblüffende Reaktion. Es kommt oftmals zu sehr eigenwilligen Lösungen, die die Kreativität von Menschen herausstreicht, aber auch die Extremsituationen verdeutlicht, in denen sich die Hauptcharaktere hier befinden. Eigensinn und Skurrilität kennzeichnen die Erzählungen, stets gibt es eine individuelle Lösung, kein Anpassen an Konventionen oder Erwartungen, was mir gut gefiel.
Manches stößt auf oder ab, und es sind oft unbequeme Geschichten, die trotz aller Distanziertheit des Erzählens teilweise ein Unwohlsein hervorrufen. Nicht alle Erzählungen konnten mich komplett abholen, bei manchen Geschichten habe ich nicht alle Hintergründe erfasst oder verstanden. Doch ich mochte das Unkonventionelle der Entscheidungen und die kleinen Ausbrüche der Hauptcharaktere, ebenso wie die leise Kritik an Rollenvorstellungen (Verhältnis Mann-Frau) und einigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten.
Letztlich habe ich das Buch sehr gerne gelesen und die so unterschiedlichen Geschichten wohldosiert genossen...
© Parden
Bei Büchern mit Erzählungen machen es die Unterschiede.
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