Sonntag, 3. Februar 2019

Die DEFA und der Kleine Prinz

Ach ja: Der kleine Prinz. So klein – so groß – so alt – so jung. Ein kleiner Philosoph – ein Reisender...




Muss man viel über dieses Märchen für Erwachsene erzählen? Eigentlich nicht. Und doch...

Anne hat darüber geschrieben, sogar auf französisch. Daher muss ich nicht viel erzählen über den Fuchs, der da meinte: „On ne voit bien qu’avec le cœur.“



Der kleine Prinz begegnet einem überall. Kürzlich erst fand ich ihn bei Peninsula Valdez, an der Küste des südlichen Oceano Atlantico. Als Antoine de Saint-Exupéry in Südamerika flog, soll er das Bild von der Schlange mit dem verschlungenen Elefanten gefunden haben. Darüber habe ich hier bereits geschrieben.




Vor kurzem fand ich das passende Zitate-Büchlein Der kleine Prinz. Es wanderte natürlich zu mir. Dann gab es die Lieder des kleinen Prinzen. Ein Doppelalbum von Kurt Demmler, bekannt als Texter vieler Ostrock-Gruppen.




Doch den für mich bisher verblüffendsten Fund machte ich vor einer Woche, denn da fand ich einen Film im sogenannten  DDR-TV-Archiv. Vielleicht wäre ich sogar darüber weg gegangen, aber dann las ich Namen:

Christel Bodenstein als kleiner Prinz. Wer kannte nicht die zickige schöne Prinzessin aus dem Singendem klingendem Bäumchen?
Oder Horst Schulze als Der Eitler, Wolfgang Heinz als König, Inge Keller spielte die Schlange und Klaus Piontek bekam als Fuchs einen roten Haarschopf. Fred Düren zündete ständig seine Laterne an und blies sie gleich wieder aus, den Geschäftsmann gab Jürgen Holtz
Und, natürlich, der Flieger: Eberhard Esche, der in der Sahara auf den Prinzen trifft und diesen versorgt, während der von seiner Reise erzählt.

Es ist ein eigenes Stück Filmgeschichte. 1965/1966 drehte die DEFA einen Film, der das Farbfernsehen in der DDR einleiten sollte. Dafür standen die Schauspieler wohl Schlange. Nicht wegen des Farbfernsehens, eher wegen des Titels. Kein Geringerer als Konrad Wolf saß auf dem Regiestuhl, Angel Wagenstein entwarf das Szenarium. Doch dann wurde der Film ganz verschämt im Jahr 1972 im Zweiten gezeigt. Nicht, weil man im Zweiten in der DDR auch damals besser gesehen hat, nee nee, man hatte wohl ein wenig Angst. Die DEFA hatte nämlich nicht so richtig gefragt, ob sie das Material des Franzosen Antoine de Saint-Exupéry verwenden darf. Das hatten die Verantwortlichen schlicht vergessen. Nun ist der Autor aber leider schon im Jahre 1944 mit seinem Flieger abgestürzt. Daher waren ab 2014 die siebzig Jahre Schutzrecht für den Text vorbei.
Für etwas seltsam halte ich, dass man wegen Konrad Wolf schon mal angefangen hat zu drehen, ohne Rechte. Naja, es gibt halt nichts, was es nicht gibt , auch nicht in Babelsberg.


Szenenbilder


In allem war der Film teuerer wie sonst: höhere Tagesgagen und Honorare für Filmstab und Schauspieler. EINE MILLION Mark hat man für den Film zur Verfügung gestellt, da komme mir keiner mit dem Wort „Alu-Chips“

Die Euphorie zu diesem Vorhaben starb gaanz langsam. Später dann, nach 1990, verhandelte man mit den Erben um die Rechte, aber eben erst jetzt war der Stoff frei.

Es ist ein ruhiger Film, ein sehr bunter Film. Der Pilot, dessen kaputtes Flugzeug in der Sahara steht, stößt plötzlich auf diese Prinzessin, sorry, den Prinzen. Der verlangt das berühmte Schaf und beide entwickeln das „Schaf in der Kiste“. Zuvor sieht der Prinz doch tatsächlich, dass die ebenso berühmte Boa Constrictor da einen Elefanten verschlungen hat. Der Prinz erzählt von seiner Reise von Planat zu Planet.
Alles wird ohne Aufregung, ganz leise erzählt. Behutsam legt der Pilot seine Jacke um den Prinzen, der an der Schulter des Piloten einschläft.
Der Film ist eine Augenweide und es ist traurig, dass außer Christel Bodenstein kein Schauspieler der Crew die Rückkehr in das Fernsehen erleben konnte. (Als Bonus gibt es auf der DVD ein Interview mit Christel Bodenstein)

* * *


1942
1935
Antoine de Saint-Exupéry (1900 - 1944) war zu Lebzeiten bereits ein bekannter Autor, der die Fliegerei sehr liebte. Von einem Aufklärungsflug kehrte er 1944 nicht zurück. Im Jahr 1998 fand ein Fischer sein Armband und 2000 wurde die Maschine im Mittelmeer gefunden. Er hat mehrere Bücher Geschrieben, auch über eben diese Fliegerei. Am  bekanntesten aber ist dieses MÄRCHEN - Über 140 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft. Es zählt damit zu den erfolgreichsten Büchern der Welt.

Vielfältige Adaptionen wurden von diesem Märchen für Erwachsene geschaffen. Die vielen Trickfilme dabei sprechen bestimmt mehr die Kinder an, bei denen der Stoff vielleicht erste philosophische Gedanken hervorrufen kann. Dieser Film hier ist einer für Erwachsene und auch für Kinder. Mit der wunderschönen Umsetzung des Stoffes geht die Erinnerung einher an die Größen des Theaters, welches in früheren Jahren und vor allem auch in der DDR ein große Rolle spielte.




Trailer zum Film



Prinzen - Kurt Demmler


© Bücherjunge


PS: Kurt Demmler. Ebenso wie die oben genannten Schauspieler eine Art Ikone. Nicht ganz so berühmt und doch ähnlich bekannt. Als Liedermacher natürlich wichtig für einen, der aus der sogenannten Singebewegung kam. Er schrieb Lieder für RENFT, KARUSSEL, Veronika Fischer, eigentlich hat er für alle geschrieben. 1985 dann die Doppel-LP mit den Liedern des kleinen Prinzen. Das war die Platte, die mir erstmals den Stoff näher brachten. Und dann 2002 die Anklage wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. 2009 gleich noch einmal. In der Untersuchungshaft beging er Suizid. Von den Mädchen, welche im Laufe der Jahre an diesem Programm beteiligt waren, sind wohl einige betroffen - daran muss ich beim Hören der Lieder denken, es bleiben aber wunderschöne Adaptionen der Geschichte des Piloten.


Bildquellen:









5 Kommentare:

  1. DAS nenne ich mal Hintergrundinformationen... Echt interessant und unterhaltsam zusammengestellt. 🙂

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  2. Die Szenenbilder habe ich vom Fernseher angeknipst.

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  3. Hallo:)
    Wow das sind ziemlich interessante Infos zu einem sehr berühmten Werk!
    Gefällt mir.
    Gerne bleibe ich als Leser auf Deinem Blog:)
    Herzliche Grüße
    Andrea

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