Alles, was mit Magie in Berührung kommt – egal, ob für einen Sekundenbruchteil wahrer Magie oder für jene Momente, die der Illusion auf den Bühnen der Welt gehören – wird irgendwann selbst magisch. So geht es auch Puschkin, dem weißen Kaninchen eines Zauberers in Montparnasse, das abseits der Vorstellung sein Leben im Zylinderkabinett verbringt – jenem Ort, an dem Tücher wie Schmetterlinge fliegen und Tauben zu Plastikrosen werden. Dort, wo die Schuhmaus alle Geschichten kennt und der Regenbär die Seerosen gießt, wo die Pikdame die Geheimnisse hütet und die Puschelwuschelohrenkatze ihr Unwesen treibt: Genau dort taucht eines Tages direkt vor Puschkins Hasennase ein winziges Mädchen auf, das einen Schlüssel im Rücken hat und sich nur bewegt, wenn man ihn dreht. Schnell wird klar, dass Eugenie, wie dieses Mädchen heißt, nicht in das Zylinderkabinett gehört, und so macht sich Puschkin mit ihr auf den Weg zum von allen gefürchteten Schmuckfrosch – der einzigen Hoffnung, die Eugenie noch zu haben scheint… (Verlagsbeschreibung)
EINE ERZÄHLUNG AUS DER MAGISCHEN ZWISCHENWELT...
"Es gab nichts, was es nicht gab, und gleichzeitig Dinge, die nicht sein konnten. So wie die Gestalt, die eines Tages in einem der Gänge stand."
Fabienne Siegmund hat hier eine kleine fantastische Novelle geschrieben, irgendetwas zwischen Hans Christian Andersen und Alice im Wunderland. Die oft kleinen Dinge, die hier zum Leben erwachen, das Spieluhrmädchen, was plötzlich in das Zylinderkabinett gerät und durch das Drehen am Schlüssel zum Leben erwacht, all das erinnerte mich an die Märchen des dänischen Schriftstellers. Und Puschkin, das weiße Kaninchen, die lebendigen Spielkarten, die Kartenstadt, die Puschelwuschelohrenkatze und noch anderes mehr gemahnte an die Erzählung von Alice im Wunderland. Und doch hat die Autorin hier eine ganz eigene Welt geschaffen und da hinein eine leise märchenhafte Geschichte gezaubert.
Erzählt wird das Geschehen aus der Perspektive des weißen Zaubererkaninchens Puschkin, das vom Typ her eigentlich ängstlich ist, durch die Aufgabe rund um das kleine Spieluhrmädchen aber zusehends über sich hinauswächst. Von wachsender Freundschaft ist hier die Rede, davon, sich den eigenen Ängsten zu stellen, von Loyalität im Angesicht böser Mächte und von dem, wie man wirklich sein will. Und man begegnet auf Schritt und Tritt den seltsamsten Figuren - neben der benannten Puschelwuschelohrenkatze gibt es da noch die Schuhmaus, die durchsichtige Eisschnecke, den Regenbär, den Joker, den grimmigen Schmuckfrosch u.v.a.
Der Schreibstil wirkt etwas antiquiert märchenhaft, manches wird nur angedeutet und bleibt im Bereich des Mystischen. Und passend zu dem Märchenstil arbeitet die Erzählung auch wenig mit Emotionen, so dass man als Leser/Hörer eher weniger mitschwingt. Die Botschaft wird aber trotzdem deutlich, und das offene Ende wirkt auf mich passend.
Max Hoffmann liest die ungekürzte Hörbuchfassung (2 Stunden und 19 Minuten) souverän und akzentuiert, was für ein angenehmes Hörerlebnis sorgt.
Eine nette kleine märchenhafte und atmosphärische Novelle für zwischendurch - für alle, die Märchen und Magie mögen.
© Parden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.
Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.