“Klarkommen” erzählt die Geschichte von Mounia, Leon und der Erzählerstimme selbst, die nach dem Abitur gemeinsam den Sprung in die Großastadt wagen und schnell feststellen, dass die Bücher, Filme, Serien und Songs gelogen haben: Die Party ist entweder schon vorbei oder hat nie angefangen. Niemand fickt, fast alle haben Angst vor Drogen, und cool sind immer nur die anderen. Gemeinsam und einzeln hadern sie mit der eigenen, peinlichen Verspultheit und der unschaffbar scheinenden Aufgabe, schnell noch aufzublühen, bevor sich die Zivilisation selbst beendet. Die große Frage, die sie alle umtreibt, lautet: Wo ist mein Platz im Leben, und wie finde ich ihn? Und sie brauchen nicht zuletzt einander, um das herauszufinden ... Ilona Hartmanns neues Buch berührt mit feinen Beobachtungen und intensiven Momente, die kraftvoll und wahrhaftig vom Leben in all seinen Tiefen, Höhen und Grautönen erzählen. „Klarkommen“ ist der Gegenentwurf zu allen high action Coming of-age-Romanen, in denen auf einer Seite mehr passiert als in einem Lebensjahr eines normalen Teenagers. (Verlagsbeschreibung)
ORIENTIERUNGSJAHR...
Die Orientierungszeit nach dem Abitur ist sicher nicht einfach - der Wegzug aus dem Elternhaus, aus der vertrauten Umgebung, von all dem, was man bisher kannte. Die Erwartungen, die mit dem Umzug einhergehen, das neue Leben, endlich selbstbestimmt und erwachsen sein. Dagegen die Realität, die einen rasch genug einholt, Hoffnungsseifenblasen, die schnell zerplatzen. Und dabei das Gefühl, trotzdem irgendwie seinen Platz im Leben finden zu müssen. Klingt banal? Ist banal. Und obwohl hier Situationen geschildert werden, die man so oder so ähnlich womöglich selbst einst durchlebt hat, ertappte ich mich immer wieder bei einem Gefühl: Langeweile.
In meist kurzen Episoden berichtet die Ich-Erzählerin von ihrem Leben nach dem Umzug aus einer Kleinstadt in die Metropole, weg vom Elternhaus hin zum Studium, vom Leben in der WG, in der sich die Menschen plötzlich anders geben als gewohnt, sich Bilder korrigieren. Dabei gibt es immer wieder auch Rückblenden in ihr früheres Leben als Kind und Jugendliche, was verdeutlicht, wie sie zu dem wurde, was sie heute ist. Ein Jahr lang begleitet der Hörer / die Hörerin die junge Frau in ihrem Werdegang - in der Erwartung, stets etwas Besonderes erleben zu müssen, in der Erkenntnis, dass viele Menschen auch schon in jungen Jahren der Gleichgültigkeit verfallen sind, in dem Versuch einer Beziehung, die zum Scheitern verurteilt ist - ganz banale Erlebnisse, von denen hier ohne große Aufregung berichtet wird.
Jodie Ahlborn liest die ungekürzte Hörbuchausgabe (3 Stunden und 28 Minuten) der Erzählung entsprechend unaufgeregt und nüchtern. Dabei störten mich die häufig wiederkehrenden gendergerechten Bezeichnungen von Personen. Steht so im Text, ist heutzutage kaum mehr wegzudenken, aber gesprochen kann ich das einfach nicht leiden. Schüler:innen, Freund:innen, Besucher:innen - mich triggerten diese Begriffe zusehends.
Ilona Hartmann fängt die Gedanken und Gefühle der gerade erwachsenen Protagonistin sicherlich gut ein - aber all das zeigt weder etwas Besonderes, noch etwas Interessantes oder Neues auf, jedenfalls für mich. Banal und langweilig ist daher mein nüchternes Fazit. Schade...
© Parden
Manchmal sehne ich mich nach einer Geschichte, die ohne Abenteuer abläuft. Denn so große Abenteuer wie in der Literatur beschrieben haben wir wahrscheinlich nur selten erlebt.
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