Sonntag, 18. August 2019

Kuhlmann & Jähn: Amstrong & Erlebnis Weltraum

Fünfzig Jahre ist das jetzt also her. Das Ereignis, welches als „großer Schritt für die Menschheit“ bezeichnet wurde. Der Astronaut Neil Armstrong betritt den Mond. Zugegeben, erinnern kann ich mich an das Ereignis nicht. Das hat vermutlich zwei Gründe. Einmal, ich war gerade fünf Jahre alt und in Dresden gab´s kein Westfernsehen. Da ist ist mir „Lunachod“, das sowjetische Mondauto, natürlich eher in Erinnerung.

Als der erste Mensch den Mond betrat, gab es natürlich einen riesen Jubel. Außerdem konnte man bei der NASA ja nun zeigen, dass man die Russen raumfahrttechnisch überholt hätte. Schnee von gestern.

Aber weder Neil Armstrong, noch seine Mitstreiter, Edwin Aldrin und Michael Collins, wussten etwas davon, dass da noch jemand auf dem Mond war. Lange hat darüber keiner geschrieben. So geheim muss das gewesen sein. So geheim, dass sich sogar der Geheimdienst darum kümmerte.

Vielleicht sind ja die Akten inzwischen offen, oder Torben Kuhlmann war das, was man heute einen Wisthleblower nennt. Der hat aufgedeckt, dass den großen Leistungen der Menschheit immer etwas vorausging. Das war bei LINDBERGH so und nun auch bei ARMSTRONG.

Okay, gestehen wir den Amerikanern in der NASA zu, dass es trotzdem ein amerikanisches Projekt war, es war nämlich eine amerikanische MAUS, den den Mond als erste betrat...



„Der Weltraum, unendliche Weiten...“ Nein,nein, bleiben wir mal bescheiden und bringen ein weiteres Buch zur Sprache: ERLEBNIS WELTRAUM von Dr. Siegmund Jähn. Als der 1978 an der Seite von Waleri Bykowski ins All startete, war ich fünfzehn. Das war ein Theater. Und stolz war ich auch. Ein Fliegerkosmonaut der DDR, Jagdflieger und der erste Deutsche im All. 

Das Mäuschen bei Kuhlmann musste sich nicht gegen eine Auswahl weiterer geeigneter Mäuse durchsetzen. Es gab zwar schon mal eine fliegende Maus, aber das war unter diesem Volk, welches bis vor kurzem noch dachte, der Mond wäre ein schöner goldener Scheibenkäse, weitgehend in Vergessenheit geraten.

Der zukünftige Fliegerkosmonaut war seinerzeit nicht der alleinige Deutsche im sogenannten Sternenstädtchen, da war noch der Eberhard Köllner mit, ebenfalls Jagdflieger und Oberstleutnant. Das waren damals die bevorzugten Kandidaten. Aktive Jagdpiloten zählten nun mal zu den sportlichsten, gesündesten Leuten, Disziplin und Durchhaltevermögen hatten die auch. Außerdem waren sie Kräfte gewöhnt, die während eines Raumfluges noch stärker wirken würden, als in einem Jagdflugzeug.



Siegmund Jähn hat nicht nur ein biografisches Buch geschrieben. Vorbereitung, Training und Durchführung dieses Fluges mit Sojus 31 hat Jähn den Lesern ebenso beschrieben wie die Technik, die Experimente und mehr.


Auch unser Mäuschen geht für sein Vorhaben studieren, muss aber seine Experimente dazu selber in die Pfoten nehmen, da ist zum Beispiel die Frage nach dem Raumanzug. 
Im ersten Moment staunt der Leser, die Betrachterin, wie sich die Bücher gleichen, die doch unterschiedlicher nicht sein können.  


Sowohl der Kosmonaut wie auch das astronautische Mäuschen mussten erst einmal viel lernen. Da ging es zuerst einmal um die Raumfahrt selbst, die Steuerung von Raumschiffen bei Start und Landung, das Verhalten im Weltraum und so vieles mehr. Natürlich hatten sie viele Lehrer. Sogar das Mäuschen. Es traf sich mit einer anderen Maus, deren Privileg es war, Jahrzehnte zuvor eine andere Pionierleistung zu vollbringen: Der Flug über den Atlantik, dokumentiert von einem Zeichner nahmens Torben Kuhlmann.

Die alte Maus erzählte, wie sie das Flugzeug baute und wie sie floh vor ihren Feinden, den Katzen. Unser Mondmäuschen hatte mit der Zeit auf ein paar Feinde, denn irgendwie war dem Geheimdienst bekannt geworden, dass sich da jemand oder „etwas“ anschickte, das Vorhaben Apollo 11 platzen zu lassen. Eine Maus beginnt einen neuen Wettlauf um die Vorherrschaft in der Raumfahrt, doch ist es keine russische Maus.

Der Kosmonaut, der im sogeannten Sternenstädchen lernte, flog nicht allein. Sein Kommandant, der Russe Waleri Bykowski, startete bereits das dritte Mal ins All und auch die Besatzung der Raumstation Mir, Wladimir Kowaljonok und Alexander Iwantschenkow, war sehr erfahren. Das waren dann schon andere Bedingungen, als die unseres Mäuschens. 


Dies alles beschreibt Jähn in Erlebnis Weltraum und geht dabei tiefgreifend auf die physikalischen Bedingungen des Fluges, die wissenschaftlichen Experimente, natürlich mit besonderem Hinweis auf die Multispektralkamera aus Jena, die er für die Fotografie der Erde benutzte, ein.

Eine Menge Zeichnungen sind daher im Buch enthalten und Fotos von der Erde und dem Leben in der Raumstation.



Sowohl der erste deutsche Kosmonaut wie auch unser Astronaut des Mäusevolkes erlebten die Landung ebenso intensiv wie den Start. Landete die Maus über der großen Stadt, mussten unsere Kosmonauten mit der kasachischen Steppe vorlieb nehmen, wobei sich Jähn eine Rückenverletzung zuzog, wovon in seinem eigenen Buch nichts stand. Der Presserummel war ähnlich, denn auch die Maus wurde begeistert begrüßt.

Die Artikel zum 40. Jahrestages des Fluges betonen überflüssigerweise, dass das Neue Deutschland damals in dicker Schlagzeile vom „ersten Deutschen“ im All berichtete, die Betonung der DDR-Bürger als Deutsche war damals mehr als unüblich.

Heute indes ist es mehr als bedauerlich, dass sowohl der 40. Jahrestag des Fluges von Sigmund Jähn im Jahr 2018 und sein 80. Geburtstag im Jahr zuvor weder vom Bundeskanzleramt noch vom Verteidigungsministerium gewürdigt wurden. Der Flug des NVA-Offiziers stünde nicht in der Traditionsfolge der Bundeswehr. Aus dem Kanzleramt war zu lesen: „Ich möchte Ihnen versichern, dass die Herkunft von Herrn Sigmund Jähn aus der DDR nicht das Kriterium für die Entscheidung darstellte, ihm kein Glückwunschschreiben der Bundeskanzlerin im letzten Jahr zu übersenden. Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft weiterhin alles Gute.“ (Zeit-Online).

Jähn / Merbold / Gerst (ESA-Webseite)


Schade. Wesentlich mehr für das Zusammenwachsen des ehemals getrennten Deutschlands haben da zwei Nachfolger des Fliegerkosmonauten getan. Ulf Merbold verwandte sich für die Beschäftigung des ehemaligen Generalmajors bei der ESA und in Russland und so arbeitete der erste deutsche Raumfahrer sehr erfolgreich nach der deutschen Einigung für die deutsche Raumfahrt. Besonders gewürdigt hat dies in den beiden Jubiläumsjahren der deutsche Astronaut Alexander Gerst: „Es war mir eine große Ehre und Freude, auf deinen Schultern in den Weltraum zu fliegen! Dein Freund Alex“



Doch wollen wir unser Mäuschen, Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins nicht vergessen. Jede dieser Missionen, in denen Menschen in den Weltraum oder gar auf den Mond flogen, sind Ereignisse, die für die ganze Welt von Bedeutung waren und sind. Nicht nur die der ersten: Juri Gagarin, German Titow und Alan Shepard, oder der ersten Frau Walentina Tereschkowa.

Da ist es trotzdem eine hübsche Idee, dass diesem Armstrong auf dem Mond ein ein Fähnchen vor die Augen gerät,  wie dem Bergsteiger, der meinte, zuerst auf den Gipfel eines hohen Berges zu steigen und dort schon ein Fähnchen im Schnee stecken sieht.

Es sind sehr unterschiedliche Bücher, die ich hier besprochen habe. Beide sind in der Lage, Raumfahrt und Raumfahrtgeschichte auf ansprechende Art und Weise zu erzählen. Die Bilderbücher natürlich auf eine besondere Art. Von ARMSTRONG erschien zum 50. Jahrestag  eine überarbeitete Sonderausgabe im Nord Süd-Verlag.


* * *

Am 22.09.2019 meldet die Tagesschau, dass Sigmund Jähn mit 82 Jahren verstorben ist. Sein Kommandant Bykowski starb mit 84 Jahren bereits im März 2019.
Leider kann auch die ARD sich in der Tagesschau den wertenden Hinweis auf den DDR-Hintergrund nicht verkneifen. Also wird das Andenken weiterhin von den Kollegen, nicht aber vom deutschen Staat hochgehalten.



► Siegmund Jähn: Erlebnis Weltraum / DNB / Militäverlag der DDR / Berlin 1983 / 298 Seiten
► Torben Kulmann: Armstrong / DNB / Nord Süd Verlag / Zürich 2016 / ISBN: 978-3-314-10348-3

ausgewählte Quellen:


© Bücherjunge




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