Dies ist das erste Buch, das mich über 'Jellybooks' erreichte. Lange vor Erscheinen des eigentlichen Buches erhalten einige Leser das kostenlose E-Book als Leseexemplar. Dies wird dann über eine spezielle App gelesen, bei der man an bestimmten Stellen im Buch seine Lesedaten an Jellybooks senden kann. Dadurch soll das Leseverhalten der Leser untersucht werden, ob z.B. bestimmte Stellen im Buch so spannend sind, dass man es kaum noch zur Seite legen kann...
Dies aber nur mal kurz zur Erläuterung, und sicher ist das auch nicht Jedermans Sache. Wie mir nun das eigentliche Buch gefallen hat? Das kann man hier nachlesen:
Inhalt: (Quelle: Harper Collins Germany)
Tina und Anders hatten früher große Träume. Doch das Leben zog vorbei, und der eine Moment, sich diese zu erfüllen, kam nie. Jetzt haben beide jemanden verloren, der ihnen sehr nahesteht und der eine Lücke hinterlässt, die zu füllen ihnen unmöglich scheint.
Tina und Anders sind sich noch nie begegnet. Zufällig beginnen sie einen Briefwechsel und teilen ihre Trauer miteinander, aber auch ihre Lust am Leben. Durch ihre Freundschaft entwickeln sie einen Hunger nach Veränderung. Mit Anfang sechzig stehen sie beide vor einer Frage, die viele Menschen umtreibt: Haben wir das Leben geführt, das wir führen wollten?
EIN EINDRUCKSVOLLER BRIEFROMAN...
Tina Hopgood wendet sich im kalten November mit einem Brief an Professor
Glob, um sich mit ihm über den Tollund-Mann auszutauschen - eine
Moorleiche, die nach Jahrhunderten gut erhalten geborgen und im
Silkeborg-Museum ausgestellt wurde. Doch so sehr sich Tina auch immer
vorgenommen hatte, endlich nach Dänemark zu fliegen, sie kam über
Englands Grenzen nie hinaus. Nun ist sie Anfang sechzig und stellt sich
und dem Professor die Frage, weshalb sie den Vorsatz nie in die Realität
umgesetzt hat, dem Tollund-Mann einmal von Angesicht zu Angesicht
gegenüber zu treten.
Fast schon wider Erwarten erhält Tina einige Wochen später tatsächlich ein Antwortschreiben - allerdings nicht von Professor Glob, denn der ist bereits 1985 verstorben, sondern vom derzeitigen Kurator des Museums, Anders Larsen. Als Tina sich für die Antwort bedankt, schreibt sie in ihrem nächsten Brief über den Tod ihrer besten Freundin Bella und was dies für sie bedeutet. Wie sich herausstellt, hat auch Anders jemanden verloren, der für ihn immens wichtig war, und so entspinnt sich ein zunehmend lebhafter Briefwechsel. Vorsichtig zunächst, dann aber stets offener und voller Gedanken, die von beiden Seiten lange zurückgehalten wurden.
"Ob Sie mir Ihre Meinung sagen, wenn Sie denn eine Meinung haben, ist weniger wichtig als der Trost, den es mir gegeben hat, das alles mit jemand zu teilen. Ich hätte nie geglaubt, dass das so sein könnte."
Merkwürdig altmodisch mutet dieser Briefwechsel an, und doch erscheint er um so viel wertvoller und behutsamer als die um so vieles schnelleren Kommunikationsmöglichkeiten heutzutage. Ganz bewusst entscheiden sich die beiden Sechzigjährigen, an ihren Briefen festzuhalten, denn die Gedanken brauchen Zeit, um sich zu entfalten, und das Lesen eines Briefes ist um so viel achtsamer als das einer eMail, die häufig nur rasch überflogen wird.
Zwischen Tina und Anders entwickelt sich eine zunehmende Vertrautheit, und sie offenbaren sich Dinge, über die sie mit den Menschen in ihrem Umfeld häufig noch nie geredet haben. Alte Sehnsüchte kommen hoch, das Gefühl verpasster Chancen, ein Überdenken von Lebensentwürfen. Sie bieten sich gegenseitig (und dem Leser) Einblicke in ihr so unterschiedliches Leben - Anders, verwitwet und zwei erwachsene Kinder, arbeitet vorwiegend geistig als Museumskurator und schreibt gerade an einem Buch; Tina dagegen lebt auf einem Bauernhof mit ihrem Mann und ihren drei ebenfalls erwachsenen Kindern und folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten, eng verwurzelt mit dem Land und täglich mit den Händen arbeitend.
"Als ich gestern beim Himbeerpflücken war, dachte ich darüber nach, wie die Menschen der Eisenzeit glaubten, nach ihrem Leben noch ein weiteres zu erleben. Wenn ich HImbeeren pflücke, gehe ich so achtsam wie möglich an den Sträuchern entlang und halte Ausschau nach jeder reifen Frucht. Aber so gründlich ich auch schaue, auf dem Rückweg finde ich immer noch Früchte, die ich übersehen hatte, als ich mich den Pflanzen aus der anderen Richtung näherte. Ein zweites Leben, dachte ich, könnte wie eine zweite Runde entlang den Himbeersträuchern sein: Ich würde gute Dinge entdecken, die mir in meinem ersten Leben nicht untergekommen waren..."
All die Gedanken, die auf das Papier strömen, dazu die andere Sichtweise des Adressaten, bieten Anstöße, die ganz allmählich das Hier und Jetzt von Tina und Anders verändern. Es ist schön, den beiden dabei zuzusehen, und auch wenn vor allem zu Anfang die Ausführungen zum Hintergrund der Moorleiche oder auch zum Jahresablauf in der Landwirtschaft recht ausufernd und teilweise auch langatmig erscheinen, hat mich der Roman letztlich in jedem Fall überzeugt. Ich hätte beispielsweise nicht gedacht, dass mich Himbeersträucher und auch Aktentaschen derart berühren könnten. Starke Bilder hat Anne Youngson hier zeitweise kreiert.
Ein leiser Briefroman, dessen Hauptcharaktere sich ganz allmählich in das Herz des Lesers schleichen. Ich denke, dass dieses Buch eher die Generation jenseits der 50 anspricht, denn diese wird sich hier in vielen der geäußerten Gedanken wiederfinden. Für mich eine schöne Entdeckung!
© Parden
Fast schon wider Erwarten erhält Tina einige Wochen später tatsächlich ein Antwortschreiben - allerdings nicht von Professor Glob, denn der ist bereits 1985 verstorben, sondern vom derzeitigen Kurator des Museums, Anders Larsen. Als Tina sich für die Antwort bedankt, schreibt sie in ihrem nächsten Brief über den Tod ihrer besten Freundin Bella und was dies für sie bedeutet. Wie sich herausstellt, hat auch Anders jemanden verloren, der für ihn immens wichtig war, und so entspinnt sich ein zunehmend lebhafter Briefwechsel. Vorsichtig zunächst, dann aber stets offener und voller Gedanken, die von beiden Seiten lange zurückgehalten wurden.
"Ob Sie mir Ihre Meinung sagen, wenn Sie denn eine Meinung haben, ist weniger wichtig als der Trost, den es mir gegeben hat, das alles mit jemand zu teilen. Ich hätte nie geglaubt, dass das so sein könnte."
Merkwürdig altmodisch mutet dieser Briefwechsel an, und doch erscheint er um so viel wertvoller und behutsamer als die um so vieles schnelleren Kommunikationsmöglichkeiten heutzutage. Ganz bewusst entscheiden sich die beiden Sechzigjährigen, an ihren Briefen festzuhalten, denn die Gedanken brauchen Zeit, um sich zu entfalten, und das Lesen eines Briefes ist um so viel achtsamer als das einer eMail, die häufig nur rasch überflogen wird.
Zwischen Tina und Anders entwickelt sich eine zunehmende Vertrautheit, und sie offenbaren sich Dinge, über die sie mit den Menschen in ihrem Umfeld häufig noch nie geredet haben. Alte Sehnsüchte kommen hoch, das Gefühl verpasster Chancen, ein Überdenken von Lebensentwürfen. Sie bieten sich gegenseitig (und dem Leser) Einblicke in ihr so unterschiedliches Leben - Anders, verwitwet und zwei erwachsene Kinder, arbeitet vorwiegend geistig als Museumskurator und schreibt gerade an einem Buch; Tina dagegen lebt auf einem Bauernhof mit ihrem Mann und ihren drei ebenfalls erwachsenen Kindern und folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten, eng verwurzelt mit dem Land und täglich mit den Händen arbeitend.
"Als ich gestern beim Himbeerpflücken war, dachte ich darüber nach, wie die Menschen der Eisenzeit glaubten, nach ihrem Leben noch ein weiteres zu erleben. Wenn ich HImbeeren pflücke, gehe ich so achtsam wie möglich an den Sträuchern entlang und halte Ausschau nach jeder reifen Frucht. Aber so gründlich ich auch schaue, auf dem Rückweg finde ich immer noch Früchte, die ich übersehen hatte, als ich mich den Pflanzen aus der anderen Richtung näherte. Ein zweites Leben, dachte ich, könnte wie eine zweite Runde entlang den Himbeersträuchern sein: Ich würde gute Dinge entdecken, die mir in meinem ersten Leben nicht untergekommen waren..."
All die Gedanken, die auf das Papier strömen, dazu die andere Sichtweise des Adressaten, bieten Anstöße, die ganz allmählich das Hier und Jetzt von Tina und Anders verändern. Es ist schön, den beiden dabei zuzusehen, und auch wenn vor allem zu Anfang die Ausführungen zum Hintergrund der Moorleiche oder auch zum Jahresablauf in der Landwirtschaft recht ausufernd und teilweise auch langatmig erscheinen, hat mich der Roman letztlich in jedem Fall überzeugt. Ich hätte beispielsweise nicht gedacht, dass mich Himbeersträucher und auch Aktentaschen derart berühren könnten. Starke Bilder hat Anne Youngson hier zeitweise kreiert.
Ein leiser Briefroman, dessen Hauptcharaktere sich ganz allmählich in das Herz des Lesers schleichen. Ich denke, dass dieses Buch eher die Generation jenseits der 50 anspricht, denn diese wird sich hier in vielen der geäußerten Gedanken wiederfinden. Für mich eine schöne Entdeckung!
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
- Verlag: HarperCollins; Auflage: 1 (5. November 2018)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Wibke Kuhn
- ISBN-10: 3959672276
- ISBN-13: 978-3959672276
- Originaltitel: Meet me at the Museum
Informationen zu der Autorin: (Quelle: Harper Collins Germany)
Die Engländerin Anne Youngson ist verheiratet und hat mehrere Kinder und
Enkelkinder. Sie war lange Jahre bei einem Motorenhersteller tätig.
Nachdem sie in Frührente ging, begann sie, als Beraterin für Schulen zu
arbeiten und war außerdem in mehreren Wohltätigkeitsorganisationen
aktiv, studierte Kreatives Schreiben und verfasste einige Sachbücher.
Momentan macht Anne Youngson ihren Doktor an der Oxford Brookes
University. »Das Versprechen, dich zu finden« ist der Debütroman der
70-jährigen Autorin.
Anne Youngson selbst schreibt: (Quelle: Amazon.de)
Liebe Leserinnen und Leser,
ich habe jahrelang in der Entwicklung bei einem führenden englischen Motorenhersteller gearbeitet. Zu meinem Job gehörte es, sich komplexen Problemen zu nähern und sie auf kreative, aber doch pragmatische Art zu lösen. Ich wusste schon immer, dass ich in meinem Leben irgendwann einmal einen Roman schreiben wollte – das ist natürlich eine andere Art von Kreativität, mit Worten und Ideen statt mit Komponenten und Maschinenbautechnik. Ich wusste auch, dass das nicht leicht werden würde, und dass ich wahrscheinlich nie Erfolg haben würde, wenn ich etwas schrieb, worauf ich am Ende nicht stolz sein konnte.
Ich verstehe nicht, wie jemand einen Roman schreiben kann, der keine Romane liest, oder wie man ohne Praxis gut schreiben kann. Ich habe beides jahrelang gemacht, indem ich hauptsächlich zeitgenössische Romane gelesen und hauptsächlich Kurzgeschichten geschrieben habe, mit denen ich ab und zu auch mal einen Wettbewerb gewonnen habe. Als ich dann eines Tages in Rente ging, fühlte ich mich bereit, meine lang gehegten Traum zu verwirklichen. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis ich ›Das Versprechen, dich zu finden‹ schreiben konnte. Ich merkte, dass ich mehr Schreibpraxis brauchte, und die nötige Ausdauer, um anzufangen und mich durchzubeißen und eine Arbeit von Romanlänge fertigzustellen, und zu guter Letzt natürlich auch die Inspiration für eine Story, die wirklich erzählenswert ist. Ich freue mich, dass ich drangeblieben bin, und ich bin stolz auf ›Das Versprechen, dich zu finden‹.
Anne Youngson
Reden wir in sechs Jahren darüber. Oder doch lieber gleich?
AntwortenLöschenFür Briefe benötigt man in jedem Fall mehr Zeit... ☺
LöschenHallo Anne,
AntwortenLöschenDanke fürs Vorstellen dieses Buches, das sicherlich seinen ganz eigenen Reiz durch die altmodisch anmutenden Formulierungen hat.
Mich hat das Cover regelrecht abgeschreckt, obwohl ja inhaltlich einiges zu erwarten ist, wie deine Rezi zeigt.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
Löschendas Cover ist wirklich nicht sehr einladend - fast als hätte es die Autorin selbst gezeichnet. Der Inhalt ist allerdings durchaus einladend...
Liebe Grüße,
Anne
Ich bin für einfarbige Buchdeckel. 😉
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