Diese Rezension wird vorgezogen. Der Grund dafür ist die aktuelle Besprechung von Anne Parden zu Ian McEwans MASCHINEN UND ICH. Der bekannte britische Autor, der bereits mehrfach** auf unserem Blog besprochen wurde, erzählt dabei von künstlicher Intelligenz, in Form eines immer menschlicher werdenden Androiden.
Marc Elsberg, dessen Romane GIER und BLACK OUT ich in diesem Jahr hier besprochen hatte, geht an ein ähnliches Problem gänzlich anderes heran, mit HELIX – Sie werden uns ersetzen, wird Intelligenz mittels Genmanipulation beeinflusst.
Passt also gerade genau hier her und daher folgt die Rezension bereits, während die letzten Sätze des Hörbuches aus dem Lautsprecher kommen.
In München stirbt der US-Außenminister unerwartet und die Todesursache wird nicht sofort klar. Gleichzeitig werden in verschiedenen Ländern Tiere und Nutzpflanzen entdeckt, die man in dieser Qualität bisher nicht kannte. Markantes Beispiel dafür ist die Superernte von Mais eines Bauern in Tansania, inmitten halbverdorrter Felder seiner Nachbarn. Manipulierte Ziegen in Indien und Baumwolle in Südamerika sind ebenfalls aufgefallen.
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In Kalifornien wie anderswo auf der Welt existiert eine Kinderwunschklinik. An diese wenden sich Helen und Greg. Doch neben dem Standartprozedere schlägt ihnen der behandelnde Arzt ein paar „Verbesserungen“ vor. Das Paar wird eingeladen, sich das erwähnte Forschungsprogramm in NEW GARDEN persönlich anzusehen. Wo sich NEW GARDEN befindet, bleibt dabei erst einmal geheim. Die beiden willigen ein und was sie und andere potentielle Eltern dann entdecken werden, ist verblüffend und erschreckend zu gleich: Die Eltern können sich aussuchen, ob sie ein hyperintelligentes, ein sportlich hochbegabtes, ein körperlich überlegenes oder ein besonders hübsches Kind haben wollen. Oder einein Mix daraus...
So wie Jill und Eugine. Jill studiert mit 10 Jahren am MIT und sieht aus wie ein Teenager, Eugine ist ein Kind aber nicht weniger intelligent. Da sich verschiedene Organisationen wegen der Nutzpflanzen zum Beispiel Gedanken machen und Informationen ja nich völlig geheim bleiben, besucht zufällig die US-Präsidentin zum selben Zeitpunkt wie die zukünftigen Elternpaare das Objekt. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf.
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Auf eine gewisse Art und Weise stellen McIwan und Elsberg ähnliche Fragen: Wie weit geht die Menschheit einmal in den technischen Forschungen und zum anderen in den naturwissenschaftlichen. Während bei McIwan die technische, die künstliche Intelligenz das Thema bildet, ist es bei Elsberg der direkte Eingriff in die genetische Struktur des Menschen selbst. Ob nun Intelligenz künstlich geschaffen oder manipuliert wird, gleichermaßen wirft dies philosophische und gesellschaftliche Fragen auf.
Während der Zweck bei den genmanipulierten Tieren und Pflanzen auf der Hand liegt (Krankheiten, schnelle Ernten, Ernährung der Weltbevölkerung) und vor allem die noch Folgen unbekannt bzw. unabsehbar sind, ist es mehr als fraglich, ob die Manipulation der genetischen Struktur einer Eizelle oder des Samens zur Beeinflussung bestimmter menschlicher körperlicher und charakteristischer Merkmale denkbar und machbar sind oder ob hier insbesondere unmenschliche bzw. auch verbrecherische Ziele vorherrschen. Fängt man einmal damit an, dann kommen vielleicht wirklich irgendwelche UNIVERSAL SOLDIERS dabei raus. Oder eine arische Elite.
Im Spiegel war letzte Woche zu lesen, dass Wissenschaftler sogenannte Chimären erschaffen. Das ist zum Teil völlig übliche Laborarbeit. „In einem ... Fall wuchsen menschliche Gliazellen im Gehirn neugeborener Mäuse heran. Die entstandenen Chimären besaßen ein auffällig gesteigertes Gedächtnis.“
Der japanische Wissenschaftler Nakauchi will einmal Schweine mit menschlichen Bauspeicheldrüsen züchten, um Insulin für die vielen Diabetes-Kranken zu gewinnen. Die Grundlage wird beim Embryo in einem sehr frühen Entwicklungsstadium gelegt, damit „der Schweinekörper und sein menschliches Organ zu einem gemeinsamen, harmonisch miteinander verbundenen Organismus heranwachsen.“ *
In unserer Geschichte greifen die Wissenschaftler über Viren die zu manipulierenden menschlichen Gene an. Wir sehen, Marc Elsbergs Geschichte erscheint wieder erschreckend aktuelle zu sein. Wer weiß, was in irgendwelchen Laboren auf der Welt so passiert?
Eine weitere Frage ist: Jill und Eugine sind Kinder. Wie gehen wir mit Kindern um, wenn diese uns überlegen sind?
Bei solchen Büchern scheint es mir inzwischen besser, die Printversion zu lesen. GIER und BLACK OUT habe ich gelesen, dieses hier nun gehört. Während die erste Hälfte durchgehend spannend und unterhaltend war, flachte die Geschichte dann etwas ab. Alks die wichtigsten Dinge gesagt waren, ging damit auch ein wenig Aufmerksamkeit anhanden. Zudem erschien sie mir etwas vorhersehbar, wenn auch folgerichtig, was nicht heißt, dass ich das gut heiße.
Die Art, wie Elsberg schreibt, ist insgesamt locker und sehr ansprechend. Er hat den Anspruch „auf spannende und emotionale Weise von den Herausforderungen, vor die technische Entwicklungen unsere Gesellschaft und jede/n Einzelne/n stellen, und den daraus resultierenden notwendigen Diskussionen [zu erzählen]". (Verlagsinterview)
So gesehen bezeichnet er in einem Verlagsinterview den Roman als Gesellschafts- oder Debattenthriller und eben nicht als Katastrophenthriller.
Kümmern wir uns demnächst um ZERO, das als Hörbuch schon gespeichert ist. Wir werden sehen, ob auch hier das Lesen die bessere Alternative gewesen wäre.
* vgl. Mensch im Tier von Johann Grolle in: DER SPIEGEL, Nr. 32 vom 03.08.2019, Seite 97
© Bücherjunge
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