Die südkoreanische Autorin Han Kang ist in diesem Blog keine Fremde. Bereits zwei Bücher von ihr durfte ich hier vorstellen, und entsprechend neugierig war ich auf ihr neuestes Werk. Ich durfte es im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen, wofür wir die Leseexemplare vom Verlag gestellt bekamen. Herzlichen Dank wieder einmal dafür!
Wobei - neuestes Werk stimmt nicht so ganz. Erst im Laufe der Lektüre erfuhr ich, dass dieser Roman weit vor 'Die Vegetarierin' und 'Menschenwerk' entstand. Ob mich Han Kangs früher Roman trotzdem überzeugen konnte? Lest selbst:
Inhalt: (Quelle: Aufbau Verlag)
Ein großer Roman über die Einsamkeit der menschlichen Existenz.
Eines Tages verschwindet der Bildhauer Jang Unhyong beinahe spurlos. Er hinterlässt seine faszinierenden Gipsabdrücke von Händen und Körpern – und ein bewegendes Tagebuch, das seine lebenslange Suche nach Nähe und Wahrhaftigkeit in einer Welt voller Masken schildert.
Eines Tages verschwindet der Bildhauer Jang Unhyong beinahe spurlos. Er hinterlässt seine faszinierenden Gipsabdrücke von Händen und Körpern – und ein bewegendes Tagebuch, das seine lebenslange Suche nach Nähe und Wahrhaftigkeit in einer Welt voller Masken schildert.
AUF DER SUCHE NACH NÄHE UND WAHRHAFTIGKEIT...
Quelle: Pixabay |
In
eine kurze Rahmenhandlung eingebunden, wird die Erzählung um den
Bildhauer chronologisch präsentiert, entsprechend der Einträge von Jang
Unhyong in dessen Tagebuch. In meist recht kurz gehaltenen Kapiteln
wechseln Zeit und Ort, wobei das Atelier des Künstlers schon eine
dominante Stellung einnimmt. Wie auch in ihren anderen Romanen, wählt
Han Kang hier einen distanzierten Schreibstil, klar und wenig poetisch,
so dass der Leser die Figuren zwar genau betrachten kann, ihnen aber zu
keinem Zeitpunkt wirklich nahe kommt. Dies wirkt phasenweise befremdlich
und kühl, pointiert damit andererseits aber deutlicher die eigentliche
Fragestellung des Romans.
Han
Kang beschränkt sich in dieser Erzählung auf wenige Charaktere, wobei
der Bildhauer Jang Unhyong im Mittelpunkt steht. Andere Figuren werden
namentlich nicht erwähnt, sondern mit P., L. und E. abgekürzt, ebenso
wie die Schriftstellerin H., die als Ich-Erzählerin der Rahmenhandlung
fungiert. Von klein auf erkennt Unhyong, dass die Menschen stets ihr
wahres Wesen hinter einer Maske verstecken - alles ist mehr Schein als
Sein. Hände drücken oft mehr aus als das Gesicht eines Menschen, weshalb
der Bildhauer eine Zeitlang fasziniert von diesen Körperteilen ist und
Gipsabdrücke von ihnen fertigt. Aber auch Hände können Wahrheiten
verbergen, und Unyhongs Suche gilt dem wahren Kern eines Menschen und
damit der wahren Nähe zu ihm. Eine große Einsamkeit begleitet ihn dabei
zeitlebens, denn die Wahrhaftigkeit will sich ihm einfach nicht zeigen.
Die
Handlung selbst ist meist wenig aufregend, die inneren Vorgänge sind da
weitaus spannender. Die Fragestellung: 'Wer sind wir wirklich - wer die
anderen?' durchzieht den Roman und beschäftigt nicht nur den Bildhauer
Unhyon, sondern lässt auch mich als Leser nicht kalt. Und auch die
Autorin bekennt in ihrem Nachwort:
"Der
Roman (...) veränderte meinen Blick, meine Art zu hören und zu lieben.
Still brachte er meine Seele an Orte, an denen sie noch nie gewesen
war." (S. 312)
Ein
früher Roman der südkoreanischen Autorin Han Kang, der auf ihr
wirkliches Können hindeutet, allerdings noch weniger Spuren der
Verstörung aufweist als die späteren Werke. Eine Erzählung, durch die
ich mühelos gleiten konnte, deren existenzielle Fragestellung mich beim
Lesen beschäftigte und die ich trotz aller Distanziertheit wirklich
mochte.
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Gebundene Ausgabe: 312 Seiten
- Verlag: Aufbau Verlag; Auflage: 1 (15. Februar 2019)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Kyong-Hae Flügel
- ISBN-10: 3351037627
- ISBN-13: 978-3351037628
Informationen zur Autorin: (Quelle: Aufbau Verlag)
Han Kang ist die wichtigste literarische Stimme Koreas. 1993 debütierte
sie als Dichterin, seitdem erschienen zahlreiche Romane. Seit sie für
"Die Vegetarierin" gemeinsam mit ihrer Übersetzerin 2016 den Man Booker
International Prize erhielt, haben ihre Bücher auch international großen
Erfolg. Zuletzt erschien von ihr bei Aufbau der Roman "Menschenwerk",
der mit dem renommierten italienischen Malaparte-Preis ausgezeichnet
wurde. Derzeit lehrt sie kreatives Schreiben am Kulturinstitut Seoul.
Weitere Romane der Autorin hier im Blog:
Zur Rezension |
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Gestöber in Altem bringt immer was Neues...
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