Dienstag, 26. Februar 2019

Schmiedel, Diane: Kakerlake rot-weiß

Schon einmal von diesem Titel gehört oder gelesen? Nein? Kein Wunder. Solche Bücher befinden sich meist abseits des Mainstreams. Grund genug für mich, hier einmal genauer hinzuschauen...

Zugegeben: nicht jeder Zufallsfund ist ein Volltreffer. Wie es bei diesem Buch war? Das erläutere ich hier:










Inhalt: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Appetit auf Kakerlaken am Spieß? Lust auf sächsischen Milbenkäse oder lieber gegrilltes Meerschweinchen? Fasziniert von solch skurrilen Gerichten, hat Diane Schmiedel jede Menge Kurioses in den Töpfen der Welt gefunden. Anekdoten, kulturelle Eigenheiten und selbst getestete Rezepte ergeben eine unterhaltsame Lektüre – für alle, die einen Blick über ihren Tellerrand werfen wollen.









MAL EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND - ODER: WERDEN SIE SOFORT ZUM VEGETARIER! FALLS SIE KÖNNEN...



Frittierte Insekten in Thailand - Quelle: bienen & natur
Weshalb schaut man sich Gruselfilme an? Genau: weil man den Nervenkitzel liebt und sich, sicher im Plüschsessel hockend, mal so richtig schütteln möchte. Danach geht das Licht an, und mit einem letzten Lacher streift man das verbliebene Quäntchen Unbehagen ab, das sich im Nacken festgesetzt haben mag - und geht wieder zum Alltag über.

Weshalb aber liest man solch ein Buch, dessen Titel schon ein gewaltiges Ekelpotential verspricht? Vielleicht aus eben diesem Grund? Oder weil man einfach unverbesserlich neugierig ist? Oder vielleicht trifft von allem etwas zu? Wie dem auch sei: das Abschütteln der Irritation, des Ekels, Unglaubens und Grauens gelingt mir hier jedenfalls nicht so leicht wie nach besagtem Gruselfilm.

Dabei begann das Buch eher harmlos und - wenig überraschend - mit dem Verzehr von verschiedensten Insekten, Maden und Spinnen. Eine Traditon, der sich im Grunde nur die Europäer und Nordamerikaner eher nicht anschließen, die ansonsten aber weltweit verbreitet ist. Immerhin enthalten Schaben beispielsweise dreimal so viel Eiweiß wie Rindfleisch und Hühnchen und schmecken angeblich ähnlich wie Shrimps. Na, wohl bekomm's.

Zwar bin ich jetzt nicht direkt heiß darauf, mich der Insektenvertilgungsbewegung anzuschließen, aber wenn ich lese, um wie vieles günstiger die Ökobilanz hinsichtlich der Aufzucht von Insekten im Vergleich zu der von beispielsweise Rindern ausfällt, und dass ein Insektenburger zudem noch ein Vielfaches an Protein aufweist, kann man doch zumindest mal ins Grübeln kommen.

Anderes dagegen, was in diesem Buch Einzug hielt: tief durchatmen und am besten gleich wieder vergessen. Kapitel über Roadkill-Restaurants (Stichwort: Spaghetti mit Igelsauce), philippinischen Hundeeintopf und die chinesische Vogelnestsuppe (Hauptbestandteil: Vogelspucke) leiten über zu den richtig ekligen Zutaten, um die der heimische Herd bereichert werden kann. Kannibalismus hält hier ebenso Einzug wie der Verzehr der Plazenta (Rezept: Toast Mutti) sowie Kochen mit Sperma (der besondere Capuccino) oder Gerichte mit Muttermilch (Tittimisu). Zum Nachtisch dann einen Käse, der sich bewegt, Fleisch aus dem Labor oder doch lieber einen Häufchenburger? Nichts scheint unmöglich...

Es mag sein, dass sich mancher Leser nach einer Erweiterung seiner kulinarischen Gewohnheiten sehnt. Mir bringt dieses Buch wieder einmal den Gedanken nahe, dass es sich als Vegetarier womöglich besser lebt. Obwohl - auch das scheint schwieriger als gedacht. Bislang hatte ich mir jedenfalls noch keine wirklichen Gedanken darüber gemacht, wie die kleinen Motten ins Mehl oder die trägen Maden gelegentlich ins Müsli geraten... Ohne einen gewissen Insektenanteil geht wohl jedenfalls kaum etwas...

Dieses Buch ist rasch zu lesen - wenn man es nicht zwischendurch angeekelt wieder weglegen muss. Der Schreibstil ist locker und sehr humoristisch gehalten - wobei die Art des Humors für mich persönlich zeitweise etwas angestrengt und überzogen wirkte, aber auch das ist, nun ja, Geschmackssache. Jedenfalls paaren sich hier Kuriositäten mit Wissenswertem, Informatives mit Humoristischem und Denkanstöße mit innovativen Rezeptvorschlägen...

Immer schön neugierig bleiben! Aber Augen auf, was da so auf dem Teller rumliegt. Oder läuft...


© Parden













 Produktinformation: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)
  • Seitenzahl: 220 Seiten
  • Verlag: Knaur eBook; Auflage: 1 (1. Juni 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3-426-41329-6




Informationen zur Autorin: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)


Aufgewachsen zwischen dampfenden Töpfen im Restaurant ihrer Großeltern, haben Diane Schmiedel die faszinierenden Geheimnisse guter und ausgefallener Küche niemals losgelassen. Über die Jahre hinweg hat sie die skurrilsten Gerichte, die ihr vorgesetzt wurden, gesammelt. Diane Schmiedel lebt in Philadelphia, wo sie eine Creperie betreibt.




1 Kommentar:


  1. Mir reicht es eigentlich jetzt schon.
    Nur ein Wort zum Thema Insekten: in Zeiten des Insektenrückgangs keine gute Idee...

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